15. Juni 2019

15. Juni 2019,  Yulara/Ayers Rock Resort - Erldunda

​

Es ist gerade 7 Uhr vorbei. Vreni öffnet das Heki und sieht sich den Sonnenaufgang an. Es wird bestimmt wieder ein schöner Tag, keine Wolke ist zu sehen.

​

Heute endet das 3-Tage-Permit für den National-park. Darum wollen wir noch vor der Weiterreise den Uluru umrunden.

​

Er liegt vor uns, gleich wie gestern, als wir ihn in der Luft umrundet haben. Film

​

Sobald wir in die Schattenseite kommen, ist von dem leuchtenden Rot nichts mehr zu sehen. Hier wirkt er grau-braun.

Dafür führt die Strasse keine 50 Meter neben dem Fels vorbei, er ist zum Greifen nah.

Was man von weitem kaum wahrnimmt, sind die vielen Löcher und Höhlen.

Dann verlassen wir den Schatten und kommen zum Parkplatz, wo der Mala Walk startet und wo der Uluru Climb beginnt. Wir sind überrascht über die vielen Menschen die hier stehen. 

​

Etwas später verstehen wir, warum: Der Uluru Climb ist wegen des starken Windes gesperrt und die Leute warten darauf, dass der Wind nachlässt und der Augstieg freigegeben wird.

Der steile Aufstieg ist nur entlang einer ge-spannten Kette möglich. Davon abzuweichen wäre lebensgefährlich.

Hier können auch Fahrräder gemietet werden oder unter Anleitung mit Segways Ausflüge in der Umgebung gemacht werden.

​

Der Mala Walk führt in etwa 2 km zum Katju Gorge. 

Ein weiterer Walk führt um den Uluru und ist etwa 10 km lang.Wir gehen ein Stück nach hinten, um dem Uluru möglichst nah zu sein. Aber entlang des Weges ist der direkte Zugang zum Felsen einge-zäunt. Lediglich an einer Stelle liegt ein grosses Stück, an welchem Vreni sich wärmt.

Es ist übrigens kaum 15° warm und ein scharfer Wind bläst.

Die nachfolgenden Tafeln können nur von Hand weitergeschaltet werden damit du genügend Zeit zum Lesen hast.

Ein letzter Blick zurück, wir nehmen Abschied vom Uluru. Es wird Zeit weiterzufahren. Wir möchten heute ja noch ein Stück in Richtung Alice Springs zurücklegen.

In Erldunda fahren wir zur Tankstelle und da es bereits 3 Uhr ist, beschliessen wir hier nochmals zu übernachten.

​

Morgen geht es dann ausgeruht weiter.

Der Weg führt uns wieder bis nach Erldunda, von wo es dann auf dem Stuart Highway weiter geht.

Vor uns entwickeln sich wunderbare Wolkenfor-mationen wie wir sie von zu Hause nicht kennen.

Später dann beginnt es leicht zu regnen, was wir nicht für möglich gehalten haben. Nach ein paar Minuten ist der Spuck wieder vorbei.

16. Juni 2019,  Erldunda - Standley Chasm

​

Wir folgen dem Stuart Highway nach Norden. Nach 70 km kommt ein Wegweiser zum Henbury Meteor Krater.

Vor etwa 4'000 Jahren schlug hier ein grosser Meteor mit 40'000 kmh ein. Kurz vor dem Aufprall ist er in mehrere Teile zerbrochen. In der näheren Umgebung von Henbury gibt es insgesamt 12 Krater, mit Durchmessern von 7 - 180 Meter und bis zu 15 Meter tief.

Die Schockwelle des grössten Bruchstücks hat dabei  den Kraterring aufgeworfen, welcher im Lauf der Jahre erodierte, aber immer noch sichtbar ist.

​

Ein ausgeschilderter Weg führt uns auf dem Rand um den Krater.

​

​

​

​

Entlang den Strassen wird vor Kängurus und Vieh gewarnt. Aber nur selten sehen wir welche, es sei denn, sie sind tot und liegen am Strassenrand. Wenn wir plötzlich Krähen und auch grössere Vögel aufscheuchen, ist das ein Hinweis darauf, dass da ein Kadaver liegt.

