8. Okt. 2017

8. Okt. 2017,  Dunhuang

Der Bus fährt um 8 Uhr 15 los. Es dauert fast eine Stunde bis wir den Ort erreichen.

Der Zutritt ist restrikiv geregelt: täglich dürfen nur 6'000 Tickets ausgegeben werden. Diese ent-halten die Passnummer und darum muss auch der Pass mit. Bei Eingang wird beides verglichen. Damit will man dem Schwarzmarkt begegnen.

Vor dem Besuch der Grotten werden zwei Filme gezeigt. Der Erste zeigt eindrücklich die Besie-delung der Gegend durch buddhistische Mönche zwischen dem 4. und 12.  Jahrtausend und dem Bau der etwa 1'000 Höhlen.

Diese wurden in den durchschnittlich 17 Meter hohen Sandsteinfelsen geschlagen und mit buddhistischen Motiven (Buddha-Statuen, Skulp-turen und Wandmalereien) verziert.

Nach den beiden eindrücklichen Filmen steigen wir in einen Shuttlebus der uns zu den 15 km entfernten Grotten bringt.

Eine junge Führerin führt uns durch die Grotten und erklärt in holperigem Deutsch die Skulpturen und Wandmalereien. Fotografieren in den Grotten ist verboten, aber wenn man es geschickt anstellt, kann man trotzdem ein Andenken mitnehmen.

492 dieser Höhlen sind heute noch erhalten und zum Teil den Touristen zugänglich gemacht. Sie gehören zusammen mit anderen Höhlen im Gebiet von Dunhuang zu den Dunhuang-Grotten.

Im Jahr 1900 entdeckte der daoistische Mönch Wang Yuanlu rund 50'000 Dokumente aus dem 4. bis 11. Jahrhundert, die Mönche im Jahre 1036 in einer Höhle eingemauert hatten, um sie vor den heranstürmenden Mongolen zu schützen. Das jüngste Dokument wird in das Jahr 1002 datiert. 

Viele dieser Dokumente befinden sich heute im Besitz des Britischen Museums in London. Im Jahre 1907 wurde vom Archäologen Aurel Stein in den Mogao-Grotten das Diamant-Sutra entdeckt.

Gegen 13 Uhr sind wir wieder zurück. Anschlies-send gehe ich zu einem gemeinsamen Mittag-essen ins Hotel. Danach besuche ich noch einen  nahen Supermarkt um Wasser und Brot zu kaufen.

Auf dem Weg zurück trete ich noch in einen Friseursalon und lasse mir die Haare schneiden.

Im Google-Translator gebe ich 8 mm ein und zeige es der Friseuse.

Nach 10 Minuten und 30 Yuen bin ich runderneuert.

Seit wir die Uiguren-Provinz verlassen und nach Gansu eingereist sind, ist das Internet auch wieder freier. War es bisher 3G, so haben wir jetzt 4G (ein Übertragungsstandard für Mobiltelefone) und das Internet flutscht wieder, wenigstens zeitweise. Jedenfalls kann ich wieder meine Beiträge hochladen und auch Facetime nutzen  - heute mit Lili, Helena und den Kindern.

9. Okt. 2017,  Dunhuang - Jiayuguan

Schon wieder ein eintöniger Tag, wenigstens während dem Fahren. Toni und ich sind mit 95 kmh auf einer hervorragenden neuen Autobahn unter-wegs. Sie führt über 420 km auf meist schnur-gerader Strecke bis nach Jiayuguan. Unterwegs hat es lediglich ein paar Tank- und Raststellen, eine dürftiger als die andere. 

Um 13 Uhr halten wir um Mittag zu essen. Die Auswahl ist ist gross, aber uninteressent. Mangels etwas anderem picken wir aus dem Angebot das heraus was uns schmeckt. Den Rest lassen wir stehen.

Dann besuche ich noch den kleinen Laden nebenan. Das Angebot ist ebenfalls uninteressant: Softdrinks und Busquits - und Hühnerfüsse.

