15. Juli 2019

Unser heutiges Ziel ist der Geikie Gorge National Park. Kurz vor Fitzroy Crossing überqueren wir den Fitzroy River. An dieser Stelle führt er nur wenig Wasser.

Von hier aus sind es noch 17 Kilometer bis in die Geikie Gorge.

Wir kommen kurz nach 12 an und Vreni geht sogleich zur Touristic Info um für den Nachmittag eine Bootstour auf dem Fitzroy River zu buchen.

Bis 14 Uhr 30 haben wir genügend Zeit fürs Mittag-essen.

15. Juli 2019,  Mary Pool - Fitzroy Crossing

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Früh um 6 Uhr ist es nur 9°, also richtig kalt für diese Gegend. Die Sonne ist zwar vor fast einer Stunde aufgegangen, wärmt uns aber noch nicht beson-ders.

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Südlich von uns liegt die "Great Sandy Desert". Die Grosse Sandwüste ist eine australische Wüste im Nordwesten des Kontinents, welche sich mit einer Fläche von 267'250km² vom Nordosten des Bundesstaates Western Australia bis in den Südwesten des Northern Territory erstreckt. Sie ist sehr dünn besiedelt und weist keine grösseren Ansiedlungen auf.

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20 Minuten vorher treffen wir am Sammelpunkt ein, wo bereits etwa 20 weitere Besucher auf den Bootsführer warten.

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Hier fallen mir die verschiedenen Beschriftungs-tafel auf, welche die Wasserstände für die letzten Jahre während der Wet Season anzeigen.

2009 waren es zum Beispiel 2.47 Meter über dem Normalstand. Ganz oben im First sind Tafeln, welche mehr als 3 Meter über dem Dach vermerken - unglaublich!

Wir können uns das gar nicht vorstellen, was das bedeutet. Das ganze Umland wird dann über weite Strecken überflutet sein. Das ist auch der Grund dafür, dass viele Häuser auf Pfählen stehen.

Dann werden wir zum Boot geführt. Die Erläute-rungen während der Fahrt sind für uns wieder schwer verständlich. Der Sprecher pflegt seinen Dialekt.

Dafür sind die Felswände im Sonnenlicht wunder-bar farbig. An mindestens 20 Krokodilen fahren wir vorbei. Sie liegen in der Sonne um sich für die abendliche Jagd aufzuwärmen. Vereinzelt sind auch Wallabis zu sehen. 

Die Geikie Gorge – eine Schlucht mit 50 –100m hohen Kalksteinwänden – wurde im Jahre 1883 nach Sir Archibald Geikie, dem Generaldirektor Geological Society of London, benannt (Sir Archibald hat sie jedoch nie gesehen). Im 1967 eingerichteten Nationalpark leben die Bunaba, ein Aboriginal-Stamm, die das Gebiet Darngku nennen.

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Die Gogo-Formation (Fossillagerstätte), zu der die Geikie Gorge gehört – ein 350 Millionen Jahre altes, devonisches Riff – erstreckt sich auf 350 km parallel zur Granit-Abbruchkante des geologisch viel älteren Kimberley-Plateaus (King Leopold Ranges). Die Entstehungsgeschichte ist vergleichbar mit derjenigen der Windjana Gorge und umfasst zwei Stufen: Die erste Stufe ist die Anhebung des devonischen Meeresbodens vor ca. 250 Millionen Jahren mit nachfolgender Kalksteinbildung. Das Riff wurde dann durch jüngeres Sedimentgestein überdeckt. Vor ca. 20 Millionen gab es eine zweite Anhebung mit nachfolgender Erosion des jüngere Gesteins, so dass der zu Grunde liegende ältere Kalkstein, den Kalkalgen, Stromatoporen und Korallen geformt hatten, wieder zum Vorschein kam.

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Die heutige Landschaft formte der Fitzroy River, der in der Regenzeit um mehr als 16 Meter hoch ansteigen kann. Der jeweilige Wasserstand hinterlässt in den Wänden des weichen Kalksteins Streifen, die unschwer zu erkennen sind.

Fossilien der devonischen Meerestiere sind in einigen Partien der Felswände gut erhalten.

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Im Fluss befinden sich Süsswasserkrokodile, die sich tagsüber auf sonnigen Felsvorsprüngen ausstrecken. Barramundis können geangelt werden.

