Winter 2022

28. Februar 2022  

Der Morgen ist grau und es schneit bei +5°. 

Hinter uns liegt die raueste Nacht, die wir bis jetzt je erlebt hatten: Die ganze Nacht rüttelte und schüttelte der Sturm am WoMo. Da wir auf einer schiefen Fläche und zudem auf Glatteis stehen, frage ich mich, ob das WoMo vom Wind sogar verschoben werden könnte.

Um 1 Uhr stehe ich auf und wende das Fahrzeug, so dass es in Windrichtung steht und das Rütteln etwas geringer wird. 

Nach dem Frühstück, bei nachlassendem Sturm,  verlassen wir Indre Billefjord in Richtung Lakselv, dem Ende des Porsanger Fjords.

In Lakselv befindet sich der wichtigste Flugplatz der Region.

Die kleinen Flugplätze sind von grosser Wichtig- keit, dauern doch Fahrten ins nächste grössere Spital schnell mal 3 - 4 Stunden.




Von hier geht es weiter über die E4 nach Karasjok.

Karasjok gehört zu den Hauptsiedlungsgebieten der Samen in Norwegen, und in Karasjok liegt der Sitz des samischen Parlaments Sameting.


Zum 1. Januar 2021 lebten dort 1'822 Einwohner.


Die Einwohner der Gemeinde werden Karasjoking genannt. Offizielle Schriftsprache ist wie in vielen Kommunen in Troms og Finnmark Bokmål, also die weiter verbreitete der beiden norwegischen Sprachformen. Da Karasjok Teil des samischen Verwaltungsgebiets ist, ist die norwegische Sprache dem Samischen gleichgestellt. Die Einwohner haben folglich unter anderem einen Anspruch darauf, die Kommunikation mit öffent-lichen Organen in einer samischen Sprache zu führen.




Seit Beginn des 19. Jahrhunderts fand eine Unterdrückung der samischen Bevölkerung statt, der eine Norwegisierungspolitik zu Grunde lag. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs nahm diese zwar ein Ende, aber samische Anliegen fanden weiter wenig Gehör in der staatlichen Politik. Zudem konnten die Samen als Minderheit sich nicht in den mehrheitsbasierten Parlamenten durchsetzen. 

Im Jahr 1964 wurde der Norwegische Samenrat (norwegisch: Norsk Sameråd) gegründet, der beratende Funktionen gegenüber den nor-wegischen Behörden bei samischen Angelegen-heiten hatte. In den 1970er-Jahren kam es zum sogenannten Alta-Konflikt, nachdem beschlossen worden war, ein Wasserkraftwerk in Alta zu bauen. Dabei kam es unter anderem zu Hungerstreiks in den Jahren 1979 und 1981 vor dem norwegischen Parlament Storting.




Im September 1989 wurden die ersten Wahlen für das Sameting durchgeführt. Am 9. Oktober 1989 wurde das Parlament in Karasjok von König Olav V. eröffnet. Das Parlament löste den Norwegischen Samenrat ab.




Durch diese Proteste und auch durch den dadurch entstehenden internationalen Druck wurden die norwegischen Behörden stärker auf die Rechte der Samen aufmerksam. Die Samen wurden in der Folge nicht nur als Minderheit, sondern auch als indigene Bevölkerung in Norwegen anerkannt. Am 10. Oktober 1980 wurden die Samerettsutvalg (Aus-schuss für samische Rechte) und die Samekultur-utvalg (Ausschuss für samische Kultur) geschaffen. Der Rechtsausschuss präsentierte im Jahr 1984 seine ersten Ergebnisse, die die Grundlage für das im Jahr 1987 verabschiedete Gesetz Lov om Sameting og andre samiske rettsforhold (Gesetz über das Sameting und andere samische Rechtsverhältnisse), kurz Samelov, bildeten.






Am späteren Nachmittag fahren wir nach Kaa-manen, von wo wir wissen, dass es eine guter Platz zur Beobachtung des Nordlichtes sein soll.

Erst mal erfreuen wir uns am Sonnenuntergang. Dann gibt es Abendessen und als es dann endlich Nacht wird, können wir so oft und so lange zum Himmel schauen - es gibt heute kein Nordlicht.





Ebenfalls in Karasjok befindet sich der Sapmi Park.

Hier ist eine traditionell sapmische Bauernsiedlung zu sehen. Im Sommer hatten wir Zugang zu den verschiedenen Häuschen und Hütten, jetzt im Winter sind sie geschlossen.




1. März 2022  Kirkenes

Heute bin ich 78 geworden.

Unterwegs sehen wir immer wieder einzelne Rentiere an der Strasse, die aber gleich in den Wald verschwinden, sobald wir die Geschwindigkeit reduzieren oder anhalten.

In Neiden überqueren wir die Grenze nach Finnland.




Dann erreichen wir Kirkenes. 

Der geplante Ausflug nach Grense Jacobselv, direkt an der Grenze zu Russland gelegen, ist leider nicht möglich - die Strasse ist gesperrt und wahrscheinlich auch nicht geräumt.



Diesel kostet umgerechnet Fr. 1.90




In einem Einkaufscenter kaufen wir einen univer-sellen Pfannendeckel aus Silikon.

Zudem sehe ich noch wunderschöne Blumen-vasen - schade haben wir keinen Platz dafür im WoMo.

Auf meinen Wunsch hin, kocht Sylke zum Abend-essen eine Gemüsesuppe.