Dann fahre ich in Jiayuguan ein. Das Navi führt mich zuerst ans östliche Ende der Stadt und über Umwegen bis zum westlichen Ende der Grossen Chinesischen Mauer. Sie steht seit 1961 auf der Liste der Denkmäler der Volksrepublik China.

Jiayuguan besteht uas drei Verteidigungslinien: einer inneren und einer äusseren Stadt, sowie einem Graben. Die Nord- und Südseite sind mit der Grossen Mauer verbunden.

Hühnerfüsse sind für die Chinesen etwas beson-deres, sie lieben das Knacken wenn sie sie zer-beissen.

Interessant ist auch noch, wie ein Busfahrer auf dem Parkplatz das Getriebe ausbaut und zerlegt. Ich schaue einen Moment zu und bekomme den Eindruck, dass sie kaum mehr wissen wo was hingehört. Offenbar sind die Passagiere mit einem anderen Bus weitergereist.

Das Bauwerk wurde ursprünglich  um das Jahr 1372 in der früher Ming-Dynastie erbaut. Die Festung wurde zwischen 1488 und 1506 sowie nach 1539 wesentlich ausgebaut und verstärkt.

Von den grossen Übergängen an der Grossen Mauer  ist Jiayuguan das am vollständigsten erhaltene Militärgebäude.

Von hier aus sind es nur noch etwa 8 km bis zum Bus-Parkplatz an der Grossen Mauer. Ich stelle das WoMo ganz am Rand ab, damit ich vom Innern immer die Mauer im Blick habe.

Auch heute ist es wieder neblig - es ist Herbst und die Temperatur liegt bei 8 Grad am Nachmittag.

Ich lasse es mir nicht nehmen, die Mauer trotzdem ein Stück hoch zu laufen. Zudem sehe ich, dass in den vergangenen 3 Jahren eine Pagode und ein Skulpturenpark erstellt worden sind.

Für morgen ist die Fahrt über den Jiayuguan-Pass gedacht. Aber nach dem gestrigen Kälteeinbruch ist dieser wegen Schneefall gesperrt. Inzwischen hat die Rennleitung aber bereits eine alternative Strecke ausgearbeitet.

Den Abend verbringe ich mit Rosmarie bei einem Raclette. Ich hatte immer noch Käse von zu Hause im Kühlschrank. Die Kartoffeln habe ich geschenkt bekommen und Rosmarie hat Salat und einen Fruchtsalat beigesteuert.

Ja noch etwas ist zu berichten: Marthi und Toni fahren morgen mit der Bahn nach Xining. Dort steht ihr WoMo und wartet auf Ersatzteile, welche jetzt eintreffen sollen. Somit war das heute der letzte Tag mit Toni als Begleiter.

10. Okt. 2017,  Jiayuguan - Yongchang

Es ist 6 Uhr 30 und noch dunkel. Ich stehe auf um den Moment des Sonnenaufgangs nicht zu verpassen.

Erfreulicherweise ist der gestrige Nebel über Nacht verschwunden.

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Langsam steigt die Sonne und bescheint die Mauer immer mehr. Das Bild verändert sich von Minute zu Minute. Darum nochmals die gleichen Bilder wie gestern, aber heute mit Sonne.

Während dem Abendessen ruft Arthur an und fragt, ob Yong Zhi, einer unserer chinesischen Begleiter morgen mit mir fahren dürfe.

Eigentlich habe ich mich aufs wieder Alleinfahren gefreut. Aber Yong Zhi ist ein so guter und hillfsbereiter Kerl dass ich gerne ja sage.

Kurz nach 8 starten wir, Rosmarie mit Arthur und Yong Zhi mit mir.

Ihr WoMo, ein altes Bimobil, hat gestern definitiv den Geist aufgegen. In den letzten Tagen hat der Motor bei voller Fahrt immer wieder ausgesetzt und musste neu gestartet werden. Zudem leckt auch noch eine Dieselleitung.

