8. Jan. 2018

8. Jan. 2018,  Puri, Tag 2

Bereits um 8 fahren wir im Bus los nach Konark. Die Fahrt dauert etwas mehr als eine Stunde. Hier wollen wir den berühmten Sonnentempel besu-chen.

Die Fahrt ist abwechslungsreich. Endlich kann ich unbeschwert die Gegend anschauen, ohne immer auf die Strasse sehen zu müssen.

Surya-Tempel

Der Sonnentempel oder Surya-Tempel von Konark ist ein dem hinduistischen Sonnengott Surya geweihter Tempel.

Als letztes und zugleich grösstes und ehr-geizigstes Vorhaben der Nagara-Tempelbau-schule von Odisha wurde der Tempel um die Mitte des 13. Jahrhunderts im Auftrag des Königs Narasimha Deva I. (Regierungszeit 1238–1264) aus der Dynastie der Östlichen Ganga erbaut. Der Herrscher zeigte damit nicht nur seine Verehrung für den Sonnengott Surya, der dem mythischen Helden Rama im Ramayana zum Sieg über den Dämonenkönig Ravana verhalf, sondern demon-strierte zugleich seine eigene militärische Überlegenheit nach erfolgreichen Eroberungs-zügen in Bengalen. Der Bau des Tempels, an dem mehrere tausend Arbeiter beteiligt waren, nahm 16 Jahre in Anspruch. 

Heute ist der Tempel nur noch als Ruine erhalten. Einer Überlieferung zufolge soll der Tempelturm bereits kurz nach der Fertigstellung eingestürzt sein, tatsächlich standen Teile davon aber noch bis 1837.

Der Weg vom Parkplatz bis zum Eingang des Geländes ist von unzähligen Gängeliläden und Früchtehändlern gesäumt. Jeder will etwas verkaufen.

Zum Beispiel Perlen- und Korallenketten, Hüte, Sonnenbrillen, Tempelfiguren etc.

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Begünstigt wurde der Einsturz vermutlich durch den sandigen Untergrund, auf dem die Fundamente der schweren Steinkonstruktion nachgaben. Die Versammlungshalle war im 19. Jahrhundert ebenfalls vom Einsturz bedroht, konnte aber vom Archaeological Survey of India durch Stützkonstruktionen im Inneren gesichert werden. Die Zugänge wurden vermauert, sodass sich der Innenraum heute nicht mehr betreten lässt. 1984 wurde es von der UNESCO wegen seiner herausragenden künstlerischen, historischen und religiösen Bedeutung zur Weltkulturerbestätte ernannt.

Nach zwei Stunden verlassen wir die heilige Stätte und fahren in eine Fischerdorf, ein paar Kilometer entfernt.

Was wir hier zu sehen bekommen ist das ur-sprünglichste an dieser Lebensweise. Als erstes fallen die mit Palmblättern bedeckten Hütten auf.

Kein Strom und kein Wasser wird hierhin geführt.

Es sieht aus, als leben die Fischer mit Familie das ganze über Jahr hier. Jedenfalls lässt ein Blick ins Innere der Hütten dies vermuten.

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Etwa 20 Boote sind noch vom Ufer aus zu sehen. Sie sind im Begriff an Land zu kommen. Etwa 10 Boote sind bereits angelandet und die schweren Netze wurden an Land getragen, wo sie auf dem Boden ausgebreitet werden. Jetzt sehe ich, was sie gefangen haben: Sardinen.

Die Netze werden über einer Blache ausge-schüttelt und die Fischchen fallen zu Boden. Immer wieder fliegen auch welche durch die Luft und werden von den Frauen aufgesammelt. Sie sind dann zwar sandig, aber das stört sie nicht.

Dann werden die alle Fische auf einer grossen Blache ausgeschüttet und versteigert. Warum das so ist verstehe ich nicht und fragen kann ich auch nicht.  Jedenfalls schreibt ein Mann die Gebote in ein Heft, worauf die Frauen ihre Menge in Blech-becken füllen und diese wegtragen.

In einer Hütte sehe ich dann, wie zwei Frauen die kleinen Fische sorgfältig waschen.

Vermutlich werden sie dann zum Markt gefahren und vielleicht wird auch ein Teil davon in Fässern eingesalzen.

Am frühen Nachmittag sind wir wieder zurück. Der inzwischen geräumte Fussballplatz steht jetzt den WoMos zur Verfügung und einige fahren jetzt dahin, wo sie auf der Wiese stehen können.

