1. April 2018

1. April 2018,  Paro - Thimphu

Frühmorgens erreicht uns die Hiobsbotschaft, dass wir unseren Aufenthalt in Bhutan abbrechen und ausreisen müssen - April- April!

Kaum jemand glaubt das auf Anhieb.

Dann gibts ein Müesli-Frühstück statt des geplanten Oster-Brunches, denn wir müssen um 7 los, damit wir um 9 in Thimphu sind, um rechtzeitig zur Stadtbesichtigung gehen können.

Unterwegs halte ich noch an einer Wasserstelle um den Tank zu füllen. Das Wasser fliesst aus einem Rohr, welches aus dem Berg kommt: Nicht unbedingt Trinkwasser, aber zum Duschen ist es alleweil gut genug.

In Thimphu stehen wir vor dem nationalen Fussballstadion, etwa 10 Minuten vom Stadtzentrum entfernt.

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Unser erster Halt ist bei der Stupa zum Gedenken an seine Majestät Druk Gyalpo Jigme Wangchuck III.

Bei einem kurzen Halt geniessen wir einen guten Blick über die  Stadt mit den verschneiten Bergen im Hintergrund.

Dann geht es weiter zur Buddha Dordenma Statue. Der Bau begann 2006 und sollte 2010 beendet sein, konnte aber erst 2015 fertig gestellt werden.

Die Statue wurde in China konstruiert, gebaut, wieder zerlegt und anschliessend hierhin trans-portiert und zusammmengebaut.

Sie ist mit 51 Meter eine der grössten Statuen der Welt.

Im Inneren befinden sich 100'000 20 cm, und 25'000 30 cm grosse vergoldete Bronze Buddhas.

Thimphu

Thimphu ist die Hauptstadt von Bhutan. Sie liegt im Westen des Landes auf 2'320 Meter und hat etwa 80'000 Einwohner.

Unser Besuch gilt der Trashi Chhoe Dzong, einer festungsähnliche Klosteranlage aus dem 13. Jahrhundert, die in den 1960ern restauriert und erweitert wurde. Sie dient seit 1952 als Sitz der Regierung des Landes. Hier residiert in den Sommermonaten auch das religiöse Oberhaupt des Landes, der Je Khenpo. Der König (Jigme Khesar Namgyel Wangchuck) verfügt in der Anlage über ein Arbeitszimmer.

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Der Dechencholing-Palast, die offizielle Residenz des Königs, liegt im Norden von Thimphu, weitere Klöster (Tango, Cheri) befinden sich in unmittelbarer Nähe der Stadt.

Das Areal darf nur ohne Kopfbedeckung, mit langen Ärmeln und langer Hose betreten werden. Im Bereich wo der König residiert darf auch nicht fotografiert werden.

Zudem dürfen Einheimische die Anlage nur in der traditionellen Kleidung, dem Gho der Männer und  der Kira der Frauen betreten. Dies gilt übrigens für den Besuch bei Behörden und Ämtern.

Kurz nach Mittag kehren wir auf den Platz zurück. Ich entledige mich schnell der langen Bekleidung und gehe dann ins Zentrum. Der Hauptstrasse entlang reiht sich Laden an Laden. Nur wenige davon verkaufen Souvenirs. Interessant sind vor allem auch die neueren Gebäude, welche im traditionellen Baustil erstellt wurden.

Besondere Beachtung verdienen die Bambusrohr-Gerüste. Man glaubt es kaum, aber sie halten und fallen auch bei Sturm nicht ab.

2. April 2018,   Thimphu - Punakha

Von 2'320 Meter fahre ich heute auf  3'116 Meter, dem höchsten Punkt den wir hier in Bhutan erreichen werden, es ist der Dochula Pass.

Auf der Passhöhe habe ich einen wunderbaren Ausblick auf den östlichen Teil der Himalaya-Kette.

Eine Infotafel zeigt die Bezeichnungen und Höhen der wichtigsten Gipfel.

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Nahe des Passes befindet sich eine Ansammlung von 108 kleinen Stupas, die 2004 in Erinnerung an die Opfer einer gewaltsamen Auseinandersetzung in Südbhutan zwischen der bhutanischen Armee und Rebellen aus Assam errichtet worden sind.

Nach einer kurzen Kaffeepause fahre ich weiter. Auf 1'300 Meter komme ich nach Sopsokha und stelle das Womo ab. Der Ort ist bekannt für seine religiöse Ausrichtung. 

