22. Aug. 2017

22. August 2017,  Seetag - Liepäja (Lettland) - Sventoji (Litauen)

Die Nacht war ruhig und dunkel. Kurz nach 7 stehen wir auf da das Frühstücksbuffet um 8 Uhr öffnet.

Als wir im unteren Deck ankommen, hat sich bereits eine lange Schlange gebildet.

Das Angebot ist reichhaltig und ebenso reichhaltig bedienen wir uns. Es wird wahrscheinlich nicht so schnell Mittagessen geben.

​

Die Zeit vertreiben wir mit Lesen und Spielen. Zudem besuchen wir noch den Taxfree-Shop und decken uns mit Gin, Amarula und südafri-kanischem Rotwein ein.

Dann, nach 26 Stunden auf See laufen wir in  den Hafen von Liepäja ein.

Wir verlassen den Hafen und fahren durch  Liepäja.

Zuerst mal südwärts in Richtung Klaipeda, wollen aber irgendwo vorher übernachten. Dann möchten wir weiter nach Osten und durch Lettgallen in Lettland fahren.

Lettgallen ist eine vom grossen Tourismus ver-schonte Region. Da sieht man noch, wie es vor 50 Jahren bei uns ausgesehen hat.

Kaum sind wir losgefahren, erscheinen am Horizont dunkle Wolken und es dauert nicht lang und wir fahren durch heftigen Regen.

Nach etwa 80 km biegen wir von der A11 nach  Sventoji (deutsch: Heiligenau) ab.

Wie in jedem Seebad, säumen auch hier viele Verkaufsstände die Strasse.

Wir stellen das WoMo am Rande des Rummels ab und gehen die Promenade entlang. Vor einem ansprechenden Restaurant halten wir und beschliessen, hier zu essen. Das Restaurant besteht aus mehreren grosszügigen Hausteilen, welche alle mit Stroh gedeckt sind.

Vrenis kleine Pizza ist mit Mangosirup dekoriert und darum süss. Mein Kalmar mit Kartoffelstock (weiss in weiss!) schmeckt dafür ausgezeichnet.

Gerade als wir zum WoMo zurück wollen, öffnen sich wieder die Schleusen. Vreni huscht schnell in eine Bude und ich beeile mich ins WoMo zu kommen.

Wir fahren zum Dorfrand zurück auf eine Wiese welche mit "Camping" ausgezeichnet ist. Von irgendwelcher Infrastruktur ist aber nichts zu sehen. Übernachten kostet aber auch nur € 10.

​

Fürs morgige Frühstück backen wir noch ein Brot. Dann ist Schluss für heute.

23. August 2017,  Sventoji - Trakai

Der mit "Camping" bezeichnete Platz war eigentlich nicht mehr als eine Wiese mit zwei Sommer-häuschen und drei festinstallierten Wohnwagen.

Sicher haben wir mit € 10 zuviel bezahlt, andern-orts bekommt man fürs gleiche Geld auch noch WC und Dusche. Aber was soll's, wir haben eine ruhige Nacht verbracht.

​

Das erste heutige Ziel ist Klaipėda.  Auf dem Weg dorthin halten wir noch um einzukaufen.

Kurz vor Klaipėda kommen wir in einen heftigen Regen. Die Wolkenfront haben wir schon von weitem gesehen, aber gehofft, dass sie schon vorübergezogen ist wenn wir ankommen.

Und so ist es dann auch. Die unebenen und löchrigen Strassen sind mit Wasser gefüllt und es spritzen Wasserfontänen aufs Trottoir beim durchfahren.

In der Nähe der Altstadt finden wir einen Parkplatz und erreichen die Memel, welche hier 937 km von Weissrussland kommend in das  Kurische Haff mündet.

In Klaipėda befindet sich der mit Abstand wich-tigste Seehafen Litauens. Der Hafen ist meist das ganze Jahr über eisfrei und spielt eine wichtige Rolle in der Verschiffung russischen Erdöls

​

Auf dem Fluss Danė liegt das ehemalige Segel-schulschiff Meridianas (heute Restaurant).

In der Altstadt Klaipėda sind zahlreiche restau-rierte Fachwerkhäuser aus dem 17. bis 19. Jahrhundert erhalten. Das Wahrzeichen der Stadt ist der Simon-Dach-Brunnen mit einer Figur des aus einem Volkslied bekannten Ännchen von Tharau auf dem Theaterplatz in der Altstadt. Hierbei handelt es sich um eine Nachbildung, da das Original direkt nach dem Zweiten Welt-krieg abhanden gekommen war.

