8. Mai 2019

Für Kangaroo Island gibt es auch wieder Einfuhr-beschränkungen. Diesmal sind es Honig und Kar-toffeln, es sei denn, sie sind gewaschen und originalverpackt. Zudem ist es auch verboten Füchse, Kaninchen, Bienen und Pflanzen einzu-führen.

Am späteren Nachmittag erreichen wir Port Willunga.

Beim Eindunkeln setzen wir uns zusammen und diskutieren, was wir in den nächsten Tagen machen wollen. Es geht darum wie wir die Zeit ver-bringen bis Rolf das WoMo zur Reparatur bringt und ich nach Melbourne zurückfahre.

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Morgen fahren wir ins Barossa Valley.

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Bei unserer Ankunft fahren gerade die letzten Fahrzeuge auf die Fähre. 

Im Booking Office erfahren wir mehr: Mein WoMo kostet $273 und $91 pro Person - hin und zurück!

Das lässt sich sehen.

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Ich werde aber erst übersetzen wenn Vreni hier ist. Geplant ist, dass Rolf in etwa 10 Tagen in Adelaide sein WoMo reparieren lässt, etwa zu der Zeit, wo ich nach Melbourne zurückfahren werde, um Vreni abzuholen.

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Rolf will dann nach der Reparatur in Richtung Alice Springs starten, wo wir uns dann wieder treffen wollen.

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8. Mai 2019,  Victor Harbor - Port Willunga

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Wir sind kurz vor Adelaide und überlegen uns, wohin wir als nächstes fahren wollen.

Fest steht, dass wir heute zuerst nach Cape Jervis fahren wollen um die Preise für die Überfahrt nach Kangaroo Island zu erfragen. Von verschieden Seiten haben wir Preise bis $700 pro Weg erfahren. Das wäre uns dann doch zu viel.

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Unser nächster Halt ist in Second Valley. Nicht dass wir uns da etwas Besonderes erhoffen, aber wir wollen nicht schon um 12 auf dem nächsten Campingplatz ankommen. 

Wir gehen zum Strand und laufen der Küste entlang. Die Felsen sind Basalt und stark verwittert.

Zwischendurch finden sich besonders interes-sante und schöne Gesteinsformationen. Hier wird deutlich, wie der Fels in Urzeiten plastisch verformt wurde.

Die beiden Ausschnitte sind etwa einen halben Meter breit.

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9. Mai 2019,  Port Willunga - Barossa Valley

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In der Nacht hat es wieder ganz heftig gestürmt und geregnet , wie noch nie zuvor auf dieser Reise.

Gestern habe ich endlich die TireMonis (Druck-überwachung der Reifen) montiert. Dabei hatte ich das Gefühl, dass einer von den 6 nicht ganz dicht ist. Und richtig, am Morgen musste ich den Plattfuss aufpumpen. Es scheint, als wäre das Gewinde am Ventil beschädigt. Dieser Reifen muss für den Moment halt ohne auskommen. Aber das Beson-dere ist, dass es dabei regnet.

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Eine halbe Stunde später fahren wir endlich los.

In einem Aussenbezirk von Adelaide halten wir um einzukaufen und anschliessend fahren wir zu IKEA. Ich bin mit meinem Kissen unzufrieden und möchte mich daher nach einem anderen umsehen.

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Dann, bei weiterhin strömendem Regen, fahren wir ins Barossa Valley. 

Hier in Greenock gibt es einen Platz, welcher nur 5$ kostet. Aber als wir ankommen sehen wir schnell, dass wir nicht in diesem Matsch stehen wollen. Unsere andere Wahl fällt auf den Discovery Camp in Tenunda. Der kostet zwar 73$ für 2 Nächte, dafür stehen wir gut und haben Strom. Das ist bei diesen Temperaturen angenehm, weil wir das WoMo nicht mit Diesel sondern mit dem Heizlüfter wärmen können.

In 10 Minuten sind wir in der Mitte des Ortes und suchen die Touristeninfo auf. Wir wollen uns nach einer Vinery Tour umsehen.

Kerstin spricht uns gleich nach unserer ersten Frage in Deutsch an. Sie ist in jungen Jahren hierher gekommen und hängen geblieben.

Sie rät uns zu einer Tour in einer kleinen Gruppe. Die Tour würde den Besuch von 4 - 5 Cellar Doors (so heisst das hier) und ein Mittagessen bein-halten. Hätten wir danach noch nicht genug, würde uns der Fahrer noch zu einem weiteren Cellar bringen.

