15. April 2018

15. April 2018,  Tamu - Gangaw

Wir verlassen Tamu früh weil wieder ein langer Fahrtag vor uns liegt. Im Ort sehen wir gerade wie die Novizinnen durch die Strassen gehen. Die meisten werden von den Eltern oder älteren Geschwister begleitet. Mit Ihren Gefässen sammeln sie Essen, meist Reis. Aber heutzutage ersetzt oft Geld die Lebensmittel.

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In Myanmar wird bis zum 16. April das Wasserfest (Thingyan) gefeiert. 

Thingyan wird an mehreren Tagen hintereinander gefeiert, wobei als festes Datum der Feierlichkeiten der 13. bis 16. April bestimmt wurde. Am 17. April findet dann das eigentliche Wasserfest statt und das neue Jahr beginnt. Der burmesische Monat in den der Feiertag fällt, nennt sich Tagu. Das buddhistische Fest dauert insgesamt bis zu fünf Tage, da teils bereits vorher gefeiert wird. Es gibt neben den Wasser-Events auch Umzüge durch die Städte, bei denen ähnlich wie bei der Street-Parade laute Musik gespielt und getanzt wird.

Unterwegs treffe ich auf Ingrid. Sie hat einen Plattfuss. Ich beginne mit dem Radwechsel, werde aber schnell von zwei jungen Männern abgelöst. Jedenfalls aber hilft mein Schlagschrauber, die festsitzenden Schrauben zu lösen. Dann fahren wir weiter.

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Überall wo wir durchfahren, sei es in den Dörfern oder auch auf offener Strecke, warten Gruppen mit Schläuchen und Eimern um die Vorbeifahrenden zu bespritzen. Sie selbst sind schnell einmal durch und durch nass. Selbst die Kleinsten werden in diese Tradition eingeführt. Wenn man sieht, dass es bereits vor Mittag über 40 Grad heiss ist, versteht man den Sinn davon.

Natürlich machen sie vor uns nichts Halt. Laute Musik begleitet das Treiben - man könnte meinen, man sei an der Street-Parade in Zürich und statt über die Quaibrücke würde man durch die Limmat fahren (furten).

Zwischendurch wir uns auch Essen und Trinken angeboten. Aber aufgepasst: Öffnet man das Fenster ist schnell einer mit einem Wassereimer zur Stelle und das viele Wasser möchte ich keinesfalls im Fahrerhaus haben.  

Film 1    Film2

Die Landschaft hat sich dahin gehend verändert, als dass wir jetzt wieder durch Teakwälder fahren. Zu beiden Seiten  sind grosse Flächen aufgeforstet worden, als Ersatz für die vielen alten und dicken Baumriesen, welche für die Holz-industrie geschlagen wurden. Hier wird der nachhaltige Abbau sichtbar.

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Daniela brät die von gestern übriggebliebenen Teigwaren und zusammen Mit Gurken- und Tomaten-salat ist es unser heutiges Mittagessen.

Dann erreichen wir den hinter verwinkelten Strässchen versteckte Platz fpür die heutige Nacht.

Um 19 Uhr findet das Meeting statt und gleich anschliessend gehen wir mit Ulli und Rainer in den Ort um ein Restaurant fürs Abendessen zu finden.

Coco, einer der Guides beschreibt uns den Weg zu einem Restaurant mit ortsüblichem Essen, es hätte aber weiter die Strasse noch ein chinesisches Restaurant, welches empfehlenswert wäre.

Also gehen wir im Dunkeln los.

Nach 500 Meter betreten wir das einheimische Restaurant und verlassen es gleich wieder durch die andere Türe. Es ist uns zu "authentisch"! Da würden wir uns nicht wohl fühlen.

An der Hauptstrasse angekommen, biegen wir wie angewiesen nach rechts ab. Nach 5 Minuten haben wir noch nichts entsprechendes gefunden und fragen uns darum durch. Leider versteht niemand unser Englisch und darum gehen wir weiter. Der nächste den wir fragen weist uns in die gleiche Richtung weiter. Dann erreichen wir endlich nach einer Viertelstunde das empfohlene Lokal. Wir werden auf die Terrasse hinter dem Haus geführt und sehen, dass wir die einzigen Gäste sind.

Ob das wohl ein guter Ort zum Essen ist?

