1. Mai 2019

Etwa 20 km vor dem Ziel ruft Rolf an und sagte, dass er einen "Fladen gebaut" habe. Sobald ich kann, wende ich und fahre zurück.

Nach etwa einer halben Stunde bin ich bei Rolf und sehe das Malheur:

Rolf ist ohne Blinker aus dem Parkplatz gefahren und hat dabei ein Wohnmobil hinten gestreift.

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1. Mai 2019,  Killarney - Cape Bridgewater - Killarney

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Nach einer regnerischen Nacht ist der Himmel klar und es verspricht ein schöner Tag zu werden. Einzig der Wind, der vom Meer kommt, ist stürmisch.

Heute wollen wir nach Cape Bridgewater fahren und dort das "Seal College" besuchen.

Kurz vor Portland verlasse ich die Hauptstrasse, um der Küste entlang zu fahren.

Hinter Portland führt der Weg durch schmale Strassen und durch eine reizvolle Landschaft.

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Dann fahre ich die 150 km wieder zurück auf den gestrigen Platz, wo ich gleichzeitig mit Rolf ein-treffe. Jetzt ist es endlich Zeit, etwas gegen den Hunger zu tun.

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In der Zwischenzeit starte ich nochmals nach Cape Bridgewater.

Erstaunlicherweise ist der Parkplatz fast leer. Ich folge dem Wegweiser zum Blowholes Lookout. Von der Plattform aus sehe ich wohl in die Tiefe, von einem Blowhole, aus welchem Wasserfontänen schiessen sollen, ist aber nichts zu sehen.

Ein Besucher erklärt mir, dass wir zur falschen Zeit hier wären. Man würde das Phänomen nur bei Flut sehen, wenn die Brandung gigantische Wasser-massen durch einen Kanal drückt und diese durch ein Loch nach oben schiessen.

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Nach einer halben Stunde gebe ich auf. Ich sehe zwar die Küste, wo sich die Robben tummeln sollten. Sie ist aber leer. Hat das vielleicht auch mit der Ebbe zu tun?

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Bei meiner Ankunft sind sie gerade dabei, die Sache mit der Versicherung zu klären.

Bei Rolfs WoMo ist der Kotflügel eingedrückt und das Blinkergehäuse abgeschlagen.

Nachdem die Angelegenheit geklärt ist und die anderen wieder weitergefahren sind, kehrt Rolf nach Warrnambool zurück um den Schaden schätzen zu lassen. Da ihm dort aber niemand helfen kann, beschliesst er, den Schaden in Adelaide beheben zu lassen.

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Was soll's. Dann mache ich halt den halbstündigen Costal Walk bis zum Seal Lookout. Unterwegs komme ich am "Petrified Forest", dem versteinerten Wald vorbei. 

Es gibt mehrere Theorien, wie der versteinerte Wald entstanden sein könnte. Die am meisten anerkannte Theorie ist, dass der Wald aus Moonah Trees einst von einer grossen Sanddüne ver-schüttet wurde. Wasser, das durch den Sand sickerte, formte rund um die Stämme eine Kruste aus Sandstein, wodurch sich der Durchmesser vergrösserte. Es ist sehr beeindruckend durch diese bizarre Landschaft zu spazieren.

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2. Mai 2019,  Killarney - Portland

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Und wieder hat es in der Nacht geregnet. Dafür ist der Tag wieder sonnig und windig.

Morgenidylle am Frühstückstisch.

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Für heute nehmen wir uns Portland vor. Es sind nur etwa 100 km zu fahren.

Portland ist eine Kleinstadt mit etwa 10'000 Einwohnern. Zwei Hauptstrassen führen parallel zur Küste durch dem Ort und hier sind auch alle Geschäfte angesiedelt.

Bereits im Jahr 1800 wurde die Bucht von dem englischen Seefahrer James Grant zu Ehren des Duke of Portland benannt, als er mit der Lady Nelson entlang der Küste Victorias segelte. 

Die Bucht, der einzige natürliche Tiefseehafen zwischen Adelaide und Melbourne, bietet Schutz vor dem oft stürmischen Wetter in der Bass-Strasse.