Weil wir denken, dass wir gut beraten wurden, entschliessen wir uns dazu.

Morgen um 10 sollen wir am Campground abgeholt werden.

Der Schrapel Department Store war ursprünglich eine Werkstatt zur "Herstellung jeglicher Art von Fahrzeugen, Farmergerätschaften und Maschinen" und wurde später zum Warenhaus. Schrapel baute als Erster einen Stromgenerator im Ort.

Heute befinden sich in dem Gebäude mit der sorg-fältig renovierten Fassade verschiedene kleine Geschäfte.

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Der ganzen Strasse entlang reihen sich viele schöne Gebäude - schade, dass das Wetter nicht mitspielt.

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Irgendwann haben wir genug und kehren auf den Platz zurück.

Kerstin berät uns auch wo wir gut Essen können und empfiehlt uns unter anderem eine Brauerei in der Nähe unseres Platzes, wo es gute Pizza gäbe.

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Nachdem der morgige Tag klar ist, sehen wir uns noch im Ort um. Viele historische Gebäude sind gut erhalten und erzählen ihre Geschichten.

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So zum Beispiel die Lutherische Kirche. Die ur-sprüngliche Kirche wurde am 27. Juli 1850 geweiht und diente werktags als Schule. 1870 und 1910 wurde sie jeweils erweitert und ein Turm wurde angebaut.

Gegen 19 Uhr, es regnet wieder, denken wir, dass wir vielleicht in das "Restaurant" auf dem Platz gehen könnten. Jedenfalls werden hier "Pizza from the Woodfire" angeboten.

Aber gleich nachdem wir das Lokal betreten, machen wir kehrt. Da ist eine laute Gruppe am Feiern und zudem stinkt es nach Reinigungsmittel.

Also doch rüber zur Brauerei.

Nicht ganz überraschend gibt es hier keinen Wein. Es wird nur selbstgebrautes Bier ausgeschenkt.

Ich wähle "Indian Summer", weil es ein leichtes Bier sein soll. Zu meiner Überraschung ist es sehr fruchtig - für mich ungewohnt, aber sehr ange-nehm zu trinken.

Der Biergarten ist geschlossen - wen wundert es!

Aber direkt beim Eingang eröffnet sich der Blick in die Brauerei, wo noch gearbeitet wird.

Im Inneren gibt es gerade mal 4 runde Tischen, die bis auf eines bereits besetzt sind.

Am Desk bestellen wir zwei Pizzas und überlegen uns, ob vielleicht eine auch reichen würde? Unser Bauchgefühl sagt Nein und so bestellen wir zwei Margaritas.

Dann kommen unsere zwei Pizzas und uns wird sofort klar, die essen wir nicht gleich auf.

Was soll's, den Rest nehmen wir mit. Morgen werden wir sie in der Pfanne aufbacken.

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Für heute Abend habe ich mich mit Guido verab-redet, dass wir FaceTimen. Aber um 8 als ich es versuche geht es nicht. Auch spätere Versuche scheitern und so denke ich, dass ich es an einem anderen Tag und auf einem anderen Platz wieder versuchen werde. Doch wider Erwarten geht es dann doch noch. Es ist schön, die Kinder wieder einmal zu sehen.

10. Mai 2019,  Barossa Valley, Tanunda, Tag 2

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Allmälich scheint das Wetter besser zu werden.

Das Wetter - es ist immer das Erste was man in einem WoMo von der Aussenwelt merkt - entweder prasselt es aufs Dach oder die Sonne scheint durch die Fenster.

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Bis es 10 Uhr ist und wir abgeholt werden habe ich Zeit um richtig zu Frühstücken, damit ich nachher den Weinproben gewachsen bin.

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Pünktlich werden wir von Timo abgeholt, ein gebürtiger Finne. Er wäre mit 9 nach Australien gekommen, erzählt er.

Auf meine Frage hin bestätigt er, dass nur wir zwei die ganze Gruppe wären - eine "Private Tour".

Wir betreten einen stimmungsvollen Raum mit Kaminfeuer und Ledersitzgruppe.

Timo stellt uns der jungen Frau mit "Rolf and Peter from Switzerland" vor.