In der vergangenen Nacht um 1 Uhr wurde das Fahrzeug auf einen Lastwagen aufgeladen und heute morgen nach Xining überführt, wo es in einer Mercedes-Werkstatt repariert werden soll.

Unseren beiden Begleiter brauchten darum eine Mitfahrgelegenheit.

Kurz nach 14 Uhr erreichen wir Yongchang.  An der Mautstation bezahle ich 125 Yuen. Dann fahre ich durch die kleine Stadt. Am Ende des Boulevard liegt das Ziel.

Wir stehen auf einem richtigen chinesischen Campingplatz. Es gibt noch nicht viele davon, aber dieser ist vorbildlich gestaltet.  In den nächsten 5 Jahren wird das Reisen mit Wohnmobilen in China einen unglaublichen Boom erleben. Bereits werden hier Wohnmobile in grosser Zahl gebaut. Irgendwann wird man sie dann auch bei uns sehen.

Wir stehen locker verteilt und jeweils zu zweit auf Rasensteinen.  Eine Säule versorgt uns mit Strom und Wasser.

Gestern haben die Prognosen noch gelautet, dass die Fahrbahn in der Höhe schneebedeckt sein könnte. Heute Morgen, um 6 war es 1° kalt, waren wir gespannt, wie es sein wird.

Aber mit zunehmender Fahrzeit steigt die Tempe-ratur bis auf 8° an.

Die umliegenden Berge sind verschneit und bieten ein wunderbares Bild.

Auf der Passhöhe, bei 2'600 Meter, liegt noch Schnee am Strassenrand, die Fahrbahn selbst ist aber trocken. 

Den Mittagshalt machen wir bei einer Raststelle und gehen ins Restaurant. Ich esse vorher ein Joghurt und mag jetzt nichts Chinesisches essen.

Immer wieder werden weitere Platten herein-gebracht und zu guter Letzt sogar Hühnerfleisch: mit Kopf!

Dazu steht Bier, Wasser und Tee bereit. Zum Schluss wird noch Schnaps gereicht. Der Chef des Platzes lässt es sich nicht nehmen, mit jedem von uns einzeln anzustossen. Das heisst für ihn, 24 kleine Gläser zu kippen. Er bleibt bis zum Schluss standfest.

Bei unserer Ankunft werden noch fleissig die Plätze gewischt und das Laub gerecht. Etwa 5 Helfer stehen bereit um uns einzuweisen. Sie nehmen uns auch gleich die Kabelrollen ab und schliessen das WoMo am Strom an.

So viel Eifer und Freundlichkeit habe ich in diesem Land noch nicht angetroffen.

Für den Abend ist ein freiwilliges Abendessen angesagt, man muss sich nur anmelden. 

Auch hier wurde alles sauber und sorgfältig vorbe-reitet. Hinter der Hütte wird auf einem (improvi-sierten) Feuer Reis gekocht.

Woher das übrige Essen kommt ist nicht ganz klar, wahrscheinlich aus einer der benachbarten Hütten. Jedenfalls ist alles ganz frisch und sogar heiss, was ich auch nur selten angetroffen habe.

In der Zwischenzeit wird im Freien ein Feuer angefacht. Wir stehen eine Weile darum und die Gastgeberinnen und ein paar Frauen aus der Gruppe tanzen ums Feuer.

Aber bald durchdringt die Kälte die Bekleidung und einige ziehen sich ins WoMo zurück.

Ich habe auch genug und will noch den heutigen Bericht fertig machen. Hochladen geht nicht.

11. Okt. 2017,  Yongchang - Lanzhou

Die heutigen 320 km führen uns, Arthur und ich,  auf schnellen Autobahnen über die Berge. Zu beiden Seiten sehen wir verschneite Berge. Die Fahrt über den Pass auf gute 3'000 Meter ist gesperrt. Wir begnügen uns mit 2'400 Meter, fahren dafür durch die neu erstellten Tunnels.