In Portland gibt es ein historisches Cable Tram, haben wir im Reiseführer gelesen. Das Depot und der Einstieg befinden sich am andere Stadtende.

Die Fahrt dauert eine Stunde und es gibt täglich 5 Fahrten. Bei jeder Haltestelle darf man aussteigen und später mit dem nächsten Tram weiterfahren.

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Die Tickets werden im historischen Gebäude verkauft und die freundliche Frau am Schalter fragt nach dem Herkunftsland. "Switzerland? - Oh how lovely!, My son wants me to visit Switzerland!" ... und so erzählt sie noch vieles in ihrem unver-ständlichen Dialekt bis dann endlich das Tram ankommt und wir einsteigen können.

Bevor wir abfahren werden noch Blankets verteilt.

Dann gehen wir noch zu Woolworth Einkaufen und warten anschliessend wir auf die Bimmelbahn, die uns zum WoMo zurück bringt.

Der kostenlose Camp liegt direkt hinter dem Tramdepot.

Jetzt mache ich mir einen gemütlichen Nachmittag ohne Aufregungen und überlege mir, was ich zum Abendessen kochen soll.

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Was könnte ich damit zubereiten? Wer hat eine Idee?

Das Cable Tram hatte seine wichtige Zeit zwischen 1885 und 1940, als in Melbourne die Trams auf-kamen. Die beiden ehemaligen "Drahtseilbahnen" (Grip Cars)  wurden 1996 durch eine Interessen-gemeinschaft restauriert und mit einem Diesel-antrieb versehen.

Nach 2/3 der Strecke steigen wir aus, mit dem Ziel zur Percy Street zu gehen und die Innenstadt anzusehen.

Inzwischen ist es gerade Zwölf geworden und wir betreten eine Fish & Chips Bude.

Wir setzen uns an einen der drei Tische und warten bis das Essen gebracht wird.

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Überraschung - seht selbst! Leider ist das Ganze etwas trocken: Fisch zu lange in der Fritteuse  und keine Tartar-Sauce!

3. Mai 2019,  Portland - Millicent

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Das Rätsel ist gelöst: Pilzrisotto! Die Erbsen habe ich weggelassen.

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Es scheint, als würde es in dieser Jahreszeit im Süden nachts immer regnen. Aber am Morgen ist der Himmel wieder blau.

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Das heutige Ziel ist der Canunda-Nationalpark.

Der Canunda-Nationalpark erstreckt sich etwa 40 km entlang der Küste von Cape Buffon bis Cape Banks.

Aborigines, die dem Stamm der Boandik angehören, lebten seit Jahrhunderten während des Sommers in Siedlungen entlang der Küste und zogen sich für den Rest des Jahres weiter ins Landesinnere zurück.

Der nördliche Teil des Nationalparks ist durch Kalkklippen, Steilküsten, der Küste vorgelagerte Riffe und durch dichtes Buschwerk gekenn-zeichnet, während der Südteil von Wanderdünen und Strandabschnitten, die durch Vordünen gesichert sind, dominiert wird. Im südlichen Teil grenzt der Nationalpark an den Lake Bonney, einen der grössten Süsswasserseen Australiens an.

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Im Reiseführer steht, dass man von Nationalpark-Infocenter aus die Wanderdünen besteigen kann.

Soweit das heutige Ziel.

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Aber es kommt anders. Zum einen verlasse ich Victoria und wechsle in  den Bundesstaat South Australia.

Zum anderen wechselt auch wieder das Wetter.

Aber der Reihe nach.

Fährt man von einem Bundesland in ein anderes, sind besondere Einfuhrbestimmungen zu beach-ten. In diesem Fall ist die Einfuhr von Früchten, Gemüse, Erde und anderen Pflanzen untersagt.

Darum stehen an den Grenzen Entsorgungs-container.

Noch schnell esse ich eine Birne und entsorge danach eine Gurke und zwei (trockene) Mandarinen.

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Bei nächster Gelegenheit, ich habe sogleich gegoogelt wo ich einkaufen kann, werde ich für Ersatz sorgen.

Auf der ganzen Strecke kommen mir immer wieder schwer beladene Log Trucks entgegen und von hinten folgen die leeren Trucks, um wieder Baumstämme zu laden.