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Zahlreiche Vogelarten bevölkern den Park, bei-spielsweise verschiedene Reiher und Kormorane, Rohrsänger und Laubenvögel, seltener Fischadler und Weissbauchseeadler.

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In den Eukalypten und Myrtenheidenbäumen am Flussufer hängen häufig grosse Kolonien von Flughunden.

Leider ist Camping im Park nicht erlaubt, er schliesst abends. Darum fahren wir wieder nach Fitzroy Crossing zurück und halten im Ort, um noch einzukaufen. 

Danach geht es wieder über die schmale Brücke zurück zum Fitzroy River Lodge Campground, wo wir übernachten.

16. Juli 2019,  Fitzroy Crossing - Derby

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Gestern noch dachten wir, dass die Boab-Bäume immer spärlicher werden. Heute aber sehen wir immer wieder besonders grosse und dicke Exemplare entlang der Strasse. Das ist Grund genug, nochmals eine Sammlung der interessant-esten zu erstellen.

Wir fahren auf dem National Highway 1, der wich-tigsten Strasse, welche durch den ganzen Konti-nent führt. Je nach Strecke bekommt der Highway noch eine zweite, populäre Bezeichnung. Hier zum Beispiel heisst er Great Northern Hwy. Noch vor ein paar Tagen hiess er Victoria Hwy und zuvor Stuart Hwy.

Trotz der grossen Wichtigkeit dieser Strasse ist sie oft so schmal, dass man auf den Seitenstreifen ausweichen muss, wenn ein Road Train kommt.

In diesem Abschnitt wird gerade viel gebaut, das heisst verbreitert. Dazu ist die Strasse oft nur einspurig zu befahren und der Verkehr wird mit Signalschildern geregelt.

An einer solchen Stelle kann man dann schnell mal 15 Minuten warten bis die Strecke wieder freige-geben wird. Zudem sind die Abschnitte auch ein paar Kilometer lang.

Etwa 8 Kilometer vor Derby verlassen wir die Strasse und fahren zum Prison Boab Tree.

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Der Prison Boab Tree in Derby ist ein 1'500 Jahre alter, grosser, hohler Adansonia gregorii -Baum, mit einem Umfang von 14,7 Metern. Es soll in den 1890er Jahren als Gefängnis für indigene austra-lische Gefangene auf dem Weg nach Derby zur Verurteilung benutzt worden sein. Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass der Derby Prison Tree jemals für die Inhaftierung von Gefangenen verwendet wurde.

Etwa um 1948 verbrachte ein bekannter Künstler, Vlase Zanalis, acht Monate damit, in und um Derby zu campen. Zanalis war fasziniert von den ausser-gewöhnlichen Bäumen der Region. 

Als eines seiner resultierenden Kunstwerke mit dem Titel "The Boab Tree" später in Sydney ausgestellt wurde, beschrieb der Albany Adver-tiser , dass der Baum in seinen "früheren Tagen" so lange als Gefängnis genutzt wurde, bis eine Verlegung der Gefangenen an einen dauerhafteren Aufenthaltsort möglich wurde. 

Kurz gesagt, die "Geschichte" eines anderen Baumes (der sich in Wyndham befindet) wurde auf den Derby-Baum übertragen. Im Laufe der Zeit wurde dieser Mythos so oft wiederholt, dass er zu einer „Tatsache“ verschmolz, die einfach nicht durch verfügbare Beweise gestützt wird. Der Baum ist jetzt eine Touristenattraktion.

Gleich daneben befindet sich mit 140 Meter die längste Viehtränke der Welt. Ob sie heute auch noch benutzt wird, habe ich nicht in Erfahrung gebracht. Jedenfalls aber steht am hinteren Ende ein Windrad, welches eine Wasserpumpe antreibt.

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Erbaut im Jahr 1944 als Badestelle für Truppen, die während des Zweiten Weltkriegs in der Region stationiert waren, ist dies eine der wenigen erhaltenen Erinnerungen an diese Jahre in der Stadt. Das Bad wurde von der 3. General Transport Co. gebaut und nach einem Zugmitglied, Charles LV Frost, Frosty's Pool genannt. 

