22. Sept. 2017

22. Sept. 2017,  Samarkand - Tashkent

Heute habe ich wieder einen anstrengenden Fahrtag vor mir.

Ich mache das WoMo früh reisefertig und will gegen 8 Uhr losfahren.

Zu meiner Überraschung (eigentlich sollte ich nicht überrascht sein!), kann ich die Stützen nicht hochfahren. Also ein weiterer Schaden des gestrigen Missgeschicks.

Ich räume das Aussenfach leer um an die Hydraulik zu kommen. Da sehe ich, dass eine Sicherung durchgebrannt ist. Wenn's nur das ist . . .

Die neue Sicherung ist schnell zur Hand und eingesetzt.

Nur einen kurzen Moment später steigt ich ein kleines Räuchlein aus der Elektronik auf. Also ist auch die kaputt!

Wie weiter?

Im Handbuch steht, wie die Stützen von Hand einzufahren sind.

Bereitwillig kriecht Gerd unters Auto und öffnet die Ventile bei jeder der vier Stützen - eine nach der andern.

Dann beginne ich an der Hydraulikeinheit zu pumpen damit die Stütze einfährt. Bald werde ich im Pumpen von andern abgelöst und so sind die Stützen nach einer halben Stunde eingefahren.

​

Auf dem weiteren Weg halte ich zweimal an um zu prüfen, ob sie auch drinnen bleiben.

Am frühen Nachmittag komme ich in Tashkent an und baue gleich den Inverter aus um ihn zu öffnen und nachzusehen, ob er zu reparieren wäre.

Bei der komplexen Elektronik wird schnell klar, dass das nicht möglich ist, also muss ich für Ersatz sorgen.

Noch am Abend gehe ich in die Hotellobby um via Internet Ersatz zu suchen. Leider ist dieses 4 Jahre alte Modell nicht mehr verfügbar. Darum bitte ich unseren Verkäufer, Herr Iten, zu prüfen, was als Ersatz geeignet wäre. Vor Mitte nächster Woche ist aber mit keiner Antwort zu rechnen.

Zu all diesen Widerwärtigkeiten kommt jetzt noch, dass ich Bauchweh und Durchfall habe.

​

Ich beschliesse, mich Morgen der Heizung anzu-nehmen.

23. Sept. 2017,  Tashkent

Das WoMo steht auf einem Platz hinter dem Usbekistan-Hotel und unter einer Eiche. Am Boden liegen viele heruntergefallene Eicheln. Dass diese auch des Nachts herunterfallen habe ich gemerkt, als es etwa um 2 Uhr 30  zu winden begonnen hat.

Wie wenn Steine herunterfallen würden, so laut hat es auf dem Dach geknallt. 

Für heute ist wieder eine Stadtbesichtigung angesagt. Nachdem ich immer noch etwas Bauchweh habe, Tashkent auch schon einmal besucht habe und im übrigen die Heizung noch nicht läuft, beschliesse ich auf dem Platz zu bleiben.

Die Heizung läuft nach kurzer Zeit wieder nachdem ich eine Sicherung ersetzt habe.

Morgen fahren wir weiter in Richtung Kirgistan. Kurz vor der Grenze wollen wir übernachten.

Bis dorthin sind es 380 km und unterwegs können wir an bis zu 6 Kontrollposten aufgehalten werden.

Die Grenze nach Kirgistan gilt mit den langen Wartezeiten als eine der unangenehmeren. Darum ist es wichtig gleich um 8 Uhr anstehen zu können.

Endlich habe ich auch wieder einmal Zeit um zu schreiben. Die vergangenen drei Tage waren sehr anstrengend.

Gleich will ich versuchen, ob es mit dem Hochladen von der Hotellobby aus funktioniert.

​

Am Abend besuche ich zusammen mit anderen das Restaurant im 17. Stock.

Das Essen war gut und die Aussicht beein-druckend.

