8. Sept. 2017

Kurze Zeit später werde ich von einem Polizeiauto in rasanter Fahrt überholt. Da ich etwa 80 fahren, dürfte es mindestens 100 gefahren sein, bei max. 90 kmh.

Keine 5 Minuten später werde ich angehalten und Rosmarie hinter mir ebenfalls.

Ein Polizist kommt zu mit, der andere geht zu Rosmarie. Er grüsst freundlich und will "documenti" sehen. Ich gebe ihm erst den Führerschein, aber das reicht ihm nicht. Er will auch den Fahrzeug-schein sehen.

8. Sept. 2017,  Bolschaja Lipowiza - Rogoshyn

Nach dem fulminanten Essen von gestern Abend fahre ich um 8 Uhr los. Vorerst aber versperren Kühe welche auf die Weide getrieben werden, den Weg. Vor dem Hotel halte ich nochmals um ein Bild zu schiessen. Bei Tag sieht es gleich nochmals eindrücklicher aus.

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Aber dann geht es auf die Piste. Vor uns liegen 300 km, also eine verhältnismässig kurze Strecke und darum erlaube ich mir alle 1 - 1.5 Stunden einen Halt einzulegen.

Für 17 Uhr ist eine Aufführung der lokalen Kosaken-Gruppe und dem Frauensingverein angesagt.

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Zu unserer Überraschung wurde während unserem Rundgang ein Buffet aufgebaut, woran sich jeder bedienen kann soviel er mag:

Gemüsesuppe, zweierlei Käse und Wurst, gekochter Speck, marinierte Auberginen, Tomaten, Gurken, Peperoni, gekochte Eier, Kartoffelstampf und damit das alles gut runter rutscht wird auch Selbstgebranntes gereicht.

Für gute Stimmung ist gesorgt.

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Danach treten die beiden Gruppen abwechselnd auf.

https://youtu.be/SiQCkq9Lujo

Etwas später halten wir bei einer "Raststelle". Es ist nur eine abbiegende Landstrasse, aber verhältnis-mässig sauber.

Nach 45 Minuten gehts wieder weiter.

Er sieht in an, dreht und wendet ihn und ich bekomme den Eindruck, dass er die Schrift nicht lesen kann.

Dann fragt er "Petter"? und ich nicke. Weiter fragt er: "Schwiza" oder so ähnlich und ich nicke wieder. Als nächstes sagt er: "Helsinki" und ich schüttle den Kopf und sage: "Zürich".

Das wars dann. Rosmarie ist geistesgegenwärtig und macht noch ein Bild, aber ohne die Polizisten, das ist verboten. Dann ziehen sie und wir weiter.

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Kurz vor Mittag biegen Rosmarie und ich nach Borisoglebsk ab um einen Supermarkt zu suchen. Im Zentrum werden wir dann fündig und füllen den Kühlschrank wieder.

Gegen 4 erreichen wir Rogoshyn. Das Dorf liegt ein paar Kilometer weg von der Hauptstrasse und hier stehen wir auf einer Wiese. Infrastruktur gibt es keine - es geht auch ohne.

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Der kleine Dorfrundgang ist in 20 Minuten absolviert. Die meisten  Datschen sind baufällig und verwahrlost, haben aber immer einen Gemüsegarten Ich habe schon schönere gesehen!

Dann besuchen wir noch den lokalen Einkaufs-laden - wie bei "Tante Emma", alles ist erhältlich. Ich kaufe ein frisches Brot für morgen.

Dann geht es zur "kleinen Kosakentaufe": Ein Schnapsglas wird auf die Klinge eines Säbels gestellt und der Täufling muss das Glas austrinken ohne die Hände zu verwenden.

Zum Schluss sind etwa die Hälfte der Mitreisenden zu Kosaken geworden.

Das Wort kannte ich bisher nur von "Voll wie ein Kosake . . ."

Weg vom Trubel geniesse ich den Sonnen-untergang und kehre nachher ins WoMo zurück um den heutigen Bericht zu erstellen.

9. Sept. 2017,  Rogoshyn - Wolgograd

Auf dem Weg nach Wolgograd, dem ehemaligen Stalingrad, machen wir einen Halt  beim Soldaten-friedhof Rossoschka.

Hier treffen wir uns mit Galina. Sie führt uns durch die Anlage und vermittelt historischen Hintergrund zum damaligen Geschehen.