Das geht leider für mich und ein paar andere nicht, weil wir zu hoch sind. Also bleibe ich hier. Da kommen zwar nachts die Kühe vorbei und hinterlassen etwas. Darum muss ich am Morgen zuerst nach den Tretminen Ausschau halten.

In der Umgebung gibt es auch viele streunenden Hunde. Die kommen immer rudelweise zu Besuch. Sie und die Kühe vertreibe ich regelmässig mit meiner Wasserspritze. Dann haben wir hier auf dem Platz wieder Ruhe für ein paar Stunden.

Am Abend gehen wir zu sechst in ein nahe-gelegenes Restaurant, von welchem wir gehört haben, dass das Angebot reichhaltig und die Küche gut wäre.

Ich bestelle mir eine Lemon-Koriander-Suppe und ein Gericht mit Lammfleisch und einer würzigen Sauce. Dazu kommt noch Reis.

Obwohl ich beim Bestellen immer betone "not spicy", Ändert es selten etwas an der Schärfe. Inzwischen komme ich auch gut zurecht damit, bestelle aber immer auch ein Lassie dazu, sofern es welches gibt.

Fast immer wenn man gekochtes Fleisch bestellt, ist der Anteil an Fleisch recht klein. Dazu kommt, dass das Fleisch kleingehackt wird, so dass man es direkt und ohne Messer in den Mund stecken kann. Sei es nun Huhn oder Lamm, heiliges Rindfleisch gibt es ja nicht und Schwein ist verpönt merkt man, dass die Knochen nicht entfernt wurden. Da das Fleisch aber weichgekocht ist, löst es sich leicht vom Knochen. Schlecht ist aber, dass durch das Zerhauen der Stücke auch Splitter entstehen und man muss daher ganz vorsichtig zubeissen um sich nicht das Zahnfleisch zu verletzen.

Hier wie auch in anderen südlichen Ländern gibt es ein ganze einfaches Hygienegebot: Linke Hand, rechte Hand!

Man ist nur mit der rechten Hand und wenn ich im Restaurant die anderen Gäste beobachte, sehe ich den einen oder anderen. der mit rechts von Hand ist und die Linke unter den Tisch hält.

Es sind zwar wenige, die ich so gesehen habe, die Meisten essen mit Löffel und Gabel, Messer gibt es nicht. Das ist aber auch nicht nötig, da ja alles weichgekocht ist.

Eine andere Sache ist, dass die Männer immer und überall urinieren. Desgleichen gilt auch fürs Spucken. Da wird geräuschvoll und mit Inbrunst das eine Spucke vorbereitet, um sie dann "kunstvoll" davon zu trennen.

Wenn dann die Spucke noch rot ist und somit auf Strassen und an Wänden rote Flecken hinterlässt ist klar, dass es sich um das Kauen der Betelnuss handelt.

Die "Geniesser", es ist ein Suchtmittel und macht anhängig, erkennt man am roten Zahnfleisch und den schwarzen Zähnen.

9. Jan. 2018,  Puri, Tag 3

Ruhetag!

Ich verwende die Zeit, um das WoMo zu putzen, die Fotos zu sichern und auszuwählen und die Berichte zu aktualisieren.

Am Mittag brate ich eine Rösti und lade Manni dazu ein. Susi ist mit einem Teil der Gruppe zu einem ,weiteren Tempel unterwegs.

Dann krieche ich mit Manni unters Auto und wir kontrollieren jedes Detail, um zu prüfen ob sich als Folge der Schlaglöcher etwas verändert hat.

Erleichtert und zufrieden, es sieht alles gut aus und ich bin weiterhin zuversichtlich.

Seit ein paar Tagen sehe ich, dass die Aufbau-batterie beim Fahren nicht mehr geladen wird. Heute Nachmittag will ich mich der Sache annehmen.

Nach ein paar Messungen ist mir klar, dass es nicht ein Defekt des Ladeboosters ist, sondern eine durchgebrannte Sicherung oder ein Kabelbruch. Ich öffne im Fahrerhaus den Batterieraum und sogleich fallen mir die korrodierten Anschlüsse eines Sicherungshalters auf. Nachdem ich ihn öffne, sehe ich auch die kaputte Sicherung.

