15. April 2019

15. April 2019, Melbourne  Tag 11

Warten ...

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Wir haben gerade gefrühstückt und die Küche wieder in Ordnung gebracht. Jetzt sitzen wir da und warten auf einen Anruf. 

Wenn wir bis 11 Uhr nichts hören, wollen wir anrufen, um uns zu erkundigen, wie es mit der Quarantäne vorangeht.

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Der Anruf zeigt uns, dass man uns nichts sagen könne, sich aber erkundigen würde.

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Am späten Nachmittag erfahren wir, dass man sich morgen darum kümmern würde.

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16. April 2019, Melbourne  Tag 12

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Ein Bild sagt mehr als 1'000 Worte ...

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Es ist Mittag und wir haben noch nichts gehört. 

In 2 Tagen läuft unser AirBnB aus. Spätestens morgen müssen die WoMos kommen.

17. April 2019, Melbourne  Tag 13

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Heute kommt der Bericht vom Biosecurity Check:

Rolfs WoMo ist freigegeben, meines nicht.

Ich bin überrascht und ent-täuscht. Haben wir doch keine Mühe gescheut das WoMo innen und aussen zu reinigen.

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Nach langem Hin und her erfahre ich, dass man Gras und Erde gefunden habe (?). 

Ein neuer Termin für die nächste Kontrolle wird auf den 24.4. anberaumt - also nach Ostern!

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Ob es dann erst gereinigt wird oder ob es bereits gereinigt ist bis dann und nur noch geprüft werden muss kann mir niemand sagen.

Den Tag verbringen wir mit Warten auf weitere Instruktionen. Über Mittag gehen wir Essen und Einkaufen und hoffen, dass in der Zwischenzeit kein Anruf kommt.

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Wenn Manny anruft spitzen Rolf und ich immer die Ohren, ver-stehen aber auch so kaum die Hälfte von dem was er in seinem Slang sagt und müssen immer wieder zurückfragen.

Damit möchte ich zeigen, wie teuer das Leben in Melbourne ist.  AUD - 20% = CHF.

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Da Rolf ab morgen eine Bleibe hat, sein WoMo, suche ich mir ein Hotelzimmer in der Nähe.

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Gegen 15 Uhr 30 erhalte ich ein Mail, aus dem hervorgeht, dass das WoMo bis zum 24.4. gereinigt ist und dann geprüft werden soll.

18. April 2019, Melbourne  Tag 14

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Heute um 10 Uhr müssen wir das Appartement abgeben, das heisst den Scvhlüssel auf den Tisch legen und die Türe zuziehen.

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Es ist 9.45 und wir sitzen vor unserem Gepäck.

Auf halb 9 ist uns ein Anruf zugesichert worden, wo und wann wir Rolfs WoMo abholen können.

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Wir beschliessen einfach sitzenzubleiben, bis der Vermieter kommt.

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Dann, es ist gerade 10 vorbei, kommt Mannys Anruf. Er gibt uns die Adresse und den Namen der Kontaktperson bekannt.

Ich bestelle ein Uber-Taxi und dann gehen wir mit dem Gepäck auf die Strasse hinunter.

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Kurze Zeit später beladen wir das Taxi und fahren zum Hotel, wo ich mein Gepäck deponieren darf. Dann gehts zum Hafen, dorthin, wo wir vor Tagen das Schiff gesehen haben.

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Beim Eingang des grossen schwarzen Gebäudes werden wir zur Security geschickt.

Dort muss Rolf eine Belehrung mittels Tablet über sich ergehen lassen.

Am Schluss werden alle Punkte nochmals getestet: Rolf hat 100% richtig!

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Dann dürfen wir zum Ausgabeschalter, wo Rolf seine Papier vorweist, in der Annahme, dass es jetzt schnell geht und er zum WoMo darf.

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Weit gefehlt! Es fehlen noch weitere Dokumente, dann sind es die falschen und nach mehreren Anrufen bei Manny kommen dann endlich die richtigen Papiere.

Nach 2 Stunden ist es endlich soweit.

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Aber wieder warten wir eine halbe Stunden, und weil es bereits Mittag ist, befürchten wir, dass die Leute Mittagspause machen und uns stehen lassen.

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Dann endlich kommt wieder Erwarten Rolfs WoMo, es wird vorgefahren.

Die Starterbatterie war erschöpft und darum musste der Motor mit einem Überbrückungskabel gestartet werden.

Unglücklicherweise stellt der Fahrer den Motor wieder ab und so warten wir bis das Auto mit der Starthilfe nochmals kommt.

Nur weg von hier! Ausserhalb des Geländes halten wir an um uns zu orientieren. 

What next?

Wir suchen eine Gasverkaufsstelle, unsere WoMos sind ohne Gasflaschen verschifft worden.

Wir fahren fast eine Stunde quer durch die Stadt zum Baumarkt Bunnings.

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Ausgerechnet die Grösse, welche Rolf braucht hat man hier nicht. Lediglich einen Adapter und einen Schlauch finden wir hier. Dafür fragt die freundliche Verkäuferin, ein Bunny, in einer anderen Filiale nach und lässt dort eine Flasche reservieren.

