1. März 2018

Um 7 Uhr 30 besteigen wir den Bus.  Zuerst fahren wir über Land bis wir die "Autobahn" in Richtung Delhi erreichen. Das Leben auf dem Land hat bereits um 5 Uhr begonnen. Das ist oft auch die Zeit, zu welcher wir aufwachen, geweckt durch das laute Geplärre der Lautsprecher in der Umgebung.

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Unterwegs sehen wir die  in eine runde Form gebrachten und getrockneten Kuhfladen, welche zum Feuern verwendet werden. Oft werden sie kunstvoll aufgeschichtet oder in speziell dafür erstellten Hütten, ebenfalls aus Kuhdung, gelagert.

1. März. 2018,  Bharatpur - Gurugram/Delhi 

Was passiert an einem solchen Tag alles? Entgegen der täglichen Gewohnheit steht Vreni zuerst auf und macht das Frühstück. Heute gibt es nicht etwa nur Müesli oder Gumfibrot. Heute gibt es zuerst ein 3-Minuten-Ei, dann Mostbröckli und Kümmelkäse aus Urnäsch, mit dem gestern gebackenen Brot und zu guter Letzt noch ein Stück des Geburtstagskuchens, den Vreni noch zuhause gebacken und tiefgekühlt mitgebracht hat.

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Nach einer halben Stunde stecken wir im dichten Morgenverkehr in Gurugram, einer Satellitenstadt von Delhi.  

Vor 2016 hiess die Stadt Gurgaon. Gurgaon gewann in jüngerer Zeit an Bedeutung. Viele wohlhabende Inder zogen dorthin aufgrund der Nähe zur Grossstadt Delhi sowie einer relativ gepflegten, sicheren und teils grünen Umgebung. Durch das Wachstum verblieben nur noch ein kleiner öffentlicher Park sowie die Grünanlagen der Wohnkomplexe. An die Stelle der früheren Parks sind moderne Hochhäuser getreten, die vom reichen Teil der Bevölkerung bewohnt werden. Der grosse Anteil an Wohlhabenden führte ausserdem dazu, dass in Gurgaon über 20 grosse Malls nach amerikanischem Vorbild entstanden. Zudem haben sich mehrere Privatschulen angesiedelt.

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Am 12. April 2016 beschloss die Regierung des Bundesstaats Haryana, die Stadt Gurgaon offiziell in Gurugram umzubenennen. Gurugram (übersetzt in etwa „Dorf des Gurus“) bezieht sich auf Guru Dronacharya, einer spirituellen Figur aus der Mahabharata.

Was uns besonders auffällt ist die Sauberkeit der Strassen, sobald wir Neu-Delhi erreichen. Nachdem wir endlich aus dem Stau sind, durchfahren wir dea Quartier der Botschaften. Unser Ziel ist ist die  Jama Masjid Moschee, die angeblich grösste Moschee Indiens. Mir kommt sie aber nicht besonders gross und schon gar nicht schön vor.

Wie bei Moscheen üblich, gelten hier auch strenge Kleidervorschriften, welche am Eingang auch durchgesetzt werden. Bei Männern werden zum Teil sogar Hosen beanstandet, welche die Knie bedecken, ich trete mit solchen Hosen aber unbehelligt ein. Ähnlich geht es Vreni: Mit einem grossen Kopftuch, welches auch die ohnehin bekleideten Schultern bedecken, wird sie durch-gelassen. Je nach Kontrolleur - immer Männer! - werden die Massnahmen auch rigoros durchge-setzt, was viele unserer Mitreisenden dem Islam nicht nähergebracht hat.

Nachdem man aber die Moschee nicht betreten darf, also sich nur auf dem Platz davor aufhalten kann, betrachte ich diesen Besuch als reine Zeitverschwendung.

Wir benutzen die restliche Zeit um noch durch die verwinkelten Gassen der Altstadt zu schlendern.

Leider hat Vreni eine "Wasserbombe" auf die Schulter abbekommen und das schmerzt sie sehr. Sie wollte gleich wieder nach Hause fliegen, so deprimiert ist sie.

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Dieses Wochenende findet in Indien das sogenannte Farbenfest (Holi) statt. Da bewerfen sich die Menschen gegenseitig mit Farbpulver.  Gut, dass es bei Vreni "nur Wasser" war.