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Die Kriegsgräberstätte ist erst in den 90er-Jahren erstellt worden.

Auf der einen Seite befinden sich die Gräber der russischen, auf der anderen Seite jene der deutschen und rumänischen Toten.

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Erst 50 Jahre nach dem Kriegsende hat man begonnen, die sterbliche Überreste, welche zum grossen Teil noch offen in der Steppe lagen, zu bergen und zu katalogisieren.

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Anhand von Namensschildern und Soldbüchern der Deutschen konnte eine Indentifizierung zu einem grossen Teil erfolgen, wogegen die russischen Soldaten die Identifikationskarten nur selten ausgefüllt haben und sie darum nur zu etwa 1% identifiziert wurden.

Die Schlacht von Stalingrad ist eine der bekann-testen Schlachten des Zweiten Weltkrieges. Die Vernichtung der deutschen 6. Armee in Stalin-grad Anfang 1943 gilt als psychologischer Wendepunkt des im Juni 1941 vom Deutschen Reich begonnenen Deutsch-Sowjetischen Krieges.

Stalingrad war ursprünglich ein operatives Ziel der deutschen Kriegführung und sollte als Ausgangs-punkt für den eigentlichen Vorstoss in den Kaukasus dienen, um Kontrolle über die Ölfelder zu bekommen. Nach dem deutschen Angriff auf die Stadt im Spätsommer 1942 wurden in Folge einer Gegenoffensive im November 1942 über 230'000 Soldaten der Wehrmacht und ihrer Verbündeten von der Roten Armee eingekesselt.

Hitler entschied, dass die deutschen Truppen ausharren und auf eine Entsatzoffensiv* warten sollen, die aber im Dezember 1942 scheiterte. Obwohl die Lage der nur unzureichend versorgten Soldaten im Kessel aussichtslos war, bestanden Hitler und die militärische Führung auf einer Fort-führung der verlustreichen Kämpfe. Die meisten Soldaten stellten Ende Januar/Anfang Februar 1943 die Kampfhandlungen ein und gingen in Kriegsgefangenschaft, ohne dass es zu einer offiziellen Kapitulation kam. Rund 10'000 ver-sprengte Soldaten, die sich in Kellern und der Kanalisation versteckt hielten, setzten ihren Widerstand noch bis Anfang März 1943 fort.

Von den rund 110'000 Soldaten der Wehrmacht und verbündeter Truppen, die in Gefangenschaft gerieten, kehrten nur rund 6'000 in die Heimat zurück. In der Schlacht von Stalingrad kamen über 700'000 Menschen ums Leben, die meisten davon Soldaten der Roten Armee.

Obwohl es während des Zweiten Weltkriegs grössere operative Niederlagen der deutschen Wehrmacht gab, gewann Stalingrad besondere Bedeutung als deutscher und sowjetischer Erinnerungsort. Die Schlacht wurde sowohl von der NS- als auch von der Sowjetpropaganda noch während des Krieges instrumentalisiert und ist mehr als jede andere Schlacht des Zweiten Weltkriegs noch heute im kollektiven Gedächt-nis verankert.

*Entsatz ist eine militärische Operation, um eine Truppe von aussen aus einer Einschliessung zu befreien und ihr dadurch wieder Handlungsfreiheit zu verschaffen.

Die Fahrt von ehemaligen Schlachtfeld und durch Wolgograd zum heutigen Platz verläuft trotz Navi-Aussetzer gut.

Jetzt stehen wir auf dem Parkplatz des Hotels Start. Hier haben wir wieder alle Annehmlichkeiten: Dusche, Elektrisch, frisch gechlortes Wasser.

Als Gegenleistung dafür, dass ich am Mittag die Tortellini mit Rosmarie geteilt habe, lädt sie mich jetzt ins Café des Hotels ein.

Wir sitzen mit Marti und Toni zusammen und sprechen über das Reisen im Allgemeinen und unsere Reisen im Besonderen.

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Morgen warten ein strenger Exkursionstag auf uns.

10. Sept. 2017,  Wolgograd

Um 9 Uhr steht der Bus abfahrbereit zur Stadt-besichtigung. Galina deckt uns wie gestern wieder mit ihren Informationen zu. Sie hat ein enormes Wissen, aber die Art wie sie erzählt ist ermüdend.

Jede Beschreibung, zum Beispiel einer Schlucht mit einem kleinen Fluss, erklärt sie drei- bis viermal vor und zurück. Langsam haben wir genug davon.