24. Sept. 2017,  Tashkent - Grenze vor Kirgistan

Als Wichtigstes geht es zuerst darum, wieder Diesel zu tanken. Statt wie bisher Kanister heran schleppen zu müssen, hat die Reiseleitung eine Tankstelle ausgemacht, wo wir hinfahren können.

Bald stehen alle Fahrzeuge in Schlange und warten auf die Abfertigung.

Bevor ich die Stadt endgültig verlasse, halte ich noch an einem Bazar um Wasser und Bananen zu kaufen.

Da ich seit Tagen an einer Magenverstimmung leide, ist das im Moment nebst der Hafersuppe die ich mir koche, das Wichtigste.

Nach den langen und eintönigen Strecken durch Usbekistan fahren wir nun ins Hochland, zur Grenze nach Kirgistan. Vor uns liegt ein Pass von 2'200 Meter. Im obersten Teil sind seit den letzten 3 Jahren zwei Tunnels gebaut worden, zweispurig und mit Beleuchtung.

Dabei kommt mir das dunkle Loch in Kirgistan in den Sinn, welches wir damals durchfahren mussten. Und als uns dann noch ein Laster entgegen kam und wir ausweichen mussten, ohne genau zu sehen wo die Wölbung des Tunnels ist, war es schon etwas unheimlich. Aber diesen Pass lassen wir diesmal aus.

Was gibt es auf dieser Fahrt alles zu sehen und zu erleben?

Auf den 360 km durchfahre ich 8 Polizeikontrollen. Bei zweien musste ich aussteigen und mich mit Pass und Fahrzeugausweis registrieren lassen, und einmal wurde das Innere kontrolliert.

Ich komme an einem grossen thermischen Kraft-werk vorbei, Modell Sowjetunion, 50 Jahre alt.

​

Am Strassenrand häufen sich die Buden wo Früchte, Gemüse, Honig, Baumwollöl und Ziegen-trockenkäse verkauft. Letzterer ist etwa so gross wie ein Golfball, ebenfalls weiss und wenn man ihn in den Mund steckt, hinterlässt er einen Ge-schmack nach Ziegenbock - nicht mein Ding!

​

Auf der ganzen Strecke ist die Bautätigkeit enorm. Vierspurige Strassen werden parallel zu den alten gebaut. Und weil nie ein längeres Stück fertig ist, heisst es immer wieder auf die Gegenseite zu wechseln.

Zweimal begegne ich einer Schafherde. Sie werden über Kilometer auf der  Strasse getrieben und damit sie sich nicht über die ganze Strassen-breite ausdehnen, haben die zwei Hirten alle Hände voll zu tun. Einen Schäferhund haben sie nicht.

Jetzt gehts ans daran Vorbeifahren: ich warte bis der Gegenverkehr durch ist und biege ab  als keiner mehr entgegen kommt. Nachdem ich im Schritttempo bereits an der halben Herde vorbei bin, kommen mir bereits wieder Autos und Laster entgegen. Sie fahren soweit vor bis sie nur noch etwa 5 Meter vor mir stehen. Ich schüttle den Kopf ab soviel Unvernunft. Dann beginnt einer der Hirten in aller Ruhe die Schafe vor mir ganz nach rechts zu treiben, so dass ich schwenkend ausweichen kann.

​

Unterwegs wird immer noch Baumwolle gepflückt. Das wird sicher noch einen Monat dauern bis alles getan ist.

Den Parkplatz und das Restaurant an der Grenze kenne ich schon. Am Abend werden die Geburtstage von Jacqueline und Mani gefeiert. Dann nehmen wir auch Abschied von Dima und Ararat und bedanken uns für Ihre Begleitung.

Das Abendessen besteht aus Plov und Tomaten-salat. Später schneidet Ararat Melonen gekonnt in Stücke.

Vor dem Zubettegehen werden noch die letzten Wodkaflaschen geleert - aber ohne mich!