Diesmal aber sehen wir 2 Munis und später auch noch Pferde.

Es ist gerade 3 Uhr vorbei, als wir in Alice Springs ankommen. Rolf ist noch 1 - 2 Tage unterwegs und wir haben vereinbart, dass wir uns im Alice Springs Tourist Camp treffen wollen.

Zu unserer Enttäuschung ist da aber kein einziger Platz mehr frei, dafür erhalten wir eine Liste von weiteren Camps in der Umgebung.

Bei zweiten Platz den wir anfahren, hätten wir für eine Nacht direkt neben dem Pool stehen können, und das für 40$.

Da beschliessen wir, dass wir heute schon weiterfahren und in den West-Macdonnell-Ranges etwas suchen.

​

Die MacDonnell Ranges sind eine 644 km lange Gebirgskette. Sie bestehen aus parallel laufenden Bergkämmen aus rotem Sandstein, die westlich und östlich von Alice Springs verlaufen. Mount Liebig mit 1'524m und Mount Zeil mit 1'510m sind die höchsten Erhebungen. 

An zahlreichen Stellen sind die Gebirgszüge von tief eingeschnittenen und teilweise nur wenige Meter

breiten Einschnitten durchbrochen, zu deren berühmtesten Simpsons Gap, Standley Chasm, Serpentine Gorge und Glen Helen Gorge zählen.

Die Gebirgskette wurde 1860 von John McDouall Stuart entdeckt und nach Sir Richard MacDonnell, dem damaligen Gouverneur von South Australia, benannt.

Im Gebiet der MacDonnell Ranges existieren zahlreiche Stätten der Arrernte, der örtlichen Aborigines

Ein 223 km langer Wanderweg, der Larapinta Trail, verläuft durch den West-MacDonnell-Nationalpark.

Nach einer guten Stunde erreichen wir die Abzweigung zum Standley Chasm.

​

Standley Chasm ist vielleicht die eindrucksvollste Schlucht der MacDonnell Ranges, es liegt im Bereich der Iwupataka Aboriginal Community und ist nicht Teil des NP. 

Benannt wurde die Schlucht nach Ida Standley, der ersten Lehrerin in Alice Springs. Der Einschnitt zwischen den fast 100 m aufragenden Quarzit-wänden ist nur wenige Meter schmal, so dass nur die senkrechten Sonnenstrahlen der Mittagszeit bis auf den Grund der Schlucht dringen und die Wände in rotbraunen Farbtönen erleuchten lässt. Durch das trockene Flussbett des Hugh River, der durch das auswaschen des weicheren Gesteins zwischen dem harten Quarzit diese Kluft geschaf-fen hat, führt der Weg an Palmenfarnen und Fluss-eukalypten vorbei in den engen Spalt.

Der Parkplatz ist für viele Wanderer der Ausgangs-punkt für die mehrtägige Wanderung.

Die meisten kommen mit dem Bus und bauen ihre kleinen Zelte auf. Alles was sie für die Wander-woche brauchen tragen sie in ihren grossen Ruck-säckent.

Die sanitären Anlagen sind bescheiden. Das Dusch-wasser wird durch Sonnenkollektoren aufgeheizt. Aber am Morgen ist der Warmwassertank leer und niemand hat Lust zu duschen, auch ich nicht.

17. Juni 2019,  Standley Chasm - Redbank Gorge

​

Rolf ist irgendwo in der Gegend unterwegs. Aber weil wir keinen Handyempfang haben, wissen nicht wo.

Wir haben vereinbart, dass wir uns gegenseitig informieren, sobald wir wieder im Internet sind.

​

Heute wollen wir den  Larapinta Drive bis zum Gosse Bluff fahren und von dort weiter  auf dem Namatjira Drive mit unbekanntem Ziel. Dieser Drive führt uns später wieder zurück nach Alice.