Dann fahren wir noch die letzten Kilometer in die Stadt Derby. Sie ist eine von 3 Städten in der Region mit mehr als 2'000 Einwohner, nämlich ca. 3'250. Sie wurde um 1880 gegründet und liegt am Delta des Fitzroy River.  

Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt von japanischen Fliegern attackiert. Die Stadt spielte auch eine wichtige Rolle im Royal Flying Doctor Service of Australia für die Region.

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Als Erstes fahren wir direkt zum Pier, um den Wasserstand zu sehen. Derby hat mit 11.8 Meter Australiens höchste Gezeiten. Um 13 Uhr 50 wird sie den Höchststand erreichen, wir stehen also kurz davor.

Auf dem Pier wird geangelt. Besonders interessant ist wie hier bei High Tide die "Mud Crab" geangelt werden: Man nimmt einen Gitterkorb und bindet einen Köder, zum Beispiele ein Pouletschenkel über eine kurze Leine am Korbboden an.

Dann lässt man den Korb an einem Seil herunter, so dass er flach auf dem Grund liegt. Dann wartet man - und wartet - und wartet. Jedenfalls haben wir in einer halben Stunde nichts gesehen. Aber ich habe mir sagen lassen, dass wenn der Hummer den Köder packt, dieses einen Ruck am Seil gäbe und man dann den Korb blitzschnell nach oben ziehen müsse, damit der Hummer nicht aus dem Korb kann.

Vom nahen Wharf Café riecht es köstlich nach gebratenem Fisch. Das lockt uns an und wir essen einen wunderbaren, gegrillten Baramundi.

Dann fahren wir zum Camp. Wir haben wieder einmal Glück und bekommen ohne Reservation einen Platz - angeblich der Letzte! Erst jetzt erfahren wir, dass bis Ende dieser Woche hier noch Winterferien sind und die Plätze darum fast überall ausgebucht sind.

Wir stehen direkt neben einem Boab.

Um halb 6 ist Sonnenuntergang. Dazu gehen wir zu Fuss in Richtung Strand.

Am Strand befindet sich eine Skulptur des Künstlers Mark Norval.

Wir sind nicht allein. Eine ganze Menge Leute schaut zur Skulptur mit der Sonne im Hintergrund.

Es wird auch ein bisschen um den besten Platz gedrängelt und wenn man ihn nicht gleich wieder frei gibt auch angesprochen.

17. Juli 2019,  Derby - Broome

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Brücken über breite Flüsse, die zur Zeit kein Wasser führen, sind fast ausnahmslos einspurig zu befahren. Davor und danach ist die Strecke zweispurig.

Es ist also wichtig, früh genug zu erkennen, ob man durchfahren kann oder warten muss.

Ich habe gelernt, dass wenn man auf die Brücke fährt, man den rechten Blinker bis zum Brücken-ende stellt, damit die Gegenseite dies erkennt.

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Eine der interessanteren Brücken, diesmal aber mit Wasser im Fluss, ist diejenige, welche über den Ski Lake führt.Das Wasser ist lehmig braun. Am Ufer sieht man Kühe, die zur Tränke gehen. Ob es Krokodile hat? Fast sicher!

Wenn wir morgens losfahren, kommt es vor, dass wir eine Schar Kakadus aufscheuchen, welche am Strassenrand auf dem Boden sitzen. Oft denke ich, es wäre schön, wenn ich sie filmen könnte. Aber bisher war das nicht möglich, ich habe zu spät reagiert.

Heute aber war es etwas besonderes: Ein entgegenkommendes Auto hat schwarze Kakadus aufgescheucht und diese sind direkt vor uns aufgeflogen. Die Bilder der DashCam zeigen es.

Das Gebiet des heutigen Broome wurde ursprüng-lich von den Yawurru People, einem Stamm der Aborigines, bewohnt. In den Jahren 1688 und 1699 stellte der Entdecker William Dampier die ersten Erkundungen der Region mit der HMS Roebuck an. Nach diesem Schiff benannte man die Bucht Roebuck Bay, in der sich Broome heute befindet. 

Am 21. November 1883 wurde Broome gegründet. Namensgeber war der damalige Gouverneur der Kolonie Westaustraliens, Frederick Broome.

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Als bekannt wurde, dass auf dem Meeresboden Perlen zu finden sind, erlebte Broome durch den Perlenrausch einen Aufschwung und wurde zur „Perlenhauptstadt der Südhalbkugel“. 