Holi

Holi ist eines der ältesten Feste Indiens. Fünf Tage nach Vollmond ist Rangapanchami (Ranga = Farbe; Pancami = der 5. lunare Tag), der zweite Tag des Festes. An diesem Tag scheinen alle Schranken durch Kaste, Geschlecht, Alter und gesell-schaftlichen Status aufgehoben. Es wird ausge-lassen gefeiert und man besprengt und bestreut sich gegenseitig mit gefärbtem Wasser und gefärbtem Puder, dem Gulal. Wer den Übermut ablehnt, bestreicht sich gegenseitig zumindest dezent mit etwas Pulverfarbe. Trotz aller Ver-änderungen in der modernen indischen Gesell-schaft ist die sakrale Bedeutung weiterhin deutlich erkennbar, so werden etwa die Farben noch heute meist vorher auf dem Altar geweiht und die Menschen überbringen Segenswünsche. 

Ursprünglich entstanden die Farbpulver aus bestimmten Blüten, Wurzeln und Kräutern, die heilend wirken. Heute kommen häufig synthetische Farben zum Einsatz, die teilweise sogar schädlich sein können.

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Eng mit Holi verbunden sind die Geschichten aus Kindheit und Jugend Krishnas. Auch er soll mit seiner Gefährtin Radha und den anderen Hirtinnen das Spiel der Farben zelebriert haben. Hier interpretieren Hindus das zärtliche „Spiel“ mit den Farben als „Lila“ Krishnas, als Symbol für das „Göttliche Spiel“.

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Der erotische Charakter des Frühlingsfestes kommt auch im Fest Kamadahan zum Ausdruck, das die Menschen zur selben Zeit in Südindien feiern. Die Legende:

Einst versuchte Kama, der Gott der Liebe, Shiva in seiner Meditation zu stören. Aber im Zorn verbrannte ihn dieser mit seinem dritten Auge zu Asche. Erst das Flehen der Ratri, Kamas Gattin, besänftigte ihn, und er gab ihm das Leben zurück.

Seitdem ist dieser Tag dem Gott der Liebe geweiht.

Endlich ist es Mittag. Wir sind müde vom vielen Laufen. Wir besuchen ein gepflegtes Restaurant, wo sich jeder aus der vielseitigen Karte etwas aussuchen kann.

Die Altstadt war für mich sehr interessant. Ich liebe es, durch verwinkelte Gassen zu gehen, besonders dann, wenn sie von den Touristen verschont bleiben. Man muss dann auch mitunter mit Widerwärtigkeiten rechnen, wie zum Beispiel,

dass ein unvorsichtiger Motorradfahrer Vrenis Bein streift und dazu noch blöd lacht, weil sie eine Frau ist. Oder dass von oben ein Spritzer Wasser kommt (ist es wirklich Wasser?), oder auch, dass die auffliegenden Tauben etwas fallen lassen. Darum - es war nicht Vrenis Stunde und sie ist jetzt froh, der Enge wieder entwichen zu sein. Dazu kommt natürlich auch, dass ich ein paar Wochen mehr Indienerfahrung habe und jetzt vieles gelassener nehme.

Nach einem kurzen Fotostopp am Gate of India besuchen wir den Sikh-Tempel Gurudwara Bangla Sahib.

Dieser Tempel ist wirklich ein besonderer Ort. Im "Umkleideraum", wo man die Schuhe ab- und eine besondere Kopfbedeckung anlegt, kann man auf Informationstafeln viel über die Sikhs und ihre Religion lernen. Im Inneren des Bangla Sahib Gurudwara-Tempels werden den ganzen Tag die Verse aus dem heiligen Buch der Sikhs, dem Adi Granth rezitiert. Am Tempelsee verrichten die Gläubigen ihre Waschungen und Zeremonien. Manche gehen hin und trinken sogar von der "heiligen Brühe" oder füllen sie in Flaschen ab. Jedenfalls ist das Wasser so trüb, dass man die Fische an der Oberfläche kaum sehen kann.

In einem grossen Saal werden täglich bis zu 10'000 Essensportionen an Bedürftige ausgegeben. Ein ganz besonderes Erlebnis ist der Besuch der Grossküche, wo Freiwillige Gemüse schnippeln, Linsensuppe kochen und Chapatis braten.

Ein unvergessliches Erlebnis!