Wie komme ich jetzt zu einem Sicherungshalter? Einen Ersatz für die Sicherung habe ich zwar, nicht aber einen Halter. Da ist improvisieren angesagt: Ich ersetze die korrodierten Anschlusskabel und ersetze sie durch ein Provisorium. Dann schraube ich die Sicherung an die beiden Kabelenden und isoliere das Ganze mit Schrumpfschlauch.

Danach starte ich den Motor und messe wieder: Jetzt lädt die Batterie. Wenn Vreni kommt, werde ich das Provisorium durch eine definitive Lösung ersetzen.

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Am Abend werde ich von Rosmarie zum Essen ins nahe Restaurant eingeladen. Ich bestelle Chicken Masala mit Reis, Naan und Lassi.

10. Jan. 2018,  Puri, Tag 4

Noch ein Ruhetag!

Ich backe wieder einmal ein Brot und befolge haarklein die Anweisungen von Vreni - das Brot geht trotzdem nur zur Hälfte auf. Ich kann es zwar essen, ab er es macht keinen Spass.

Sobald sich die Gelegenheit bietet, kaufe ich ein anderesMehl, vielleicht hilfts.

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Am Vormittag repariere ich Rolfs Türverriegelung am LandRover und am Nachmittag fülle ich Wasser und putze die Solarpanels. Dann helfe ich Rosmarie nochmals mit ihrem Macbook. Jetzt läuft es wieder.

Später, um halb 9 werden wir vom Chef des Hotels ans Buffet eingeladen. Im Freien sind mehrere Tische mit den Speisen aufgestellt und Mitarbeiter bedienen die Gäste.

Dabei erfahre ich, dass das Fest den Mitarbeitern gilt und so scharen sich auch etwa 50 um die Essensausgabe.

Gut wurde ich rechtzeitig gewarnt, Essbesteck mitzunehmen. Die Einheimischen essen durch-wegs von Hand. Da empfinde ich es als furchtbaren Kontrast: Die jungen Frauen mit ihren farbigen Röcken und von Hand essend!

Im Hintergrund ist eine Bühne aufgebaut und die Lautsprechermusik ist ohrenbetäubend. Eine Unterhaltung ist nicht möglich. Motto: Essen und dann verschwinden!

Zum Glück ist ab 9 Uhr Ruhe.

Ein anderes heisses Thema ist das Heiraten. Ich habe gelesen, dass etwa die Hälfte der 20- bis 24-jährigen Frauen vor ihrem 18. Lebensjahr verhei-ratet wurden, davon waren 5% sogar jünger als 15.

Die Heirat wird ausserhalb der Grossstädte immer noch von den Eltern arrangiert.  Ausgewählt wird nach Familienhintergrund, Kaste und/oder Beruf. Ausserdem wird ein Astrologe konsultiert. Oft sehen sich die Brautleute erstmals an der Hochzeit.

Es ist die Eilfertigkeit, mit welcher wir Touristen (oder Weissen) bevorzugt behandelt werden. Die Inder, und es handelt sich dabei um die am wenigsten privilegierten, werden rücksichtslos zur Seite gedrängt. Niemand muckst auf, keiner wehrt sich. Sie sind es seit Generationen gewohnt, dass sie keine Rechte haben.

Ich habe gehört, dass etwa 75% der Inder zu diesen "Unsichtbaren" gehören. Mangels Ausbildung haben sie auch keine Chance für einen sozialen Aufstieg.

Um 6 haben wir Meeting und sitzen um ein Lager-feuer. Wir bekommen einen Überblick über die vorläufige, neue Route in Indien.

An einem Tisch wird Reis ausgegeben, Am nächaten Tofu mit Curry, und weiter gibt es noch Chicken, Lamm und Gemüse. Zum Schluss wird noch Eis gebracht.

Mit einem Teller in der Hand stelle ich mich hinten an, werde aber gleich an der Schlange vorbai nach vorne gebeten. Dort füllt man sofort meinen Teller. Die Mitarbeiter werden dabei zurechtgewiesen wenn sich einer vordrängt.

Obwohl die Mitgift seit 1961 offiziell verboten ist, existiert sie nach wie vor noch. Mitgiftzahlungen sind immer ein finanzieller Kraftakt für die Brauteltern, da die Forderungen irrsinnig hoch sind. Das kann den finanziellen Ruin der Familie bedeuten. Deshalb steht die Geburt eines Mädchens unter einem dunklen Schatten. Wer ein Mädchen hat, der zahlt, wer einen Jungen hat, der kassiert. Die Braut zieht bei der Hochzeit ins Haus des Bräutigams und nicht selten wird sie dort von der Schwiegermutter gedemütigt, bis sie einen Sohn gebiert.