Also weiter!

Aber beim Starten des Motors ist wieder "Tote Hose"! Wir hätten gedacht, dass die Batterie nach dieser Fahrzeit ausreichend geladen wäre.

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Wir gehen zurück in den Shop und kaufen Über-brückungskabel, öffnen die Motorhaube und bitte einen Nachbar auf dem Parkplatz um Hilfe.

Von jetzt an lassen wir den Motor immer laufen.

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Wir überlegen, ob es vielleicht besser wäre, zuerst zu Mercedes zu fahren - also los.

Dank Navi ist es ein Leichtes, nur ist die besagte Filiale eine Verkaufsstelle ohne Werkstatt.

Immerhin wird von dort aus ein Termin in einer Mercedes-Werkstatt vereinbart - leider erst nach Ostern!

Mittlerweile ist es schon bald 6 Uhr. Wir erreichen den anderen Bunnings, stellen das WoMo auf dem Parkplatz ab, lassen aber den Motor laufen, während wir im Shop uns umsehen.

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Rolf bekommt seine Flasche und ich finde einen Schlauch, welcher bei meinem WoMo passen sollte.

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Bevor wir weiterfahren, wollen wir noch nach-sehen, ob Rolf die Flasche jetzt problemlos anschliessen kann. Leider ist dem nicht so.

Wir brauchen einen Schlauchverbinder, finden das hier aber nicht.

Wir beschliessen die Sache am Samstag nochmals anzugehen.

Dann bringt mich Rolf zum Hotel, wo ich einchecke und zum Zimmer gehe.

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Als ich den Gang betrete erinnert es mich stark an den Besuch des Gefängnisses vor Tagen.

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Aber als ich dann das "Zimmer" betrete wird mir klar, dass ich "eingebuchtet" wurde.

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Eine Zelle ohne Fenster. Die Türe so undicht, dass ich im Dunkeln einen hellen Rahmen sehe, vom Licht im Gang kommend.

Das Bad ist nur unwesentlich grösser als im WoMo - damit komme ich zurecht.

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Aber wenn ich mir vorstelle, dass ich mich jetzt während 7 Tagen hier einschliessen soll, graut mir.

Morgen frage ich nach einem Upgrade.

19. April 2019   Melbourne Tag 15

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Ich stehe an der Rezeption und frage nach einen grösseren Zimmer.

Man hätte nur noch eines mit 2 Doppelbetten aber viel Platz. Ich stimme zu, den höheren Preis nehme ich in Kauf.

Da das Zimmer aber erst ab 14 Uhr zur Verfügung steht, muss ich das bisherige bis 10 Uhr verlassen, darf aber das Gepäck wieder einstellen.

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Kaum bin ich zurück in der Zelle, kommt ein Anruf von unten, sie hätten ein günstigeres Zimmer mit einem KingSize-Bett. Die Differenz wird mir auf die Karte zurückerstattet.

Um 13 Uhr bestelle ich mir einen gebratenen Snapper mit Püree und Gemüse, dazu einen Apple-Cider.

Dann gehe ich weiter in die Innenstadt, kehre aber bald wieder an den Yarra zurück.

Um 10 verlasse ich das Hotel und gehe zur Yarra Promenade. Das Wetter ist schön und warm. 

Nach einer Weile setze ich mich auf eine Bank um zu lesen und den Menschen zuzusehen.

Später kehre ich zum Hotel zurück und beziehe das neue Zimmer.

Hier ist es eine Lust zu Wohnen. Ich habe Platz um zu schreiben.

20. April 2019   Melbourne Tag 16

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Die erste Nacht im neuen Zimmer war wunderbar - einzig gegen Morgen habe ich gefroren. Aber um aufzustehen und eine zusätzlich Wolldecke aus dem Schrank zu nehmen war ich dann doch zu faul.

Später, als ich fürs Frühstück nach unten gehen will, sehe ich, dass die Klimaanlage auf 17° eingestellt ist. Ich schraube sie auf 22° hoch, in der Hoffnung, dass es dann an Abend angenehm warm ist. In der Nacht kühlt es deutlich ab, bis auf 15° gegenwärtig. Der Winter ist im Anzug.

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Wenn wir bisher uns selbst ums Frühstück kümmern mussten, kann ich jetzt ins Restaurant runter gehen und wahlweise eines von drei Menues auswählen. Für mich ist das Continental Breakfast das richtige: Müesli, Toast, Schinken und Köse und zum Abschluss noch Früchte mit Joghurt.

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Kurz nach 9 fährt Rolf vor. Eigentlich wollten wir Messingrohre kaufen, um den Gasschlauch des neuen Flaschenanschlusses mit dem Schlauch des WoMos zu verbinden.

Aber als ich die Sache nochmals anschaue und überdenke, kommt mir eine bessere Idee in den Sinn. Wir brauchen nur noch eine Schlauchbride und der Anschluss ist perfekt, kein Provisorium. Dann prüfen wir noch die Dichtigkeit: alles ok.

Dann sägen wir noch ein Brett zurecht um den Tankraum zu verschliessen.