Offenbar werden sie im Akkord bezahlt, jedenfalls fahren sie was das Zeug hält. Zudem kommt noch eine starke Bugwelle dazu, welche beim Kreuzen das Womo arg schüttelt.

Hängt wieder einmal einer an meinem "Hinterteil", suche ich baldmöglichst eine Ausweichstelle, wo ich den "Drängler" vorbei lassen kann.

Eigentlich halten sie immer einen vernünftigen Abstand und drängeln nicht. Aber es ist eher unangenehm, wenn sie hinter einem lauern bis sie vorbei können.

Aus dem blauen Himmel ist im Laufe des Vormittags ein bedeckter geworden und kurz hinter der Bundesgrenze beginnt es heftig zu regnen.

In Millicent halte ich um wieder Birnen, Bananen und Zwiebeln zu kaufen. Dabei merke ich gerade, dass ich den Knobli geschmuggelt habe. 

Mit Rolf habe ich vereinbart, dass ich ihm die genauen Koordinaten angeben würde, sobald ich das Ziel erreicht habe.

Im strömenden Regen fahre ich in Southend auf einen Campingplatz mit **** und stehe vor dem verschlossenen Eingang. Also wende ich und fahre zum nächsten mit nur ***. Der ist zwar offen, aber ich sehe schnell, dass wir hier im Morast versinken würden.

Also melde ich Rolf, dass es hier nichts wäre und ich etwas anderes suchen würde.

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In Millicent finde ich einen viel versprechenden Platz und fahre darum die 25 km zurück.

Und richtig: Der Platz ist sauber, aufgeräumt und die Wiese ist so robust, dass man vom heftigen Regen nichts merkt.

Und gerade scheint die Sonnen wieder, wie wenn nichts gewesen wäre - aber nicht lange, dann regnet es wieder und so bleibt es bis zum Abend.

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Mein Mittagessen: Der Rest des Risottos aufge-wärmt.

Mein Abendessen: Lachs auf Toast mit Kapern und dazu einen Apple Cider.

4. Mai 2019,  Millicent - Naracoorte NP

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Unser erster Halt ist in Beachport.

Beachport ist bekannt durch seine lange Jetty.

Als Folge des flachen Strandes und wegen dem Kentern eines Schiffes, bei dem 27 Personen ihr Leben verloren, wurde in den Jahren 1878 - 1882 die Bootsanlegestelle mit einer Länge von 1'220 Meter erstellt.

Jahre später wurden Teile davon wieder entfernt, so dass die Jetty jetzt nur noch 772 Meter lang ist.

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Bei kräftigem Wind nehmen wir die 772 Meter in Angriff.

Bevor wir nach Naracoorte fahren, machen wir einen Abstecher in den schönen Ort Robe - ein richtiges Ferienparadies. Nur ist es um diese Jahreszeit nahezu ausgestorben.

Nach einer kurzen Rundfahrt gehts weiter.

Die Strecke führt auf schmalen Strassen über Land, vorbei an endlosen Weideflächen, bei denen man bis zum Horizont Rinder sieht.

Dann und wann liegt ein totes Känguru am Strassenrand. Das lässt mich noch etwas vor-sichtiger und langsamer zu fahren. Wahrscheinlich aber kommen die Kängurus in den frühen Morgenstunden aus den Wäldern und überqueren die Strassen. Jedenfalls habe ich bis jetzt keines mehr bei Tage gesehen.

Es ist 13 Uhr als wir im Nationalpark ankommen, darum beschliessen wir, erst mal etwas zu essen.

Dann gehen wir ins Informations Center. Wir beschliessen eine Führung durch die Victoria Caves zu buchen und da die Führung demnächst beginnt, müssen wir uns beeilen um an den Startpunkt zu gelangen.

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Zuerst werden wir über Eigenschaften der Boden-strukturen und Gesteine aufgeklärt. Die Führerin zeigt uns Löcher im Boden, deren Bewandtnis wir erst in den Caves verstehen werden. 

Dann gehts unter Tag, wir steigen einige Stufen nach unten und erreichen eine Tropfstein-Kaverne,

Anhand der Stalaktiten erfahren wir etwas über das Klima über die letzten 200'000 Jahre.