Die etwas zerfledderte Speisekarte bietet aber eine grosse Auswahl und so beschliessen wir, hier zu essen. Es dauert nicht lange und das Essen wird gebracht. Gleichzeitig kommen auch weitere Gäste und nach einer halben Stunde sind alle Tische besetzt.

Das Essen hat so gut geschmeckt, dass uns erst danach die Idee gekommen ist, die Schüsseln und Teller zu fotografieren.

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Der lange Rückweg kommt unserer Verdauung zugute und so schlafen wir gut, bis auf . . .

16. April 2018,   Gangaw - Monywa

. . . bis auf die grosse Hitze und die feuchte Luft. Sie hat zur Folge, dass Pyjama und Kopfkissen feucht, fast nass sind als wir um halb Sechs aufwachen.

Von der morgendlichen Kühle ist nichts mehr zu spüren.

Aber wen wundert es? Wir haben bereits vorgestern den nördlichen Wendekreis des Krebses in südlicher Richtung überschritten und sind somit per Definition in den Tropen angelangt.

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Zwei Kilometer ausserhalb von Gangaw treffen wir auf einen Verkehrsunfall. Ein Lieferwagen liegt auf dem Dach und Personen bemühen sich um den Verletzten, den sie gerade aus dem Fahrzeug gezogen haben.

Ich mache sofort eine Meldung an die Gruppe, dass die Strasse vorläufig gesperrt ist und ein Umweg gesucht werden muss.

Der weitere Weg verläuft problemlos, wenn man einmal von den vielen Besoffenen auf der Strasse absieht. Am vierten Tag des Neujahrsfestes hat sich der Restalkohol der vergangenen Tagen soweit kumuliert, dass es heute kaum mehr Bier braucht um betrunken zu sein.

Mitunter werden wir auch Zeuge von Schlägereien, das behindert aber unser Fortkommen nicht.

Natürlich wird auch heute wieder eifrig gespritzt Wir werden auch wieder zum Essen und Trinken eingeladen. Höflich wie wir sind, nehmen wir die süsse Limonade an und trinken zwei Schlücke. Dann geben wir den Becher zurück. Dann "nötigt" man uns, zwei triefende Pfannkuchen zu nehmen, und damit wir sie mitnehmen können, gibt man uns auch ein Plasticsäckli. Später dann entledigen wir uns ihrer, nicht ohne ein kleines Bisschen probiert zu haben.

Die Menschen am Strassenrand sind durchwegs freundlich, lachen uns an und winken uns zu. Würden wir überall aussteigen und uns dazu setzen, wir würden unser Ziel erst in 3 Tagen erreichen.

Ab Übermorgen weht wahrscheinlich aber wieder ein anderer Wind - Neujahr ist vorbei.

Während ich das Navi und die Karte studiere, um herauszufinden wie ich jetzt weiterfahren soll, wird die verlorene Ladung am rechten Strassenrand weggeräumt und man zeigt mir, dass ich durchfahren könne. Natürlich leite ich das auch gleich an die Gruppe weiter.

Wir überfahren zwei kleine Pässe, deren Strassen aber mitunter aussergewöhnlich steil sind, so dass ich oft im Ersten hochkrieche.

Nach einer Gegend mit dünnen, dürren Bäumchen, fahren wir wieder durch ausgedehnte Teakwälder. Ein grosser Teil der schmalen Strasse führt durch Alleen. So schön es ist hier durchzufahren, so gefährlich kann es auch sein, besonders jetzt, wo Horden von johlenden Mopedfahrern, zu zweit oder zu dritt besetzt, über die Strassen rasen.

Dann erreichen wir Monywa. Nach einer kurzen Pause geht Daniela in den Pool. Ich repariere inzwischen die Blenden des Badezimmerfensters. Unglaublich was da alles an toten Insekten drin angesammelt hat. Nachdem ich sie entfernt habe, läuft die Blende wieder wie geschmiert.

Dann backe ich noch ein Brot und während die Maschine läuft, steige ich auch in den Pool.

Um 15 Uhr fährt Daniela mit ein paar anderen zu einer besonderen Pagode mit einem grossen Buddha.

Wenn sie dann zurück ist, wollen wir zum Nachtmarkt.

Mehr darüber später.

