22. April 2019

22. April 2019,   Melbourne  Tag 18

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Ostermontag - und damit komme ich auf die Hasen, besser gesagt, auf die Kaninchen zu schreiben.

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Wer hätte je gedacht, dass Kaninchen eine biologische Katastrophe auslösen könnten? 

Zuhause bekannt als flauschiges Haustier, werden die niedlichen Hoppeler in Australien gefürchtet - ja, gehasst. Ein historischer Irrtum bescherte dem 5. Kontinent eine Kaninchenplage mit überdimen-sionalen Ausmassen. Dabei hatte alles scheinbar harmlos begonnen.

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Kaninchen wurden bereits 1788 mit der First Fleet, der Flotte, die die ersten Siedler nach Australien brachte, eingeführt und zunächst in Ställen gehalten. Jedoch liess 1859 ein Farmer in Victoria 24 Kaninchen frei, im Glauben, dass einige wenige Kaninchen keinen Schaden anrichten könnten und er sich durch das Jagen von Kaninchen heimischer fühlen würde.

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1891 hatten die Kaninchen den Kontinent durch Massenvermehrung fast gänzlich besiedelt und wurden auch erstmals in Westaustralien gesichtet. 1896 wurde ein Beamter ausgesandt, um zu über-prüfen, wie weit die Kaninchen bereits in den Staat gelangt waren. Er entdeckte Kaninchen an der Küste bei Esperance, rund 320km westlich der Grenze zu Südaustralien und weniger als 100km östlich von Jerdacuttup, und empfahl in seinem Bericht die Errichtung eines Zauns entlang der Grenze zu Südaustralien. 1901 entschied eine königliche Kommission, diesen Zaun von der Süd- bis zur Nordküste zu bauen.

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Aus den ausgesetzten Tieren wurden innerhalb von 100 Jahren mehrere Milliarden und sie breiteten sich über den ganze Kontinent aus. Schon bald waren die Kaninchen keine gern gesehenen Gäste mehr, denn sie machten wertvolles Weideland zur Steppe. Die besorgte Bevölkerung begann die Kaninchen erbarmungslos zu jagen. 

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1951 - als das nichts mehr half - rückte die For-schungsgesellschaft CSIRO den Schädlingen mit dem Myxoma-Virus zu Leibe. 99 Prozent der Kaninchen verendeten qualvoll - die Überlebenden bildeten Antikörper. 

So konnte die Kaninchenpopulation in den 80er Jahren wieder auf 400 Millionen Tiere anwachsen, was die jährlichen Verluste der Landwirtschaft auf 500 Millionen $ steigen liess.

Ein neues Virus wurde getestet. Es bringt bei Kaninchen innerhalb von zwei Tagen das Blut zum Stocken. Erst nach umfangreichen Feldversuchen wollten die Forscher das Virus freigeben. Trotz Sicherheitsvorkehrungen griff es jedoch bald auf wilde Kaninchen über. Nur ein Viertel der Tiere überlebte die zweite Virus-Welle. Forscher beob-achten gegenwärtig, inwieweit es zu Resistenz-bildungen kommt.

Ostern in Australien:  Easter Bilby oder Osterhase?

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Ostern wird auch in Australien gefeiert, denn rund zwei Drittel der Australier sind Christen.  

Der Tag vor Aschermittwoch heisst in Australien Shrove Tuesday, die Aussies nennen ihn aber auch gerne ihren Pancake Day, weil viele an diesem Tag Pancakes essen und noch einmal ordentlich schlemmen, bevor die Fastenzeit in Australien beginnt.

Karfreitag, der in Australien Good Friday genannt wird, ist ein nationaler Feiertag. Und an dem Tag haben alle Geschäfte geschlossen. An Karfreitag wird der Kreuzigung Jesu gedacht, weswegen viele Gottesdienste stattfinden, die auch sehr gut besucht sind. Am Holy Saturday vor Ostern werden in Australien gerne Familienfeiern und Ausflüge geplant. Ostern in Australien wird sehr gerne im Kreise der Familie gefeiert. Hier finden in vielen Städten auch grosse Veranstaltungen statt. Am Easter Sunday und Easter Monday bzw. Bright Monday wird die Auferstehung von Jesus Christus gefeiert.

