Die Seele Afrikas  -  Lesotho

Sonntag,  15. Mai 2016   Lesotho

Wie geplant fahren wir um 7 Uhr los. Der Weg aus dem Dorf bis zur Hauptstrasse führt über eine kaputte Strasse. Die Löcher sind manchmal so gross und zahlreich, dazu noch mit Wasser gefüllt, dass es ein Wagnis wäre, da hineinzufahren. Also umkurven wir sie. Dann kommen wir an einer Abfallentsorgung vorbei, sie ist so arg, wie wir es bisher noch nirgends gesehen haben - wohl-verstanden das im reichen Südafrika!

Nach etwa 7 km, wir fahren gegen die aufgehende Sonne und bei wolkenfreiem Himmel, kommen wir an die Grenze zu Lesotho. Die Ausreise aus Südafrika gestaltet sich schnell und einfach. Später aber stellen wir fest, dass der Ausreise-stempel das Datum 15. April 2015 trägt!

Genauso schnell geht dann die Einreise nach Lesotho, schneller jedenfalls, als dass wir erwartet hätten.

Wir sind jetzt in einem Land, wo es nur Schwarze gibt, keine Farbigen und keine Weissen.

Die Menschen sind fröhlich und auch die Häuschen, in denen sie leben sind besser gebaut und sauberer als in den Townships von Südafrika.

Ich denke, dass das damit zu tun hat, dass es hier kaum Klassenunterschiede wie in SA gibt. Das was die Schwarzen hier erarbeiten wird nicht von Weissen abgeschöpft.

Hier wird noch von Hand und mit 3 vorgespannten Ochsen gepflügt. Karren mit Kühen oder Eseln sind oft zu sehen, dafür kaum Lieferwagen.

Die Menschen sind auch ganz anders gekleidet: Frauen und Mädchen tragen vorwiegend Röcke. Die Männer sieht man mit umgehängten Tüchern. Weil heute Pfingstmontag ist, sehen wir um die Mittagszeit viele Menschen aus der Kirche kommen. Bestimmt haben sie sich deshalb sorgfältig gekleidet.

Innerorts, aber auch an den Ein- und Ausfahrten von Dörfern befinden sich sogenannte "Schlafende Polizisten". Das sind die bei uns weniger bekannten Temposchwellen, welche quer über die Fahrbahn gehen und den Fahrer zwingen im Schritttempo darüber zu fahren.

Meistens, aber nicht immer, wird mittels Signaltafeln darauf hingewiesen.

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Aber wie es kommen musste - wir sind mit etwa 40 kmh über einen hinweg gefahren. Der Schlag aufs WoMo war fürchterlich und wir haben gehört, wie hinten allerhand zu Boden gefallen ist.

Sobald wie möglich habe ich angehalten um nachzusehen, was geschehen ist. Entgegen unserer Befürchtung fiel die Kaffeemaschine nicht zu Boden. Dafür sind alle Gewürzgläser aus dem Gestell geflogen und haben sich über den Boden verteilt. Aber auch alles was auf den Bänken lag hat sich verteilt.

Später dann, bei der Kaffeepause, habe wir den Geschirrschrank geöffnet und auch hier ein Chaos vorgefunden.

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Wir sind noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen, nichts ist kaputt gegangen.

Am frühen Nachmittag erreichen wir die nördliche Grenze von Lesotho zu Südafrika. 

Der Grenzübertritt ist wieder genauso einfach und schnell wie zuvor.

Jetzt sind es nur noch etwa 60 km bis zum Golden Gate Nationalpark.

Das Königreich Lesotho gehört zu den kleineren Ländern in Afrika und ist mit ca. 30'000 km2 etwas kleiner als die Schweiz (41'000 km2). Es ist vollständig von Südafrika umgeben. Der westliche Teil Lesothos, der Teil, den wir durchfahren, liegt auf einem Hochplateau, dem sogenannten Highveld und wegen seiner relativen Lage innerhalb des Landes Lowlands genannt, welches das Hauptsiedlungsgebiet des Landes darstellt und grösstenteils aus Sandstein besteht. Die Lowlands liegen etwa 1'400 - 1'700 Meter üM, wogegen die östlichen Hochflächen und Berge (Highlands) teilweise über 2'000 Meter üM liegen und aus Basalt bestehen.