Anhand der Farben, sichtbar bei einem aufge-schnittenen Stück, sind die Eiszeiten und die Zeiten dazwischen zu erkennen.

Während den Eiszeiten ist viel Wasser durch Eis gebunden und darum sinkt der Meeresspiegel. Die Gegend trocknet aus und entsprechend weniger Wasser rinnt durch die Bodenritzen - die Stalak-titen wachsen langsamer.

Eine einzigartige Besonderheit dieser Höhle ist folgendes:

1969 drängten sich zwei Forscher durch eine Lücke in den Victoria Fossil Cave und entdeckten eine riesige Kammer mit versteinerten Überresten.

Seit über 200'000 Jahren war diese Kammer eine Falle, in der Tausende von Tieren gefangen wurden. Schicht um Schicht von Überresten sammelte sich im Laufe der Jahre, wodurch ein reicher Fossilienbestand der antiken Tiere entstand, die das Gebiet durchstreiften.

Seitdem ist diese aussergewöhnliche fossile Lagerstätte ein funktionierendes paläontolo-gisches Grab - Zehntausende fossiler Knochen wurden geborgen. Die Fossilien geben uns ein einzigartiges Fenster in das Klima und die Umwelt der Zeiten, in denen diese Tiere lebten.

Die Führerin erklärt uns auf anschauliche Weise die  Sache um die Löcher im Boden:

Durch Erosion erweitern sich kleine Spalten im felsigen Boden zu grossen Löchern. Diese werden durch Gras und Gebüsche überwachsen uns sind darum als solche nicht mehr zu erkennen. Tritt aber ein Tier darauf, so stürzt es in die Tiefe. Nachfallende Erde bedeckt die Kadaver und dank der aufgeschichteten Erde in der Höhle kann heute das Alter der fossilen Skelette bestimmt werden.

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Erschwerend aber ist aber, dass durch den Sturz die darunterliegenden Skelettteile auseinander gerissen und verstreut werden. Dadurch ist das Feststellen der Zusammengehörigkeit eine auf-wändige Arbeit.

Nach der interessanten Führung ziehen wir uns auf den nahegelegenen Campground zurück.

Später koche ich Bœuf Stroganoff mit Kartoffelstock und lade Rolf zum Essen ein. Er bringt eine Flasche Shiraz aus dem Barossa mit.

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Die erste bekannte schriftliche Erwähnung eines Rinderfilet Stroganoff (als Gowjadina postrogo-nowski, russ. говядина по-строгановски) erfolgte durch Jelena Molochowetz in der 1871er Ausgabe ihres russischen Kochbuchs Podarok molodym chosajkam (russ. Подарок молодым хозяйкам, „Geschenk für junge Hausfrauen“). Dort ist das Gericht als eine Art Ragout mit einer auch Schmand enthaltenden Senfsauce beschrieben.

Der in Sankt Petersburg tätige Küchenchef Charles Brière stellte das Boeuf Stroganoff 1891 bei einem Kochwettbewerb in Paris vor. In der Folge wurde es zu einem Klassiker der internationalen gehobenen Gastronomie. Zur Bekanntheit in der breiteren deutschen Öffentlichkeit auch abseits der gehobenen Gourmandise trugen Clemens Wilmenrod und Johannes Mario Simmel (durch die Beschreibung im Roman Es muss nicht immer Kaviar sein) bei.

Namensgeberin ist die russische Adelsfamilie Stroganow, anekdotisch zugeschrieben wird es sowohl Graf Grigorij Alexandrowitsch Stroganoff (1774–1857) als auch Graf Sergej Grigorjewitsch Stroganow, der 1923 im Pariser Exil starb. Über die anekdotische Entstehung des Filet Stroganoff hat Friedrich Holländer ein gleichnamiges humoris-tisches Couplet geschrieben.

5. Mai 2019,  Naracoorte NP - Coorong NP

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Die Nacht auf dem Camp im National Park war ruhig, der Platz sauber und schön.

Weil die Camps in den NPs ohne Platzwart sind, muss man sich via Internet anmelden und bezahlen. Dieser Platz kostet zB $21 pro Nacht, inklusive Strom.