​

In Hermannsburg suchen wir die Tankstelle und finden sie inmitten einer Aboriginies Siedlung.

Es ist eine unbediente Tankstelle und man muss zuerst an einem Automaten die Menge, bzw. den Betrag wählen, bezahlen und dann Tanken.

​

​

​

​

Dann wechseln wir auf den Namatjira Drive. Plötzlich sehen wir Rolf, wie er von der Strasse abfährt. Wir fahren ihm nach und überraschen ihm mit unserem Eintreffen.

Rolf wollte von der Strasse weg um uns zu telefo-nieren.

​

Interessant ist auch, dass wir gerade beim Namatjira Haus angehalten haben.

​

Albert Namatjira (* 28. Juli 1902 in Hermannsburg; † 8. August 1959 in Alice Springs) war ein australischer Maler und Künstler vom Stamm der Arrernte.

1938 hatte Namatjira seine erste Ausstellung in Melbourne, deren Exponate ebenso wie die folgenden in Sydney and Adelaide alsbald ausver-kauft waren. 

Auch die nächsten 10 Jahre seines Schaffens liessen seine Bekanntheit weiter steigen. Königin Elisabeth II. zeichnete ihn 1953 mit der Queen's Coronation Medal aus und traf ihn zudem im Folgejahr persönlich in Canberra.

Er malte hauptsächlich Landschaften und die Natur, versuchte sich aber auch an Holzskulpturen. Als er älter wurde, wollte er ein Haus in Alice Springs bauen. Der Kauf erwies sich jedoch als schwierig, da er als Aborigine ein Mündel des Staates war, weswegen er keine Immobilien erwer-ben konnte. 

Durch seine hohe Popularität und nachdem es viele Proteste gegeben hatte, erhielten er und seine Frau 1957 als erste Ureinwohner des Northern Territory die vollen australischen Bürger-rechte und konnten so das Baugrundstück kaufen.

Als er 1959 starb, hinterliess er circa 2'000 Gemälde.

​

​

​

Nach all den vielen Warnungen sehen wir endlich auch wilde Pferde.

Leider werden auch sie oft Opfer von Unfällen.

​

Der Weg nach hinten ist nicht ganz ohne. Zum einen rüttelt und schüttelt es auf der rauen Piste und wir müssen bei Ankunft die Kästchen jeweils vorsichtig öffnen. 

Wir vereinbaren, heute noch zusammen bis zur Redbank Gorge zu fahren. Der Platz ist inmitten eines Kraters und wunderbar angelegt.

​

​

​

Einmal hat sich sogar der Hahn der Dusche geöffnet und alles Wasser ist in den Ablauftank gelaufen. Jetzt ist er mit einem Gummi gesichert.

Heute hat sich die Schiebetür des Fliegengitters gelöst. Aber alles kein Problem, solange es zu richten ist.

​

​

​

Gleich hinter dem WoMo befindet sich ein grosser Tisch. Zuerst mache ich zusammen mit Rolf einen Windschutz für seinen Kocher, aus Blech, welches ich gestern bei Bunnings gekauft habe.

Dann stellen wir unsere beiden Gaskocher auf und braten Känguru-Hamburger. Vreni bereitet noch einen Salat zu und Rolf bringt eine Flasche austra-lischen Merlot und Chips.

​

​

​

​

​

Wir sitzen noch lange ums Feuer und erzählen.

Das ist ein Abend wie ihn wir uns schon lange gewünscht haben.

​

​

​

Es dunkelt rasch während wir essen und irgend-wann holt Rolf eine Lampe.

​

Dann geht der Mond am Horizont auf - Vollmond!

​

​

​

Vor ein paar Wochen habe ich Brennholz gekauft, hatte aber bis jetzt noch keine Gelegenheit ein Feuer zu machen.

Zuerst spalte ich ein Holzscheit um das Feuer anzufachen. Dann lege ich ein paar richtig harte, rote Holzstücke drauf. 

​

​

​

18. Juni 2019,  Redbank Gorge - Alice Springs

​

Wir stehen früh auf.