Aber auch davon haben wir irgend wann genug und gehen zum Bus zurück. Auf dem Weg dorthin sehen wir wieder Dinge, die es nur in Indien gibt. Hinschauen ist so normal wie wegsehen.

Die letzte Station für heute ist ein Supermarkt, irgendwo auf dem Rückweg. In Gurugram verlassen wir den Bus, überqueren zwei dicht befahrene Strassen, was bei vielen schon fast Panikattacken ausgelöst, um dann im Einkaufskomplex "Cyper City" anzukommen.

In einem engen, aber gut bestückten Supermarkt stürzen sich alle zuerst auf die Joghurts und die Käse. Wie wenn ein Schwarm Heuschrecken eingefallen ist, sind die Gestelle gleich leer-geräumt.

Wir nehmen es gemütlich und setzen uns danach in ein Café und geniessen einen Cappuccino. Dann ziehe ich noch Geld für die nächsten Tage und anschliessend gehts wieder in gleicher Weise über belebte Strassen zum Bus.

Am Abend werden wir von Erhard ins Restaurant eingeladen. Erhard hat wie ich am 1. März Geburtstag.

2. März 2018,  Gurugram, Tag 2

Für heute steht ein weiterer  Ausflug nach Delhi auf dem Programm um das Fest der Farben zu besuchen. Nachdem uns aber klar geworden ist, was das bedeutet, verzichten wir wie auch die meisten der anderen Mitreisenden darauf. Nur wenigen ist es egal, wir farbverschmiert sie zurück kehren.

Dafür machen wir uns einen gemütlichen Tag und erledigen all die kleinen Dinge, die im Laufe der Zeit zurückgestellt wurden.

3. März 2018,  Gurugram, Tag3

Noch einer freier Tag. Heute haben wir echt gefaulenzt.

4. März 2018,  Gurugram - Udham Singh Nagar

Endlich wieder fahren! Nach zwei Tage nur faul herumhängen, bin ich froh, dass es weiter geht.

Heute ist Sonntag und darum soll es in Delhi nur wenig Verkehr geben. Das bedeutet, dass wir die Peripherie der Grossstadt in Richtung Nord-Osten durchfahren können. An einem Werktag würde sich dies nicht empfehlen.

Darum fahren wir schon kurz nach 7 Uhr los.

Die erste halbe Stunde führt uns auf dem bereits bekannten Weg nach Delhi, um kurz davor abzu-zweigen. Tatsächlich sind verhältnismässig wenige Autos unterwegs.

Das Navi zeigt nicht immer die ideale Route an und so stehen wir plötzlich vor einer Höhen-beschränkung, können aber rechtzeitig  wenden.

Mitunter begegnen wir mit Zuckerrohr aben-teuerlich beladenen Fahrzeugen. In dieser Region wird auffallend viel Zuckerrohr angebaut und gerade geerntet. 

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Kurz vor 12 treffen wir auf einen McDonalds, den ersten den wir ausserhalb einer Grossstadt sehen. Aus lauter Bequemlichkeit beschliessen wir, hier zwei Burger zu holen, diese aber dann etwas weiter weg im WoMo zu verspeisen. Es sind die Ersten auf der ganzen Reise! 

Ob sie uns geschmeckt haben? Naja - war nicht so schlecht. Jedenfalls konnten wir schnell weiter-fahren.

Selbst die Kühe, welche sonst mit stoischer Ruhe unverrückbar auf der Strasse stehen bleiben, werden heute bedrängt. Jedenfalls geht es dieser Kuh so, dass sie über die Strasse getrieben wird und sich keine Pipi-Pause gönnen kann.

Wenig später, wir sind bereits auf der Autobahn, staut sich der Verkehr an einer Zahlstelle. Hier hat man offensichtlich mit noch weniger Autos gerechnet, jedenfalls sind nur gerade 3 der 8 Zahlstellen besetzt.

Dann geht es weiter, mal auf guter Strasse, dann über Umleitungen und auf aufgerissenen Strassen.

Inzwischen ist ganz Indien auf der Strasse. Es ist der letzte von einer Reihe von Feiertagen. Es scheint, dass alles was Räder hat, diese heute bewegt.

Für viele ist ein Sonntagsausflug angesagt. Ganze Familien sitzen darum zusammengepfercht in einem Tuk-Tuk oder in einem Laster. Man fährt "ins Grüne", wo auch immer das zu finden ist. Irgendwo halten sie dann an und breiten ein Tuch am Strassenrand aus. Da wird dann der Sonntag verbracht. Die Kinder spielen unbehelligt und unbeaufsichtigt am Strassenrand.