Dann verlassen wir Klaipėda und machen uns auf den Weg nach Trakai.

Die Gemeinde ist berühmt für ihre Wasserburg, auf einer Insel zwischen dem Galvesee, dem Lukasee und dem Totoriskessee gelegen.

​

Wir kennen den Platz von unserer Balkanreise 2013. Alles scheint noch gleich zu sein.

Ob wir morgen das Schloss nochmals besuchen wollen, entscheiden wir noch nicht.

Bei unserem Rundgang stossen wir auf ein interessantes Fallrohr. Es stellt eine Echse oder einen Drachen dar. Bei Regen läuft das Wasser vom Dach durch die Echse und tritt aus dem Schlund aus.

Inzwischen ist es 12 Uhr geworden und wir besuchen eines der Restaurants am Platz. Das Tagesangebot entspricht nicht gerade unserem Wunsch und darum schauen wir in die Speise-karte. Wir entschliessen uns für ein Lammfilet und für "Grüne Muscheln".

Kaum hat die Kellnerin die Bestellung aufgegeben kommt sie wieder an unseren Tisch und meint, dass wir 30 - 40 Minuten Geduld haben müssten. Das ist uns aber zu lange und darum verlassen wir das Restaurant um eines auf der anderen Seite des Platzes zu betreten.

Hier warten wir zwar auch mindestens 45 Minuten, dafür ist das Essen aber auch eine Wucht.

Zuerst teilen wir uns einen gemischten Blattsalat mit gegrilltem Käse. Danach bekommt Vreni Pasta mit Meeresfrüchten und ich einen Teller mit zweierlei Muscheln, ganz feinen Stäbchen-kartoffeln und reichlich von einer wunderbaren Sauce, in welcher die Muscheln schwimmen.

Nach dem langen Warten, es ist inzwischen nahezu halb zwei, sind wir so ausgehungert, dass wir uns gleich aufs Essen stürzen und vergessen, Bilder von den Köstlichkeiten zu machen. Darum müsst ihr jetzt halt mit Bildern von der Restaurant-HP vorlieb nehmen.

24. August 2017,  Trakai - Zasas

Seit gestern Abend regnet es ununterbrochen. Entsprechend nass und sumpfig ist auch die Wiese, auf der wir stehen.

Um das Wasserschloss Trakai zu besuchen, fehlt uns die Motivation. Bei unserem letzten Besuch waren wir dort - ebenfalls bei Regen.

Die Prognosen für heute sagen erst gegen Abend wieder etwas Sonne voraus. Darum beschliessen wir weiter zu fahren, mit dem Ziel Aglona.

Es scheint, als wären wir die Ersten welche auf sind. Bei dem Wetter mag auch niemand freiwillig ins Freie gehen, und schon gar nicht die, welche mit dem Zelt unterwegs sind.

Bis ich im Regen stehend den Wassertank gefüllt habe, bin ich nass und froh, gleich wieder ins Trockene gehen zu können.

​

Auf dem Weg, welcher vom Camp wegführt, liegen abgebrochende Äste - Zeugen des nächtlichen Sturms.

Der Weg nach Aglona führt über Vilnius und etwa 20 km nördlich davon liegt der geografische Mittelpunkt Europas.

Wir halten an, haben aber auch hier keine Lust auszusteigen. Wir waren ja schon mal hier. Also weiter.

Selbst der Golfplatz steht unter Wasser.

Etwa 30 km vor Daugavpils beginnen die Bau-stellen. Alle 2 - 3 km wird der Verkehr mit Ampeln geregelt. Danach ist wieder 1 km freie Fahrt usw.

Endlich in Daugavpils angekommen, überqueren wir die Daugava, welche später durch Riga in die Ostsee fliesst. 

​

Eigentlich ist uns längst klar geworden, dass Aglona ebenso wenig Sinn macht. Dort müssten wir vor der Basilika auf dem Parkplatz nächtigen - die Basilika kennen wir auch schon.

​

Am anderen Ende von Daugavpilst befindet sich ein Campingplatz an einem See, welchen ich nur zufällig via Internet gefunden habe. Keiner der Campingführer hat ihn verzeichnet. 

Auf dem Weg dorthin durchfahren wir ein Stück Wald. An manchen Stellen steht das Wasser so hoch, dass das WoMo mit einem Schwall geduscht wird. 

Dort angekommen, stellen wir fest, dass dort weder Zelte noch WoMos stehen. Bei trockenem Wetter wäre es aber bestimmt schön.