Das gestrige Feuer ist noch heiss und unter den Steinen, die Vreni gestern Nacht noch darauf ge-legt hat, hat es bestimmt noch Glut. 

Nochmals ein Feuer zum Tagesbeginn? Nein! 

​

Nach einer hellen und kalten Nacht verlassen wir den Woodland Campground in der Redbank Gorge.

​

Der Weg zurück auf den Namatjira Drive ist wieder unbeschreiblich schön. Die langen Schatten der tiefen Sonne eilen uns auf der Strasse voraus.

An manchen Stellen zeugt die schwarze Erde von den vielen Buschbränder die es hier gibt. Es ist bereits Winter, aber das Umland ist noch genau so trocken wie im Hochsommer, wo hier im Red Center die Temperaturen auf über 50° steigen.

​

​

​

Wir halten an und steigen auf einen seitlichen Hügelzug, um von hier einen Überblick zu ge-winnen. Der Boden ist mit Bruchstücken übersät und wenn man sich vorstellt, dass diese einmal Teil eines Gebirges von 4'500 Meter waren, die vor mehr als 1'000 Mio Jahren geformt wurden und heute, mit wenigen Ausnahmen, nur noch 450 - 500 Meter hoch sind.

​

Nicht umsonst sagt man hier: "The Land Where Time Began".

​

Das Gestein ist zur Hauptsache Eisenoxyd Quarz, mit wenigen Vorkommen von Sand- und Kalkstein.

​

Die vorherrschenden Bäume sind verschiedene Arten von Eukalypten: Redgums, Ghostgums, aber auch Bloodwood, Ironwood und Corkbark.

​

​

Der nächste grössere Ort an der Strecke ist Glen Helen. Da wollen wir tanken, weil die nächsten Tankstellen erst in Alice Springs sind.

Ich folge dem Wegweiser "Glen Helen Resort", biege ab und denke, dass der Ort erst später folgt. Nachdem wir uns umgesehen haben, fahren wir zurück auf die Hauptstrasse. Der Resort mit Camp-ground interessiert uns nicht.

​

Wieder auf der Strasse merke ich, dass es keinen weiteren Ort gibt, also fahre ich nochmals in den Resort. Erst jetzt sehe ich, wo die Tanksäule ist. 

Da sie mit einem Vorhängeschloss gesichert ist, gehe ich in den Kiosk. Eine junge Frau schliesst die Säule auf. Während ich tanke interessiert sie sich fürs WoMo und wo wir herkommen.

"Switzerland with the snowy Mountains? Wonderfull?"

Was auf der Karte als grösseren Ort erscheinen, können durchaus nur 3 Häuser sein. 

​

​

Nach einer halben Stunde kommen wir zum Neil Hargrave Lookout.

​

Im Juni 1956 wurde Hargrave zum ersten Vorsit-zenden des Reserves Board ernannt und war in dieser Funktion tätig, bis er 1963 das Territorium verliess. Er bestimmte persönlich viele Gebiete, die es wert waren, geschützt zu werden, darunter die Alice Springs Telegraph Station und Gebiete hier in die West MacDonnell Ranges.

​

Das Besondere hier nebst der Aussicht, ist eine "Passive Relaisstation für Mobiltelefonie". Über eine Parabolantenne und einen flachen Reflektor wird das Signal aus grosser Entfernung aufs Handy geleitet. Zur Erklärung steht noch, dass es bis zu 30 Sekunden dauern können bis eine Verbindung zustande käme.

Leider besteht sie auch nach 5 Minuten noch nicht. 

Wir schauen uns noch um und trinken Kaffee, dann fahren weiter.

​

​

Die Strassen hier sind von sogenannten Flood-ways geprägt. Floodway ist die Bezeichnung für Furten, also Stellen, wo bei Regen die Strasse überflutet wird. Es ist fast nicht zu glauben. Aber an vielen Stellen kann die Furt gegen zwei Meter tief sein.

Um zu verhindern, dass man im Glauben es wäre nicht tief hineinfährt, stehen an den tiefsten Stellen Pegelanzeigen.