Aber es gibt auch noch andere Osterbräuche:

Hot Cross Buns. Sie werden vor allem am Karfreitag gegessen und beenden damit die Fastenzeit. 

Sie enthalten in der Regel Rosinen und Johan-nisbeeren und symbolisieren damit die Einbal-samierung des Leibes Jesu nach der Kreuzigung. Soweit die Legende.

Nachdem heute dieses Gebäck aber ganzjährig erhältlich ist, ist die ursprüngliche Bedeutung nur noch wenigen bewusst.

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Eine schwierige Frage ist, ob es in Australien den Osterhasen oder den Easter Billy gibt.  Der Bilby ist ein Kaninchennasenbeutler, verwandt mit dem Känguru.

In allen Läden wo ich bisher war, gibt es nur den Osterhasen. 

Grundsätzlich sind jedoch Hasen in Australien keine gern gesehenen Tiere. In den 1990er Jahren hat die Anti-Rabbit Research Foundation eine Kampagne aufgesetzt, die den Hasen durch den australischen Bilby ersetzen sollte.

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Nach einem ausgiebigen Frühstück im Restaurant nebenan, fahre ich mit dem Tram zur Einkaufsmeile, der Collins Street. Ich denke, dass hier alle namhaften Modehäuser ihre Filialen haben. Entsprechend sind auch viele Leute unterwegs, da heute ja für die meisten ein arbeitsfreier Tag ist. Trotzdem, die Geschäfte sind alle geöffnet.

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1837 hatte der Landvermesser Robert Hoodle das heutige, 1x0.5 Meilen grosse Business-Zentrum gitterförmig gestaltet, das sogenannte Hoodle-Grid.  Die Collins Street ist Teil davon.

Anschliessend bin ich die ganze Meile hoch und wieder hinunter gebummelt und habe mir viel Zeit gelassen. 

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Zuerst gehe ich in den Telstra-Shop um mir eine zweite Telefonkarte für das Reservetelefon zu kaufen. Mit der ersten kann ich nur ins Internet, mit der neuen kann ich auch telefonieren. Das ist von Vorteil, wenn wir dann unterwegs sind.

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Auf dem Rückweg, diesmal zu Fuss, setze ich mich noch in ein Boulevard-Café und hören den Strassen-musikanten zu.

23. April 2019   Melbourne Tag 19

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Heute also soll das WoMo gereinigt und morgen nochmals inspiziert werden.

Gegen 9 schreibe ich Manny, dem Beauftragten der Einfuhrfirma, ob es so richtig sei und ob er noch etwas von mir brauche. Ich bitte ihn auch, alle notwendigen Papiere vorzubereiten, damit es keine weiteren Verzögerungen mehr gibt.

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Wenig später bekomme ich eine Kopie des Mails vom Reiniger, worin er Manny fragt was zu reinigen wäre. Daraufhin wird nochmals das Dokument übermittelt, worin ganz unspezifisch steht: 

the vehicle.

Gleich gegenüber befindet sich das Old Melbourne Observatory, am Rande des Royal Botanical Garden gelegen. Es wurde 1862 als Forschungszentrum für Melbourne gegründet und verfolgte die Sterne und beobachtete das Wetter. Es wurde 1902 erweitert  und verfügt über die typische Kuppel und den offenen Bereich, der den Zugang zum Himmel bietet, den man von einem Observatorium erwarten kann.

Da wir inzwischen herausgefunden haben, dass der St.Kilda BG unbedeutend ist im Vergleich zum Royal, fahren wir dorthin.

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Zuerst besuchen wir den Shrine of Remembrence. 