Die Perlenindustrie des Ortes deckte 80 Prozent des weltweiten Perlmutt-Bedarfs. Über 5'000 neue Siedler, meist Chinesen, Japaner, Aborigines und Südsee-Insulaner, wurden angelockt. Im Jahr 1910 zählte man in der Roebuck Bay fast 400 Perlen-tauch-Boote, sogenannte lugger. Ab Oktober 1929 endete mit der Weltwirtschaftskrise und dem Aufkommen von Kunst- und Zuchtperlen der Perlenboom, und der Ort fiel in die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit.

Bei unserer Ankunft fahren wir gleich zum Pier. Es scheint, als würde gerade ein Schiff beladen. Darum gehen wir auf dem Steg nach draussen, müssen aber auf halbem Weg wieder umkehren, weil der Rest des Steges in Arbeit und darum gesperrt ist.

Das Wasser ist türkis-blau und sehr sauber. Es lädt zum Baden ein - wenn nur die Quallen und die Crocs nicht wären.

Auf der anderen Seite des Caps, am Cable Beach, so erfahren wir, soll es noch schöner sein. Da würde man auch baden können.

Wir fahren in Richtung Zentrum und überlegen uns, ob wir Broome links liegen lassen und weiterfahren sollen.

Aus einer spontanen Eingebung von Vreni halten wir beim Broome Vacation Village und fragen nach:

Gerade sei jemand unplanmässig abgereist und darum stünde der Platz 66, aber nur für eine Nacht zur Verfügung.

Darüber freuen wir uns natürlich.

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Später feiern wir das mit Porterhouse Steaks, Bratkartoffeln, Salat und Wein.

Dann suchen wir Rolf auf dem Overflow-Camp-ground, wo er schon seit gestern steht. Aber bei der Rezeption gibt man uns zu verstehen, dass der Platz voll wäre und wir besser die 35 km bis zum Roebuck Roadhouse fahren sollen. Da hätte es immer Platz.

Das ist uns dann aber doch zuweit und darum beginne ich die anderen 3 Camps telefonisch anzufragen. Bei allen 3 erfahre ich, dass sie ausgebucht wären und ich nach Roebuck fahren soll. Bevor wir aber losfahren, will ich auch da noch anfragen und einen Platz reservieren lassen.

Pech - auch da ist alles voll. Was nun?

18. Juli 2019,  Broome, Tag 2

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Obwohl uns gestern der Platz nur für eine Nacht zugesichert wurde, gehen wir um halb 9 zur Rezeption. Wir sind die Ersten, die bedient werden. Ich sage, dass ich von Platz 66 wäre und fragen möchte, ob vielleicht ein anderer Platz frei werde.

Zu unserer Überraschung ist es wieder gleich wie gestern: Jemand ist früher abgereist als geplant. Und so ziehen wir um auf Platz 65.

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Dann stellen wir zwei Stühle hin, um sicherzu-stellen, dass wir den Platz auch beanspruchen. 

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Dann gehen wir mit Rolf zum Sandstrand beim Turf Club und fahren bis ans Wasser. Wir stellen unsere Autos so, dass wir im Schatten sitzen können.

Wir steigen aus und Vreni geht bis zu den Knien ins Wasser. Anfangs findet sie es kalt, aber nach einer Weile hat sie sich daran gewöhnt. Was sie aber vom Schwimmen abhält, sind die Quallen, die jetzt sichtbar werden, wenn die Wellen sich zurück ziehen.

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Wir schauen der zunehmenden Flut zu bis wir von einem Aufseher ermahnt werden, mit den Autos weiter nach hinten zu fahren.

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Nachher fahren wir zu Rolf.

Hätten wir nicht bleiben können, so würden wir uns jetzt auf dem Overflow um einen Platz bemühen.

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Nach Rolfs Gibb-River Abenteuer lassen wir uns von ihm erzählen, was er erlebt hat.

Die Strasse wäre extrem schlecht gewesen. Viele Pannenfahrzeuge wären stehen gebleiben. Er habe haufenweise ausgeschlachtete Caravans und Autos gesehen.

Zudem wären die Plätze durchwegs schlecht und auch überfüllt gewesen.