Plov ist ein orientalisches Reisgericht. Reis wird mit der doppelten Menge Brühe aufgekocht und anschliessend im abgedeckten Topf gedämpft. Je nach Zubereitungsart werden weitere Zutaten wie beispielsweise Fleisch, Fisch, Gemüse  während des Kochvorgangs oder erst beim Servieren hinzugefügt. Plov zeichnet sich durch eine besonders lockere und körnige Struktur aus. 

​

Das Gericht wird in einer grossen flachen Pfanne hereingetragen. Im Reis befinden sich kleine Fleischstücke und auch einige Knochen mit noch etwas Fleisch daran. Dekoriert ist das ganze mit Wachteleiern.

25. Sept. 2017,  Grenzübertritt nach Kirgistan - Osh (KG)

10 km hinter der Grenze befindet sich Osh, eine der grösseren Städte in diesem Land.

Um 8 Uhr fahre ich zur Grenze vor. Die Abfertigung erfolgt paketweise zu je 2 Fahrzeugen. Um 8 Uhr 15 fahre ich als Paket 2 vor und um 11 Uhr 15 bin ich in Kirgistan. 

Vorher habe ich mich noch von Dima verabschiedet und ihm gesagt, dass wenn er einmal in der Schweiz ist, er herzlich willkommen ist.

Heute stehen wir im Hof der kirgisischen Roten Kreuzes. Schnell organisiere ich die Wasser-verteilung und repariere Ingrids Kabeltrommel. Dann bin ich frei und habe wieder Zeit um zu schreiben.

Wieder stellen wir die Uhr um eine Stunde vor - wir sind jetzt bereits 4 Stunden vor eurer Zeit und die 4 Stunden entsprechen 60° auf dem Planeten Erde in östlicher Richtung.

​

Um 18 Uhr treffen wir uns zum Meeting. Unser kirgisische Guide ist Emil, auch ein alter und angenehmer Bekannter von früher.

Gleich beim Begrüssen fragt er wo meine Frau sei. Ich erkläre ihm dass sie "Babypause" habe. Vreni, er lässt dich herzlich grüssen.

​

Morgen steht eine Stadtbesichtigung an, aber niemand interessiert sich dafür. Wir alle wollen schnell in die Berge fahren, wir sind doch nur 2 Tage in Kirgistan.

Nach dem gestrigen Abend leidet mehr als die Hälfte der Gruppe an diffusen bis starken Magenschmerzen und Durchfall.

Ich habe es ja bereits seit Tagen und es scheint, als würde ich es nicht los.

​

Nun ist der Verdacht aufgekommen, dass hier mit Baumwollöl gekocht und die Fladenbrote damit eingepinselt werden. Darum bin ich dem Baum-wollöl mal nachgegangen und habe folgendes gefunden:

​

Baumwollsamenöl, auch Baumwollsaatöl, ist ein Pflanzenöl, das durch Pressen oder Extrahieren mit Lösungsmitteln aus Baumwollsamen gewonnen wird.

Die Ausbeute beträgt 15–30 %. Das rohe gepresste Öl ist wegen des Gehalts an giftigem Gossypol dunkelrotbraun und mit Schleim und Eiweiss-körpern verunreinigt. Durch Oxidation mit der Luft verstärkt sich die Färbung weiter. Nach der Raffination und dem Bleichen ist es dann hellgelb, schmeckt nussartig und riecht schwach erdig. Es ist unlöslich in Alkohol, aber löslich in Ether und es ist ein halb-trocknendes Öl.

> Das sagt mir noch nichts!

Baumwollsamenöl ist in den USA seit etwa 1800 eines der meist verwendeten Speiseöle und wird in vielen baumwollproduzierenden Staaten wegen seines milden Geschmacks als traditionelles Lebensmittel geschätzt. Es ist sehr hitze-beständig und enthält zugleich einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Die Lebensmittelindustrie verwendet es mit Vorliebe für cremige und schaumige, sowie frittierte Fertigprodukte, ebenso für Margarine oder Erd-nussbutter, also für Lebensmittel, die oft als ungesund betrachtet werden, was den Ruf dieses Öls nicht förderlich war. Zahlreiche Produkte amerikanischen Ursprungs wie Kartoffelchips, Frühstücksflocken oder Süssigkeiten, auch etwa indische Curry-Mischungen oder Mixed Pickles, enthalten Baumwollsamenöl.