Arthur ist stark beschäftigt mit Telefonieren. Er muss sich um die Ersatzteile für die havarierten Fahrzeuge kümmern. Sie sind gestern in Deutschland auf den Flieger gegangen, aber statt nach Xian sind sie nach Peking umgeleitet worden. Dies ist eine der vielen unerfreulichen Kompli-kationen welche die zentralistische Regierung aus Gründen der Staatssicherheit veranlasst hat.

Auf über 2'500 Meter kommen wir in eine "kleine" Stadt. Der eigentliche Kern besteht aus niedrigen Häusern und an der Peripherie aus Lehmhütten.

Bemerkenswert, aber auch unverständlich, ist der gigantische Bauboom der hier und im ganzen Land herrscht. Etwa 20 Hochhäuser mit 15 - 30 Etagen sind im Bau oder bereits fertig. Merkwürdig ist, dass die Häuser (noch) nicht bewohnt sind.

Von Yong Zhi erfahren wir, dass die meisten dieser Bauten Spekulationsobjekte sind. Meistens ist geplant, eine grosse Industrie anzusiedeln und Wohnraum für die Mitarbeiter bereitzustellen. Verzögert sich die Ansiedelung, stehen die Häuser über Jahre leer.

Oft werden Mitarbeiter mit Prämien und anderen Vergünstigungen angelockt, zum Beispiel bessere Ausbildung der Kinder.

Gegen 12 Uhr erreichen wir den Stadtrand von Lanzhou. Aus der erhofften Ankunftszeit um 13 Uhr wird nichts weil uns das Navi mitten durch die Stadt führt, und das zur höchsten Verkehrsdichte.

Dafür aber haben wir einen interessanten Einblick.

Nach wie vor werden noch viele Wohnungen mit Kohle beheizt und dies während etwa 5 Monaten pro Jahr.

Lanzhou ist die Hauptstadt der Provinz Gansu und liegt am Huang He, dem Gelben Fluss. Die Stadt ist umgeben von Lössbergen, die neben fruchtbarer Erde auch den Rohstoff für Dutzende Ziegeleien liefert. Entlang des Gelben Flusses gibt es eine ganze Reihe von Industriebetrieben, hinzu kommen noch die zur Energiegewinnung notwendigen Kraftwerke. 

Nicht umsonst bekam Lanzhou 1998 die frag-würdige Auszeichnung "Schmutzigste Stadt der Erde".

12. Okt. 2017,  Lanzhou - Xining

Frühmorgens gehe ich zu einer Bank um Geld zu ziehen. Es ist halb Acht und es herrscht schon ein reger Verkehr, Kinder gehen zur Schule, Beschäf-tigte eilen mit gesenkten Häuptern, teils sogar mit verdeckten Gesichtern und die Autos fahren rücksichtslos über die Kreuzungen und Fuss-gängerstreifen. Fussgänger müssen selbst schauen wo sie bleiben, sie haben keine Rechte.

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Vor der Bank stehen ein paar Buden, welche Essen fürs Frühstück unterwegs oder fürs Mittagessen anbieten.

Um halb 9 fahren wir los. Am Stadtrand kommen wir auf der Hauptstrasse an eine Höhenbeschränkung von 2.8 Meter. Statt über die Brücke fahren wir ein paar Kilometer weiter, bis uns das Navi eine Alternative zeigt. Dann geht es auf die Autobahn.

Bei der Zufahrt zeige ich immer unser proviso-risches Kennzeichen, damit wir den günstigsten Tarif bezahlen dürfen. Dann bekomme ich eine Karte, auf welcher die Einfahrtsstelle vermerkt ist. Bei der Ausfahrt ist dann der fällige Beitrag zu bezahlen. Heite waren es fast 200 Yuen (Fr. 30).

Das schlägt zwar richtig zu Buche, ermöglicht aber ein schneller Vorankommen bei grossen Dis-tanzen.