Für den Abend ist ein BBQ zu Kais Geburtstag angesagt. Wir bringen wie immer die Salate mit, Kai und Iris spendieren das Fleisch.

Um 3 Uhr bereitet Kai den Grill vor, damit wir dann um 5 Uhr eine schöne Glut haben.

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Weil er jeden Morgen einen frisch gepressten Orangensaft trinkt, bekommt er von uns allen einen grossen Sack Orangen geschenkt, welche von jedem von uns Handsigniert wurden.

Mir ist aufgefallen, dass die Landschaft immer wieder durch tiefe Erosionsgräben durchfurcht ist. Scheinbar gibt es hier starke Regenfälle und die dabei anschwellenden Bäche und Flüsse nagen an den sandigen Ufern.

Lesotho ist einer der wenigen afrikanischen Nationalstaaten, der ein homogenes Staatsvolk mit einer gemeinsamen Kultur, Identität und Tradition besitzt. Die über 2 Mio Einwohner des Landes sind ethnisch nahezu vollständig dem südlichen Bantuvolk der Basotho zuzurechnen.

Auf Grund der geographischen Gegebenheiten ist die Bevölkerung innerhalb des Landes sehr ungleich verteilt. Etwa 70% leben in den tieferen westlichen Landesteilen. Hier finden sich auch die fruchtbareren Gebiete des Landes.

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Die Ressourcen des Landes sind Wasser und in geringem Masse auch Diamanten und sonstige Mineralien. Im Rahmen des Lesotho Highlands Water Projects wurde mit dem Bau von mehreren Talsperren begonnen.

Mit einem langen, sich wunderbar reimenden Gedicht, übergibt ihm Christine noch ein Geschenk von der Reiseleitung.

Danach wird angestossen und gesungen und danach auch gleich die Tafel eröffnet. Auf dem grossen Rost befanden sich mehr Würste und Fleischstück als wir schlussendlich essen konnten.

Dann wird es dunkel und als selbst die Decken nichts mehr gegen die eindringende Kälte tun können ziehen wir uns ins geheizte WoMo zurück.

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Für morgen ist ein Ruhetag angesagt. Aber mit der Ruhe wird wahrscheinlich nichts. Zum einen muss das WoMo wieder einmal geputzt werden. Dann, wenn das Wetter gut ist und die Sonne scheint, soll die Bettwäsche gewaschen werden. Und dann wollen wir endlich das Moskitonetz installieren, welches die lästigen Mücken vom Schlafraum fernhalten soll.

Noch ein paar Gedanken zu Lesotho:

Heute sind wir zum ersten Mal durch "schwarzes Afrika" gefahren. Kaum etwas ist in diesem Land mit Südafrika zu vergleichen. SA wirkt dagegen wie Europa. Das Land ist sehr sauber. Nur selten sieht man Abfallhalden. Die Menschen sind auf ihre eigene Art gekleidet, meist Röcke bei den Frauen und kaum Jeans. Die Männer sind oft mit Jacket anzutreffen und selbst Männer mit weissen Hemden, Kravatte und Hut haben wir angetroffen.

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Aber der ganz besondere Unterschied liegt im Verhalten der Menschen: wir werden angesprochen auf unsere Reise und unser WoMo. Manchmal werden wir gefragt, wieviel ein solches WoMo kosten würde. Früher wussten wir nicht, was wir da sagen sollen. Heute aber ist es klar: wir haben unser ganzes Leben dafür gespart, dass wir  als Rentner diese Reise machen können. Diese Antwort genügt ihnen und beeindruckt sie offensichtlich.

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Noch etwas: in SA haben wir nicht so viele fröhliche Menschen gesehen wie hier, welche uns angelacht und uns zugewinkt haben.