> Also doch nicht so unbekannt?!

​

Vor allem wegen des hohen Einsatzes von Pestiziden bei der Baumwollproduktion ist die Verwendung für die menschliche Ernährung und als Futtermittel umstritten.

> Aha!

26. Sept. 2017,  Osh - Sary-Tash, Grenze zu China

Bereits um 7 Uhr beginnt das Rangieren der WoMos auf dem engen Parkplatz. Leider ist es so, dass die, welche ganz hinten stehen (ich!), zuerst weg-fahren möchten. Aber mit etwas gutem Willen habe ich es geschafft, um 8 Uhr loszufahren.

Wie ich gestern beschlossen haben, besuche ich den Bazar in Osh nicht und will auch nicht auf den "heiligen Berg" steigen.

​

Um diese Zeit sind die Strassen noch fast leer und ich komme schnell und gut aus der Stadt.

Seit Riga fahre ich jeden Morgen ostwärts und somit immer gegen die Sonne. Besonders wenn sie noch tief steht ist es manchmal schwierig die Farbe der Ampeln zu erkennen.

Ab jetzt steigt die Strasse kontinuierlich an und ohne es zu merken, bin ich von 1000 auf 2500 Meter hochgefahren.

Die Strasse führt durch ein langgezogenes Tal und über den Chyrchyk-Pass. Der Aufstieg ist steil und die Strasse wird oft von schweren und langsamen Lastenzügen mit Anhänger besetzt. Wenn es dann nach der Passhöhe abwärts geht lasse ich das WoMo im zweiten Gang herunter rollen und bremse nur gelegentlich, dann aber stark ab. Damit vermeide ich zu schnell zu werden und schone auch die Bremsen - sie müssen ja noch lange halten.

Aber unvermittelt wird man von verrückten Truckers im Affenzahn überholt. Ich bin etwas verwundert darüber, dass ich nur einen verunfallten Laster sehe. Bei diesem wird gerade die Ladung Kohle von Hand in ein anderes Fahrzeug umgeladen.

In Kirgistan habe ich wieder die bezaubernde Landschaft gefunden wie ich sie vom letzten mal noch in Erinnerung habe.

Für den weiteren Verlauf der Fahrt lasse ich einfach die Bilder sprechen.

Wie vorausgesagt, finden wir keine Jurten mehr. Sie sind um diese Zeit bereits abgebaut und auf Kleinlaster verladen worden.

Diese fahren dann oft zusammen mit den Schafen talwärts.

Zusammen mit Rosmarie komme ich bereit um 14 Uhr in Sary-Tash an. Sary-Tash liegt auf einer Hochebene bei etwa 3200 Meter.  Vor uns öffnet sich ein fantastischer Blick auf die verschneite Gletscher- und Bergwelt.

Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur adipiscing elit. Aliquam tincidunt lorem enim, eget fringilla turpis congue

Ich fahre im Schritttempo durch das Dorf. Die Kinder winken mir zu und ich fotografiere sie. Selbst die Erwachsenen freuen sich über uns Touristen. Auf der ganzen Strecke von Osh bis hierher habe ich nur 3 Velo- und keine anderen Touristen getroffen.

Ein paar Kilometer ausserhalb des Dorfes verlassen wir die Strasse und fahren in die Steppe. Hier wollen wir auf die anderen warten und hier auch übernachten. Es geht ein eisiger Wind und die Aussentemperatur fällt schnell auf 8 Grad. Die Luft ist rein. Die Stille wird nur manchmal von einem durchbrausenden Laster gestört.