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Bevor wir losfahren gehen wir nochmals zum Info Center, von wo aus ein einstündiger Walk startet.

Wir begegnen Kängurus beim Äsen. Erst sind wir ganz leise und bewegen uns in Deckung, gehen aber dann näher heran und merken schnell, dass diese Kängurus nicht (mehr) scheu sind.

Erst als ich bis auf 5 Meter herangehe, hoppeln sie ein paar Schritte weg.

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Der ganze Park wird mit Tussokgras aufgeforstet und damit die Kängurus die zarten Pflanzen nicht gleich wegfressen, sind sie mit grünen Manschet-ten geschützt.

Ein ganz findiges Känguru ertappe ich dabei wie es das Gras darunter wegfrisst, nachdem es eine Manschette hochgeschoben hat. Auch dieses bleibt von unserem Erscheinen unbeeindruckt.

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Auf dem Walk schauen wir in jeden Eukalyptus-baum hoch und halten Ausschau nach Koalas, sehen aber keinen. Ob wir es trotzdem noch erleben ist die Frage, weil sich die Eukalyptus-wälder vorwiegend im Süden befinden.

Dafür sehen wir verschiedene Höhlen, von denen gestern die Rede war.

Um 10 verlassen wir den National Park und fahren zurück an die Küste. In Cape Jaffa machen wir Mittagspause und beobachten ein paar Senioren, welche vom Fischen heimkehren. Sie fahren mit ihren Motorbooten hinaus und werden bei der Rückkehr von einem Freund mit dem Anhänger erwartet, um das Boot aufzuladen.

Ich höre einem Gespräche zu und erfahren, dass der Fischer "some Snappers" gefangen habe.

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Ich denke, dass das auch ein schönes Leben ist, wenn man einfach mal rausfahren kann und mit dem Mittagessen heimkehrt - fast so schön, wie wenn man mit dem WoMo die Welt bereisen kann.

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Zur Abwechslung fahre ich einen Scenic Loop um hinter die Hecken zu sehen. Kaum von der Hauptstrasse abgebogen, beginnt die raue Well-blech-Piste. Damit das WoMo nicht zu arg durchgeschüttelt wird durch, ist es notwendig mit mindestens 60 kmh über die Piste zu fahren. Andernfalls lösen sich Schrauben und Zahn-plomben.

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Gegen 5 kommen wir am heutigen Übernachtungs-platz an: dem Pelican Campground im Coorong NP. Hier kostet die Nach nur $15, hat aber nichts ausser Sand.

Der Platz liegt 5 km weg von der Hauptstrasse und wir sind allein - bleiben es hoffentlich auch.

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Von Pelikanen ist nichts zu sehen. Die Sonne scheint warm und es bleibt uns noch knapp eine Stunde bis zum Untergang.

Wir setzen uns vor Rolfs WoMo und trinken den restlichen Rotwein von gestern.

Dann geht die Sonne unter und es wird sofort eisig kalt. Wir ziehen uns in unsere WoMos zurück.

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Dann gehts wieder weiter, entlang des Coorong National Parks. Die Strasse ist meist beidseitig von Büschen gesäumt. Auf eine Distanz von etwa 100 km zähle ich etwa 12 tote Kängurus am Strassen-rand liegen. Sie werden offensichtlich nicht weg-geschafft. Was mich wundert, ist, dass keine Aasfresser zu sehen sind.

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Die Hecken geben immer wieder den Blick auf das Umland frei. Oft liegt Backwater (Lagune) zwischen der Küste und der Strasse.

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Später, es ist inzwischen stockdunkel und kein Fremdlicht stört die Dunkelheit, gehe ich nochmals nach draussen um den Sternenhimmel zu beob-achten.

Ich stehe einen halben Meter neben dem WoMo, es ist total dunkel. Alles um mich herum ist schwarz, ich kann vom WoMo keine Kontur erkennen. Selbst der Mond fehlt - Neumond! 

Dann taste ich mich entlang des WoMos nach vorne und schaue in den Himmel hoch. Die einzelnen Wolken verdecken einen grossen Teil der Sterne.