Für Daniela hat sich der Ausflug gelohnt. Sie erzählt mir, was sie alles gesehen hat. Dann machen wir uns bereit um zum Nachtmarkt zu gehen. In der Rezeption fragen wir nach einem Taxi und nach ein paar Minuten hält ein leeres Sammeltaxi vor dem Eingang. Der Portier erklärt dem Fahrer, wohin wir wollen und dass er dort auf uns warten solle. Hin- und Rückfahrt, einschliesslich 2 Stunden warten kosten 7'000 Kyats (Fr. 5.-).

Eigentlich habe ich einen Nachtmarkt wie in China erwartet, mit vielen Ständen, welche alles, buchstäblich alles anbieten. Hier aber gibt es einen Stand mit Kleider und einen mit Schuhen. Alle anderen bieten Essen an.

Aber da wir hungrig sind, kommt uns das gelegen.

Wir spazieren alles die Strasse entlang und schauen überall in die Töpfe. Gleichzeitig werden ebenso betrachtet, da wir die einzigen aus der Gruppe, und somit auch die Exoten sind.

Nach 200 Meter endet die Essensstrasse und wir gehen auf der anderen Seite zurück. Inzwischen wissen wir aber nicht, wo es uns am einladendsten gedünkt hat. Also kehren wir wieder um und finden unser Angebot fast am Ende.

Aus  den Veg- und NonVeg-Angeboten suchen wir uns ein paar Speisen aus, von denen wir glauben, dass sie uns schmecken werden.

Unser ungewöhnliche Wunsch nach zwei Dosen Bier wird erfüllt, indem der Chef sich auf den Roller schwingt und sie irgendwo einkauft.

Dann wird uns das Essen gebracht. Mit Ausnahme des Salats, welcher aus irgend etwas vom Strassenrand aussieht und kein Dressing hat, schmeckt uns alles.  Der 8 jährige Sohn des Chefs wieselt flink um alle Tische, räumt ab und putzt und gibt dem Chef ein Zeichen, dass wir bezahlen möchten. Für 7'000 Kyats haben wir ein gutes Abendessen.

Die Rückfahrt lässt uns nicht vergessen, dass immer noch Wasserfest ist. Etwas durchnässt erreichen wir wieder unseren Übernachtungsplatz.

17./18.  April 2018,   Monywa - Naypyidaw

Wieder ein strengen Fahrtag: 390 km, wovon etwa 250 km auf Autobahn sind.

Wir kommen schon früh im Hilton-Hotel an und stürzen uns gleich in den Pool.

Warum das Hilton? Dazu muss man wissen, dass Naypyidaw eine Retortenstadt ist (siehe unten).

In einem Quartier von 4 x 1 Kilometer sind alle Hotels angesiedelt. Die Hotels stehen fast das ganze Jahr leer und werden lediglich bei Kongressen bewohnt.

Das Hilton, unter deutscher Führung hat unserer Reiseleitung einen Rabatt angeboten: 20% aufs Essen im Restaurant und $50 pro Doppelzimmer inklusive Frühstück. Das wollen wir nicht auslassen und beziehen darum ein Zimmer. Zudem: von den 4 Hotelblocks mit je einem Restaurant und  je 50 Zimmern wird nur der Block 1 betrieben.

Am Nachmittag haben wir wieder einmal Lili, Jarkko und Liska "am Draht".

Am Abend gönnen wir uns ein gutes Essen im Restaurant, mit Susi als Tischgast. Dazu trinken wir eine Flasche Cabernet-Sauvignon Shiraz aus Australien und denken dabei an unser grosses Ziel.

Die Nacht in einem auf 20° gekühlten Zimmer und erst noch ohne Moskitos ist zur Abwechslung mal ein Segen - wir geniessen es.

Desgleichen gilt auch für das Frühstücksbuffet, an dem wir uns für die bevorstehende Citytour stärken.

Naypyidaw

Am 6. November 2005 wurde die Hauptstadt des Staates von Rangun in die rund 300 km nördlich gelegene Planstadt Naypyidaw verlegt. Diese befindet sich auf einem Areal drei Kilometer westlich der Kleinstadt Pyinmana, das am 22. März 2006 den Namen Naypyidaw („Sitz der Könige“) verliehen bekam. Als Grund für den Umzug wurde angegeben, dass das Gebiet, das aus allen Landesteilen leicht zu erreichen ist, durch seine zentrale Lage besser als Hauptstadt geeignet sei. Spekulationen über derartige Pläne gab es schon seit 2001. Diese Berichte waren aber von Seiten der Regierung bis kurz vor der offiziellen Bekanntgabe als noch nicht aktuell zurückgewiesen worden.