Gegen 17 Uhr trifft die Hiobsbotschaft ein, dass Toni und Marti einen Unfall hatten.

Ich erfahre, dass ein vor ihnen bergab fahrender Laster zwei Räder der hinteren Zwillingsachse verloren habe und diese frontal ins WoMo geprallt sind.

Schnell waren Mitreisende zur Stelle und haben den beiden geholfen und das Team benachrichtigt.

Glücklicherweise ist den beiden kein körperlicher Schaden entstanden. Ein ersten Blick hat gezeigt, dass die Front zerschlagen und der Kühler kaputt ist. An ein weiterfahren ist so nicht zu denken.

Dann wurde das WoMo an die Stange des Werkstattwagens genommen und abgeschleppt. Kurz vor 19 Uhr sehe ich das Gespann auf den Platz fahren.

Toni und Marti sind immer noch vom Schrecken gezeichnet.

Am darauf folgenden Meeting bedankt sich Toni bewegt für die Hilfe und Unterstützung die sie erfahren haben.

Anschliessend lädt Rolf zu einer Runde Bier ein (bei 5° Kälte!) und schildert, wie er vor 32 Jahren auf abenteuerliche Weise einen von hier sichtbaren 7000er bestiegen hat.

​

Zum Schluss informiert Arthur noch über die morgige Einreise nach China und dass jetzt noch gar nichts über den Ablauf gesagt werden könne.

An der Grenze werden wir von Yong Zhi, den wir schon kennen, und von Zhang erwartet. Sie werden uns bereits den chinesischen Strassenatlas, die SIM-Karte und das Startgeld übergeben.

Bis zur Grenze sind es noch etwa 50 km und die Strasse führt wieder über einen Pass auf 3500 Meter.

Dann ziehen sich alle in ihre WoMos zurück und schalten die Heizung ein.

27. Sept. 2017,  Grenze zu China

Um vier Uhr erwache ich und friere. Ich stehe auf und schalte die Heizung ein. Weil es mich wundert, wie kalt es ist, schaue ich Fahrerhaus nach: -5°.

Ich ziehe die Bettsocken an und schlüpfe wieder unter die Decke.

Um 9 Uhr müssen wir vor der Grenze stehen und bis dahin sind es noch gut 50 km.

Um 6 stehe ich auf, esse ein Müesli und mache das WoMo abfahrbereit.

Die Landschaft ist in Nebel getaucht und erstmals seit langer Zeit ist es leicht bewölkt.

Nach einer halben Stunde geht die Sonne auf und scheint mir direkt ins Gesicht. Mit der Strassenkarte in der einen und das Steuer in der anderen Hand fahre ich.

Im leichten Nebel wirkt die Landschaft mystisch. Ich halte manchmal an - Zeit habe ich genug, und mache Fotos.

Dann gehts wieder weiter.

Von 3'800 Meter gehen wir jetzt bis auf 2'700 hinunter. Manchmal ist die Strasse so steil, dass ich im 2. Gang hinunter kriechen muss um die Bremsen nicht zu überhitzen. Das hält aber die verrückten Lastwagenfahrer nicht davon ab, laut hupend und im Affenzahn mich zu überholen.

​

15 km vor der Grenze steige ich bei einem kirgisischen Kontrollposten aus und lasse den Pass registrieren. Wie meist, werden Name, Passnummer und Kennzeichen in ein Buch eingetragen.

Ich fahre an etwa 50 Lastwagen mit Anhänger vorbei zur Grenze vor.

Dann stehe ich vor der Grenze, vor mir und hinter mir sind weitere WoMos aus unserer Gruppe. Hier sammeln wir uns um gemeinsam Kirgistan zu verlassen.

Kurz nach 9 Uhr beginnt sich die Kolonne zu bewegen, die Grenze hat geöffnet.

Mit modernsten Geräten werden die WoMos geröntgt. Dann steigen nacheinander noch zwei Grenzsoldaten ins WoMo und schauen in den Kühlschrank und ins Bad. Zudem muss ich noch die äusseren Klappen öffnen.