Also geht die Suche nach einem Platz weiter.  

In etwa 50 km Entfernung finde ich einen kleinen Platz für 3 WoMos, bei einer alten Wassermühle - so steht es jedenfalls geschrieben. Man solle aber vorher anrufen, was ich dann auch mache. Zu meiner Überraschung spricht die Frau deutsch und sie meint, es hätte genug Platz.

Also nichts wie hin.

Bei der Weiterfahrt durch die Stadt sehen wir viele der typischen, postsowjetischen Plattenbauten.

Wo diese andernorts inzwischen renoviert und gefällig hergerichtet wurden, verrotten und zerfallen sie hier.

Übrigens: das Parkschild hinter dem Rimi-Supermarkt war schon vorher schief!

Anfänglich geht die Fahrt flott voran. Dann passieren wir nochmals einen Teil der Baustellen wie bei der Hinfahrt, um bald darauf abzubiegen.

Inzwischen hat auch der Regen aufgehört und Lücken in den Wolken versprechen baldigen Sonnenschein.

Oft ist die Strasse von Löchern übersät, die auch noch voll Wasser sind - und so brauchen wir für die restlichen 35 km eine Stunde.

Nun fahren wir auf Nebenstrassen durchs Hinterland und sehen Dörfer, welche von der Autobahn aus nicht zu sehen sind. Aber auch das hat seinen Preis: Nach 15 km endet die befestigte Strasse und es geht auf lehmiger Strasse weiter.

Aber dann kommen wir an und sind vom ersten Moment an begeistert.

Die Frau mit ihrer Tochter hat uns erwartet und steht schon mit einem Elektrokabel in der Hand bereit. 

Wir geben uns die Hand und erklären, dass wir eigentlich alles haben.

Dann führt sie uns ins Haus und zeigt uns die Küche, die Waschmaschine, das WC und die Dusche. All das dürfen wir benutzen - für € 10 pro Nacht.

Weil wir nur einen 20 €-Schein haben, geht sie mit ihrer Tochter ins Dorf um ihn zu wechseln.

Das zeigt eindrücklich, wie bedürftig, aber auch wie gastfreundlich die Menschen sind.

25. August 2017,  Zasas - Riga

Ich stehe um halb acht auf und gehe ins Haus duschen.  Zuerst betrete ich die Küche und gehe dann durch einen grossen Esssaal mit einem langen Tisch für etwa 40 Personen. Im gleichen Raum hat es auch einen grossen Kachelofen.

Alles scheint perfekt eingerichtet zu sein.

Nach dem Duschen schaue ich mich noch etwas um und entdecke Mutter und Tochter in einer Ecke auf einer grossen Matratze schlafen. Das Mädchen hat zwar die Augen offen und beobachtet mich, aber sie rühren sich nicht.

​

Meine Gedanken gehen dahin, dass sie offen-sichtlich in sehr bescheidenen Verhältnissen leben. Vom grossen Haus sind erst diese beiden Räume und Bad/WC hergerichtet.

Wie wichtig mögen die 10 € für sie sein?

Nach dem Frühstück planen wir die heutige Route. Etwa 25 km vor Riga hat es einen Campingplatz direkt an der Daugava gelegen. 

Das Navi zeigt eine langsamere Strecke parallel zur Daugava an, aber eigentümlicherweise auf der westlichen Seite. Selbst eine am Wege gelegene Brücke zur A6 wird ignoriert. Wir beschliessen, nach Karte über die Brücke zu fahren - soweit gut.

Kurz nach 9 starten wir. Zu unserer Freude ist die Strasse ab hier wieder asphaltiert. Das ohnehin schmutzige WoMo wird wenigstens nicht noch schmutziger. Während der Fahrt halten wir immer die Augen offen nach einer Waschanlage. So schmutzig wollen wir nicht auf einen Campingplatz fahren.

Nachdem wir über die Brücke gefahren sind, zeigt das Navi jetzt endlich die kürzere Route an.

Nach etwa 100 km kommen wir nach Kegums. Hier lotst uns das Navi über die Brücke zum Campingplatz auf der anderen Flusseite.

​

Gleich nachdem wir abgebogen sind, stossen wir auf eine Baustelle. Ein Arbeiter meint, dass die Brücke wegen Bauarbeiten gesperrt sei. Auf meine Frage, wie man denn auf die andere Seite komme, meint er, dass wir über Riga fahren müssten. Diese hier ist die einzige Brücke ausser derjenigen vor 100 km oder die in Riga.