Er wurde errichtet als Denkmal für alle Männer und Frauen aus Victoria, die im Ersten Weltkrieg dienten, aber bald wurde es Australiens zentrales Denkmal für alle 60'000 Australier, die im Krieg starben. Heute dient es als Gedenkstätte für alle Australier, die Kriegsdienst leisteten und es ist der Platz für die jährliche Zeremonie zum ANZAC Day (25. April) und zum Remembrance Day (11. November).

Dann verabrede ich mich mit Rolf im St. Kilda Botanical Garden und fahre mit dem Tram hin. Unglücklicher-weise fährt er zum Royal Botanical Garden und so dauert es eine Weile bis wir zusammen kommen.

Dann ist es auch Zeit fürs Mittagessen und wir setzen uns vor ein Restaurant in der Fussgän-gerzone.

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Wir bestellen eine grosse Portion Fish 'n Chips, es schmeckt ausgezeichnet!

Auf der Westseite findet sich folgende Inschrift:

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LET ALL MEN KNOW THAT THIS IS HOLY GROUND. THIS SHRINE, ESTABLISHED IN THE HEARTS OF MEN AS ON THE SOLID EARTH, COMMEMORATES A PEOPLE'S FORTITUDE AND SACRIFICE. YE THEREFORE THAT COME AFTER, GIVE REMEMBRANCE.

Den restlichen Nachmittag verbringen wir hier und bewundern die vielen alten Bäume.

Dann fährt mich Rolf zurück ins Hotel.

24. April 2019   Melbourne Tag 20

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Protokoll eines Behörden-Krimis:

Heute ist der Tag, wo das gereinigte WoMo noch-mals inspiziert werden soll.

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Nach dem Frühstück beginne ich zu packen, da ich nicht weiss was heute auf mich zu kommt.

Vernünftigerweise sollte ich das WoMo nach der Inspektion abholen können. Aber ich weiss nicht wann die Inspektion ist und wie lange sie dauert.

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Trotz verschiedenen Anfragen habe ich nie eine genaue Auskunft erhalten, weder darüber, was noch zu reinigen wäre, noch wie der heutige Tag abläuft.

Dann höre ich nichts mehr.

Kurz vor Mittag schreibe ich Manny eine Mail und bitte ihn sich zu erkundigen wie der Tag laufen soll.

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Um 13.36 bekomme ich eine Kopie des Mails an Manny: 

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Um 08.12 bekomme ich eine Kopie des Mails an Manny:

We have cleaned the unit, however there are some tubes underneath the floor that we have struggled to get full access too . . . .

The camper has passed . . .

23.45:  Last pick up is at 2.30pm.

Woraufhin ich nachfrage, wann er abzuholen wäre.

Jetzt rufe ich Rolf an und bitte ihn, wie vereinbart mich abzuholen, sehe aber schnell, dass das nicht reicht, weil er allein bis zum Hotel mehr als eine halbe Stunde braucht. Also bestelle ich einen Uber und bin Punkt 14 Uhr am Gate.

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Unverständlich ist, dann es nicht besetzt ist. Es wird 15 Uhr bis sich ein mürrischer Mann um meine Belange kümmert. Widerwillig sagt er, ich müsse warten bis er die Papiere hätte. Inzwischen ist auch Rolf eingetroffen.

Wir setzen uns in den Warteraum und fragen uns wie lang es wohl noch dauern werde.

Plötzlich springt Rolf auf und sagt, das WoMo würde jetzt auf dem Parkplatz stehen.

Jetzt bin ich endlich sicher, dass ich es heute mitnehmen kann.

Es wird 16 Uhr, bis endlich jemand kommt und mir die Schlüssel in die Hand drückt. Das war's!

In den nächsten 2 Stunden ist einiges zu erle-digen, weil ich vor 18 Uhr auf dem Campingplatz eintreffen muss.

Also nacheinander: bei Bunnings eine Gasflasche und bei Aldi Lebensmittel kaufen. Beide liegen etwa eine halbe Stunde auseinander. Fürs Diesel tanken und die Gasflasche anschliessen reicht die Zeit nicht mehr, es wird um 18 Uhr dunkel.

Also packe ich erstmal das Wichtigste aus und sende in paar Whatsapp ab.