1499 wurde das buddhistische Kloster auf einem Hügel beim Dorf gebaut. Es wurde von einem "merkwürdigen" Zeitgenossen geweiht -  im Christentum würde man ihn einen "Narren in Christo" nennen: Der buddhistische Mönch Drulpa Kunley predigte den Buddhismus auf ungewöhnliche Weise, durch lauten Gesang, bizarres Tanzen, komödiantenhaftes Auftreten und mit sexuellen Anspielungen.

Er ermutigte die Anwohner der Siedlung, die um das Kloster herum entstand, den Phallus als Schutzsymbol zu verwenden - es möge böse Geister vertreiben. Bis heute hat sich dieses Symbol gehalten: Alle Häuser sind mit aufgemalten oder geschnitzten Phallus-symbolen verziert.

Frauen mit Kinderwunsch unternehmen Pilgerfahrten zum Kloster, wo sie von einem Mönch mit einem aus Holz, Elfenbein oder Knochen geschnitzten Phallus auf den Kopf geschlagen werden.

Der Weg zum Kloster führt durch das Dorf. Das Kloster auf dem Hügel bietet aber nichts besonderes. Der Spaziergang ist aber eine willkommene Abwechslung zur Fahrerei.

Für die Unersättlichen bietet sich wieder der Besuch eines Klosters an. Mir reicht es vorerst mal und ich geniesse die Ruhe und das gute Wertter am Fluss.

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Da urplötzlich kommt eine Windhose daher und rüttelt am WoMo. Die offene Türe schlägt zu und ich habe Sand in den Augen. Als ich sie wieder öffne und ins WoMo gehe, sehe ich, dass alles mit einer Schicht feinen  Sandes bedeckt ist. Also heiss es jetzt Staubsaugen statt die Ruhe geniessen.

3. April 2018,   Punakha - Phobjikha-Tal

Ich verlasse den schönen Platz am Fluss. Hier hätte ich es ein paar Tage ausgehalten. Eigentlich wollte ich gestern nach der Ankunft Fischen gehen. Leider aber blies der Wind so stark, dass an ein Auswerfen der Fliege nicht zu denken war. 

Bevor ich aber jetzt losfahre, mache ich noch ein paar Bilder aus dem Umgebung des Platzes.

Die erste Hälfte der Strecke von etwa 90 km ist gut ausgebaut. Da finde ich auch eine Wasserstelle und füllen den Tank mit 11 Giesskannen. Das Wasser das direkt aus dem Berg kommt wird an vielen Orten in sogenannten Wasserhäuschen gefasst.

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Der Rest der Strecke ist zum Teil sehr eng oder im Bau begriffen.

Dafür werde ich mit einem wunderbaren Panorama des Himalayas belohnt. Ich halte immer wieder an, steige aus und fotografiere. 

Im Laufe des Vormittags wird der blaue Himmel von dunklen Wolken verdrängt.

Gegen Mittag erreiche ich die Passhöhe des Pelela-Passes: 3'338 m. Die Luft ist dünn und ein kalter Wind bläst. entsprechen kurz ist darum mein Aufenthalt hier oben.

Jetzt geht es auf 2'970 m hinunter ins Phobjikha-Tal. Die Strasse ist sehr schlecht und nach einigen Serpentinen öffnet sich das Tal und ich erblicke ein kleines Dorf, über dem sich das Gangtey Monastery befindet. Es ist eines der wenigen Gletschertäler Bhutans. Es gibt zwar hier keinen Gletscher mehr, doch das ganze Tal ist sumpfig und es wachsen keine Bäume. Hier war vor 1'000 Jahren ein Gletschersee. Die Bauern im Tal haben ein gutes Auskommen durch den Kartoffelanbau erreicht. Man sagt: Die besten Kartoffeln in Bhutan kommen aus diesem Tal.

Himmelsvögel - Die Kraniche von Bhutan

Mythen ranken sich um sie, die Schwarzhals-kraniche oder "Himmelsvögel" - wie die Kraniche in Bhutan genannt werden. Jedes Jahr im November werden sie sehnlichst erwartet. Zu ihrer Ankunft gibt es ein grosses Fest.

Manche glauben, dass die Seelen der Verstor-benen auf dem Rücken von Kranichen zum Himmel getragen werden - im Königreich Bhutan gelten sie als "Vögel des Glücks". 