Somit ist unsere Idee noch ein paar Tage ausserhalb Rigas zu verbringen geplatzt. Wir fahren auf den Riga City Camping.

Dann kurz vor Riga finden wir eine Selbst-waschanlage. Leider ist das WoMo ein paar Zentimeter zu hoch, so dass wir nicht hineinfahren können.

Da wir allein sind und das Büro auch nicht besetzt ist, stellen wir uns quer vor die Waschbox.

Während ich das WoMo abspritze, fährt Vreni immer wieder vor und zurück, weil der Schlauch zu kurz ist.

Dann erreichen wir Riga. Der Verkehr hat zuge-nommen und wir stehen immer wieder im Stau.

Hier wollen wir uns vorerst für die nächsten zwei Tage einrichten. Für morgen erwarten wir trockenes Wetter - das wäre dann unser Waschtag.

Später geht Vreni zu Fuss in die Stadt um Strickwolle zu kaufen. Im Internet hat sie einen Laden im Zentrum gefunden. Nach 2 Stunden kehrt sie zurück - ohne Wolle. Das Gesuchte hat sie nicht gefunden.

Dafür hat sie das Schwarzhäupterhaus gesehen. Leider ist es aber eingerüstet und die heutigen Bilder geben nicht viel her.

Zum Glück habe ich aber hier ein Bild von einer früheren Reise.

Gegen Abend stelle ich den Grill auf. Zuerst brate ich die Kartoffeln weil die länger brauchen, dann lege ich das Rumpsteak dazu.

26. August 2017,  Riga

Heute ist das Wetter wie vorausgesagt schön, also wollen wir waschen. Die erste Wäsche machen wir zusammen, das heisst, Vreni zeigt mir die Bedienung der Waschmaschine. Die nächsten 3 Waschgänge mache ich allein.

Dann installiere ich noch eine Wäscheleine, welche aber bei einem kräftigen Windstoss zusammenfällt - ein Alurohr ist gebrochen. Jetzt heisst es improvisieren.

Aber auch das schaffen wir.

Dank der Sonne und des Windes trocknet die Wäsche schnell und kurz nach Mittag ist wieder alles zusammengelegt und in den Kästen versorgt.

Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit Lesen.

Die ersten Mitreisenden treffen ein: Yvonne und Christian (CH), später auch Birgit und Frank (D).

Wir laden sie zu GinTonic ein und während dem jeder von seinen Reiseerlebnissen erzählt, leert sich die erste Flasche Gin.

Das Mittagessen besteht aus "Gaggli-Eiernudele" aus dem "Schwobeländle", Annas'Best-Tomaten-sauce und einer grossen Orange.

27. - 30. August 2017,  Riga

Wir verbringen die Tage mit Lesen und Kochen, Essen und Trinken. Täglich kommen neue Mitreisende dazu und wir sitzen mit ihnen zusammen und tauschen Erfahrungen und Erin-nerungen aus.

Zwischendurch gehen wir im nahen Supermarkt einkaufen.

Ich ändere noch das eine und andere an der Einrichtung, beziehungsweise, wo was verstaut ist um besser daran zu kommen und um das Gewicht besser zu verteilen.

Es ist nicht immer alles notwendig was wir machen, aber so bringen wir die Zeit bis zum Startschuss um.

​

Wir rätseln, ob vielleicht etwas von der stinkenden Brühe aus dem Tank gelaufen ist und sich jetzt im Unterboden breit macht? Das könnte ja noch lange dauern bis das trocken ist und sich verflüchtigt hat.

Ich räume den ganzen Unterboden aus, da wo unsere Ersatzteile, das Werkzeug und die Vorräte sind, um an den Tank zu kommen. Aber es ist alles trocken und sauber.

Es stinkt . . .

Es stinkt nach faulen Eiern! Ist vielleicht das Abwasser im Tank gekippt? Das passiert eigentlich nur bei hohen Temperaturen und das hatten wir bisher nicht. Also geben wir einen Dezi-liter  Javelwasser in den Tank, so wie wir es bisher immer gemacht haben, und damit ist die Sache dann "gegessen"!

Aber nein - es stinkt weiter, darum kippen wir nochmals Javel in den Tank, diesmal aber deutlich mehr. Dann füllen wir den Tank noch ganz, bis es zum Überlauf heraus läuft, um sicher zu sein, dass alle Wände benetzt sind.

Am nächsten Morgen lassen wir das Wasser ab und zu unserer Erleichterung riecht das Wasser jetzt frisch.

​

Aber kaum sind wir wieder im WoMo stinkt es wie zuvor.