Dann gehe ich zu Bett, kann aber nicht gleich schlafen, weil jetzt alle Antworten herein kommen.

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Im Bett, in meinem eigenen Bett, fühle ich mich endlich wieder zu Hause. Selbst die Flieger fehlen nicht, der Platz liegt unter der Anflugsschneise, mit dem Unterschied, dass es sich nicht auf wenige Stunden konzentriert, sondern es wird die ganze Nacht geflogen.

25. April 2019   Melbourne Tag 21

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Ich wache um 3 Uhr auf. Die Flieger sind über mir und Hans schickt mir ein Whatsup mit Bild: Er berichtet vom jährlichen Stiftentreffen in der Flügi.

Später schlafe ich wieder ein und erwache erst nach 7 Uhr.

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Zum Frühstück gibts Pulverkaffee und Toast.

Dann wird eingerichtet.

Heute ist ANZAC-Day und darum öffnen die Geschäfte erst um 13 Uhr.

Zuerst fülle ich beide Tanks mit  150 lt Diesel zum Preis von etwa SFr 1.-. Dann fahre ich zu Bunnings und kaufe einen Gasschlauch. Auf dem Rückweg halte ich bei Woolworth um Kaffeekapsel und Spaghetti zu kaufen.

Zurück auf dem Platz will ich erst die Gasflasche anschliessen und testen. Alles iO, einschliesslich Dichtetest. Ab jetzt gibt es "Warme Küche".

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Später dann koche ich mir mit Ricotta gefüllt Ravioli. Das ist jetzt Mittag- und Abendessen in einem.

Für morgen vereinbaren wir, die Ocean Road zu fahren - die schönste Küste im Süden.

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Wie schon früher vereinbart: Jeder fährt für sich und wir treffen uns erst am Bestimmungsort. So hat jeder seine Freiheit wie er den Tag gestalten will.

26. April 2019   Great Ocean Road bis Wye River

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Ich stehe um 7 auf und gehe zur Dusche. Erst als ich nass in der Dusche stehe, merke ich, dass ich das Frotté im WoMo liegen gelassen habe. Weiter nicht schlimm, draussen regnet es gerade wieder und der Bademantel wird ohnehin nass.

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Um 9 verlasse ich Melbourne in östlicher Richtung. Die Great Ocean Road, von allen immer als das Ultimative gerühmt, liegt zwar westlich. Aber ich möchte den Umweg über die Mornington Peninsual nehmen und von Portsea mit der Fähre nach Queenscliff übersetzen.

Es ist ein Umweg von etwas gegen 2 Stunden, aber ich will wissen, ob es sich lohnt. Bestimmt sind die 40 Minuten mit der Fähre eine willkommene Abwechslung - zudem ist sich das WoMo ja die Schifffahrt gewohnt.

Schade ist, dass das Wetter nicht gut ist. Für die nächsten 3 Tage sind Regen, Sturm und niedrige Temperaturen angesagt. Bei schönem Wetter ist die Fahrt in Richtung des Zentrums traumhaft.

Nach etwa eineinhalb Stunden fahre ich in eine der spärlichen Raststellen, um eine kurze Pause einzulegen. Bei McDonald's kaufe ich mir einen Cappuccino. Dann gehts wieder weiter.

Die Strassen sind angenehm zu fahren, wäre nur der starke und böige Wind nicht. Es erfordert meine volle Konzentration auf die Strasse, zumal die anderen Autos deutlich schneller sind als ich.

Manche Strecken sind von wunderschönen, alten und knorrigen Bäumen gesäumt. Bei manchen ist der Boden darunter mit Rasenteppichen belegt und lädt somit zum PickNick ein.

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Zwischendurch regnet es heftig, um gleich einen Augenblick später wieder die Sonne scheinen zu lassen.

In Lorne treffen wir uns wie verabredet und gehen ins Lorne Hotel Mittagessen.