11. Jan. 2018,  Puri -  Gopalpur

Ein herausfordernder und spannender Tag liegt hinter mir. Aber der Reihe nach:

Gestern habe ich gehört, dass früh morgens in der Stadt öffentliche Leichenverbrennungen statt-finden würden. Es gibt dafür eigens einen Platz, wo das geschieht, der Swargdwar Burning Ground.

Den Platz finde ich leicht im Navi und fahre um 7.15 los.

Anfangs geht alles gut. Dann komme ich in die Innenstadt und nur noch etwa 200 Meter von besagtem Ort entfernt,und sehe nach einer Kurve, dass ein Bündel Leitungen tief herunter hängt.

Sogleich kommt ein Mann mit einer langen Stange aus seinem Laden und hebt die Leitungen an.

Ich kann weiterfahren und denke, dass da regel-mässig Lastwagen durchfahren, die zu hoch sind. Daran, dass es weiter vorne wieder Probleme geben könnte, denke ich nicht, sonst hätte der Mann mir bestimmt nicht weitergeholfen.

Aber die Probleme kommen. Noch sind wenig Leute und Fahrzeuge auf der engen Strasse und es wäre ein Leichtes die 100 Meter zurückzufahren.

Aber ich fahre weiter. Inzwischen sind auch bereits ein paar Männer zur Stelle, die alle wissen, wie ich weiterfahren soll - nur jeder weist in eine andere Richtung!

50 Meter vor mir ist die Strasse wieder breit und ohne Leitungen.  Da muss ich hin.

Aber dazwischen hängen noch weitere Leitungen tief. Ich fahre bis kurz davor und sehe mir die Sache an: Müsste gehen! Einzig bei den Reservereifen wird man anheben müssen. 

Aber der Mann mit der Stange ist nirgends mehr zu sehen. 

Was nun?

Vor und hinter mir stauen sich die Fahrzeuge und die Menschen drängen sich am WoMo vorbei. Fast jeder klopft mit den Fingern an die Wand und meint, ich würde dadurch einfach verschwinden. Aber noch stecke ich fest. Inzwischen haben auch viele die Geduld verloren und hupen wie blöd.

In solchen Situationen bin ich ganz ruhig und konzentriert. Ich steige aus und schliesse gleich wieder die Kabine. Dann nehme ich den Wischer mit dem langen Stiel aus dem Heck. Damit kann man die Leitungen anheben. Dann suche ich mir den vernünftig aussehenden Mann aus der Menge, der mich schon vorher gut eingewiesen hat und zeige ihm, was ich will. Dummerweise ist er aber zu klein und erreicht die Leitungen nicht. Darum fahre ich die Treppe aus und er steigt auf den zweiten Tritt und so kann er jetzt die Leitungen anheben. Mit meinem Passagier auf der Treppe fahre ich ein paar Meter weiter und sehe dann, dass es doch nicht besser wird.

Was ich bis jetzt nicht bemerkt habe, sind Leitungen, die mittig der Strasse entlang laufen.

Ich gebe auf und beschliesse, alles wieder rückwärts zu fahren. Es versteht zwar niemand und alle "Sachkundigen" vor und hinter mir meinen, dass es gehen würde: Ich solle nur zufahren, zeigen sie mir (damit sie mich endlich los sind!).

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Meinem Helfer versuche ich es klar zu machen und er versteht es auch. Jetzt geht er hinter dem Auto zurück und weist alle Leute und Fahrzeuge zur Seite, soweit es geht. Stühle und Tische müssen nicht weggeräumt werden (La Rochelle!).

Bereitwillig steigt er wieder auf die Treppe und hebt die Leitungen an.

Nach etwa 100 Meter rückwärtsfahren kann ich in eine Seitenstrasse abbiegen und komme nach 45 Minuten ohne weitere Hindernisse auf die Hauptstrasse zurück.

Der Rest des Tages verläuft dann unspektakulär, bis auf den Abend. Die ersten 80 km fahre ich eine Abkürzung auf Nebenstrassen. Hier habe ich Gelegenheit immer wieder anzuhalten um die wunderbaren Situationen im Bild festzuhalten.

Die folgenden 120 km Autobahn sind dann lang-weilig und ermüdend.