Für unser Wohnmobil ist die sogenannte Furttiefe mit 60 cm angegeben. Ich würde aber schon bei 50 cm nicht mehr durchfahren.

​

Ich halte gerade bei einer besonders breiten Floodway an, um ein paar Bilder zu machen, da hält neben uns ein Miet-WoMo und die Frau ruft aus dem geöffneten Fenster: "Scho wieder Schwizer!"

Es sind Anita und Hugo, welche auch für ein paar  Monate unterwegs sind. 

Dann fahren wir weiter.

​

​

Zurück in Alice wollen wir es nochmals beim Tourist Camp probieren. Darum rufe ich vorher an und frage nach zwei Plätzen.

Für heute bekommen wir einen grossen Platz zugewiesen, wo wir unsere beiden WoMos hinter-einander stellen können. Morgen müssen wir uns nochmals melden und eventuell umstellen.

​

​

Zu unserer Überraschung stehen Anita und Hugo unmittelbar neben uns.

Während ich drinnen meinen heutigen Bericht verfasse, lässt sich Vreni von Hugo über den Norden beraten. Die beiden kommen gerade von dort und können uns ein paar gute Tipps geben.

​

​

19. Juni 2019,  Alice Springs, Tag 2

​

Für heute stehen zwei interessante Besuche auf dem Programm: Alice Springs School Of The Air und 

Royal Flying Doctor Service.

​

School of the Air ist eine spezielle Schulform in den dünn besiedelten Regionen Australiens. Schüler der Primarstufe und der unteren Sekundarstufe werden dabei im Fernunterricht unterrichtet.

Die Übermittlung erfolgte anfangs mittels Kurz-wellenfunk und wurde vor ein paar Jahren auf Internet umgestellt. Die Hausaufgaben werden per E-Mail oder ebenfalls per Internet zum Lehrer gesendet. Jeder Schüler erhält pro Tag etwa eine Stunde Gruppen- oder Einzelunterricht. Den Rest des Tages lernt er mit den zugesendeten Mate-rialien unter Anleitung der Eltern, älterer Geschwis-ter oder eines eingestellten Tutors.

​

Die Schule in Alice Springs war die erste Schule dieser Art und wurde 1951 gegründet. Sie hat zurzeit etwa 120 Schüler, die sich auf eine Fläche von 1'000'000 km² verteilen. Etwa 15 Prozent dieser Kinder sind Aborigines.

Die Einrichtung in Alice Springs verfügt über ein Besucherzentrum, welches jeden Tag der Woche für Touristen offen steht. Dabei kann man auch die morgendlichen Übertragungen mitverfolgen.

​

In einer 30-minütigen Schulstunde spricht eine Lehrkraft mit maximal 10 Schülern. Es gibt ausser-dem zwei Lehrerpaare, sog. Feldteams. Sie besu-chen in ihrem Allradwagen alle angemeldeten Schüler. Es braucht 40 Wochen Reisezeit im Jahr, um alle Schüler zu besuchen. 

​

Unterrichtsfächer sind Sprachkunde, Mathematik, Erdkunde, Wissenschaft, Kunst, Medien und Biblio-thekswesen. Deutsch ist zweite Sprache. Aus der vollautomatischen Bibliothek werden CD-ROMs, Videos und Bücher an die Schüler verschickt. Inzwischen geht man auch hier dazu über, das Internet mit einzubinden. Lehrer und Schüler kommunizieren per Webcam und Headsets. Die Lehrer können so Schüler zu- und wegschalten, je nach Einzelgespräch oder Gruppenarbeit.

​

Da die Kinder relativ isoliert leben, ist die School of the Air ihre erste Sozialisationsmöglichkeit mit anderen Kindern ausserhalb der eigenen Familie. Dies wird durch jährliche Treffen gefördert, wo die Kinder einer Klasse für eine Woche nach Alice Springs reisen und die Zeit mit ihren Mitschülern und Lehrern verbringen.