Kraniche sollen heilige Orte bevorzugen, und das Phobjikha-Tal tief im Inneren Bhutans ist so ein heiliger Ort - auch wenn während Monaten kein Ruf eines Kranichs zu hören ist. Doch das soll sich abMitte Oktober ändern und alle warten auf die Kraniche - vor allem auch die Jugendlichen. 

Jedes Jahr im November kommen diese Kraniche vom Tibetischen Hochland über die hohen Gipfel des Himalaya nach Bhutan. In Tibet verbringen die Kraniche den Sommer und ziehen dort ihre Küken gross.

Nach mehr als 35'000 km habe ich heute den ersten Plattfuss. Gerade 6 km vor dem Ziel schlägt die Reifen-überwachung Alarm. Da es einer der Zwillingsreifen ist, fahre ich bis zum Platz weiter.

Eine Viertelstunde später ist der Reifen gewechselt. Ob er repariert werden kann wird sich in Indien zeigen - wahrscheinlich nicht.

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Zusammen mit den erwachsenen Vögeln fliegen die Jungen dann ins Phobjikha-Tal, wo sie den gesamten Winter in diesem Hochtal auf über 3'000 Meter verbringen. 

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Zur Ankunft der "Heiligen Vögel" feiern die Talbewohner zusammen mit den Mönchen des Tals das Kranich-Fest. Im Kloster Gompa über dem Tal feiern Jung und Alt einen Tag lang die Ankunft - mit Tänzen, die den Kranichen nachempfunden sind.

Ein Bild aus dem Internet.

4. April 2018,   Phobjikha-Tal - Trongsa

Es nimmt kein Ende mit den kurvigen und engen Strassen. Aber ich liebe es so!

Frühmorgens liegt Frost auf der Wiese und ich schalte die Heizung um halb sechs ein. Eine halbe Stunde später ist es mollig warm und ich stehe auf. Nach einem Kaffee und einem Müesli fahre ich gegen 7 Uhr los. Im nahe gelegenen Dorf sind schon alle auf den Beinen. Dafür gehen sie Schlafen, sobald es dunkel ist.

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Die erste halbe Stunde führt mich wieder den gestrigen Weg bis zur Passhöhe auf über 3'300 m hoch. Danach folgt noch ein weiterer Pass mit 3'450 m. Inzwischen zeigt das Thermometer nur noch 3 Grad an und ich muss auch in der Fahrerkabine heizen.

Nach etwa der halben Strecke wird die Strasse übel. Überall wird die Strasse verbreitert. Durch die Arbeiten ist die Durchfahrt oft sehr eng und mühsam. Dazu kommen noch die entgegenkommenden Fahrzeuge, bei denen man schauen muss, wie man sich kreuzen kann. Ich brauche viel Geduld und Nervenstärke. Aber daran fehlt es mir ja nicht.

Oft sind es Erdrutsche bzw. Gerölllawinen, welche die Strasse verschüttet haben und deshalb wird der Verkehr einspurig geführt damit die Baumaschinen die Felsbrocken wegräumen können. Manche sind so gross wie PWs. Gut dass keiner darunter liegt.

Kurz nach eins komme ich in Trongsa auf 2'200 m an. Wir stehen eng beisammen vor dem Beobachtungs-turm Ta Dzong. Darin befindet sich ein Museum.

Am Nachmittag besuchen wir es. Da sehen wir zuerst einen einführenden Film in die Geschichte Bhutans. Leider ist das Fotografieren der Ausstellung nicht erlaubt. Einige Objekte währen es Wert, gezeigt zu werden.

Nach einem kurzen Rundgang durch das Dorf mit etwa 3'500 Bewohnern, welche zudem sehr verstreut angesiedelt sind, kehre ich ins WoMo zurück.  Sobald die Sonne weg ist, wird es empfindlich kalt. Während den letzten paar Wochen habe ich mich an hohe Temperaturen gewöhnt, jetzt friere ich schnell. In weniger als einer Woche bin ich wieder in Indien und da ist es warm.

Heute bleibt die Küche kalt - ich gehe ins Restaurant beim Museum.

Trongsa

Die strategisch verkehrsgünstige Lage von Trongsa hatte den Talvögten (Penlops) bereits frühzeitig Steuereinnahmen aus dem Karawanen-handel zwischen West- und Ostbhutan beschert. Versuche, ihren politischen Einfluss auf benach-barte Täler auszudehnen, führten zu Konflikten mit anderen regionalen Herrschern im Westen Bhutans.