In der Nacht kommt ein Schneesturm auf. Innert kürzester Zeit sind die Scheiben des WoMos zugedeckt.

Die Hoffnung auf Nordlicht erfüllt sich nicht.

Wir erfahren, dass die Hurtigrutenschiffe 2020 auf zwei Gesellschaften aufgeteilt wurden und seit der Coronapandemie nur noch an 5 von 7 Wochen-tagen ein Schiff anlegt - aber heute nicht!

2. März 2022  Kirkenes

Der Morgen ist wunderschön. Um 9 Uhr soll die Hurtigruten anlegen und darum gehen wir zum Pier.

Aber es ist 9 Uhr vorbei und das Schiff kommt nicht. Ob es im Winter vielleicht einen anderen Hafen anfährt?


Wir gehen in den Souvenirshop am Pier, um uns etwas aufzuwärmen und umzusehen.

Die Betreiberin verwickelt uns in ein Gespräch über den russischen Angriff auf die Ukraine.

Sie selbst ist Russin und schäme sich dafür. Sie lebt seit 2005 in Kirkenes.

Nebenbei bemerkt sie, dass es noch nie soviel Schnee gegeben habe wie in diesem Jahr.

Für die Frau ist es unbegreiflich, was da mit Russland abläuft. Sie erzählt, wieviele Privilegien die Russen hier an der Grenze haben. Sie könnten ohne jede Formalitäten nach Finnland einreisen, einkaufen und wieder zurückkehren.

Ein Finne hingegen brauche ein Visum und dieses bekommt er nur mit einer Einladung von einer russischen Organisation - wenn überhaupt.



Wir beschliessen noch einen Tag zu bleiben.

Mein dritter Antigen-Test zeigt, dass ich inzwischen nicht mehr "positiv" bin.


Vor einem Supermarkt sehen wir einen der traditionellen Schlitten. Mit einem Fuss steht man auf einer Kufe, mit dem anderen gibt an an.

3. März 2022  Inari

Punkt 9 Uhr legt die Hurtigruten an. Sie ist bereits eine Viertelstunde früher zu sehen, wenn sie in die Bucht einfährt. Mit lauten Hornstössen kündigt sie ihr Einlaufen an.

Obwohl ein eisiger Wind weht, harren wir aus.


Ja, übrigens sagte gestern die Frau im Souvenir-shop, dass man nun wieder als Besucher das Schiff betreten dürfe um Kaffee zu trinken.

Wir überlegen uns kurz, ob wir das jetzt tun wollen, entscheiden uns aber dagegen, weil noch ein weiter Weg vor uns liegt.





                                                                                     Film ->

Letzte Bilder von Kirkenes




Dann fahren wir weiter, zurück nach Neiden und dort wieder über die Grenze nach Finnland.




Dann passiert es:

Ich halte an und fahre ein Stück rückwärts um zu fotografieren. Bei der Weiterfahrt, zurück auf die Strasse, bin ich einen Moment unaufmerksam und fahre ich den Schneewall am rechten Strassen-rand.


Schnell ist klar, da komme ich nur mit Hilfe wieder heraus.

Zuerst schaufle ich die Räder frei, soweit das überhaupt geht. Der Schnee ist hart wie Beton.




Dann hält ein Fahrer mit einem Van und bietet Hilfe an. Ich befestige den Bergegurt vorne am Toyota und das andere Ende am Van.

Aber der rutscht nur auf der Strasse hin und her.


Also weiterschaufeln. Da kommt spontan ein älterer Helfer dazu und wir schaufeln zu zweit.

Inzwischen sind auch die hinteren Räder wieder frei und ich lege die beiden MaxTrax darunter, damit die Antriebsräder greifen.

Und so haben wir es dann geschafft, das WoMo nach einer Stunde wieder flott zu kriegen. 

Vielen Dank an unserer Helfer.


4. März 2022   Maijanen Finnland

Wir fahren entlang der russischen Grenze durch Finnland südwärts.

Bei einem Kaffeehalt erkunde ich mit der Drohne die Umgebung. Wir stehen mitten in einem grossen Waldgebiet, welches mit Seen und Flüssen durchzogen ist.

Impressionen

Dann erreichen wir das Ziel welches wir in Park4Night gewählt haben. Aber bereits bei der Einfahrt wundere ich mich darüber, dass es tief verschneit ist.

Aber immerhin ist ein WC-Häuschen zu sehen und weiter hinter auch ein Wohnhaus.

Ich gehe hin und klopfe zweimal an die Türe und gleich als ich wieder weggehen will, geht die Haustür langsam und zögerlich auf.

Zu meiner nicht geringen Überraschung tritt ein sehr alter Mann mit langem Bart unter die Tür.

Meine Fragen scheint er aber nicht zu verstehen.

Ich bedanke mich und wir fahren wieder zurück auf die Hauptstrasse.

Direkt gegenüber befindet sich ein Parkplatz und wir beschliessen, dort zu bleiben.

Am Himmel ist durch den Dunst ein schwacher Halo sichtbar und ich lasse die Drohne steigen. Leider gibt das Bild den Halo schlechter wieder, als dass das Auge ihn wahrnimmt.


Später stellen wir zu unserer Überraschung fest, dass wir auf dem Parkplatz eines Friedhofs mit einer kleinen Kapelle und Glockenturm stehen.


Die Nacht verbringen wir ruhig und ungestört.

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