Gleich bekommen wir eine Weinkarte vorgelegt, woraus die verschiedenen Weine die zur Degus-tation anstehen, aufgeführt sind.

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Wir beginnen mit einem leichten Shiraz. Mit blu-migen Worten wird jeder Wein vorgestellt und seine Besonderheiten hervorgehoben.

Der erste Wein überrascht mich sehr: Einen so leichten Shiraz habe ich noch nie getrunken. Er gefällt mir ausserordentlich.

Dann erkundigt er sich nach unseren Vorlieben bezüglich der Weine und wir erklären, dass wir beide nur Rotwein trinken würden und darum auch keinen Weisswein testen möchten.

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Timos Ausführungen während der Fahrt zu folgen ist eine Herausforderung. Aber allmählich gewöh-nen wir uns an das ungewohnt klingende Englisch.

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Unser erster Halt ist beim Peter Lehmann Estate.

Was danach kommt wird immer kräftiger und wir beginnen darüber nachzudenken, um wieviel besser der Wein ist, der nicht 25$ sondern 45$ kostet. Würden wir das merken, wenn wir nicht wie hier 1 zu 1 vergleichen können?

Nun darüber lässt sich streiten.

Schnell ist eine Stunde vorbei. Auf der Weiterfahrt bestaunen wir noch die grossen Weintanks. Lehmann ist einer der ganz Grossen im Barossa.

Aber gleich gehts mit dem nächsten Wein weiter. Es werden jeweils nur geringe Mengen ins Glas gegeben. Was man nicht trinken mag, darf man ausschütten. Das gereichte Wasser ist weniger zum Trinken gedacht, als zum Spülen der Gläser.

Ja ja - wir sind noch am Lernen!

Die nächste Station ist die älteste Winery in Barossa: Kalleske Wines.

Die Kalleska Familie betreibt seit 1853 Weinbau in Greenock.

Das Besondere an ihrem Wein ist, dass er "Organic and Biodynamic" angebaut wird.

Beginnend beim Schlagen der Eichen in Frankreich, welche zu Fässern verarbeitet werden, bis zum Abfüllen des Weines in die Flaschen, richtet sich alles nach vorbestimmten Abläufen, welche zu Luft, Boden und Wasser Sorge trägt.

Nach dem fünften Wein wollen wir uns bedanken, aber man lässt uns nicht einfach so gehen: Jetzt wird noch der "absolute Höhepunkt" eingeschenkt.

Aber leider können wir darüber kaum mehr etwas aussagen, je kräftiger der Wein wird so früh am Tag, desto weniger vermag er uns zu begeistern.

Dann geht es zum ganz Grossen der Branche: 

Wolf Blass.

Wolfgang Blass wurde 1934 in Deutsch-land geboren. Nach der Ausbildung zum Önologen anschliessender Arbeit als Kellermeister in Deutschland, London und Bristol erhielt er das Angebot, in Australien oder Venezuela als Experte für Schaumwein tätig zu sein. Daraufhin wanderte er 1961 nach Australien aus, wo er sich in Nuriootpa im Barossa Valley ansiedelte. Er hatte die Hoffnung, an der australischen Weinproduktion "etwas beizutragen“.

Im Jahr 1966 gründete Blass schliesslich sein eigenes Weingut, Wolf Blass Wines und damit den ersten unabhängigen Weinbaubetrieb in Austra-lien. 

Er wählte den Namen Bilyara, die Bezeichnung der Aborigines für den Keilschwanzadler, den er als Firmensymbol wählte. 

1973 gründete Wolfgang Blass die Weinkellerei Wolf Blass. Er begann eine Kooperation mit dem legendären Weinmacher John Glaetzer, die rasch zu Erfolgen führte. In den Jahren 1974, 1975 und 1976 konnte er die Jimmy-Watson-Trophäe gewin-nen. 1992 schliesslich wurde er von der Inter-national Wine and Spirit Competition als „Inter-nationaler Weinmacher des Jahres“ ausgezeich-net.

Inzwischen scheint die Sonne und wir fahren zur Cheese Company, eine willkommene Abwechsung. 

Hier werden wir von Ingrid freudig empfangen. Sie führt uns zu einem Tische, auf welchem vier ver-schiedene Käse aus eigener Produktion  darge-boten werden. Einer schmeckt uns besser als der andere. Zum Schluss überlegen wir uns, von welchem wir kaufen wollen.