Rolf wählt eine Pizza und ich entschliesse mich für Paella. Die Kellnerin meint, dass die Paella wahr-scheinlich zu gross wäre für mich allein. Darum will Rolf sich daran beteiligen, die Pizza streicht er.

Was anfänglich als kleine Portion ausgesehen hat, zeigt sich dann aber als gerade richtig.

Wir sitzen direkt an der Mole und können das An- und Ablegen von grossen Segelschiffen beob-achten.

Inzwischen sind wir hungrig geworden und Rolf schlägt vor, dass wir zur Marina fahren. Er will mich für die Arbeiten am WoMo zum Essen einladen.

Nach dem Essen gehen wir der Waterfront entlang und bestaunen wieder die interessanten und wagemutigen Bauten. Das hätte Vreni bestimmt auch gefallen. Aber wir kommen voraussichtlich nochmals hier vorbei und dann kann sie nach-holen was sie jetzt verpasst.

Nach einiger Zeit fahren wir zum Discovery Park, dem CityCamping, setzen uns in den Schatten und diskutieren darüber, was wir morgen unternehmen wollen. Dank GYG ist schnell gebucht - alles ganz einfach und unkompliziert!

Mehr dazu dann morgen.

Später fahren wir noch zu ALDI, richtig, Aldi gibt es hier auch. Alles ist genau gleich eingerichtet und organisiert wie zu Hause. Nur die Produkte sind aus dem Land.

Rolf kauft die wichtigsten Lebensmittel für die nächsten Tage. 

Dann fährt er mich zurück ins Hotel.

21. April 2019   Melbourne Tag 17

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Ostern - was mache ich heute?

Rolf steht mit dem WoMo um 9 Uhr vor dem Hotel. Wir wollen zusammen nach Ballarat fahren, etwa 120 km westlich von Melbourne gelegen, um das Sovereign Hill Museum zu besuchen.

Auch jetzt verhilft uns GYG wieder unkompliziert zu Tickets und ermöglicht uns damit auch den schnellen Eintritt neben der Warteschlange zu ermöglichen.

Sobald wir die Stadt verlassen haben fahren wir auf der M1 durch eine hüglige Gegend. Zu beiden Seiten sind die Wiesen und Felder dürr. Vereinzelt weiden ein paar Kühe und ein totes Känguru liegt auf dem Rücken und streckt die Beine in die Höhe.

1858 wurde hier in einer Tiefe von 60 m übrigens ein 58 (!!) kg schwerer Goldklumpen gefunden. 

Den Flair dieser Zeit kann man heute in der historischen Stadt auf sich wirken lassen. Mit viel Liebe zum Detail wurde hier eine Goldgräberstadt aus der Anfangszeit des Goldrausches nachge-bildet.

Kaum betrete ich die Anlage, fühle ich mich, als würde ich in einer anderen Welt leben. Blendet man die Touristen aus, und heute hat es wahrscheinlich besonders viele, kann man sich leicht vorstellen wie das Leben zur damaligen Zeit und unter diesen besonderen Umständen war.

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Sovereign Hill lässt mit seinen breiten Strassen und imposanten Bauten aus der viktorianischen Zeit schnell ein Gefühl dafür aufkommen, wie reich und bedeutend die Stadt einmal war.

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Als im Jahr 1851 Gold gefunden wurde, ging es hier jedoch noch sehr chaotisch zu. Dies führte 1854 zur berühmten “Eureka Stockade”, als die Unzu-friedenheit der Goldgräber über die ungerechte Verwaltung eskalierte und 25 Goldsucher und 5 Polizisten ihr Leben liessen.

In einer ganzen Reihe von Handwerksbetrieben, wo noch mit ursprünglichen Werkzeugen gearbeitet wird, kann man zusehen, eine kleine Druckerei gibt die ortseigene Zeitung heraus und mehrmals täglich finden sogar kleine inszenierte Auffüh-rungen in authentischen Kostümen mitten auf der Strasse statt. 

An einem anderen Ort werden Wagenräder aus Holz gefertigt. Bereits damals wurde schon mit Maschinen gearbeitet, welche mit Dampfmaschinen und über Transmissionsriemen angetrieben wur-den. Dazu befindet sich in der Stadtmitte eine Dampfzentrale, von wo aus auch heute noch die Energie über Rohrleitungen in die benachbarten Werkstätten geleitet wird.

Überhaupt ist das Städtchen voller “Statisten” in Originalkostümen, die man auch ansprechen, befragen und auch fotografieren kann.

In einem kleinen Flüsschen kann man selbst nach Gold suchen oder hinab in eine Goldmine ein-fahren. 

Die Bäckerin müht sich mit dem angebrannten Brot ab, es klebt auf dem Rost. Sie meint, dass sie heute zum ersten Mal ein Brot backe (?) und lacht dazu verlegen. Dann schneidet sie es auf. Ich frage sie, ob ich ein Stück probieren darf. Was sie darauf hin sagt, verstehe ich nicht, sie macht aber keine Anstalten mir etwas zu geben.

Zwischendurch prescht wieder ein Pferdefuhrwerk mit viel Kraft und Schwung an uns vorbei.

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