Letzte Woche, zur Feier des jährlichen Parteitages, war die Autobahn für PWs gratis.

Xining ist für viele der sehnsüchtig erwartete Ort:

Mani bekommt hier seinen neuen Anlasser und muss nicht mehr täglich angeschleppt werden.

Der Mercedes der Reiseleitung wartet hier auf die Ersatzteile aus Deutschland, Toni desgleichen. Er braucht eine Neue Frontscheibe, einen neuen Kühler und noch viele andere Teile nachdem ein Lastwagenrad in seine Front geprallt ist.

Frank und Jürgen mit ihren Euro6-Sprinter hoffen auf eine Lösung ihrer immer wiederkehrenden Fehlermeldungen des Motors.

Meiner ist bisher der einzige Sprinter ohne Probleme -Daumen drücken!

Morgens um diese Zeit ist die Luft noch relativ klar und die Fernsicht entsprechend gut. Aber bereits gegen Mittag bildet sich starker Dunst der die Sicht trübt.

Immer wieder sehen wir kleine Tempel und Pagoden am Strassenrand. Gleich gegenüber, der Kontrast könnte nicht grösser sein, befinden sich grosse Industriekomplexe.

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Auf halbem Weg überqueren wir die Provinzgrenze von Gansu nach Qing Hai. Damit endet auch die Zuständigkeit der Mautstelle. Es werden nochmals 30 Yuen fällig.

Auch jetzt ist wieder Mittag. Mit der nötigen Ruhe und Umsicht schaffe ich den Weg durch den dichten und hektischen Verkehr problemlos.

Auf drei Etagen werden Dokumente, Wandteppiche und Gegenstände der tibetischen Kultur gezeigt. Eine grosse Abteilung ist der tibetischen Medizin gewidmet.

Hier stehen wir wieder auf einem gut eingerich-teten Campingplatz. Angegliedert ist auch ein grosser Sport- und Freizeitpark.

Um 14 fahren wir zur Besichtigung eines Tibet-Museums.

Auf dem Rückweg halten wir noch bei einem grossen Supermarkt um einzukaufen.

Dann warten wir davor bis der Bus kommt. Plötzlich merke ich, dass zwei Mädchen hinter mir unsere Gespräche mit dem Smartphone aufnehmen und zu ihrer Belustigung immer wieder abspielen. Zu Hause werden sie über die Langnasen lachen und ihre Freude haben.

13. Okt. 2017,  Xining - Xiahe (Labrang)

Der Herbst hat definitiv Einzug gehalten. Die Nächte sind kalt und morgens sind die Scheiben mit Reif bedeckt. Gut habe ich eine Heizung. Wenn ein Stromanschluss zur Verfügung steht, lasse ich nachts den Heizlüfter auf kleiner Stufe laufen. Andernfalls stehe ich um 6 Uhr auf und starte die Dieselheizung. In jedem Fall ist es beim Aufstehen angenehm warm.

Gestern musste ich übrigens den Heizlüfter reparieren. Durch das ewige Rütteln beim Fahren ist ein Draht gebrochen.

Für heute stehen uns zwei verschiedene Routen zur Wahl: die schnelle über die Autobahn oder die schöne, welche dafür länger dauert, unsere Wahl!

Noch hoffen wir, dass sich der Nebel in der Höhe lichtet, fahren wir doch über 3 Pässe bis hinauf auf 3'400 Meter.

Die Fahrt durch die Schluchten, entlang steilen Felswänden wäre bei Sonne wunderbar. Ich erinnere mich gut daran, wie es beim letzten Mal war.

Zusammen mit Arthur verlasse ich Xining im Nebel. Arthur wird voraussichtlich noch weitere 4 - 5 Tage mitfahren. Das Auto des Teams wird erst anfangs Woche repariert weil die Ersatzteile aus Deutsch-land noch nicht eingetroffen sind. Aber Arthur ist ein angenehmer Reisepartner.