Am 27. März 2006 beging die Regierung erstmals den „Tag der Streitkräfte“ in der neuen Hauptstadt. Vor ausgewähltem Publikum und streng regle-mentierter Berichterstattung nahm General Than Shwe eine Parade von über 12'500 Soldaten ab und ermöglichte erstmals der Weltöffentlichkeit einen – wenn auch zensierten – Einblick in die nach wie vor halbfertige Verwaltungskapitale des Landes. Seitdem wurde der Ausbau zur neuen Hauptstadt in grossem Tempo vorangetrieben.

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2010 zählte die Stadt nach offiziellen Angaben bereits gut eine Million Einwohner. Unabhängige Beobachter halten deutlich geringere Zahlen für realistisch. Ein Bericht in der Süddeutschen Zeitung über einen „Besuch in der Geister-metropole von Myanmar“ spricht von „eine[r] dröhnenden Leere, die wirklich wehtut“.Wie bei vielen Planstädten ist das Stadtgebiet deutlich gegliedert in verschiedene Regierungsviertel, Wohngebiete, Militärzonen, Einkaufszentren sowie Hotel- und Freizeitgebiete. Dazwischen befinden sich künstliche Seen, Parks und breit angelegte Strassen. Eine ganze Reihe repräsentativer Gebäude wurde bereits fertiggestellt, so zum Beispiel der Gebäudekomplex des birmanischen Parlaments.

Ein zwei Quadratkilometer grosses Gebiet wurde für Botschaften und internationale Einrichtungen reserviert.

2009 wurde die Uppatasanti-Pagode eingeweiht, die der Shwedagon-Pagode in Rangun nachemp-funden ist.

In Naypyidaw wurden ferner ein Golfplatz, ein Zoologischer Garten und ein Safari-Park angelegt. Auch ein Flugplatz ist im Zusammenhang mit dem Hauptstadtumzug entstanden.

19./20. April 2018,   Naypyidaw - Yangon

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Wir stehen in einem Hinterhof der Yangon City Golf Resorts. Gleich nebenan befindet sich das Schwimmbad. Aber bei der herrschenden Hitze von mehr als 40° und der hohen Luftfeuchtigkeit ist es unwichtig, ob das Wasser klar oder grün ist. Am Ende der Saison wird die Pflege offenbar etwas vernach-lässigt.

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Am Nachmittag geht Daniela auf einen Besuch eines Waisenheims. 

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Hier ihr Bericht und ihre Bilder:

Daniela:

Ei Thu [Ithu], eine der Reiseleiterinnen aus Myanmar, bietet uns heute ein aussergewöhn-liches Erlebnis an: Die Besichtigung einer buddhistischen Klosterschule für Mädchen. Mein Interesse hat sie damit natürlich sofort geweckt. Es ist 15.00 Uhr, Ei Thut und unser Fahrer Bobo (DJ Bobo kennt er nicht!) erwarten uns bereits. Eine kleine Gruppe von acht Interessierten hat sich versammelt und wir fahren vom Stellplatz in die Stadt Yangon hinein. Ei Thu erzählt uns während der Fahrt einiges über das Kloster, die Schule, das Heim und die Situation von Frauenklöster in Myanmar. Das Kloster wurde vor ca. vierzig Jahren gegründet und heisst übersetzt "Kloster des angenehmen Wassers". Wie ich es aus den Erzählungen verstehe, leben nur zwei Nonnen in diesem Kloster und betreiben die Schule und das Kinderheim mit weltlichen Lehrer/-innen und Betreuerinnen. Im Heim leben Jungen und Mädchen bis vierjährig. Danach besuchen die Mädchen die Klosterschule bis zur Matura und leben weiterhin im Heim, die Jungen gehen als Novizen in ein Mönchskloster (Novizen/Novizinnen werden die Schüler der Klosterschulen hier genannt. Nach Abschluss der Schule gehen fast alle ins weltliche Leben zurück.) Die buddhis-tischen Klosterschulen sind kostenlos, da die Nonnen und Mönche als "Bettelmönche" leben.