Timo erklärt, dass man nicht verpflichtet wäre etwas zu kaufen. Die grossen Betriebe betreiben das als Werbung und die kleinen freuen sich darüber wenn man etwas mitnimmt. 

Da Timo auch immer erzählt, dass wir mit dem WoMo unterwegs wären, erwartet auch niemand, dass wir Wein kaufen würden.

Aber hier, beim Käse - dafür hat es noch Platz im Kühlschrank!

Was wir vorfinden ist ein "Platter Lunch". Darauf befinden sich zweierlei Käse, Wurst Oliven, Pickles und verschiedene Brote.

Essen ist uns im Moment wichtiger als Trinken!

Und so gehen wir nochmals durch 5 oder 6 ver-schiedene Weine - jetzt wäre ein Bier gut zu Käse und Wurst!

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Karin ist 55, hat zwei Kinder, fährt mit ihrem Sohn (28) Motorrad, sie Yahama, er Harley, war schon in Zürich, wäre die schönste Stadt die sie je gesehen habe . . .

Mehr weiss ich nicht mehr.

Es ist 13 Uhr und wir sind froh, trotz des Käses, dass es endlich zum Mittagessen geht. 

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Wir fahren zur Lambert Winery. Timo liefert uns ab und meint, dass er uns in einer Stunde wieder abholen würde.

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Hier werden wir an einen Tisch in der Nähe des Kaminfeuers geleitet. Der Tisch ist für Zwei sorgfältig gedeckt - ein wunderbarer Anblick!

Karin begrüsst uns und sie beginnt gleich mit ihrer Arbeit. Sie holt Flasche um Flasche und erklärt uns die Besonderheiten.

Aus Höflichkeit unterbrechen wir jeweils das Essen während dem sie erzählt. Aber sobald sie den Tisch verlässt um die nächste Flasche zu holen, können wir uns endlich den wunderbaren Speisen widmen. 

Auch hier, als wir uns bedanken wollen, bringt die Dame noch eine ganz exclusive Flasche und meint, dass wir diese noch unbedingt versuchen müssen. Dann stellt sie auch noch eine solche, elegant verpackt, auf den Tische und mein Blick wandert zur Preisliste: 148$.

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Obwohl wir nichts kaufen bedankt man sich wie überall für unseren Besuch.

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Es ist bereit 15 Uhr und wir sagen Timo, dass es reiche, wir keine weitere Winery besuchen möchten.

Er meint, dass wir noch unbedingt zur Mettwurst Factory fahren müssen.

So sei es denn!

Timo steht bereit und wir fahren weiter.

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Es geht zu Yalumba.

Yalumba gehört zu den ältesten Familienbetrieben und ist Teil der Allianz "Australia’s First Families of Wine".

Was hier als Mettwurst verkauft wird, ist hausge-machte, geräucherte Rohwurst. Auf zwei Tellern werden 12 verschiedene kleinste Stückchen angeboten. 

Die Einzige die schmeckt, ist die mit Knoblauch. Die anderen mit Koriander, Brandy, und noch ein paar weiteren Gewürzen schmecken alle gleich.

Für unseren Geschmack sind diese Würste kein Renner!

Dann bringt uns Timo zurück auf den Platz und fährt uns direkt zu dem WoMos.

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Jetzt haben wir nur noch ein Bedürfnis: etwas schlafen.

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Zum Abendessen brate ich mir die von gestern übrig gebliebene Pizza.

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Das war ein erlebnisreicher und eindrücklicher Tag.

Rückblickend hat mir der erst, leichte Shiraz am Besten gefallen.

11. Mai 2019,  Blanchetown

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Gestern Abend haben wir noch geplant, einen weiteren Tag in Tanunda zu bleiben, um uns die weiteren historischen Gebäude anzusehen - immer vorausgesetzt das Wetter ist mehr oder weniger trocken.

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Leider ist es nicht so. Es hat in der Nacht wieder geregnet und jetzt auch wieder. Darum be-schliessen wir, dass schon heute jeder seiner Wege geht.

Rolf fährt in den Süden und geht für ein paar Tage auf die Känguruinseln. In einer Woche kann er dann sein WoMo in Adelaide reparieren lassen und will anschliessend in Richtung Alice Springs fahren.

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Ich habe mich entschieden in den kommenden zwei Wochen, also bis Vreni ankommt, in Richtung Adelaide fahren um unterwegs auf einigen Nationalparks zu übernachten. Dann, nach einer Woche, werde ich nach Melbourne zurückfahren.