Die Dörfer verlieren nach und nach den chine-sischen Charakter. Zu dem Moscheen gesellen sich jetzt auch Pagoden und buddhistische Tempel - wir sind im Tibet.

Inzwischen hat der Regen wieder aufgehört. In einem kleinen Ort machen wir Rast. Bei der Durchfahrt habe ich aufgehängte Fleischstücke gesehen und die will ich fotografieren.

Dann gehen wir in ein Restaurant welches zur Volksgruppe der Salar gehört. Die Salar sind vor langer Zeit aus Samarkand, Usbekistan eingewan-dert und hier sesshaft geworden.

Die Spezialität die es hier zu essen gibt ist eine Suppe mit kurz geschnittenen Nudeln. Aber auch hier sind Peperoni mitgekocht worden. Die Suppe ohne Peperoni zu bestellen wäre eine aussichts-lose Sache. Also lese ich die Stücke sorgfältig aus der Suppe.

Bevor wir weiter fahren gehe ich noch mit Rosmarie die Dorfstrasse hinunter. Da sehen wir die Fleisch-stücke direkt vor uns hängen. Dass wir foto-grafieren stört niemanden.

Dann kauft Rosmarie noch eine gefütterte Hose gegen die Kälte. Die Leute sind alle sehr freundliche und bieten uns sogar Nüsse und Früchte an.

Dann beginnt es zu regnen. Die Strasse färbt sich rot vom Sandstein in dieser Gegend.

In dieser Gegend, die fernab ist von den sommerlichen Touristenströmen, erregen wir regelmässig Aufsehen wenn wir anhalten.

Voller Interesse umlagern die Jugendlichen unsere Autos. Sie schauen auch bei allen Griffen und Türfallen ob sie offen sind und sie hinein schauen können. Also: Abschliessen ist oberstes Gebot, auch wenn man im Auto sitzt!

Bald setzt Schneefall ein. Wir sind inzwischen bereits auf 2'600 Meter und die Strasse steigt noch weiter an. Zum Schnee kommt noch Nebel und die Sicht wird sehr schlecht. Das heisst aber nicht, dass die entgegenkommenden Autos das Licht einschalten und so kommt es zu manchem überraschenden Auftauchen eines Verrückten. Selbst bei Sicht Null überholen uns die "Wage-mutigen".

Da wundert es uns nicht wenn wir täglich an Unfällen vorbeifahren.

Es ist gerade 15 Uhr als wir in Xiahe ankommen. Wir stellen die WoMos auf dem Besucherparkplatz des Klosters ab. Der Platzwart ermahnt uns, dass wir hier nicht übernachten dürfen. Aber Yong Zhi regelt das später, es gab noch jedesmal eine Ausnahmebewilligung für Ausländer.

Ich nutze die Gelegenheit um die Umgebung des Klosters mit den vielen Läden zu besuchen.

Am Abend gehen wir ins Restaurant des Hotels, in welchem das Team nächtigt. Sie sitzen bereits an einem Tisch und sind am Essen.

Rosmarie willigt in einen  tibetischen Feuertopf ein. Yong Zhi hilft uns beim Bestellen.

Es dauert zwar eine ganze Weile bis wir beginnen können, nachdem dieser kochend auf den Tisch gestellt wurde. Dann, nach endlosen 15 Minuten, kommt die junge Tibeterin und hebt den Deckel.

Für morgen 10 Uhr ist der Besuch des Klosters angesagt.

14. Okt. 2017,  Xiahe (Labrang) - Langmusi

Vor der Weiterfahrt besuchen wir um 10 Uhr das Kloster Labrang. Ein buddistischer Mönch führt uns durch die Anlage und berichtet über die Entstehung des Klosters und über das Leben der Mönche.

Leider ist das Fotografieren innerhalb des Klosters verboten. Verstösse würden mit dem Wegweisen der ganzen Gruppe geahndet.