Um 12 Uhr haben wir Kirgistan verlassen und fahren etwa 40 km durch Niemandsland bis zur chinesischen Grenze vor. China erkennt man sofort an den farbigen Leitplanken.

Dann stehen wir wieder an. Die Pässe werden eingesammelt und dann wieder ausgeteilt. Dann muss jeder mit Pass und Fahrzeugschein an einem Schalter anstehen. Nach einer halben Stunde erfahren wir, dass wir den Pass zuerst kopieren lassen müssen, also auf zu einem anderen Schalter und wieder zurück. jetzt stehe ich zufällig an erster Stelle und sehe gleich, dass niemand weiss wie man mit einem Wohnmobil umgeht und was zu machen ist. Dann müssen wir wieder etwas zurücktreten, damit wir nicht sehen sollen, wie sie diskutieren und telefonieren.

Es dauert eine Stunde bis ich das Formular fürs WoMo gestempelt kriege.

Ich hätte so gerne ein paar Bilder gemacht, aber es ist zu gefährlich, wir werden immer beobachtet.

Dann kommt der Zoll. Hier muss ich meine Barschaft angeben. Bis zu 10'000 US$  kann ich problemlos einführen. Mehr müsste deklariert werden und das wird aufwändig weil die Finanzaufsicht sich dafür interessiert. Ich gebe 9'500 an und komme damit durch. Kontrolliert wird nicht (zum Glück!). Zudem muss ich noch Kamera, Notebook und Handy, bzw. alle Wertgegenstände einschliesslich Schmuck mit dem ungefähren Wert angeben.

Danach wird noch das Innere des WoMos inspiziert. Ausgerechnet bei mir will einer aufs Dach um die Reservereifen zu kontrollieren. Also stelle ich die Leiter an.

Kurz nach 14 Uhr verlasse ich als Erster den Grenzbereich.

Übrigens haben wir die Uhren zwei Stunden vorgestellt, also Pekingzeit für das ganze grosse Land!

Dann fahren wir 140 km weiter bis zum Zollhof wo alle Formalitäten für die temporäre Einfuhr gemacht werden.

Unterwegs wird noch Maut fällig - gut haben wir bereits Yuan.

Um 16 Uhr 30 endet die Mittagspause der Beamten und das Tor wird aufgesperrt, wir fahren hinein und werden zu einem Abstellplatz dirigiert.

Die Papiere von der Grenze sind inzwischen auch eingetroffen, wir warten wieder  bis etwas geht.

​

Es ist bereits nach 20 Uhr und wir werden bei Dunkelheit aufgefordert, durch ein Desinfektions-bad zu fahren. Das WoMo wird komplett einge-sprüht.

Dann fahren wir zu einem anderen Platz und stellen die WoMos für die Nacht ab.

Ein Bus wartet um uns in ein Hotel in Kashgar zu fahren. Eilig packen wir das Notwendigste für die Nacht ein.

​

Nach 90 Minuten kommen wir im Stadtzentrum an. Das Hotel kenne ich vom letzten Aufenthalt.

Todmüde falle ich ins Bett, stelle aber vorher noch den Wecker auf 6 Uhr 30.

28. Sept. 2017,  Grenze zu China/Kashgar

Ab 7 Uhr 30 gibt es Frühstück. Ausser Spiegelei, Toast mit Butter und Konfitüre gelüstet mich nichts, weder Reissuppe, noch Gemüse in Soya, auch keine Bohnensprossen, Maiskolben und was es sonst noch alles gibt, was mich um diese Zeit abstosst.

​

Es würde reichen wenn wir erst um 12 bei den WoMos sind, sagt man uns, vorher sind die Beamten mit unseren Papieren beschäftigt.

Also nutze ich die Gelegenheit für einen kleinen Spaziergang in der näheren Umgebung des Hotels.