​

Immer wieder kehren die Gedanken darauf zurück und irgendwann geschieht die Verbindung von faulen Eiern zu schwefligem Gestank und zur Schwefelsäure in den Batterien.

Ich schiesse aus dem Sessel auf und räume die Ladebucht hinten aus um an die beiden grossen Batterien des Aufbaus zu kommen.

Eine der beiden Batterien ist heiss und hat eine seitliche Beule. 

Damit ist klar, dass die Batterie die Ursache für den Gestank ist.

Ich entferne die Anschlüsse von der defekten Batterie und nach 5 Minuten ist der Gestank weg!

In meiner Ratlosigkeit wende ich mich an den Hersteller und erfahre, dass es vielleicht schon möglich sein könnte und er via Mail auch nichts Konkretes sagen könne, aber wir sollen doch Kaffeepulver ausstreuen um den Geruch zu binden. Das machen wir dann auch. Dazu öffnen wir  Nespresso-Kapsel und verteilen den Inhalt auf ein paar Tupperware Dosen.

Es vergeht ein weiterer Tag und zu den faulen Eiern gesellt sich noch der Kaffeeduft.

Langsam schwindet das Vertrauen, dass das Problem sich mit der Zeit verflüchtige.

Die Erleichterung weicht der Besorgnis, wie ich zu zwei neuen Batterien komme.

Ich suche im Internet nach einem Lieferanten in Riga und frage ihn an. Er hätte 2 Batterien in gleicher Grösse und Leistung. Es wären aber AGM- und keine GEL-Batterien.

Darum entscheide ich mich, bis Moskau zu warten, da dort die Auswahl bestimmt grösser sein wird.

​

Im Moment ist ja auch noch keine Not, weil die zweite Batterie noch angeschlossen ist und auch funktioniert.

31. August 2017,  Riga

Die Spannung steigt. Es ist 15 Uhr und wir treffen uns beim Fahrzeug der Reiseleitung. Jeder hat seinen Stuhl oder Hocker mitgebracht und wir warten gespannt auf Arthur.

Arthur ist unser Reiseleiter für den ersten Teil der Strecke bis voraussichtlich Laos. Dann soll er von Kostya abgelöst werden.

​

Arthur ist gestern Nacht von Bishkek (Kirgistan) nach Riga geflogen. Bis Kirgistan hat er eine Gruppe mit Reisenden auf der Seidenstrasse begleitet.

Nach der gegenseitigen Begrüssung bekommen wir eine Menge an allgemeinen Informationen. Das Meiste davon ist uns bekannt, nämlich: wie läuft es am Zoll, wo bekommen wir Rubel und wie ist der Wechselkurs, was kostet der Diesel in Russland, wie kommen wir zu Telefonkarten, und - und - und.

​

Aber für die vielen Mitreisenden, welche das erste Mal eine  so lange Reise in Angriff nehmen sind das wichtige Fragen.

​

Nachdem dies geklärt ist und alle Fragen beant-wortet sind, werden die noch leeren Ordner für die Roadbooks verteilt.

Die Roadbooks beschreiben die Route des nächsten Tages und beinhalten Hinweise auf Sehenswürdigkeiten, Einkaufsmöglichkeiten, allfällige alternative Routen und vor allem die Koordinaten des nächsten Übernachtungsortes.

Die Roadbooks werden jeweils am Vorabend aktualisiert und ausgeteilt. Manchmal ergeben sich kurzfristig Änderungen in Bezug auf Strecke oder Platz.

​

Und zu guter Letzt bekommen wir noch 20 Strassenkarten von allen Ländern, welche wir durchfahren werden, angefangen bei Russland, über Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan nach China. Von dort geht es weiter über Myanmar Indien, Bhutan, Nepal, Bangladesh, Laos und Vietnam nach Kambodscha, Thailand, Malaysia, Indonesien, Ost-Timor und endlich nach Australien.

​

Für Morgen ist die Abfahrt für zwischen 8 und 9 Uhr geplant. Etwa um 11 Uhr werden wir uns kurz vor der Grenze zu Russland sammeln, um an-schliessend gemeinsam die EU zu verlassen und in Russland einzureisen.

Kurz hinter der Grenze können die Haftpflicht-versicherungen gekauft werden und nach ein paar weiteren Kilometern werden wir in  der Nähe von Pskov übernachten.

​

Aber bevor ich mich auf den Weg mache, werde ich Vreni noch auf den Flughafen Riga fahren. Sie wird für 2 Monate heimfliegen um Lili nach der Geburt zu entlasten.