Kloster Labrang

Das Kloster Labrang (Labrang Trashi Khyil) liegt in 2'800 Meter Höhe in einem Flusstal, im Autonomen Bezirk Gannan der Tibeter. 1709 erbaut, wurde es zu einer Drehscheibe im Handel zwischen den Zentralchina, Tibet und der Seidenstrasse. Es zählt zu den sechs grössten Klöster der Gelugpa-Sekte des tibetischen Buddhismus.

Auf dem ungefähr 86 Hektar grossen Gelände des im tibetischen Stil erbauten Klosters befinden sich

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48 Tempelhallen unterschiedlicher Grösse sowie mehr als 500 buddhistische Kapellen und Mönchszellen. Als imposantestes, prächtigstes und grösstes Gebäude des Klosters wird von manchen die sechsstöckige Maitreya-Halle (Gold-ziegelhalle) angesehen, wobei die Ausstattung der ältesten, jedoch sehr verwinkelt wirkenden Bauten aus der Gründerzeit als die bedeutendsten ange-sehen werden.

Die Maitreya-Halle birgt eine 7.4 Meter hohe Statue des zukünftigen Buddha. Ihr oberstes Stockwerk ist ein palastartiger viereckiger Pavillon, dessen Dach aus vergoldeten Kupferziegeln besteht und mit vergoldeten Kupferlöwen geschmückt ist.

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Der historischen Überlieferung zufolge lebten hier in der Blütezeit des Klosters 3'000 Mönche. Auch heute wieder gilt das Kloster Labrang als ein wichtiges geistiges Zentrum in Nordwestchina und als höhere Lehranstalt des tibetischen Buddhis-mus.

Das Kloster hat 6 Studienfakultäten, in denen die Mönche buddhistische Theorie, Logik, Astronomie, Mathematik, Medizin Kalligrafie, Phonologie, Tanzkunst, Malerei und Bildhauerkunst studieren können.

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Inzwischen leben hier der Statistik nach wieder über 2'000 Mönche. Da jedoch die jungen Novizen, die auf Entscheidung der Eltern ins Kloster geschickt werden, nicht registriert und damit statistisch nicht erfasst sind, liegt die tatsächliche Zahl noch einmal deutlich höher und dürfte ungefähr die frühere Zahl erreicht haben.

Anfänglich habe ich mich an dem moderigen Geruch in einigen der Tempel gestört, bis ich erhahren habe, dass die vielen Kerzen aus Yakbutter sind. Dazu kommen noch die soge-nannten Butterblumen.

Butterschnitzen ist in Tibet verbreitet. Es ist eine künstlerische Tätigkeit, bei welcher gefrorene Butter verwendet wird. Seinen Ursprung soll es in den Höhenlagen haben, wo keine Blumen blühen.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Langmusi. Die Fahrt durch den Ort mit den engen Strassen ist etwas abenteuerlich, aber wir schaffen es. Jetzt steht das WoMo auf dem Parkplatz des  Hotels.

Gegen 12 Uhr ist die  Führung durch das Kloster beendet und wir machen uns auf den Weg nach Langmusi. Die 220 km führen uns über eine Hochebene, welche zwischen 3'000 und 3'600 Meter liegt. Die Strasse ist neu und ermöglicht ein schnelles Vorankommen.

Unterwegs halten wir verschiedentlich um uns umzusehen.

Unterwegs wird in fast jedem Dorf auf der Strasse Getreide gedroschen - verständlich, in den kleinen Häusern haben sie dafür keinen Platz.

Hungrig geworden gehe ich mit Rosmarie, Margrit und Rolf ins Dorf und wir betreten ein Restaurant, welches uns von Yong Zhi empfohlen wurde.

Wir bestellen Yakfleisch, Gemüse, Pilze, Tomaten mit Eiern und Gurkensalat.

Zwischendurch werfen wir auch einen Blick in die Küche, die Wirtsleute freuen sich darüber und zeigen uns ihre saubere Küche gerne.