Lorne ist ein bekannter Badeort und das ganze Jahr von Touristen, namentlich Surfern bevölkert. Der Strasse entlang, überall wo man ein Auto abstellen darf, finden sich solche mit Brettern auf dem Dach. Entsprechend ist auch der Seeret-tungsdienst gut organisiert.

Auf dem weiteren Weg suchen wir einen Ort, wo wir übernachten können. Aber wo immer es Platz hätte, findet man auch Tafeln, welche das Übernachten verbieten. Das gilt für die ganze Küste.

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Die Fahrt durch die Stadt ist problemlos. Der Weg ist gut ausgeschildert, zudem führt mich das Navi.

Unvermittelt fahre ich auf eine Toll Road, obwohl ich keinen Tag (Kleber an der Frontscheibe) und auch kein Road-Konto habe. Ich habe mir sagen lassen, dass wer ohne Tag auf die Toll Road fährt, die Möglichkeit zur Nachzahlung innert dreier Tagen hat. Danach flattere eine Busse ins Haus. Mal sehen - ich denke nicht, dass ich deswegen ein Problem haben werde, will mich aber gelegentlich erkundigen, wie man zu einem Tag kommt.

Um 12 legt die Fähre an. Von Rolf, der die direkte Strecke gewählt hat, erfahre ich dass er bereits in Torquay ist.

Zwei Stunden später bin auch ich dort und von hier führt die Strasse immer der Küste nach.

Wenn es die Strecke erlaubt, halte ich immer wieder an. Die Brandung ist enorm gross und an manchen Orten reiten die Surfer auf den Wellen.

Also fahren wir die nächsten offiziellen Camp-grounds an, auf der Suche nach einem Platz der geöffnet ist. Der Erste den wir anvisieren ist gesperrt. Der Zweite ist nicht mehr vorhanden und dann endlich, es ist bereits nach 5, finden wir einen Platz mit moderatem Preis.

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Zur Feier unseres ersten Fahrtages lade ich Rolf zu einen GinTonic ein.

Danach brate ich die restlichen Ravioli von gestern.

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Dann mache ich mir einen Kaffee und beginne die Bilder zu sichten und auszuwählen.

Jetzt bin ich mit dem heutigen Beitrag fertig und werde noch etwas Lesen.

27. April 2019   Great Ocean Road bis Cape Otway

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Rolf ist heute Nacht abgestürzt. In Eile wollte er etwas vom Klappbett holen und hat dabei die Stufen verpasst. Jetzt schmerzt ihn der Rücken und er rechnet auch mit einigen blauen Flecken. Glücklicherweise ist der Sturz noch glimpflich verlaufen - er hat sich nichts gebrochen.

Noch gestern haben wir darüber gesprochen, dass ich nur noch rückwärts die Stufen hinunter steige seit ich einmal abgestürzt bin. Jetzt weiss er, dass das auch für ihn besser ist.

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Der Campingplatz liegt direkt am Strand. Jetzt ist Ebbe, aber man sieht noch die Spuren der Flut. Eine nur 20 cm höhere Flut, zum Beispiel bei starkem Wind, würde den Platz überfluten.

Ich verlasse in Skenes Creek die Great Ocean Road für einen Abstecher in den Regenwald. Bereits nach wenigen Kilometern befinde ich mich auf einer schmalen Strasse die durch den Urwald führt. Zu beiden Seiten wachsen uralte Bäume und baumhohe Farne. Immer wieder trüb der Nebel die Sicht. Äste und Zweige hängen in die Strasse und es erforderte höchste Konzentration, nichts zu übersehen. Entsprechend langsam fahre ich auch.

Entlang der Strasse stehen immer wieder Schilder, welche aufs Linksfahren aufmerksam machen. Das hat bestimmt damit zu tun, dass in der Hochsaison viele Mietcamper unterwegs sind. Jetzt, so scheint mir, sind nur noch wenige Touristen unterwegs. Im Süden ist es jetzt auch oft kühl und regnerische.

An manchen Stellen, wo die Strasse an die Grenze des Great Otway Nationalparks stösst, werden Eukalypten geschlagen, aber auch wieder aufge-forstet.