1907 vermochte sich der Trongsa-Penlop Ugyen Wangchuk als alleiniger Herrscher Bhutans durchzusetzen: Er wurde in Punakha zum ersten König Bhutans gekrönt. Seitdem führen alle Monarchen Bhutans zugleich den Titel eines Penlops von Trongsa. 2004 wurde der Kronprinz von Bhutan, Jigme Khesar Namgyel Wangchuck, zum Tongsa-Talvogt ernannt.

5. April 2018,   Trongsa - Jakar

Der Weg nach Jakar ist gleich wie in den vergangenen Tagen: schmal, oft nur einspurig zu befahren und immer wieder sind Baustellen, welche aus dem Pfad eine gut befahrbare Verbindung erstellen sollen.

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Nebenbei bemerkt: Das ist die einzige Strasse die von West nach Ost führt. 

Aber die Bilder zeigen, mit wieviel Schwierigkeiten die Strassenbauer zu kämpfen haben.

Um 11 erreiche ich den Yotonla-Pass mit 3'436 m. Es bläst ein kalter Wind  und das WoMo schaukelt.  Nach einer Kaffeepause gehts wieder abwärts. Manchmal kommen Holztransport schwerbeladen und keuchend den Berg hoch und zum Glück ist immer genügend Platz zum Ausweichen vorhanden. Die Fahrer sind durchwegs sehr entgegenkommend und halten schon früh an um mich vorbei zu lassen. In Indien und Nepal war das nicht so.

Unterwegs höre ich, dass Rudi seinen dritten Reifen kaputt gemacht hat, zumal er kein Reserverad mehr hat. Mit 3 Rädern kann er ja nicht fahren.

Jetzt ist unser Team beansprucht. Es muss irgend eine Lösung finden, damit Rudi weiterfahren kann.

Das Problem ist, dass es in Asien kaum irgendwo diese Reifendimension gibt.

Nach Pizzeria sieht es zwar nicht aus, aber Toni und Marti lassen sich die In der Mikrowelle gewärmte Pizza trotzdem schmecken. Als Alternative gibt es auch reis mit Gemüse und Ei. Ich entscheide mich dafür und es dauert nicht lang, so steht das Essen vor mir.

Es schmeckt mir ausgezeichnet, bestimmt besser als die bleiche Pizza.

Als besondere Attraktion bietet sich die Möglichkeit "Schweizerkäse" zu kaufen  Um 14 werden wir zum ausserhalb der Stadt liegenden Käseladen gefahren.

Leider befindet sich die Käserei nicht im Ort, ich hätte gerne einen Blick hineingeworfen.

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Wie es zu Schweizerkäse in Bhutan gekommen ist, erzähle ich weiter unten.

Kurz nach Mittag erreiche ich Jakar. Wir stehen auf einem Fussballplatz am Rande der Stadt.

Jakar, offiziell aber Bumthang genannt, ist die  Hauptstadt des Distriktes Bumthang. Hier leben auf 2'600 m etwa 3'500 Menschen.

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Ich gehe sogleich die wenigen Schritte bis zum Ortszentrum. Da treffe ich auf Marti und Toni. Sie suchen ein Restaurant um Mittag zu essen.

Ich sage, dass ich soeben an der Himalaya-Pizzeria vorbei gekommen wäre. Also beschliessen wir, dort einzukehren.

Kaum sind wir eingetreten, werden wir mit einem freundlichen Grüezi empfangen. Die Betreiberin des Restaurants spricht gut Schweizerdeutsch, Hoch-deutsch könne sie nicht.

Auf unsere Frage hin erzählt sie, dass sie 15 Jahre im Entlebuch bei einer Familie gelebt habe und dort zum Haushalt  und den Kindern geschaut habe.

Wie der Käse nach Bhutan kam

1968 hatte der König von Bhutan per Inserat in der Schweizerischen Milchzeitung einen Käser gesucht. Seine Freundschaft mit dem Schweizer Geschäfts-mann Fritz von Schulthess hatte ihn auf die Idee gebracht, mit der Herstellung von Käse der Armut der Landbevölkerung zu begegnen. Maurer meldete sich. «Obwohl ich nicht einmal wusste, wo Bhutan liegt.» Der Berner hat das Handwerk im Schwarzenburgerland gelernt und wollte Auslanderfahrung sammeln. Er kam für ein Jahr. Doch es sollte ein ganzes Leben daraus werden.