Der heutige Übernachtungsplatz ist ein Feld am Rande von Gopalpur, direkt neben einem Stein-bruch gelegen.

Unterwegs halte ich noch um einzukaufen: Gurken, Mandarinen und 10 Eier.

Einen Coiffeur habe ich nicht gefunden.

Während der Mittagspause koche ich 4 Eier und esse eines davon, zusammen mit Gurkensalat und selbst gebackenes Brot.

Es ist kurz nach 6 und bereits finster. Ich bin gerade dabei, Spiralnudeln zu kochen und habe gerade die Büchse mit Apfelmus geöffnet, da kommt Mani und sagt, dass wir hier weg müssten weil im Steinbruch die ganze Nacht gearbeitet und gesprengt würde.

Also leere ich das kochende Wasser ab und verstaue wieder alles um weiterfahren zu können.

Nach 4 km stehen wir im Hafen von Gopalpur und hoffen auch hier bleiben zu dürfen.

12. Jan. 2018,  Gopalpur - Ampolu

Der gestrige späte Platzwechsel offenbart uns beim Morgengrauen eine ganz andere Sicht: In der Nacht waren die Fischer auf See und sind jetzt gerade dabei ihre Boot zu entladen und die Fische in den Ort zu tragen, wo sie verkauft werden.

Gleich um 6 Uhr gehe ich das erste Mal nach draussen um ihnen dabei zuzusehen. Nach einer Viertelstunde gehe ich zurück und frühstücke.

Dann mache ich das WoMo fahrbereit und gehe nochmals zu den Fischern. In der Zwischenzeit sind noch weitere Boote eingelaufen.

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Bevor der Fang ausgeladen wird, werden zuerst die Netze gereinigt. Der sogenannte Beifang besteht aus verschiedenen Krebsen und Lan-gusten. Sie werden erstmals ans Ufer geworfen, wo sie später dann sortiert werden.

Es scheint mir, als würden die Leute, welche vom Ufer aus zusehen, darauf warten bis ihnen etwas geschenkt wird. Und richtig, später werden ihnen einzelne Fische zugeworfen, welche sie in einem Beutel wegtragen.

Wenn die Netze sauber und verpackt sind wird die Bodenluke geöffnet. Hier liegt der grosse Fang .

Fisch für Fisch wird er herausgehoben und in ein Netz geworfen, welches an der Reling befestigt ist.

Dann wird das Netz an ein Ruder gehängt und zum Markt getragen.

Ich sehe, wie sich die beiden Männer anstrengen müssen und schätze ich den Fang in diesem Netz auf 60 - 80 kg. Aber das Boot ist noch nicht leer!

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Um 8 Uhr mache ich mich auf den Weg. Heute sind es nur 150 km.

Unterwegs fahre ich nahe an der Küste vorbei und biege in eine Nebenstrasse ein um an den Strand zu fahren. Der Weg führt zuerst über einen Bahnübergang und zum Glück stehen nur wenige Fahrzeuge vor der Schranke. Aber trotzdem, sobald sich diese hebt, fahren alle gleichzeitig los. Ich bleibe stehen bis alle hinter mir vorbei sind.

Auf halber Strecke komme ich in ein Dorf und sehe sofort, dass es hier wieder tiefhängende Leitungen hat. Gewarnt vom gestrigen Erlebnis, wende ich und fahre zurück. Und wieder ist die Schranke geschlossen!

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Hier noch ein paar Impressionen von unterwegs.

Ein paar Kilometer hinter dem Ziel liegt Srikakulam, eine etwas grössere Stadt. In der Hoffnung, dort einen Coiffeur zu finden fahre ich hin. Das Ergebnis ist hier zu sehen. Kosten: Fr. 1.50

Wir stehen auf freiem Feld. Um 19 Uhr schauen wir uns einen ARTE-Film über Indien an. Dazu wird ein Leintuch ans Teamfahrzeug gehängt. Er verdeut-licht alles was wir bisher gesehen haben.

13. Jan. 2018,  Ampolu - Visakhapatnam

Die heutigen etwas mehr als 100 km gehe ich ruhig an, wie immer! Oft halte ich, um zu fotografieren. Leider ist dies fast immer gegen die Sonne und dazu kommt noch die getrübte Luft, der Nebel und der Rauch.

Abgesehen davon gibt es nichts Aufregendes zu berichten.