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Auf dem Weg zur ersten Station fahren wir am grossen Traktorenwerk vorbei. Während dem Krieg wurden hier Panzer und Raupenfahrzeuge fabriziert, bis zu 600 Einheiten pro Monat, die von hier aus direkt an die naheliegende Front gingen.

Der weitere Weg durch die heute Sonntag verkehrsarme Stadt führt uns zum  Mamajew-Hügel.

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Dort steht die Mutter-Heimat-Statue, die ein 33 Meter langes Schwert trägt und 7900 Tonnen wiegt (inkl. Fundament). Das Schwert der Statue wiegt allein 14 Tonnen. Sie ist mit 85 Metern (gemessen von der Fusssohle bis zur Schwert-spitze) eine der höchsten Statuen der Welt.

Der Mamajew-Hügel, auch Höhe 120.0 genannt, nördlich des Stadtzentrums gelegen, war in der Schlacht um Stalingrad ein strategisch wichtiger

und hart umkämpfter Punkt der Frontlinie zwischen dem Stadtzentrum im Süden und den nördlich liegenden grossen Fabriken (Stahlwerk "Roter Oktober", Geschützfabrik "Barrikaden" und Traktorenwerk "Dserschinski".

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Eine Weile noch folge ich der erzählenden Galina, dann setze ich mich ab und erkundige die Gedenkstätte im Alleingang.

Dafür komme ich rechtzeitig zur Wachablösung. 

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Gut, habe ich mich gestern erkundigt!

Die Bauarbeiten an der monumentalen Statue, einer Personifizierung der sowjetischen Heimat und Verkörperung des Triumphes der Roten Armee, begann 1959 und endete 1967.

Bereits aus kilometerweiter Entfernung ist die Statue, die den Namen "Mutter Heimat ruft" trägt, zu erkennen: eine riesige Frauengestalt in wehen-dem Gewand und emporgestrecktem Schwert. Ihr weit aufgerissener Mund ruft die Söhne des Landes zur Verteidigung.

Gleich nebenan befindet sich die orthodoxe Allerheiligenkirche. Ich verharre ein paar Minuten und lausche dem Gottesdienst. Dann gehe ich zurück zum Bus, der uns in die Stadtmitte bringt.

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Wir verlassen den Bus und sind für etwa 2 Stunden frei.

Von Weitem hört man schon laute Musik - es ist Stadtfest. Wir gehen durch die Anlage bis zum Ufer

der Wolga, wo nebst vielen Buden auch  Gesangs- und Tanzvorführungen von lokalen Vereinen stattfinden. Von den Kleinsten bis zu Erwachsenen treten auf die Bühne und geben ihr Bestes wieder.

Dann entdecke ich Marti und Toni in einem Strassencafé und  komme ihrer Aufforderung, mich dazuzusetzen, nach.

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Nach einer kalten Borscht esse ich noch Pfannkuchen mit "Kaviar".

Die nächste und letzte Station  ist das Panorama-Museum.

Im Freien werden ausgediente Flugzeuge, Panzer-wagen und Kanonen ausgestellt. Diese werden von den Besuchern eifrig erklettert um sich foto-grafieren zu lassen. Es scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein.

Weit interessanter aber ist das Top des Panorama-Museums. 

Im Untergeschoss befinden sich 8 Räume, voll-gestellt mit alten Waffen, Uniformen, Gegen-ständen des täglichen Soldatenlebens, Fotos, Stalinbüsten etc. 

Diese Räume durchschreite ich schnell - sie interessieren mich nicht besonders.

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Über 150 Stufen steige ich zur obersten Platform hoch.

Was hier zu Sehen ist raubt mir den Atem (nebst den vielen Stufen).

Auf 360° ist ein Rundblick vom Mamajew-Hügel aus zu sehen. Dank einer genialen 3D-Technik gewinnt das Panorama an Tiefe.

Im Vordergrund sind Fahrspuren eines Panzers zu sehen, welcher weiter hinten im Schnee und Matsch stecken geblieben ist und vom Gegner angegriffen wird.

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All das wird beklemmend lebensecht dargestellt und regt zum Nachdenken an.

Damit endet die eindrückliche Exkursion.

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Um 18 Uhr kommen wir wieder zusammen um die nächsten Tage zu besprechen. Für Morgen stehen wieder 450 km an, was bedeutet, dass ich wieder um 7 Uhr losfahre, wieder mit Rosmarie hinter mir.