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Gleich nach der Ankunft der Schock: Bhutan wollte Käse, aber es gab keine Milch! Yaks und die heimischen Bergkühe produzierten viel zu wenig. Maurer war drauf und dran, wieder abzureisen. Der Bruder des Königs überredete den 26-Jährigen zu bleiben: «Wenn du keine Milch hast, schau halt, dass du welche bekommst.»

Das Problem der Milchbeschaffung war knifflig: Woher Kühe für die Milchproduktion nehmen? Fündig wurde Maurer in Südindien. Hier gab es ein Zuchtprojekt der Schweizer Entwicklungshilfe, also holte er auf einer abenteuerlichen Reise quer durch Indien das erste Schweizer Braunvieh nach Bhutan. Das war der Anfang.

Leider haben wir Fritz Maurer nicht getroffen und konnten auch seine Käserei nicht besuchen weil sie zu weit weg auf einem Berg ist.

Wer sich aber für die ganze Geschichte interessiert, dem sei dieser Link empfohlen:  Käse in Bhutan

6. April 2018,   Jakar - Mongar

Heute sollen es 180 km sein, bei "etwas besserer Strasse" und einer voraussichtlichen Fahrzeit von 8 Stunden. Darum fahre ich bereits um 6 Uhr 30 los.

Am ende des Tages betrachtet, war die Strasse nicht viel besser. Immer wieder werde ich an Baustellen aufgehalten weil ein Trax am Beladen eines Lasters oder am Räumen der Strasse ist.

Nach etwa 2 Stunden Fahrzeit schliesse ich auf Klaus auf und er lässt mich vorbei. Aber kurze Zeit später müssen wir zusammen ein paar Steine und kleinere Felsbrocken von der Fahrbahn räumen damit wir weiterfahren können. Dabei ist es uns etwas unwohl bei der Sache, wenn man bedenkt, dass die Brocken vielleicht erst gerade heruntergekommen sind und es da oben noch viele davon hat.

Inzwischen bin ich schon fast auf 3'000 Meter Höhe und von einer Baumgrenze ist weit und breit nichts zu sehen. Im Gegenteil: Hier blühen Blumen und neue Blätter spriessen an den Zweigen.

Die meiste Zeit führt die Strasse an schroffen Felswänden vorbei - steil hoch und steil hinunter.

Unterwegs trteffe ich immer wieder auf die kleinen Stupas, welche in Felsnischen aufgestellt sind. Ich lasse mir sagen, dass die zum Gedenken an Verstorbene aufgestellt werden, weil im Buddhismus die Toten verbrannt und die Asche verstreut wird.

Dann erreiche ich die Passhöhe. Hier liegt noch Schnee und ich lasse es mir nicht nehmen, einen Schneeball zu machen.

Dazu noch ein kleines Filmchen.

Hier ein Beispiel wie sogar auf 3'000 Meter noch Ackerbau betrieben wird.

Nach 9 1/2 Stunden komme ich in Mongar an - ziemlich geschafft!

Jetzt muss ich erst mal eine Scheinwerferbirne ersetzen und den Schlauch der Heizung befestigen, so dass die Wärme wieder ins Innere kommt und nicht die Garage heizt. Wir sind jetzt nur noch auf 1'100 Meter, es wird aber bestimmt wieder kalt werden.

Später mache ich noch einen Bummel durch den Ort - Bezirkshauptort - der kaum grösser als ein Dorf ist.

7. April 2018,   Mongar - Gom Kora

Auf der heutigen Strecke befindet sich eine grosse Baustelle, welche nur zu wenigen Zeiten geöffnet ist, zB. von 10 - 10.30. Es gilt also, die 60 km bis 10 Uhr zu schaffen, damit ich im ersten Pulk durchfahren kann. Der nächste Slot ist dann erst wieder um 12 Uhr. Darum starte ich wieder um 7 Uhr.

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Die Strecke bis zur Sperre ist abwechslungsreich, meist Schotter oder alter fleckiger Asphaltbelag. Zwischendurch wird eifrig gearbeitet. Bei etwa 5 km neuer Strasse ist jeweils nur die eine Hälfte der Fahrbahn fertiggestellt, interessanterweise immer die bergseitige. So muss ich bei jeder Kehre von der einen auf die andere Seite wechseln. Gut, dass es nur wenig Gegenverkehr hat und so komme ich wenigstens hier flott voran.