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Die meisten Eukalyptusarten sind schnell-wüchsige, immergrüne Bäume und Sträucher. Der Rieseneukalyptus gilt als der Laubbaum mit der grössten Wuchshöhe: Nachgewiesen ist ein Exemplar auf Tasmanien mit 97 Meter und einem Stammumfang von 20 Meter.

Bei manchen Arten stirbt die äusserste Schicht ab und löst sich darauf in langen Streifen vom Baum.

Eukalypten sind die Futterpflanzen des Koalas und einiger anderer Beuteltiere. Für die meisten anderen Tierarten sind sie dagegen giftig und nutzlos. Auch die Koalas fressen bevorzugt alte Blätter, in denen die Giftstoffe nicht mehr so konzentriert sind wie in den jungen Trieben und Blättern.

Eukalypten haben ihre Heimat in Australien und auf Tasmanien, aber auch im östlichen Teil Indone-siens.

In mehreren Weltregionen, in denen die Eukalyp-ten nicht heimisch sind, wird er wegen seiner Schnellwüchsigkeit und guten Holzqualität ange-baut.

Wir besteigen den 91 Meter hohen Turm und treten auf den Balkon. Ein heftiger Wind fasst uns, Er stösst und zieht uns, es gibt nur eines: Dem Wind folgend den Turm umrunden.

Im Inneren hören wir der Turmführerin noch eine Weile zu. Sie erzählt über die Geschichte der  mehr als 100 Jahre und wie er manches Schiff vor dem Untergang bewahrt hat.

Bevor ich auf den Campingplatz gehe, wild Campen ist entlang der Route verboten, fahre ich noch zum Lighthouse hinaus. Inzwischen ist auch Rolf eingetroffen.

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Aufgrund seiner Abgeschiedenheit konnte der Leuchtturm 1848 erst im dritten Versuch über Land im Jahr gebaut werden. Erbaut ist er aus Natur-steinen, die in einem Steinbruch am fünf Kilometer entfernten Parker River gebrochen wurden.

Der erste Leuchtturmwärter wurde nach drei Monaten wieder von seinem Dienst suspendiert. 

Sein Nachfolger blieb dagegen 30 Jahre. Dessen Sohn George Ford wurde bekannt, als er auf einem Pferd nach Camperdown ritt, um dort Hilfe für den am 1. Juli 1878 vor Loch Ard Gorge unterge-gangenen Klipper Loch Ard zu holen.

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Der Leuchtturm war bis in die 1930er Jahre von Land aus schwer erreichbar. Erst danach war eine Verbindung auch mit Automobilen möglich.

Rotes Signallicht wurde seit 1881 ausgestrahlt. Das Hauptlicht wurde 1891, 1905 und 1939 verstärkt. Das Leuchtfeuer wurde im Januar 1994 abge-schaltet.

Dann fahren wir ein Stück zurück und wieder an abgebrannten Eukalyptusbäumen vorbei.

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Der Eukalyptus fördert mit seinen hochbrennbaren Ölen Wahrscheinlichkeit und Intensität von Waldbränden direkt. Einige der Eukalyptus-Arten geben auch ölige Substanzen in den Boden ab, wodurch sich die Waldbrandgefahr weiter erhöht. Der Eukalyptus hat auch die Eigenschaft, von Zeit zu Zeit grosse Äste abzuwerfen. Die am Boden liegenden Äste sind besonders förderlich bei Waldbränden, denn sie führen das Feuer näher an den Baum heran. Auch die Eigenschaft, dass Samenkapseln durch Feuereinwirkung aufplatzen, ist bei der Bekämpfung von Waldbränden nach-teilig.