​

Dann werden wir in einen Kinoraum gebeten, wo uns eine Führerin die Entstehung der School of the Air erklärt. Die Wände sind mit Arbeiten der Schüler behängt und es ist eindrücklich, mit wieviel Sorgfalt und Eifer diese Arbeiten erstellt wurden.

​

Wir kommen gegen 10 Uhr an und erleben gerade, wie in einem der beiden "Klassenzimmer" die Lehrerin vor der Kamera, sich mit den einzelnen Schüler übers Internet verbindet.

Nachdem sich alle gemeldet und die Lehrerin begrüsst haben, beginnt der Unterricht, in diesem Moment mit Mathematik.

Im Besucherraum sehen wir durch die Scheibe die Lehrerin und darüber den Bildschirm wie die Schüler ihn sehen.

​

Im Eingangsraum werden Sende-Empfänger aus früheren Zeiten ausgestellt. Alte Fotos zeigen, wie die Schüler damit umgegangen sind. Es ist beeindruckend was in den vergangenen fast 70 Jahren erreicht wurde.

Das nächste Ziel ist der Royal Flying Doctor Service.

Auf dem Weg dorthin besteigen wir noch den ANZAC Hill.

Der Aussichtspunkt bietet einen Panoramablick über Alice Springs und die wunderschönen Bergketten, die die Stadt umgeben.

Die Gedenkstätte des Anzac Hill Memorial wurde am 25. April 1934 (dem sogenannten „Anzac Day“) enthüllt und war ursprünglich all jenen Mitgliedern der bewaffneten Streitkräfte gewidmet, die während des Ersten Weltkrieges das höchste Opfer erbracht hatten, und ihr Leben verloren haben. Heute ist es zum Denkmal für all der Menschen geworden, die in der Verteidigung ihres Landes gedient haben, und zwar während aller Kriege, an denen Australien jemals beteiligt war.

​

ANZAC = Australian and New Zealand Army Corps

Der Royal Flying Doctor Service Of Australia, kurz: Flying Doctors, ist eine gemeinnützige Institution, die für Menschen in den wenig besiedelten Gebieten Australiens mit Hilfe von Flugzeugen ärztliche Versorgung gewährleistet oder in vielen Fällen auch per Telefon oder Funkgerät ärztliche Ratschläge erteilt. Der Dienst arbeitet rund um die Uhr und leistet Hilfe sowohl im Notfall als auch in der allgemeinen Gesundheitspflege.

​

Der Aerial Medical Service (AMS) wurde 1928 von John Flynn, einem Pfarrer der Presbyterianischen Kirche, gegründet. Er wollte den Missstand behe-ben, dass es nur zwei Ärzte für das zwei Millionen km² grosse Outback gab. Bereits 1912 rief er die Australian Inland Mission ins Leben und eröffnete einige Buschkrankenhäuser. Um die gewaltigen Strecken zurücklegen zu können, setzte er, sobald die Technik zuverlässig genug war, auf Flugzeuge.

Der RFDS besitzt etwa 63 Flugzeuge an 21 Standorten mit insgesamt fast 1'000 Mitarbeitern. Ärztliche Beratungen erfolgen nach Bedarf. Anrufe per Telefon oder Sprechfunk werden im Kontroll-zentrum entgegengenommen und dann bei Bedarf direkt zu einem Arzt zur medizinischen Beratung weitergeleitet. Heute wird der Funk in den meisten Fällen nur noch als Ersatz bei Ausfall des Telefons eingesetzt. Ausserhalb der Dienststunden werden die Funkfrequenzen auf Fernbedienung umge-schaltet und auf Anrufe für den Arzt hin abgehört, so dass der Funk 24 Stunden täglich rund um die Uhr für Notrufe in Bereitschaft ist.

Der Royal Flying Doctor Service (RFDS) betreut nahezu alle gering besiedelten Gebiete Austra-liens. Insgesamt wird ein Gebiet von etwa 7.15 Millionen km² bedient, was in etwa zwei Dritteln der Gesamtfläche Australiens entspricht. Allein der Stützpunkt in Alice Springs ist für ein Gebiet von 1.25 Millionen km² mit einem Radius von 600km zuständig, in dem etwa 16'000 Menschen leben. 90% von ihnen sind Ureinwohner. Der RFDS kann innerhalb von zwei Stunden jede Person in Australien erreichen und versorgen.