Nach 3 Tage habe er die Nase voll gehabt und habe die restliche Strecke in 3 Tagen hinter sich gebracht. 

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Aus den geplanten 2 Wochen für 700 km ist gerade mal eine geworden.

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Bevor wir uns trennen, wir wollen noch zum Cable Beach fahren, planen wir noch die Weiterfahrt für die nächsten Tage. Unser Ziel ist, in zwei Tagen in Port Hedland zu sein und zwischendurch bei Eighty Mile Beach zu übernachten.

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Cable Beach ist ein 22 Kilometer langer Sandstrand bei Broome in Australien. Benannt wurde er nach dem ersten Telegrafenkabel, das 1889 zwischen Broome und Java verlegt wurde.

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Es ist etwa halb 12 und wir gehen ins bekannte Zanders um Mittag zu essen. Weil die Küche erst um 12 öffnet, genehmigen wir uns noch einen Apéro und studieren dabei die Menuekarte.

Wir beschliessen, dass wir Austern zur Vorspeise bestellen, ich die Nature und Vreni die Kilpatrick Variante mit gebratenem Schinken. Sie meint, die Nature hätten ihr besser geschmeckt.

Nach dem Essen ist Vreni nicht mehr zu halten: Nachdem sie die vielen Badenden sieht, sind Quallen und Crocs vergessen und sie stürzt sich in die Fluten.

Nach einer Viertelstunde kehrt sie erfrischt zurück und steht unter die Dusche.

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Dann gehts zu Bunnings. Ich brauche noch einen zusätzlichen Wasserschlauch, da wir oft zu weit weg vom Wasseranschluss sind und ich deshalb immer umständlich manövrieren muss.

Danach folgt für Vreni ein Salatteller und für mich Seafood Marinara.

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Den Rest des Nachmittags verbringen wir beim WoMo. 

Seit zwei Tagen habe ich den Eindruck, als würde das WoMo beim Anfahren nicht mehr richtig beschleunigen. Nach Anraten meiner Garage zuhause, reinige ich den Luftfilter. Für morgen will ich auch noch das Wasser im Dieselfilter ablassen und dann weitersehen.

19. Juli 2019,  Broome - Eighty Mile Beach

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Gleich beim Start zeigt der Motor wieder seine Macken: Ich kann kaum beschleunigen, es sei denn, ich schalte die Gänge von Hand.

Nach einigem Beobachten stelle ich fest, dass das Automatikgetriebe schnell hintereinander von Gang 1 bis 4 hochschaltet und dabei die Drehzahl bis auf 1'000 RPM herunterfällt.

Bin ich dann mit 90 kmh und im 5. Gang unterwegs, kann ich problemlos bis 115 beschleunigen.

Also ist es nicht der Motor, der hat genug Leistung.

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Die nächste Mercedes-Vertretung ist etwa 1'400 km entfernt, also schaue ich, dass ich so durch-komme.

Nach fast 300 km kommt endlich eine Abwechslung: Das Roadhouse Sandfire.

Mitten in der Einsamkeit befindet sich eine Tankstelle, ein Café und ein kleines Camp für diejenigen, die spät unterwegs sind und nicht mehr weiterfahren möchten.

Wir fahren von der Strasse ab um uns umzusehen.

Ausser einer langen Schlange an Autos, meist mit Caravans, die zum Tanken anstehen, gibt es nicht interessantes zu sehen - einzig ein Autowrack.

Immer wieder treffen wir auf solche Wracks. Vielleicht werden sie zur Abschreckung hingestellt. Ich habe aber auch schon gehört, dass liegen-gebliebene Pannenfahrzeuge innert Stunden ausgeschlachtet würden.

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50 Kilometer später biegen wir zur Eighty Mile Beach ab.

Nach 10 Kilometer Staub stehen wir vor dem Gate. Vor uns liegt eine Oase mit Palmen und Blick auf das Meer.

Das Anmelden ist schnell erledigt. Wir bekommen einen der letzten freien Plätze mit Schatten.

Gerne hätte wir auch für Rolf reserviert. Er wird aber erst in etwa einer Stunde ankommen.

Nach einem kurzen Blick aufs Meer, kocht Vreni das Mittagessen: Breite Bandnudeln mit Gorgonzola-sauce und Salat.