Der Eukalyptus profitiert von Waldbränden, da seine Wurzelstöcke und Samen ein Feuer über-leben und sehr schnell wieder austreiben, bevor andere Pflanzenarten sich erholt haben. Das Feuer ist für den Eukalyptus in der Gesamtbilanz positiv im Wettbewerb mit anderen Waldpflanzen, denn es dient nicht nur der Beseitigung von Parasiten, sondern hilft dem Eukalyptus bei der Fortpflan-zung. Besonders durch die hohe Hitze des Feuers können die Samenschalen des Baumes platzen. Viele Eukalyptus-Arten bilden sogenannte Ligno-tuber aus, die ein Wiederaustreiben auch nach völliger Zerstörung der oberirdischen Pflanzenteile ermöglichen.

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Nach 20 Minuten erreichen wir den Bimbipark, wo wir übernachten wollen.

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Bis jetzt habe ich noch keine Koalas gesehen. 

Aber da es hier heisst: "Camping under Koalas" müsste es doch morgen möglich sein.

28. April 2019   Cape Otway, Tag 2

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Ich habe gut geschlafen, trotz des Sturmes der am WoMo gerüttelt und des Regens der gegen die Fenster gepeitscht hat.

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Rolf meldet, dass es ihm wesentlich besser gehe. Aber als ich dann von der Dusche zurück komme und nach ihm schaue, sitzt er mit schmerz-verzerrtem Gesicht auf der Bank und sagt, dass er eine ungeschickte Bewegung gemacht hätte und seither sei es ganz übel mit den Schmerzen.

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Wir beschliessen, dass wir unter diesen Um-ständen besser noch einen Tag hier bleiben wollen.

Da ich ohnehin beabsichtige, nach Apollo Bay zu fahren um einzukaufen, werde ich ihm auch Voltaren Gel und ein Schmerzmittel mitbringen.

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Hier sind auch am Sonntag alle Lebensmittel-geschäft geöffnet, so auch der Foodworks.

Ich war noch nie in einem solchen, habe aber gehört, dass er ein ausgezeichnetes Sortiment habe.

Also kaufe ich: Ein frisches Baguette, Blauschim-melkäse, Zwiebeln, Knoblauch, Salat und Hack-fleisch.

Damit will ich am Mittag ein Essen zubereiten und Rolf dazu einladen. Ich kann mir vorstellen, dass er in seinem Zustand kaum kochen will.

Bei meiner Rückkehr aus Apollo Bay zieht er in Erwägung, morgen einen Arzt aufzusuchen.

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Dann will ich nochmals auf die Pirsch. Wir stehen inmitten eines grossen Eukalyptuswaldes. Da muss es doch möglich sein, auf einem dieser vielen Bäume einen Koala zu sehen.

Aber selbst nach fast zweistündigem Herum-streifen und in die Höhe schauen habe ich keinen gesehen.

Dafür sehe ich mehrere Galahs, oder "Rose-breasted Cockatoos", also übersetzt: Kakadus mit rosafarbener Brust.

Sie weiden auf einer Wiese und werden beim Annähern einer Elster sehr aggressiv.

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Auch wenn ich bisher noch keinen Koala gesehen habe, der Waldrundgang trotzdem sehr schön.

Inzwischen geht es Rolf so schlecht, dass ich ihn  nach Apollo Bay in ein Medical Center fahre.

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Leider ist man dort nicht in der Lage, ein Rönt-genbild anzufertigen, auch ist kein Arzt anwesend.

Die Pflegerin empfiehlt uns nach Colac (1.5 Std) oder nach Geelong (2.5 Std) zu fahren. Dort wäre man besser eingerichtet. Auf Nachfrage bekommt Rolf noch ein paar Schmerzmittel.

Dann fahren wir wieder zurück.

Inzwischen hat sich das Wetter etwas gebessert und zeitweise scheint sogar die Sonne.

Aus dem geplanten Mittagessen wird jetzt ein frühes Abendessen. 

Ich beginne gleich mit Kochen: Gehacktes mit Spiralnudeln und Reibkäse. Vorweg aber noch einen Salat mit selbst gemachter Salatsauce.

29. April 2019   Colca

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Wie vereinbart starten wir um 7.30 nach Colca.

Unterwegs beobachte ich eine Herde Kängurus beim Äsen. Ich mache ein paar Bilder mit dem iPhone, gehe dann aber nach hinten um die grosse Kamera zu holen.