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Mein Nachtessen.

11. Sept. 2017,  Wolgograd - Astrakhan

Ich starte wieder früh, damit ich vor dem Berufs-verkehr Wolgograd durchquert habe.

Nach 2 Stunden und 50 km hinter Wolgograd mache ich eine erste Pause.

Der Stadtverkehr war sehr anstrengend. Nebst den vielen Autos sind noch unglaublich viele Busse auf der Strasse. Dazu kommt noch, dass an allen Ecken und Enden der Stadt die Strassen "repariert" werden. Immer wieder versperren Baumaschinen den Weg und der Verkehr stockt für Minuten.

Dann geht wieder weiter über die vielen Löchern in der Fahrbahn. Alte Fahrbahnen wechseln sich mit neuen und modernen ab.

Stockt dann der Verkehr einmal wegen einer Kuhherde die über die Strasse getrieben wird, ist das eine willkommene Abwechslung.

Die ganze Zeit fahren wir  entlang der Wolga ohne sie zu sehen.

Doch dann kommt eine Stelle, von wo aus die Wolga zu sehen ist. Die Gelegenheit nutze ich für eine vorgezogene Mittagspause.

Es geht nicht lang, da kommen weitere WoMos dazu.

Zum Ufer hinunter führt ein steiler Weg. Mani nutzt die Gelegenheit um zu zeigen, was seine Maschine kann.

Immer wieder versucht er sich an noch steileren Stellen, um endlich einsehen zu müssen, dass doch nicht alles zu schaffen ist. Trotzdem, die Vorführung war interessant und spannend.

Am späteren Nachmittag erreiche ich Astrakhan. Die Stadt liegt am Ende der Wolga, bevor sie ins Wolgadelta mündet.

Wir stehen dicht gedrängt vor dem Park Inn Hotel.

Eine Stunde später werden wir mit Bussen ins Zentrum gefahren. Unser erster Halt ist beim Kreml.

Bevor wir die Mariä-Entschlafens-Kathedrale be-treten, besuchen wir noch einen Kaviar-Shop.

Die Preise sprechen für sich (1'000 Rubel = ca. 70 Fr.)

Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale ist Mittelpunkt des Astrachaner Kremls.

Einen ersten Bau gab es im Jahr 1602. Ihre derzeitige Form erhielt sie in den Jahren 1698 bis 1710 nach Plänen des leibeigenen Dorofej Mjakisew. Auf einem erhöhten Plateau beherrscht die zweistöckige, im byzantinischen Stil gehaltene Kathedrale mit fünf Kuppeln das Gesamtbild des Kreml.

Die Führung wurde ganz spontan organisiert. Leider ist der Fischmarkt bereits geschlossen und darum blieb es bei der Rundfahrt.

Den Abend verbringe ich mit ein paar Mitreisenden im Restaurant des Hotels.

Nach der Fischsuppe folgt ein Beef-Stroganoff - echt russisch!

Nachdem ich etwa eine Stunde in der Kolonne gewartet habe bis die vorderen Fahrzeuge abgefertigt sind komme ich an die Reihe. Alles geht sehr schnell und vor mir hebt sich die Schranke.

12. Sept. 2017,  Astrakhan - Zaburunye (KZ)

Ich fahre um halb 6 los, nachdem ich vor dem Hotel noch Wasser getankt habe.

Der Verkehr ist erwartungsgemäss flüssig und ich lasse die Stadt schnell hinter mir. Die ursprüng-liche Route hätte uns über eine alte Pontonbrücke geführt. Aber weil diese zeitweise geschlossen ist, 

wird uns empfohlen einen Umweg zu fahren.

Dann stehe ich vor der kasachischen Grenze. Hier geht alles viel komplizierter und länger. Das WoMo wird zweimal kontrolliert. Dabei öffnet der junge Grenzer den Kühlschrank, nimmt eine Schokolade heraus und fragt was das sei (!). Dann wühlt er noch in der schmutzigen Wäsche.

Als nächstes sieht er sich das Fahrerhaus an. In der Türe nimmt er die Dose mit den Kaugummis, öffnet sie und fragt wiederum was es sei. Ich sage ChewingGum. Worauf er 5 in seine Hand lehrt und sie einsteckt.

Was soll ich da tun?