Während wir am Essen sind, kommt Rolf an. Wie befürchtet, hat er keinen schattigen Platz mehr bekommen. Aber morgen will versuchen zu wechseln.

Nach dem Essen entleeren wir den Dieselfilter in einen Plastic-Kanister. Noch ist kein Wasser zu sehen, aber morgen, wenn der Kanister ruhig gestanden hat, ist vielleicht etwas zu sehen.

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Nachher gehen wir an den Strand. Eine Treppe führt über die Düne. Da lassen wir die Schlarpen liegen und gehen barfuss ins seichte Wasser.

Das Meer zieht sich gerade zurück und der Strand reicht sich kilometerweit hinaus. Er ist mit weissen Muscheln übersät und es ist nicht möglich, nicht immer auf den Boden zu sehen und nach schönen Muscheln zu suchen.

Mitunter sehe ich auch eine Qualle, die den Rückzug mit dem Wasser verpasst hat. Aber auch sonst ist der Schlick voller Leben: Kleine Krebse in Schne-ckenhäusern laufen über den Boden und graben sich wieder ein. 

Gegen 6 Uhr gehen wir nochmals zum Strand, um die Sonne zu verabschieden.

Am Abend setzen wir von den 3 Schweizer-WoMos zusammen, essen und trinken und lassen vergan-gene Zeiten aufleben.

20. Juli 2019,  Eighty Mile Beach, Tag 2

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Das mit dem Motor ist auch heute noch ein Thema.

Von meiner Garage habe ich einiges an Hinweisen und Fragen zum Verhalten bekommen.

Jetzt warte ich bis Montag auf Antworten.

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Nachdem ich den Luftfilter gewechselt habe, er ist nach meiner Meinung nicht besonders verschmutzt, gehen wir auf Probefahrt. Aber gleich wird klar, dass das nicht die Lösung war.

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Bei der Rückkehr geht Vreni in den Shop, um für uns eine Pizza zu bestellen. Wir haben gehört, dass sie jeweils frisch zubereitet werden, also keine Tief-kühl-Kost ist.

Die zweite Enttäuschung des Tages ist: Es gibt sie erst ab 5 Uhr.

Auf dem Rückweg sehen wir ein paar interessante Fischerkarren. Sie sind alle in irgend einer Weise besonders ausgeschmückt.

Damit fahren die Fischer bei Flut an den Rand des Wassers um zu fischen. Aber bestimmt gehört auch eine gehörige Portion Gemütlichkeit dazu. Jedenfalls lässt das die eingebaute Küche vermuten.

Für heute ist zwischen 2 und 4 Uhr ein Markt ange-sagt. Da wollen wir Früchte und Gemüse einkaufen .

Die dritte Enttäuschung: Es ist ein Markt, wo die Camper ihre überflüssigen Sachen, wie zum Beispiel gelesene Bücher, verkaufen können.

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Dann gehen wir nochmals an den schönen Strand. Jetzt ist Flut und wir gehen durchs knöcheltiefe Wasser.

Als Trost gönnen wir uns ein Eis. Wir kommen gerade schleckend aus dem Laden, da sehen wir, dass der "General" angekommen ist.

Rolf und Margrit steigen aus und begrüssen uns.

Dann wird ihnen ein Platz in der Nähe zugewiesen.

21. Juli 2019,  Eighty Mile Beach - Port Hedland

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Nochmals kurz an den Strand bevor wir losfahren -  dann verlassen wir den schönen Ort.

Obwohl die Strecke der Küste entlang führt, sehen wir sie kein einziges Mal. Ich könnte schon von der Hauptstrasse abzweigen und über eine sandige Strasse zum Strand fahren. Davon gibt es einige. Aber beim jetztigen Zustand des WoMos habe ich keine Lust mich zusätzlich zu exponieren. Also fahren wir gesittet nach Port Hedland.

In Port Hedland angekommen geht es zuerst zur Touristen-Info, weil wir gelesen haben, dass es hier einen Aushang gebe, wo ersichtlich ist, wann die langen Eisenerz-Züge verkehren. Einen solchen wollen wir unbedingt sehen.

Aber in der Touristen-Info ist man total  desinte-ressiert und will von nichts wissen. Überhaupt ist die Promenade zum Hafen verwahrlost. 

Wenigstens bietet der Hafen einiges an Schiffen und Verladeeinrichtungen. 