Ich setze mich eine Weile auf die Treppe und denke darüber nach, wie klein und unwichtig wir Menschen sind angesichts der unendlichen Weite über mir . . . 

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6. Mai 2019,  Coorong NP - Victor Harbor

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Nach der wunderbar ruhigen und dunklen Nacht stehe ich um 6 auf, 30 Minuten vor dem Sonnen-aufgang.

Ich will schauen, ob die Pelikane jetzt da sind. Auf den ersten Blick sehe ich nichts, es ist aber auch noch dämmrig.

Eine halbe Stunde später, als die Sonne das gegenüberliegende Ufer bescheint, sehe ich die Pelikane. Sie stehen und schwimmen im seichten Wasser, regen sich aber nicht. Schön wäre, wenn sie jetzt aufsteigen und eine Runde fliegen würden.

Nach einer Stunde zieht eine Nebelbank über das Wasser und trübt die Sicht.

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Rolf will heute nach Adelaide fahren, um die Reparatur des WoMos in die Wege zu leiten.

Ich habe vor bis nach Victor Harbor zu fahren, um dort einen schönen Platz zu suchen, auf dem wir zwei Tage stehen können. Das Ziel ist, wieder einmal auszuruhen, aber auch Wäsche zu waschen.

Vorher aber fahre ich noch ans Ende der Land-zunge um den Pelikanen näher zu sein. Zu meiner Überraschung finde ich dort auch noch Kormorane, aber kaum steige ich aus, steigen sie hoch und entfliehen.

Die Fahrt nach Victor Harbor ist unspektakulär. Die einzige Abwechslung ist ein Halt in Tailem Bend.

Dort besuche ich das Old Tailem Town Pioneer Village.

Der Name leitet sich von dem Namen Tailem her, mit dem die Aborigines diese Gegend bezeichneten. Das Wort bedeutet „Flussbiegung“ (engl.: bend) und bezieht sich auf die Biegung des Murray River. 'Tailem Bend' ist also ein Pleonasmus.

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Es ist erst gerade 9 vorbei und ich bin der erste Besucher. Der ältere Herr an der Kasse bietet mir gleich Kaffee und Tee an. Ich bedanke mich und sage, dass ich gerne nach dem Rundgang darauf zurückkommen möchte.

Dann gibt er mir einen Plan der Anlage und kommt mit mir nach draussen. Dort erklärt er mir, dass auf der linken Seite die Gebäude der Deutschen wären, in der Mitte jene der Engländer und rechts von uns diejenigen der Aussies. Dann lässt er mich gehen.

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Ich gehe durch einen alten Ort aus den Jahren 1860 - 1960. Vieles erinnert mich an früher, aber das meiste was hier zu sehen ist ist viel älter.

Interessant sind die Einrichtungen in den Läden und Werkstätten. Es erstaunt mich, wie das Leben mit einfachsten Mitteln funktioniert hat.

Kurz nach Mittag komme ich in Victor Harbor an und fahre auf den ersten Campingplatz. Ich frage, ob ich den Platz zuerst anschauen dürfe. Schon beim Hineinfahren sehe ich, dass das nicht nach meinem Geschmack ist. Der überwiegende Teil sind fest installiere Wohnwagen mit Zaun und Garten darum herum. Nur ein paar wenige Plätze für WoMos sind frei und darum fahre ich weiter zum nächsten Platz. Hier, wo wir jetzt stehen, ist es ganz anders. Es hat keine Festinstallierten, nur echt Reisende.

Zuerst starte ich einen Waschgang und jetzt wo die Maschine läuft, esse ich Mittag. Dann spanne ich eine Wäscheleine und warte bis die Maschine fertig ist. Während ich die Wäsche aufhänge, läuft schon die Zweite. Um 17 Uhr ist bis auf die Frottee alles trocken. Den zweiten Waschgang hänge ich morgen früh auf.

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Ich habe mich mit Lili verabredet, dass wir FaceTimen, damit ich die Kinder, und sie mich, wieder einmal sehen. Es war schön!

7. Mai 2019,  Victor Harbor Ruhetag

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Um 7 stehe ich auf um den zweiten Waschgang von gestern aufzuhängen. Es weht ein kräftiger Wind und um sicher zu sein, dass die Wäsche an der Leine bleibt, verwende ich 3 Klammern.