Wegnehmen geht ja schlecht und mich beschwe-ren hätte zur Folge, dass ich ewig lang an der Grenze stehen müsste.

Dann werde ich mit einem freundlichen "Welcome to Kazahstan" durchgelassen.

Nach fast 2 Stunden für die 60 km komme ich vor der russischen/kasachischen Grenze an. Vor mir stehen bereits ein paar WoMos welche auf die Ausreise warten.

Die Strasse ist mehrheitlich sehr schlecht, darum wird sie kaum befahren. So kann ich die volle Breite nutzen um den Schlaglöchern auszuweichen. Zudem ist die Landschaft ausnehmend schön. Die Fahrt führt direkt durch das Wolgadelta und immer wieder sind Flussarme zu überqueren.

Wer bisher gedacht hat, die schlechteste Strasse hätten wir hinter uns, sieht sich nun mit noch mehr Löchern und Bodenwellen konfrontiert.

Erfahrene Asienreisende schreckt nichts mehr.

Mit einem Schnitt von 32 kmh meistere ich die 270 km und erreiche um 17 Uhr das Ziel mitten in der Steppe und am Ufer des Kaspischen Meers.

Um möglichst viel vom Meer zu sehen fahre ich und ein paar andere (Unerschrockene) bis ans Ufer nach vorne. Es ist Ebbe und das Wasser liegt noch etwa 50 Meter vor uns.

Aber es dauert nicht lange und die Polizei erscheint. Zuerst geht es darum, ob wir hier überhaupt stehen dürfen. Aber Arthur mit seinem Verhandlungsgeschick regelt das - mit Ausnahme, dass wir uns wegen angeblicher Hochwasser-gefahr vom Ufer zurückziehen müssen.

Spontan organisieren wir ein gemeinsames Abendessen, jeder bringt etwas mit, ich zum Beispiel steuere den Grill bei.

Mit Ruth, Fredy, Yvonne, Chrigu und Rosmarie geniessen wir den Abend und bleiben bis spät in die Nacht, philosphieren und bewundern den Sternenhimmel.

Später kommen auch Jaqueline und Heinz dazu.

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Morgen steht uns die wahrscheinlich längste Etappe bevor: 470 km, wovon die ersten 120 km sehr schlecht, der Rest dafür deutlich besser sein soll.

13. Sept. 2017,  Zaburunye - Kasachische Steppe hinter Kulsary

Der Tag beginnt mit einem schönen Sonnen-aufgang. Es  zeigt sich, dass das Wasser uns kaum nahe gekommen wäre.

Dann suche ich den Weg zurück auf die Haupt-strasse. Von den vielen, welche von dort weggehen, führen die meisten wieder zum Ufer zurück oder ins Dorf.

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Kaum bin ich wieder auf der Hauptstrasse, geht das Geholper weiter.

Manchmal ist vor lauter Löcher kein Durchkommen mehr auf der Strasse und so weiche ich auf den staubigen  Strassenrand aus.

Aber die Aufregung ist schnell vorbei das fahren wird wieder langweilig. Um dem etwas entgegen zu wirken, mache ich alle 1 - 2 Stunden eine kurze Pause.

Etwas ausgeruht geht es aber gleich wieder weiter.

Gut, gibt es zur eintönigen Landschaft zur Abwechslung mal wieder ein Dorf, eine Moschee oder einen Bahnübergang.

Ein paar Kilometer ausserhalb der Dörfer und Städte liegen die Grabstätten. Von weitem sind sie an ihren Prachtbauten zu erkennen. Ob alle Menschen so begraben werden?

Nebst den Löchern treffe ich auch oft auf Längsrillen, welche von den schweren Camions stammen. Da fährt man wie auf Gleisen, bis dann das Auto plötzlich ausbricht und sich eine andere Spur sucht.

Für etwas Action sorgt ein Verfolgungsrennen in Atyrau bei dem etwa 10 Polizeiautos mit Blinklicht, Sirenen und quitschenden Reifen einen flüchtigen Autofahrer verfolgen.

Einen Moment lang habe ich Angst um mein WoMo als die Verfolger rasend schnell zwischen den Fahrzeugspuren hindurch rasen.

Die Szene habe ich mit der Dashcam gefilmt und werden den Film nächstens hochladen.

Mir fallen die vielen trockenen Seen und Flüsse auf. Manche sind von Salz weiss.