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Sie sind auf Spenden und Almosen angewiesen und sammeln jeden Morgen in der Stadt Lebensmittel, Kleidung und Geld. Die Noviz/-innen helfen dabei. Grosse Finanzspritzen werden fast ausschliesslich an Mönchskloster gespendet - die Nonnen kämpfen um jeden Kyat.

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In der Klosterschule angekommen, werden wir sofort von den kichernden Mädchen und einer Nonne begrüsst. Sie möchte uns sofort zu Erfrischungsgetränken einladen, wir möchten uns aber lieber erst umsehen. Die Verhältnisse sind sehr einfach, aber die Anlage sieht den Umständen entsprechend gut gepflegt aus. 

Einige Novizinnen sind gerade dabei den Hof zu wischen, andere sitzen im Schatten und quatschen. Das könnte, abgesehen von der "Schuluniform" und den geschorenen Köpfen, auch eine Szene aus Wurmsbach sein. Bei der weiteren Besichtigung der Räumlichkeiten klaffen die Vergleiche jedoch immer weiter auseinander. In den Schlafräumen reihen sich die "Betten" ohne Unterbruch aneinander. Matratzen sucht man vergeblich. Die Mädels haben ihr Hab und Gut in Kisten verräumt und die Decken zusammen gelegt - ordentlich ist es, aber bescheiden! Der Speisesaal ist gross und leer. Keine Tische, Stühle oder Bänke, dafür hängt aber selbstgebastelte Dekoration von der Decke.

Daniela ff:

Weiter geht's, ich stehe zwischen Knoblauch und Zwiebeln - das muss wohl die Küche sein. Ein fröhlicher Gesang lockt uns weiter und wir treffen auf die jüngsten Kinder. Die sind ganz aus dem Häuschen, freuen sich über unseren Besuch und quasseln drauflos. Tatsächlich ist ihr Englisch gar nicht so schlecht, wir finden heraus wie alt sie sind und wie sie alle heissen. Ein Mädchen fragt mich dann: "You, how many mamas you have?", worauf ich antworte: "I have one Mama, and you?". Plötzlich fällt mir ein, dass das in einem Kinderheim eine heikle Frage sein könnte... Das Mädchen antwortet aber keck: "I have three!!!" und zeigt auf eine der Betreuerinnen und auf die Nonne.

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Wir treffen einige junge Lehrerinnen. Sie sind gerade dabei, aus Kunststoff Taschen zu flechten. Vorbereitung für die "Handsgi"? Nicht ganz! Sie flechten die Taschen um ihren Lohn aufzu-bessern. Lehrer/-innen verdienen im Monat ungefähr 100 Dollar in den staatlichen Schulen. Eine Wohnung in Yangon kostet allerdings ab 300 Dollar. Die meisten Leute wohnen deshalb in Wohngemeinschaften mit der Verwandtschaft oder mit Freunden. Während der Ferienzeit verdienen sie allerdings weniger. Ei Thu, die die Klosterschule und das Kinderheim in vielem unterstützt, hatte die Idee, diese Taschen zu flechten.

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Sie hat die Materialien eingekauft und vorge-schossen und geht nach den Neujahrsfeiertagen mit den Lehrerinnen in die Shops, damit sie diese ins Sortiment aufnehmen. Natürlich haben wir Frauen das exklusive Vorkaufsangebot dankend angenommen... 7000 Kyats pro Tasche, macht ca. fünf Franken.

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Es geht die Treppe hoch in die Schule. Die Klassen, welche in einem Jahr die Maturaprüfungen ablegen werden, haben gerade Englischunterricht und Mathe. Die älteren Mädchen sind sehr verlegen und tun sich auch mit dem Englisch-sprechen schwerer als die Kleinen. Ei Thu schenkt ihnen je zwei Kugelschreiber, darüber freuen sich alle und tauen dann doch noch etwas auf.

Ei Thu erklärt uns bei den Erfrischungen, dass die meisten der Schülerinnen keine Waisen sind, aber aus Krisengebieten stammen. Ihre Eltern geben sie den Mönchen mit, im Vertrauen, dass sie eine gute Ausbildung bekommen und in Sicherheit sind. Die Kleidung der Nonnen/Novizinnen und die geschorenen Haare beschützen sie ausserdem von Über- und Angriffen.