​

Ich bin überrascht von der Unmenge an Elektro-roller die fast lautlos an mit vorbei flitzen.

Hier ein paar Impressionen zur frühen Stunde:

Es macht den Anschein, als befinde sich die Stadt im Ausnahmezustand. Dauernd patrouillieren Polizeifahrzeuge mit jaulenden Sirenen und im Abstand von kaum 100 Meter durch die Strassen.

Man unternimmt alles was die Sicherheit in dieser Provinz sicherstellen soll.

Über die Hintergründe kann ich mich hier nicht äussern. Jedenfalls hat es mit der ursprünglichen Bevölkerung, den Uiguren zu tun.

​

Um 12 Uhr fahren wir mit dem Bus wieder zu den WoMos, machen aber noch einen kurzen Halt im Bazar um sich umzusehen und etwas zu essen.

Wir stellen die WoMos nochmals um. Mit 100 Meter  pro Tag wird dies wahrscheinlich die kürzeste Tagesetappe auf der Reise sein.

Wir warten, wissen aber nicht warum und wofür.

Gegen 19 Uhr, die fleissigen Beamten arbeiten wieder seit 17 Uhr 30, werden bei jedem Fahrzeug zum X-ten Mal Motor- und  Fahrzeugnummer nachgesehen und notiert.

Danach fahren wir wieder ins Hotel, diesmal aber in ein Top-Klasse-Hotel.

Wir kommen bei Dunkelheit an und beziehen schnell die Zimmer, um anschliessend noch eine Kleinigkeit zu essen: Nudeln mit Rindfleisch. Es ist das erste richtige Essen seit vorgestern.

29. Sept. 2017,  Grenze zu China/Kashgar

Wir fahren um 8 Uhr wieder los, sehen aber bei Ankunft gleich, dass es gereicht hätte, erst um 12 anzukommen.

Wir stehen wieder drei Stunden herum, lesen, diskutieren, schlafen.

​

Um 14 Uhr heisst es "Losfahren"! Wir verlassen den Zollraum und fahren im Konvoi in Richtung Kashgar.

Wir haben weder chinesische Nummernschilder noch chinesische Führerscheine. Die sollen wir erst auf der Fahrzeug-Kontrollstelle erhalten.

Mit 60 kmh bummeln wir die 70 km bis dorthin und stellen uns am Strassenrand, vor der Zufahrt zur Kontrollstelle auf.

Diesmal sind nur die Fahrer dabei, die Mitfahrer-innen durften im Hotel bleiben und die Stadt besichtigen.

Bei der Einfahrt werden wir von den Frauen mit Applaus begrüsst.

​

Dann bleibt noch etwas Zeit um mich frisch zu machen. Danach gehts mit dem Bus in die Stadt zum gemeinsamen Nachtessen an den runden Tischen.

Um 17 Uhr werden nochmals die besagten Nummern kontrolliert und geprüft, ob die roten Reflektoren an der Hinterseite gross genug sind.

Dann dürfen wir endlich ins Hotel zurück fahren, diesmal mit den WoMos.

Nummernschild und Ausweis haben wir zwar immer noch nicht.

Noch eine betrübliche Nachricht:

Toni und Marthi, die Beiden, denen ein Rad in die Front geprallt ist, hatten heute wieder einen Zwischenfall. Sie werden ja bekanntlich die ganze Zeit abgeschleppt weil der Kühler, aber auch die Aufhängung defekt ist.

In einer engen Kurze drückte das überragende Heck des Abschleppers die Frontscheibe ein.

Dann hat Mani noch den defekten Anlasser ausgebaut und mich gebeten, zu prüfen, was kaputt ist und was zu machen wäre: eine Spule ist verbrannt und müsste neu gewickelt werden. Ein Ersatz ist kaum aufzutreiben.

Morgen sehen wir weiter.

Der Abend ist lustig und das Essen gut. An meinem Tisch wird noch auf Vreni angestossen!