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Also verabschieden wir uns heute von einander für 1 - 2 Monate und wünschen uns viel Glück.

Ich verlasse das hüglige Barossa und nach wenigen Kilometern eröffnet sich  vor mir eine weite flache Ebene, das Riverland.

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Mein heutiges Ziel ist Blanchetown am River Murray. Der River Murray ist ein 2'375 Kilometer langer Fluss in Südosten Australiens.

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Er ist der wasserreichste und nach seinem grössten Nebenfluss, dem Darling River, der zweitlängste Fluss des Landes. 

Der Murray teilt mit dem Darling River einen gemeinsamen Unterlauf von 828 Kilometern Länge, sie bilden zusammen von den Quellen bis zur Mündung ins Meer ein Flusssystem von 3'672 Kilometern.

Blanchetown war eine der ersten Niederlassung am Fluss in South Australia.

Die Stadt bekam ihren Namen 1855 durch den Governor Sir Richard Graves McDonnell nach dem Namen seiner Frau Lady McDonnell.

Das Leben entwickelte sich als Halte- und Über-nachtungsstation für Reisende.

Die ersten wichtigen Gebäude waren das Post Office, das Hotel, die Schule und eine Police Station.

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Der Campingplatz steht direkt am Murray und wenn das Wetter besser und wärmer wäre, könnte man mit den vom Platz zur Verfügung gestellten Boote paddeln gehen oder fischen.

Es ist 17 Uhr und es wird schon dunkel. Sonnen-untergang ist um 17.22.

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Ich beginne das Nachtessen zuzubereiten.

Hier was mir zur Verfügung steht . . .

. . . und hier was daraus geworden ist.

12. Mai 2019,  Blanchetown - Mt. Remarkable NP, Mambray Creek, Tag 1

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Heute morgen werde ich von einem älteren Nachbarn angesprochen. Er will mir erzählen, dass er auch schon in der Schweiz war und Zürich die schönste Stadt wäre, die er je gesehen habe.

Es passiert fast jeden Tag, dass ich aus diesem Grund angesprochen werde. dann will man jeweils auch wissen ob ich alle die Reisen, welche ich am Heck zeige, auch wirklich gemacht habe und wo es denn jetzt hingehe.

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Gegen 9 fahre ich los und komme schon bald auf eine Gravel Road. Sie führt mich durch eine men-schenleer Gegend, die nur durch Büsche und ver-einzelte Eukalyptusbäume geprägt ist.

Nach etwa 20 Kilometer kehrt der Asphalt zurück und das Fahren wird wieder angenehmer.

Meist sind die Gravel Roads ausgefahren und weisen ein Wellblechmuster auf.

Von den angekündigten Kühen und Schafen ist nichts zu sehen. Dann aber kreuzen ein paar Emus die Fahrbahn und ich muss mich beeilen, wenn ich noch ein Foto schiessen will.

Vereinzelt sehe ich Disteln am Wegesrand und anlässlich einer Pause gehe ich etwas der Strasse entlang zurück um sie zu fotografieren.

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Endlich sehe ich auch einmal einen Güterzeug bei den vielen unbewachten Bahnübergängen. Ein langer Zug: Ich habe 34 Wagons gezählt, aber da waren schon vorher viele durchgefahren.

Nimmt man nun vermeintlich Rücksicht aufs Fahrzeug und fährt entsprechend langsam, so wird alles arg durchgeschüttelt und durch das Vibrieren kann einiges kaputt gehen. Fährt man aber mit etwa 60 - 70 kmh können die Räder den vielen Rippen nicht mehr folgen und die Fahrt wird viel ruhiger.

Die meiste Zeit ist die Strecke eintönig, schnur-gerade Strassen, vor mir 5 und hinter mir 5 Kilometer und der ganze Umkreis ist bis zum Horizont leer.

Um 14 Uhr und nach 280 Kilometer erreiche ich das heutige Ziel, der Mt. Remarkable Nationalpark.

Will man hier stehen, muss man vorgängig im Internet einen Platz reservieren und bezahlen.

Vor Ort gibt es keine Aufsicht, wenigstens nicht immer, und darum kann man nicht einfach hinfahren und sich auf einen der nummerierten Plätze stellen. Er könnte ja reserviert sein.