Wahlen stehen bevor und darum stehen überall riesige  Werbeplakate. Ich finde es interessant, die Gesichter zu studieren.

Unterwegs komme ich an einer Bestattung vorbei. Zuerst glaubte ich, es wäre wieder so ein religiöser Umzug. Aber dann sehe ich den aufgebahrten Leichnam. Würde ich anhalten und mich zu der Gruppe begeben, würde das sowenig stören wie wenn sie während einer Stunde vor meinem WoMo stehen und mir durchs vergitterte Fenster zuschauen, wie ich den Teig knete, um ein Brot zu backen.

Das Brot ist übrigens zum dritten Mal nicht aufgegangen. Jetzt lasse ich es dann sein.

Visakhapatnam ist eine Hafenstadt im Bundesstaat Andhra Pradesh mit 1.7 Mio Einwohnern. Die Stadt ist eines der am schnellsten wachsenden Zentren Indiens.

Wir stehen auf einem Parkplatz des Waltair Clubs, dem am heissesten begehrten Club in Visak-hapatnam.

Gegründet wurde er 1883 von den Offizieren  der East Coast Railway, East Coast Battalion und anderen Offizieren.

Für eine Mitgliedschaft muss man empfohlen werden, einen Hochschulabschluss vorweisen und mindestens 25 Jahre alt sein. Die Eintritts-gebühr beträgt 20'000 Ruppies (Fr. 300) und die monatlichen Gebühren belaufen sich auf 500 - 1'250 R,  je nach Service.

Wenn ich so in der Kolonne stehe und warte bis es weitergeht, bietet sich mir manche Gelegenheit für interessante Bilder.

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Bevor ich auf den Platz fahre suche ich noch im Stadtzentrum nach einem Shopping Center um Lebensmittel zu kaufen. Im imposanten CMT Center könnte man alles kaufen, bis auf Lebensmittel. Schade um den Kampf bis ich einen Parkplatz gefunden habe.

Dafür benutze ich die Gelegenheit, in Ruhe nach einem Supermarkt zu suchen.  Hier finde ich gleich einen freien Platz vor dem Supermarkt entlang der Strasse. Erst beim zurückkehren sehen ich, dass ich und alle anderen Autos im Parkverbot stehen. Aber hier kümmert das niemanden.

Nach dem Meeting um 19 Uhr sehen wir uns den ersten Teil von Ghandi an. Letztes Jahr in Südafrika haben wir sein damaliges Haus besucht.

14. Jan. 2018,  Visakhapatnam - Rajahmundri

Heute feiern die Hinduisten Pongal. Dazu gehört, dass man ein Feuer entfacht.

Es ist 6 Uhr als ich von lauten Stimmen geweckt werde. Gleich höre ich ein Knistern und rieche auch schon das Feuer. 

Gestern Abend habe ich gesehen, wie Holz aufgeschichtet wird. Einen der Wächter habe ich gefragt, wann das Feuer entfacht würde. Ich möchte nicht, dass es in meinem woMo nach Feuer riecht. "No-no, no problem" sagte er mit wackelndem Kopf. 

Was heisst das nun?

Zu der Zeit habe ich noch nicht gewusst, dass heute "Neujahr" in Indien ist.

Pongal

Pongal ist das Reis-Erntedankfest der Hindus und beginnt am 14. oder 15. Januar. Die indischen Feierlichkeiten zu Pongal dauern vier Tage und beginnen an Makara-Sankrsnti, wenn die Sonne in den Steinbock des indischen Tierkreises eintritt, am 14. Januar. Damit beginnt Uttarayana, das heisst die Jahreshälfte, wenn der Aufgangspunkt der Sonne sich wieder nach Norden bewegt. Sie wird als die bessere, die Glück verheissende Hälfte des Jahres angesehen, der Tag der Götter.

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Traditionsgemäss wird ein süsser Milchreis gekocht und man lässt ihn überkochen als Zeichen von Überfluss, Wohlergehen  und Feierlichkeit. Dieser süsse Milchreis heisst auch Pongal und wird besonders am zweiten Tag gegessen und angeboten, meist mit Cashewnüssen und Rohzucker vom Zuckerrohr.

Die andere Jahreshälfte heisst Dakshinayana, die Nacht der Götter, weil sich der Aufgangspunkt der Sonne nach Süden (Dakshina) hin verschiebt, in die Richtung des Todes. Pongal oder Makara-Sankranti ist das einzige hinduistische Fest, das nach dem solaren Kalender gefeiert wird. Pongal bedeutet „überkochen“.