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Um 9 fahren wir mit Rolfs WoMo zu einem Camping Warehouse in der Nähe. Er sucht schon lage einen einflammigen Herd, damit er im Freien Fleisch braten kann und es dann nicht mehr im WoMo "stinkt".

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Da wir schon unterwegs sind, mache ich mich wieder einmal auf die Suche nach Teppichen.

Einen möchte ich für den Wohnraum damit es etwas heimeliger wird und einen anderen für das Fahrerhaus. Den erste finde ich bei Bunnings und für den zweiten habe ich noch keine Lösung.

Im Gegensatz zu den Baumärkten bei uns, werden hier keine Bodenbeläge ab Rolle verkauft. Also muss ich einmal in ein Teppichgeschäft gehen.

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Anschliessend gehen wir noch zu Woolworth weil Rolf noch zwei Dinge braucht. Am Schluss kommen wir beide mit vollen Taschen heraus.

Was mir schon lange aufgefallen ist: In allen Super-märkten füllt die Kassierin die gekaufte Ware selbst in die Einkaufstaschen oder -beutel. Zudem kann man bei Woolworth eine der grünen Taschen für $0.99 kaufen und sie immer wieder mitbringen. Sollte sie einmal kaputt gehen, bekommt man kostenlos eine neue.

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Am frühen Nachmittag zieht wieder ein Gewitter auf und ich hole schnell die inzwischen trockene Wäsche hinein.

Weil der Vormittag unverhofft schön und warm ist, beschliessen wir zum Abendessen zu grillieren.

Ich kaufe mir zwei abgepackte Lamb Legs und Rolf ein Porterhouse Steak.

Interessant ist, dass das Fleisch in transparenten Schalen abgepackt ist. So sieht man immer wie die Rückseite aussieht. Bei uns erlebe ich oft eine unangenehme Überraschung wenn ich das Fleisch aus der schwarzen Schale entferne und mir die Rückseite ansehe.

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Auf dem Platz ist offenes Feuer verboten, auch kein Gasgrill ist zugelassen. Dafür stehen uns einige BBQ-Elektrogrills zur Verfügung. Eine andere Wahl haben wir nicht, denn es regnet immer noch.

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Rolf heizt schon mal vor und dann legen wir das Fleisch auf die Platte. Aber der Grill überzeugt mich nicht. Er wird nicht gleich heiss wie ein richtiger Grill, was bewirkt, dass Rolfs Steak eher gesotten den gebraten wird. Für mein Lamm ist es nicht schlecht, weil ich es kurz anbraten und dann langsam ziehen lasse.

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Vorgestern, das habe ich vergessen zu erzählen, hat er um 19 Uhr, als es bereits dunkel war, im WoMo ein Steak gebraten.

Weil es danach so intensiv gerochen hat, hat er die WoMo-Türe geöffnet um zu lüften.

Einen kurzen Moment später war das WoMo voller kleiner Mücken. Sie hielten sich an allen Wänden.

In seiner Not hat er eine Dose Insektenkiller ver-sprüht und danach während zweier Stunden die Wände gereinigt. Am anderen Morgen hat er mir den Rest der Bescherung gezeigt. Selbst mit dem Staubsauger liessen sich die Viecher nicht mehr aus dem Mückennetz entfernen.

Daraus ist dann der dringende Wunsch nach einem kleinen Kochherd entstanden, den er im Freien benutzen kann.

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Mit Rolf vereinbare ich, dass er den Salat bringt und ich Bratkartoffeln mit Kümmel zubereite.

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Jetzt kann ich endlich die Mint Sauce verwenden, die ich vor ein paar Tagen gekauft habe.

Rolf ist skeptisch gegenüber Lamm, aber als er dann ein Stück von mir versucht, einmal ohne und einmal mit Mint, ist er begeistert.

Lamm ist nicht Schaf!

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Um das Essen perfekt zu machen, trinken wir einen Shiraz aus der Gegend (Barossa Valley).

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Trotz allem - es schmeckt uns ausgezeichnet. Während Rolf den Grill putzt, mache ich den Abwasch.

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