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Wir begeben uns langsam wieder zum Bus zurück. Die Mädchen winken uns zu und rufen "Byebye". Ich bin von den Eindrücken und Begegnungen geplättet und freue mich darauf, den "Insti-mädchen" die Fotos von diesem besonderen Ausflug zu zeigen - So könnte es auch sein!

Am frühen Abend wundere ich mich über den anhaltenden Lärm welcher aus dem Gebäude direkt neben uns kommt. Schnell wir klar, dass darin eine Karaoke-Bar ist und der Lärm gerade im Begriff ist, zuzunehmen.

Ich sehe mich schnell um und finde einen hoffentlich ruhigeren Platz neben dem Haupt-eingang des Hotels. Unsere Nachbar meinten,  das was man jetzt hört wäre doch nicht so schlimm.

Dass wir im Hof eines Stundenhotels stehen merken sie erst beim stündlichen "Schicht-wechsel" während der Nacht.

Yangon

Rangun (offiziell Yangon) ist die Hauptstadt des Verwaltungsbezirks Yangon-Division. Mit rund 5,21 Mio Einwohnern in der eigentlichen Stadt und 6 Mio Einwohnern in der Agglomeration (Stand Census von 2013) ist Rangun die grösste Stadt und das industrielle Zentrum des Landes. Bis zum Jahr 2005 war Rangun die Hauptstadt Myanmars; der Regierungssitz wurde nach Naypyidaw verlegt.

Rangun liegt im Süden des Landes am Ostrand des Irrawaddydeltas in der Nähe des Golfes von Martaban, einem Meeresarm des Andamanischen Meeres, durchschnittlich 15 Meter über dem Meeresspiegel.

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Bis 1755 hiess die Stadt Dagon und gehörte zum Reich der Mon. Ihre Ursprünge gehen auf das 5. Jahrhundert v. Chr. zurück. Nach der Unterwerfung aller Städte der Mon durch den birmanischen König Alaungphaya erhob dieser das Städtchen im Jahre 1755 zur Hauptstadt des birmanischen Reichs. Er benannte es um in Yangon, was übersetzt „Ende des Streits“ bedeutet.

Im Jahre 1824 wurde Rangun von Grossbritannien erobert, das zwei Jahre später seinen Herr-schaftsanspruch wieder abtrat. Die Stadt entwickelte sich ab Ende des 19. Jahrhunderts zu einer modernen Gemeinde, nachdem sie nach dem zweiten britisch-birmanischen Krieg 1852 erneut unter britische Herrschaft gekommen war.

Im Jahre 1930 wurde Rangun durch ein Erdbeben und die nachfolgende Flutwelle weitgehend zerstört. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt am 8. März 1942 im Verlauf des Pazifikkriegs von der japanischen Armee besetzt. Als Birma 1948 die Unabhängigkeit von Grossbritannien erlangte, wurde Rangun Hauptstadt des Landes.

Am 9. Oktober 1983 starben bei einem Bomben-anschlag im Norden von Rangun 19 Personen, darunter vier Kabinettsmitglieder aus Südkorea. Nach Untersuchungen wurde Nordkorea offiziell beschuldigt den Anschlag verübt zu haben.

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Am 8. August 1988 gipfelten monatelange Unruhen  wegen der Wirtschaftspolitik des Militärs unter Führung von General Ne Win in der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten in Rangun mit mehreren tausend Toten. Ein neues Militärregime unter General Saw Maung etablierte sich als Staatsrat für die Wiederherstellung von Recht und Ordnung.

1989 wurde der englische Kolonialname Rangun (Rangoon) wieder in Yangon geändert.

Als 1990 bei demokratischen Wahlen die oppositionelle Nationale Liga für Demokratie (NLD) einen Erdrutschsieg errang, wurden die Wahlen vom Militärregime für ungültig erklärt, und es kam in Rangun zu einer blutigen Niederschlagung von friedlichen Studentenprotesten. Das Regime blieb an der Macht.

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Am 7. November 2005 gab Informationsminister General Kyaw Hsan bekannt, dass am Vortag damit begonnen wurde, alle Ministerien und sonstigen Regierungsbehörden aus Rangun nach Pyinmana zu verlegen, und Pyinmana somit ab Dezember 2005 der neue Regierungssitz des Landes sein würde.