Der erste Tag, der 14. Januar, wird Bhogi genannt, der Geniesser, und ist dem Indra geweiht, dem König der Götter. Wertlose und alte Sachen werden weggeworfen und verbrannt. Ein neues Leben beginnt.

Da ich nun schon so früh reisebereit bin, beschliesse ich vor der Weiterfahrt noch zur Beach Road hinunter zu fahren.

Zu meiner Überraschung sind schon viele Menschen unterwegs. Später, nachdem ich von zwei jungen Männern angesprochen werde, erfahre ich, dass man an Neujahr bei Dunkelheit an den Strand gehen würde, um den Sonnenaufgang zu erleben.

Ich stürze in meine Hose und gleich auch aus dem WoMo. Jetzt sehe das bereits lodernde Feuer, nur gerade 10 Meter weg von mir. Schnell fahre ich die Stützen ein und anschliessen etwa 50 Meter rück-wärts in die Platzmitte. Gerade mal gut gegangen!

Dann putze ich die Zähne, ziehe mich an und frühstücke.

Die ganze Seepromenade ist für Touristen ausgelegt. Skulpturen verschiedenster Art säumen den Strassenrand.

Ich stelle mir vor, dass er einmalig schön ist, blutrot die Kugel und der ganze Himmel in Feuer getaucht, so wie man es bei uns nicht kennt. 

Aber warum?

Dank des Nebels und des Drecks in der Luft färbt sich alles rot weil nur die langwelligen Strahlen den Smog durchdringen können.

Ich fahre also eine gute halbe Stunde langsam die Beach Road entlang und lasse mir Zeit, anzuhalten wo ich will.

An einem eisernen Zaun stehe Menschen, die etwas beobachten. Nachdem ich ausgestiegen bin, sehe ich Marine-Soldaten in Galauniform, welche sich wahrscheinlich für ein Defilee vorbereiten.

Dann endet die Stadt und ich komme an einer Seilbahn vorbei, welche auf einen Hügel führt. Mit der möchte ich nicht fahren müssen, scheinbar ist sie auch  nicht mehr in Betrieb.

Der Strand hier ist im Vergleich zu vorher "unberührt". Er ist sauber und menschenleer. Der Nebel lässt ihn in der Ferne verschwinden.

Ich wende und fahre zurück, dem heutigen Ziel entgegen.

Bevor ich auf die Autobahn komme, durchfahre ich nochmals die Stadt. Inzwischen herrscht auch hier reger Verkehr und die Strassenhändler sind unterwegs.

Immer wieder erregt mein WoMo Aufsehen. Man hupt und winkt mir. Sie drehen sich auf dem Motorräder so akrobatisch um, um nach hinter zu sehen, dass ich manchmal befürchte, sie könnten stürzen. Aber nichts passiert.

Lili und Dominik: Es sollen auch schon solche mit 6 gesehen worden sein. Die Vespa reicht noch lange!

Ich stehe an einer Kreuzung und es ist Rot. Da kommt ein Polizist auf mich zu und bittet mich um ein Foto. Das heisst, er will ein Bild mit mir, mit dem Womo und mit sich selbst (WoMoSelfie) für seine Mama. Er hantiert an seinem Mobiltelefon herum und weil es inzwischen auf Grün gewechselt hat, fahren die Fahrzeuge links und rechts an mir vorbei. Aber er schafft es nicht, entschuldigt sich und geht ohne Bild wieder zurück. Ich fahre weiter.

Zwischendurch ist die Landschaft grün: Reisfelder bis zum Horizont.

Kurz vor dem Ziel sehe ich zwei Männer mit einer geschmückten Kuh und halte an um sie zu foto-grafieren. Der vordere spielt auf einer Shehnai. Es handelt sich um ein nordindisches Doppelrohr-blattinstrument mit einem sehr markanten Ton. Der hintere schlägt auf eine Doppelfelltrommel. Sie werden von einer geschmückten Kuh begleitet und bitten überall um Geld. Nachdem sie mich wahrgenommen haben, winke ich sie her und gebe ihnen 50 Ruppien. Dann ziehen sie weiter und ich fahre in den heutigen Platz hinein.

Wir stehen auf dem Parkplatz der Church of Shalom Netanja. Von 17 - 19 Uhr ist die Kirche für die Betenden geöffnet.

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