Port Hedland ist mit knapp 13'800 Einwohnern eine der grössten Städte des australischen Westens. Der Hafen, über den vor allem Eisenerz exportiert wird, gehört zu den grössten Häfen für Schüttgut weltweit, welches über drei verschiedene Linien per Eisenbahn angeliefert wird. Das Volumen des exportierten Eisenerzes stieg seit dem Beginn im Jahr 1966 stetig an. Die jährliche Umschlagmenge des Hafens betrug im Geschäftsjahr 2015/16 454,2 Millionen Tonnen. Nach einem weiteren Ausbau 2017 ist der Hafen nun der grösste Exporthafen für Schüttgut weltweit.

Ganz in der Nähe wird auch Salz in offenen Trocknungsanlagen erzeugt und zu grossen Bergen angehäuft. Zu unserer Überraschung fährt da ein Trax umher und verschiebt das Salz, gerade so wie bei uns die Pistenfahrzeuge den Schnee. Film

Eine besondere Attraktion Port Hedlands sind die Eisenerz-Züge.

Die 1969 eröffnete 426km lange Strecke verbindet die Mount Whaleback Mine mit dem Hafen am Nelson Point in Port Hedland.

Die Stammstrecke wurde 1989 um eine 32km lange Stichstrecke zur Wheelarra Mine ergänzt, neben der 2014 die Jimblebar Mine. Im Jahre 1991 kam eine 30km langen Stichbahn zur Yandi Mine hinzu, die 2003 um weitere 38km zur Area C Mine verlängert wurde.

Im Mai 2011 war der zweigleisige Ausbau des Ab-schnittes Port Hedland–Jimblebar Junction abge-schlossen.

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Seit 2015 verkehren die Züge mit 259 Wagen, gezogen von zwei SD70 Lokomotiven, an der Zug-spitze, die von zwei weiteren funkferngesteuerten SD70 Lokomotiven unterstützt werden, die nach 130 Wagen eingereiht sind. Ein solcher Zug mit einer Gesamtlänge von 2,8km befördert 34'200t Erz bei einem Gesamtgewicht von 39'400t und einem Achsdruck von 38t. Es verkehren 14 Züge pro Tag.

Am 5. November 2018 geriet ein Zug mit vier Lokomotiven und 268 mit Eisenerz beladene Wagen ausser Kontrolle und wurde in der Nähe von Turners Siding absichtlich zum Entgleisen ge-bracht. Bei dem Eisenbahnunfall von Turners Siding wurden viele der Wagen und die Eisenbahn-infrastruktur auf einer Länge von etwa 1,5km zerstört.

Die Züge werden in den Tagebaubetrieben mit aufbereitetem Sinterfeinerz oder Stückerz befüllt, wobei die Beladung mit den angekoppelten Zuglokomotiven erfolgt. Im Hafen von Port Hedland werden die Züge entweder am Nelson Point oder auf Finucane Island mit insgesamt fünf Kreiselkipper entladen. Für den Entladevorgang wird der Zug vor den Zwischen-lokomotiven getrennt und jeder Zugteil einzeln von den zugehörigen Lokomotiven durch die Entlade-anlagen geführt, bevor sie für die Rückfahrt zu den Tagebauen wieder vereint werden. 

In den Entladeanlagen ist eine Überwachungs-anlage installiert, welche sicherstellt, dass die Wagen tatsächlich entleert sind. Dadurch wird verhindert, dass nur zum Teil entladene Wagen durch ungleiche Radlastverteilung entgleisen können. Die Umlaufzeit für eine Fahrt von der Beladung bis zum Hafen und wieder zurück beträgt ungefähr 30 Stunden.

Der heutige Übernachtungsplatz ist am Rande einer Pferderennbahn. Der Turf Club stellt einen Platz für etwa 100 WoMos und Gespanne kostenlos zur Verfügung. Heute Sonntag finden Rennen statt und elegant gekleidete Herrschaften streben den Tribünen und dem Wettbüro zu.

Da wir in unmittelbarer Nähe zur Rennstrecke stehen, ist es für uns ein Einfaches, zum Zaun zu laufen sobald der Speaker seine Stimme erhebt.

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Wir sehen zwar nicht den Zieleinlauf, aber doch die letzten 100 Meter.

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