​

Die unten stehende Karte zeigt das Verhältnis der Fläche Australiens zu Europa.

Die Führung beginnt mit einem Holo-Film, in welchem der Gründer John Flynn die Entste-hungsgeschichte erzählt.

Der nachfolgende Rundgang durch das Museum zeigt Bilder und Modelle der früheren Flugzeuge und verschiedene medizinische Einsatzkisten.

​

Dem Museum angeschlossen ist ein Bistro, welches stark frequentiert wird. Da es inzwischen Mittag geworden ist, beschliessen wir hier zu essen.

Zurück auf dem Platz wollen wir wieder die Wasch-maschine testen. Vreni macht 3 Waschgänge, wovon der Letzte dreimal durch einen Fehler unterbrochen wird.

Da es ja bereits Nachmittag ist, steckt Vreni die saubere, aber nasse Wäsche in den Trockner auf dem Platz. 

20. Juni 2019,  Alice Springs - Barrow Creek

​

Nach zwei Tagen verlassen wir Alice Springs in der Früh. Der Stuart Highway führt über hunderte Kilometer immer nur geradeaus, unterbrochen lediglich durch kleine Kurven oder Kuppen. Nach etwa 35 km folgt eine willkommene Abwechslung: Tropic of Capricorn, oder Wendekreis des Stein-bockes.

​

Auf einem Rastplatz ist eine Kugel als Symbol der Erde mit geneigter Achse zu sehen.

​

Gerade als wir zum WoMo zurückgehen, werden wir von einem jungen Mann angesprochen.

Er fragt mich, ob ich "Tools" habe. Ich bin mir nicht sicher was er will. Er gehört zu weiteren 3 jungen Leuten, welche alle mit der Zahnbürste im Mund am Boden sitzen oder herumstehen. Dann ruft er Rebecca, eine junge Frau, die dazugehört. Sie würde deutsch sprechen, meint er. Aber Rebecca kann auch nur "Schraube und was dazu gehört" sagen.

Also bitte ich den jungen Mann, er solle mir das Problem zeigen.

​

Auf dem weiteren Weg sind die Roadtrucks die einzige Abwechslung. Ansonsten ist die Strecke ohne besonderen Reiz. Einmal kommt uns ein Auto mit einer  Tafel "Oversize Vehicle" entgegen. Gleich dahinter folgt ein Lastenzug. Die Ladung ist so breit, dass wir gezwungen sind, die Strasse zum Teil zu verlassen, um einer Kollision aus dem Weg zu gehen.

Wir verlassen nach und nach das Rote Zentrum. Auf Google Earth ist der Übergang in eine grünere Zone gut sichtbar.

Schnell ist mir klar worum es geht: Eines der beiden Federbeine ist durch die Karosserie gebrochen. Mit einem Engländer und einem Innen-sechskantschlüssel kann er die Befestigung lösen. Dann schneiden er und sein Kollege ein paar Gummirondellen aus einem Autoschlauch und legen sie dazwischen, in der Hoffnung, dass sie so weiterfahren können bis sie eine Werkstatt finden. Als sie fertig sind bedanken sie sich sehr freund-lich. Dann fahren wir weiter.

Um 4 Uhr erreichen wir Barrow Creek. Die Tankstelle am Platz ist "Out of Order" und der Campground dahinter ebenso desolat. Dafür ist er so weitläufig, dass es unklar ist, was alles dazu gehört. Jeden-falls stellen wir das WoMo etwas in den Schatten eines Baumes und ich gehe zur Tankstelle zurück

und suche jemanden, der mir sagen kann, wo und wieviel ich für die Übernachtung bezahlen muss.

Da ich aber niemanden finde, übernachten wir kostenlos.