Im August 2007 formierten sich Protest-kundgebungen in Rangun, zunächst angeführt von buddhistischen Mönchen und Nonnen, denen sich bald auch Zivilisten anschlossen. Am 24. September wurden bereits über 100'000 Demons-tranten gezählt. Anders als in der Vergangenheit schritt die Militärführung zunächst nicht ein, doch am 25. September begann sie gegen die Demonstranten vorzugehen. Nach offiziellen Angaben kamen zehn Menschen ums Leben, darunter ein japanischer Journalist. Inoffizielle Beobachter sprachen von bis zu 200 Toten. Mehrere hundert Menschen wurden verletzt. Soldaten stürmten zahlreiche Klöster in Rangun. Weiterhin wurden Oppositionspolitiker im ganzen Land verhaftet. Insgesamt soll es hunderte Festnahmen gegeben haben. Vier Tage später erklärte die Militärjunta schliesslich die Revolte als zerschlagen und beendet.

21. April 2018,   Yangon - Golden Rock

Wir stehen auf einem Platz beim Eternity Resort. Gleich neben dem WoMo befindet sich eine Wäscherei, welche bei unserer Ankunft zuerst etwa 100 Leintücher abnehmen und das Gestell mit der Leine abbauen muss, damit wir alle Platz haben. Der Platz wird immer wieder überschwemmt, wenn ein grosser Bottich geleert wird.

Um 13 Uhr startet unsere Exkursion auf der Ladefläche eines LKWs mit Sitzbänken zur wilden Fahrt hinauf zum Golden Rock.

Mit Recht ist die Strasse für den Privatverkehr gesperrt. Sie windet sich steil den Berg hoch, Kurve folgt auf Kurve und meist ist es so schmal, dass zwei LKWs kaum kreuzen können. Darum werden sie angehalten und erst wenn die Strecke frei ist, wieder losgeschickt.

Die Fahrt dauert gerade eine Stunde, und wer glaubt, dass sie gemächlich von Statten geht weil die Strasse steil ist, sieht sich getäuscht.

Der Legende nach wird der Fels nur von zwei Haaren Buddhas im Gleichgewicht gehalten, sodass er nicht herunterfällt. Ein alter Eremit soll von Buddha selbst eine Haarreliquie geschenkt bekommen haben, die er immer in seinem Haarknoten aufbewahrte. Kurz vor seinem Tod wollte er für die Reliquie eine Pagode auf einem Felsblock bauen lassen, der exakt seinem Schädel gleiche. Mit Hilfe des Königs suchte er den Meeresgrund nach einem solchen Felsen ab. Als er ihn schließlich fand, brachte er ihn auf den Berg, wo er noch heute am Abgrund steht.

Oben angekommen geht es noch etwa einen Kilometer weiter bis zum grossen Platz, wo sich alle Pilger niederlassen. Alle suchen den schatten auf - es ist auch erbärmlich heiss.

Schon bald müssen wir die Schuhe abgeben und das Gehen auf den heissen Steinplatten wird fast zur Qual. Schnell mal merkt man, dass die weissen Marmor-platten am "kühlsten" sind.

Da wird ein riesiges Brimborium um einen goldig bemalten Felsen gemacht.

Der ganze Weg ist von Händlern gesäumt. Sie sind aber kaum aufdringlich und man kann die Ware in Ruhe betrachten. Der grosse Renner aber sind die kühlen Getränke.

Nach etwa zwei Stunden gehen wir zu den LKWs zurück. Gut, dass wir zur Reinigung der schwarzen Füsse Feuchttücher bekommen.

Die Fahrt abwärts ist noch verwegener. fast ununterbrochen hört man das Quietschen der Bremsen und bestimmt jeder macht sich darüber Gedanken, wie lange die Beläge wohl halten werden.

Aber alles geht gut und wir kehren zur Wäscherei zurück. Etwas geschützt vor der immer noch starken Sonnen setzen wir uns unter ein Blechdach und ich schliesse den Ventilator über ein Verlängerungskabel am WoMo an. So lässt es sich leben.

Später essen wir eine Hühnersuppe mit Fideli, gerade recht um den Salzbedarf wieder aufzufüllen.