Als ich ankomme ist die Nummer 4 aber besetzt, aber die Leute sagen, dass sie gleich wegfahren würden. Offensichtlich hat es auch welche, die es einfach versuchen. Jetzt in der Nebensaison mag das gehen, man wechselt einfach auf den nächsten freien Platz und hofft, dass man Glück hat. Ob die dann auch bezahlen? Wohl kaum. 

Ich setze mich vor WoMo und trinke entspannt einen Apple Cider. Das Wetter wird immer besser und bald schon brennt mir die Sonne auf den Kopf.

Über mir vergnügen sich die Vögel in den Bäumen.

Schon bei der Einfahrt in den NP sind mir die vielen uralten Eukalypten aufgefallen. Jetzt nehme ich die Kamera und erforsche die nähere Umgebung. So viele alte, charaktervolle Bäume habe ich noch nie so eng beisammen gesehen.

Die Bilder vermögen den Eindruck leider nur sehr dürftig wiederzugeben.

Was mache ich morgen? Der Platz ist so einladend, dass ich beschliesse, einen ganzen Tag hier zu verbringen und einen der mehreren Tracking Walks zu begehen.

Ich nehme mir vor, gegen 7 Uhr, als bei Dämmerung, das WoMo zu verlassen, in der Hoffnung, ein paar interessante Tiere zu sehen.

13. Mai 2019,  Mt. Remarkable NP, Mambray Creek, Tag 2

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Ich sehe um Viertel vor 7 auf, gerade als es Tag wird. Ohne Frühstück gehe ich auf die Pirsch.

Bereits 100 Meter hinter dem WoMo scheuche ich ein Känguru auf und erschrecke mich selbst. Die Tiere sind so gut getarnt, dass sie schlecht zu sehen sind.

Kurz nach 8 kehre ich zum WoMo zurück. Die Aus-beute der frühmogendlichen Pirsch ist mager ausgefallen. Trotzdem war der Walk schön.

Jetzt gibts Frühstück. Ich koche mir zwei 3-Minuten-Eier. Dazu gibts noch Müesli.

Dann führt der Weg durch eine kleine Furt. Ich bin allein unterwegs. Die vielen Vögel füllen die Stille des Waldes mit ihrem Gezwitscher. Nach und nach werden die Baumwipfel von der Sonne beschienen und sie taucht den Wald in warmes Licht.

Wenig später, ich bleibe gerade stehen um die Bäume nach Koalas abzusuchen, spaziert ein Emu unbekümmert an mir vorbei.

Später verlasse ich den NP um nach Port Augusta zu fahren. Unterwegs halte ich an sobald ich wieder 4G-Netz habe und lade den gestrigen Bericht hoch.

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Ich bin mit etwa 80 kmh unterwegs als ich von einem Oversize-Transport überholt werde. Für seine Breite ist er recht flott unterwegs und um herauszufinden wie schnell, beschleunige ich und fahre in Stück hinter im nach: 105 kmh. Die Strase ist auf 110 begrenzt.

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In Port Augusta gehe ich in eine Reifenwerkstatt um das Ventil, welches letzte Woche für den Plattfuss verantwortlich war, zu richten.

Die Kerle haben es kostenlos gemacht und hatten noch Freude an den Hydraulikstützen.

Dann bin ich nochmals ins Internet gegangen, um den Platz im NP für eine weitere Nacht zu buchen.

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Um 5 lege ich das Rib Eye Steak , das ich heute gekauft habe, auf den Grill. Dazu gibts noch einen halben Eisberg-Salat mit Thousend-Island-Sauce (auch gekauft). Und um das Abendessen abzu-runden öffne ich eine Flasche Shiraz.

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Später ruft Vreni an und sagt, dass sie auf den 24. gebucht hat und am 25. ankommen werden.

Ich freue mich.

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Wohin es morgen geht weiss ich noch nicht. Um nach Melbourne zurückzufahren ist es noch zu früh. Also werde ich morgen wieder zur Haupt-strasse fahren, wo ich ins Internet komme. Dann kann ich hochladen und auch das nächste Ziel suchen.

14. Mai 2019,  Christies Beach / Onkaparinga

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Heute ist Guidos Geburtstag. Sobald ich auf der Hauptstrasse bin und wieder Internet habe, sende ich ihm eine WhatsApp.