Die Barrow Creek Telegrafen-Station wurde um 1870 erbaut. Am 23. Februar, einem heissen Sonntag-abend, nahm der Telegrafist John Stapleton seine Violine und setzte sich zusammen mit anderen Angestellten und ein paar  Police Troopers vor das Haus.

Als es dunkel war, wurden sie von lokalen Kaititji Kriegern angegriffen. 

Ein Mann wurde getötet und Stapleton tödlich verwundet. Am nächsten Morgen  hat man ihn in die Telegrafenstation getragen, wo er  auf der Morse-Tastatur noch eine Meldung an seine Frau in Alice Springs übermitteln konnte.

Sein Grab liegt auf dem Grundstück der ehemaligen Telegrafen Station.

21. Juni 2019,  Barrow Creek - The Pebbles

​

Die Nacht war windig. Am Morgen zeigt das Thermometer 4°, aber bald wird es wärmer.

​

In Ti Tree ist es Zeit um zu Tanken. Der Ort ist bekannt für seine UFO-Sichtungen. Die ganze Station ist darauf ausgerichtet und es wird eifrig Werbung gemacht.

Man sagt, dass der Bierkonsum in ganz Australien nirgendwo grösser wäre als hier. Das würde auch die UFO-Sichtungen erklären.

Nach ein paar Fotos gehts weiter.

Gegen Mittag sehen wir im letzten Moment Rolf auf einer Raststelle stehen. Es reicht gerade noch um durch die Ausfahrt auf den Platz zu fahren. Als wir neben ihm anhalten, schaut er überrascht aus dem Fenster.

Er sagt, dass er von den Devils Marbles extra hier her zurückgefahren sei, weil er uns hier sehen würde wenn wir vorbei fahren. Da er aber ein interessantes Buch liest, Zero, hat ihn das ganz absorbiert. 

Gut, haben wir ihn gesehen, sonst hätten wir uns verpasst. Telefonieren ist hier nicht möglich, die Gegend ist ohne Netz.

​

Bevor wir zusammen zu den Devils Marbles fahren, will ich mir noch die seit langem "parkierten" Autos ansehen.

​

Dann erreichen wir zusammen die Devils Marbles. Der Platz fasziniert durch seine vielen runden Felsbrocken. Ein ausgeschilderter Walk führt durch den Park. Teile davon sind Heiligtum der Aborigines und darum darf dort nicht fotografiert werden. Aber es hat auch so mehr als genug "Steine" abzulichten.

​

​

Wir ziehen die Hüte mit den Fliegennetzen an und gehen mit Rolf auf den Rundgang. Die Steine sind so faszinierend, dass ich nicht aufhören kann, sie zu fotografieren. 

Was mache ich nur mit den vielen Bildern?!

​

​

​

​

Bevor wir weiterfahren, suchen wir zusammen noch einen Übernachtungsplatz auf WikiCamp. Hier, bei den Devils Marbles, würde sich zwar die Möglichkeit bieten, aber der Platz wird am Abend mit Sicherheit überlaufen sein. Das ist nicht das was wir suchen.

​

In etwa 20 km zweigt die Strasse auf eine Gravel Road ab und nach 6 km erreichen wir "The Pebbles", ein etwas versteckter Platz bei ebenfalls roten Steinen, nur sich diese nicht so spektakulär wie die zuvor und darum sind hier auch nur wenige Fahrzeuge, genau 5 mit uns.

​

​

Unterwegs haben wir vor ein paar Tagen Holz gesammelt. Heute wollen wir unbedingt ein Feuer anmachen, um darum herum zu sitzen.

​

Langsam geht die Sonne unter. 

Rolf und ich stellen unsere Outdoor-Gaskocher auf. Vreni ist im WoMo und macht einen Salat und Rolf bringt eine Flasche Merlot die gekochten Maiskolben

Dann braten wir unser Fleisch und lassen es uns gut gehen.

Danach sitzen wir noch lange ums Feuer, trinken Rolfs Wein und erzählen Geschichten von unseren Reisen.

​

Es wird immer kälter und das Feuer immer kleiner, und so ist es irgendwann auch Zeit, ins WoMo zurückzukehren.

​