Die Strasse führt lange Zeit in grosser Höhe in die Täler und wieder heraus. Brücken- und Tunnelbau wie wir sie von der Schweiz kennen, findet man nicht. Es fehlt einfach das Geld in dem kleinen Land für die notwendigen Infrastrukturen. Die Angebote Chinas, gute Strassen zu finanzieren und auch zu bauen lehnt man rigoros ab. Man will sich seine Unabhängigkeit bewahren. Das gilt auch für die Beziehung zu Indien - ein Balanceakt zwischen zwei Grossmächten.

Entsprechend sind auch die Unterkünfte der Arbeiter - es sind meistens Inder, die hier im Strassenbau arbeiten. Ihre Hütten sind aus aufgeschnittenen und flach geklopften Teerfässern gemacht.

Es ist genau 10 vor 10 als ich ankomme. Vor mir stehen schon etwa 10 Fahrzeuge und hinter mir werden es bis zur Durchfahrt noch weitere 20 sein.

Punkt 10 Uhr höre ich ein Signalhorn. Alle eilen zu ihren Autos und starten den Motor. Aber es dauert noch ein paar Minuten bis es los geht. Zuerst fahren etwa 10 Laster aus der Baustelle, schwer mit Felsbrocken beladen welche vorher ausgebrochen und gesprengt wurden. Dann folgen ein paar Autos von der gegen-überliegenden Seite und erst danach fahren wir los.

Die beiden Bilder zeigen die Situation während dem Warten und als es dann los geht.          Film

Der weitere Weg führt uns über den Korila-Pass auf 2406 m und vorbei an unzähligen Baustellen und Engpässen. Die Art wie hier gearbeitet wird, lässt einem manchmal das Blut in den Adern gefrieren. Die Arbeiter stehen auf wackligen Gerüsten, und arbeiten auch Überkopf ohne dass jemand gesichert wäre, geschweige denn, einen Helm trägt. Ich bin überzeugt, die Zahl der Arbeitsunfälle ist gross, aber wen kümmerts?

Auf dem Pass fallen mir auch wieder die Gebetsfahnen auf, die die Buddhisten "Windpferde" nennen. Alles auf und an den Fahnen hat eine Bedeutung. Jede Farbe steht für ein Element der Welt - blau für den Himmel, weiss  für die Luft, rot für das Feuer, grün fürs Wasser und gelb für die Erde.

Oft sind Gebete und Mantras auf die Fahnen geschri-eben. Die Fahnen werden bis zu ihrer vollständigen Verwitterung hängen gelassen, weil man sich erhofft, dass die Gebete durch den Wind in den Himmel getragen werden.

Dann erreiche ich Gomkora Gompa. Wir stellen unsere WoMos auf der Wiese vor dem Kloster ab und gehen gleich zu einer kurzen Führung.

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Gomkora Gompa ist ein wichtiges Kloster, das im 17. Jahrhundert erbaut wurde. An der Stelle, auf der das Gebäude errichtet wurde, soll Guru Rinpoche Jahrhunderte zuvor meditiert und dabei einen Körperabdruck in einem Stein hinterlassen haben. Die Gompa beinhaltet auch eine Reihe religiöser Objekte, die entweder wundersam erschienen oder von Guru Rinpoche hergebracht worden sein sollen. Hierzu gehört unter anderem ein "Garuda-Ei" (eiförmiger Stein), ein Fussabdruck des Guru und ein Hufabdruck von seinem Pferd.

Später bietet sich uns noch die Gelegenheit, dem Bau eines typischen Hauses beizuwohnen. Dazu steigen wir einen steilen Hang hoch, haben dafür einen schönen Überblick auf das Kloster und das Tal.

Die Familie, welche künftig darin wohnen wird, haust im Moment in einem primitiven Verschlag, Wind und Wetter ausgesetzt. Gearbeitet wird mit Familienmitglieder und mit Freunden. Jeder trägt seinen Teil bei, von dem er etwas versteht.

Am Abend werden wir von Chencho zum Essen eingeladen: Buffet, aber gut. Morgen ist der letzte Tag in Bhutan, übermorgen gehts nach Guwahati.

Während ich schreibe beginnt es zu regnen. Hoffentlich aber morgen nicht mehr. Es folgt nochmals eine Baustellenetappe.