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Zwei Nächte im Urwald sind genug. Ich fahre weiter südwärts.

Mein erster Halt ist in Port Germein, etwas abge-legen von der Hauptstrasse.

Port Germein ist eine kleine Küstenstadt, am Spencer Golf gelegen.

Sie war einst ein wichtiger Verkehrsknoten für die umliegenden Bezirke, nachdem 1881 die Jetty erbaut wurde - zu der Zeit der längste Steg in der südlichen Hemisphäre.

Aufgrund des seichten Wassers entlang der Küste wurde der lange Steg so gebaut, dass Segelschiffe mit Getreide aus den umliegenden Gebieten beladen werden konnten. Sackweizen stammte aus der Region der Southern Flinders Ranges. Pro Jahr wurden rund 100'000 Säcke Weizen verladen.

Der Steg wurde 1883 auf seine volle Länge von 1'680 Meter erweitert. Mit der Eröffnung des Hafens kam ein Zustrom von Arbeitern aus Adelaide, und um 1900 war die Einwohnerzahl der Stadt auf 300 angewachsen.

Die Nutzung des Hafens ging zurück, als die Eisenbahn 1934 nach Port Germain verlängert wurde. Der Steg wurde später als Folge von Sturmschäden auf das heutige Mass von 1'532 Meter  verkürzt.

Der Pier hatte eine Schmalspurbahnlinie, die in die Gemeinde hineinführte. Damit konnten die Schiffe effizienter be- und entladen werden, standen doch zeitweilig bis zu 24 Segelschiffe in Warteposition.

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Am Ende des Stegs wurde 1894 ein Leuchtturm errichtet, der das Feuerschiff Port Germain ersetzte. Der Leuchtturm war bis 1917 besetzt, als er durch ein Blitzlicht ersetzt wurde. Der Leuchturm wurde 1975 an seinen heutigen Standort, am Anfang der Jetty neu errichtet.

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Diese "Uhr" war eine maritime Tide-Anzeige und stand am Ende der Jetty. Die Zeiger wurden von Hebeln an der Aussenseite durch die Gezeiten bewegt. Erst 1989 wurde sie entfernt und durch moderne Elektronik ersetzt.

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Wenn ich mit etwa 75 - 85 kmh fahre, werde ich immer wieder von Lastenzügen überholt. Wenn dann so ein Brummer rechts von mir erscheint und vorbeifährt nimmt es kein Ende. Denke ich, jetzt ist er dann vorbei, merke ich, dass er noch einen ebenso langen Anhänger hat.

Etwa alle 10 km kommt eine Überholstrecke, wo man mich leicht überholen kann. Im Gegensatz zu den Holztransportern, die mir immer hinten aufgesessen sind, halten hier die Laster, aber auch die übrigen Autos genügend Abstand und schliessen erst zum Überholen auf.

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Dann fahre ich durch das idyllische Örtchen zurück auf die Hauptstrasse A1.

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Zwischendurch mache ich auch Pausen und sehe mit die Gegend zu beiden Seiten der Strasse an. Ich staune immer wieder und immer noch über die unendlich grossen Anbauflächen. Sie sind jetzt zwar alle leer und werden für die Aussaat vorbereitet. Aber da gibt es Felder, deren Grenzen hinter dem Horizont liegen.

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Dann gehe ich zurück um den Teppich zuzu-schneiden.

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Kaum angekommen packe ich Tischchen und Stuhl aus und setze mich mit dem Mittagessen vors WoMo.

Nachher gehe ich am Strand etwas auf und ab, mache ein paar Bilder und geniesse das Rauschen des Meeres. Weit draussen stehen Menschen auf einem Riff. Früher, so sagt die Sage, habe ein Gott mit Speer und Bumerang Fische gejagt. Der Speer liegt weiter nördlich, der Bumerang bildet hier das Riff.

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Um 12 komme ich an der Grenze von Adelaide an und halte bei einem Bunnings - Baumarkt. Ich muss noch ein paar Kleinigkeiten für Rolf besorgen und sehe mich bei dieser Gelegenheit wieder nach einem Teppich für das Fahrerhaus um. Diesmal habe ich Glück und finde etwas passendes.

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Später,  um 14 Uhr drängt sich das Tanken auf. Zudem möchte ich noch Brot kaufen, damit ich auch ein Mittagessen habe.

Nur noch 30 km bis zum heutigen Platz - das halte ich aus.

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