Zurück im Fahrerhaus sehe ich, dass die Tiere Reissaus genommen haben. Sie sind nur noch aus der Ferne zu sehen.

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Kurz vor 10 betritt Rolf die Notaufnahme.

In der Zwischenzeit gehe ich Diesel und Anderes einkaufen.

Nach einer Stunde erfahre ich, dass Rolf noch bleiben muss und dass er danach nicht Auto-fahren darf.

Hoffentlich geht es Rolf morgen wieder so gut, dass wir weiterfahren können, zumal das Wetter auch besser wird.

Also fahre ich mal zum Campingplatz, am Lake Colca gelegen, und sehe ihn mir an. Die freundliche Platzwartin zeigt mir, wo ich mein WoMo hinstellen kann und ich richte mich ein.

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Mit Rolf habe ich vereinbart, dass er mich anruft wenn er fertig ist und ich dann zu ihm komme, um ihn mit seinem WoMo auf den Platz zu fahren.

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Kurz nach 13 Uhr ist es soweit.

Rolf meint, dass das Röntgenbild den mutmass-lichen Bruch nicht zeigt. Es würde etwa 6 Wochen dauern bis es verheilt sei. Er bekommt ein Rezept für Medikamente und so gehen wir noch in die nahegelegene Apotheke.

Den Rest des Nachmittags verbringe ich mit Schreiben und Lesen.

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überraschend klart der Himmel gegen Abend auf und beschert uns einen schönen Sonnen-untergang,

30. April 2019   The Twelve Apostles - Killarney

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Wir starten um 8 und fahren zurück an die Küste, auf The Great Ocean Road mit dem Ziel Port Campbell, wo sich die 12 Apostel befinden.

Die Zwölf Apostel sind bis zu 60 Meter hohe, im Meer stehende Felsen aus Kalkstein. Sie liegen zwischen Princetown und Port Campbell. Sie sollen nach Uluru (Ayers Rock) die meistfotografierte Tou-ristenattraktion Australiens sein. 

Es wird angenommen, dass der heutige Name Zwölf Apostel in den 1950er Jahren aufkam, obwohl es schon damals keine zwölf, sondern nur neun Felsensäulen gab. 

Das wollen wir uns anschauen.

Die pfeilerartigen Gebilde in unterschiedlichen Höhen und Durchmessern entstanden durch die erosive Kraft des Meeres. Jährlich weicht die Steilküste der Port-Campbell-Klippen um rund zwei Zentimeter weiter zurück. Widerstandsfähigere Partien bildeten zunächst Halbinseln, die später nur noch mittels natürlicher Brücken Verbindung zum Festland hielten. Diese Konstruktionen brechen im Laufe der Zeit zusammen und auch die Felstürme der Zwölf Apostel sind geologisch gesehen nur eine Erscheinung von kurzer Dauer.

Besonders eindrücklich ist das Razorback. Ein etwa 20 Meter breiter und 200 Meter langer Fels trotzt der Brandung seit Jahrhunderten. Sein Ende ist aber auch absehbar.

Dann steigen wir die Treppe hinunter zum Loch Ard Gorg, eine sandige Bucht mit engem Eingang.

Immer wenn wir einen Viewpoint besucht haben, kehren wir auf die Ocean Road zurück und fahren zum nächsten.

Jetzt sind wir bei der London Bridge. Allein so betrachtet ist sie ein interessantes Gebilde der Natur. 

Aber: Der innere Bogen – die Brücken-verbindung zum Festland – stürzte am 15. Januar 1990 unerwartet ein. Zwei Touristen, die sich zum Zeitpunkt des Einsturzes auf dem Felsen befanden, mussten mit Helikoptern gerettet werden. Die Formation wurde nach dem Ereignis in London Arch umbenannt.

Unser heutiges Übernachtungsziel ist der Killarney Beach Camping Ground. Wir stehen ohne Wasser und ohne Strom, bezahlen dafür nur 23$.

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