Dieser Teil Kasachstans liegt zwischen 20 und 50 Meter unter dem Meeresspiegel. Das bedeutet, dass die Seen sich nicht über Flüsse in das Weltmeer entleeren können und darum das verdunstende Wasser Salz zurück lässt.

Zum alltäglichen Bild gehören Autos und Laster mit defekten Reifen. Mangels geeignetem Werkzeug kommt es dann beim Versuch, das Rad zu wechseln zu Komplikationen, wie bei diesem hier.

Scheinbar hat der Wagenheber die Last nicht gehalten oder ist im Sand abgerutscht. Jedenfalls versucht der Fahrer hier mit einem Turm aus Zementsteinen und einem kleinen Wagenheber das Fahrzeug an der Brücke aufzurichten.

Damit wird er kaum Erfolg haben!

Wir stehen wieder in der Steppe und bewundern den Sternenhimmel - so klar und schwarz sehen wir ihn zu Hause nie.

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Vor dem Briefing feiern wir noch Birgits Geburtstag. Dann besprechen wir den morgigen Tag, im Besonderen den Grenzübertritt nach Usbekistan.

14. Sept. 2017,  Kasachische Steppe - Grenze zu Usbekistan

Heute endet unser Kurzaufenhalt in Kasachstan. Bis zur Grenze sind es etwa 200 km, wovon dieStrasse auf den ersten 120 km Strasse gut ist und ich mit 90kmh, der maximalen Geschwindigkeit, gut voran komme.

In Beyneu versuche ich noch Diesel zu bekommen. Oft stossen wir auf leere Tankstellen. Ich habe Glück gleich bei der ersten Tankstelle eingangs Ort.

Zuerst zeige ich 20 US$ um zu erfahren, ob ich damit bezahlen kann - der Kassier nickt.

Dann schaltet er die Säule frei und ich bekomme 60 Liter. Wenn ich nachrechne, sind das etwa 30 Rp pro Liter - guter Preis!

Ab Beyneu veränderts sich dann die Strasse dramatisch. Die folgenden Bilder sprechen für sich.

Die Ausreise geht schnell: 2 Stunden für die ganze Gruppe. Warum das Innere der Fahrzeuge zweimal kontrolliert wird, weiss ich aus Erfahrung - Neugier!

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Die Einreise nach Uzbekistan verläuft chaotisch. Weil wir falsche Informationen bekommen haben müssen wir die Einreiseformulare ein zweites Mal ausfüllen.

Dann werden die Fahrer zu den Fahrzeugen geschickt und um zuparken. Dabei werde ich an die vorderste Front dirigiert.

As nächstes muss der Pass und der Fahrzeugaus-weis kopiert werden.

Ist das getan, stehen wir am Schalter an - ich zum Glück wieder als Erster. Es dauert eine Stunde bis der Beamte unter verwirrenden und widersprüch-lichen Angaben seiner Kollegen endlich weiss, was er mit den Papieren tun muss.

Nach 5 Std. 20 Min. verlasse ich erschöpft und erleichtert die Grenzstelle.

Aber noch ist es nicht vorbei. Piotr, unser Helfer, besorgt die Fahrzeugversicherungen, ohne die dürfen wir nicht weiterfahren.

Eine Stunde später habe ich die Police und darf  losfahren. 

Eigentlich sollte die Strasse ab hier gut sein, meine Erfahrung ist aber gegenteilig, siehe Bilder.

Die letzten 70 km wollen fast nicht enden. Bald geht die Sonne unter und ich frage mich, ob ich wohl bei Dunkelheit fahren muss?

Die Sicht wird immer schlechter und die Löcher sind kaum mehr vom Schatten zu unterscheiden.

Die letzten 7 km sind vermeintlich gut. Aber obwohl die Strecke jetzt mit 60 befahren werden könnte da sie erst kürzlich erneuert wurde, wage ich es nicht. Immer wieder  hat es grosse Löcher im Belag und wenn man da schnell reinfährt kann das Fahrwerk beschädigt werden. Also weiter in zermürbenden 20 kmh.

Ich komme als Zweiter am Ziel an. Wir stehen wieder mitten in der Steppe. Jeder der ankommt atmet auf. Wir stehen noch eine Weile zusammen, jeder mit einem Glas in der Hand. Dann ziehen wir uns zurück.

Die letzten kommen erst gegen 21 Uhr und bei vollständiger Dunkelheit an.

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