5. März 2018,  Udham Singh Nagar - Mahendranagar

Heute verlassen wir nach zwei Monaten vorerst einmal Indien. Wir alle haben genug von diesem Land, dem Lärm, dem Rauch, dem Schmutz, den neugierigen und aufdringlichen Menschen. Der chaotische Verkehr ist auf Dauer noch das kleinste Übel.

Ob sich unsere Sehnsucht nach Wald, Wiesen, Bergen, klarer Sicht und sauberer Luft in Nepal erfüllen wird?  

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Die nicht ganz 100 km nehmen wir früh in Angriff. Die Erkenntnis, dass je näher man der Landesgrenze kommt, desto desolater ist der Strassenzustand, bestätigt sich auch hier. Darum lassen wir uns Zeit und erreichen die indische Grenze kurz nach 10 Uhr.

Mit den Pässen gehen wir für den Ausreise-stempel  ins Immigration Office und anschliessen ins Zollbüro um das Carnet stempeln zu lassen.

Noch vor der Grenze treffen wir auf viele Grenzgänger, welche in Indien Waren und Lebensmittel einkaufen, um diese in Nepal entweder weiter zu verkaufen oder sie selbst zu nutzen. Jedenfalls sind die Fahrräder oft bis zur Belastungsgrenze beladen.

Schon nach 15 Minuten verlassen wir Indien und fahren ein paar Kilometer bis zur nepalesischen Grenze.

Aber noch vorher müssen wir über einen Stau-damm auf die andere Seeseite. Dass dieser nur einspurig befahren werden kann, haben wir im Vorfeld erfahren. Dass dann aber bereits bei 3 WoMos, und weitere folgen noch, ein komplettes Chaos ausbricht, welches den Verkehr zum Erliegen bringt, hätten wir nicht erwartet. Aber eigentlich überrascht es uns nicht mehr.

Nach fast einer Stunde ist der Verkehr soweit entflechtet, dass die Fahrrichtung gewechselt werden kann und wir auf die enge Brücke fahren können.

Ich stehe gerade vor der Einfahrt, da werde ich angehalten.

Ich muss mit der Quittung nochmals in ein Büro, damit die Daten in ein weiteres Buch eingeschrie-ben werden. Erst danach darf ich los. Diese Verzögerung hat aber zur Folge, dass auf der 500 Meter entfernten  Gegenseite, die Motorradfahrer losfahren. Lediglich in der Mitte gibt es eine kleine Verbreiterung, wo aber auch nur die Töffs aus-weichen können.

Es kommt wie befürchtet: Vor mir stehen etwa ein Dutzend Motorräder. Um kreuzen zu können, muss ich auf den letzten Millimeter an die linke Brückenbrüstung fahren.

Nach dem die Fahrer die Töffs seitlich abgekippt und selbst in die Hocke gegangen sind, kommen wir aneinander vorbei. Aber selbst wenn man das Chaos von der Gegenseite sieht, hält das niemanden davon ab, nicht auch noch auf den Damm zu fahren. Selbst die "Offiziellen", welche den Fluss regeln sollten greifen nicht ein - aber warum auch? Am Abend sind ja immer alle durchge-kommen - oder?

Endlich angekommen, werden wir von Jörn und Ashok, unserem neuen nepalesischen Guide empfangen. Er übernimmt gleich die Pässe und das Carnet und springt von einem Büro zum anderen. Nach weiteren 15 Minuten müssen wir nur noch zweimal unterschreiben und 80$ für zwei neue Visa bezahlen. Dann sind wir definitiv durch.

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Nun sind es noch 12 Kilometer bis zum heutigen Stellplatz.

Hier wartet die nächste Überraschung auf uns. Inzwischen sind wir die Ersten, die hier ankommen und gleich bei der Einfahrt sehen wir, dass wir nicht unter dem Torbogen durchkommen.

Im Wissen darum hat man bereits gestern den Weg unter dem Tor tiefer gelegt, aber so, dass die Fahrzeuge jetzt am Wulst in der Wegmitte aufsitzen.

Darum heisst es zurück auf die nahegelegene Graspiste des lokalen Flugplatzes und warten.

Zwei Stunden später ist es dann soweit, wir wagen einen neuen Anlauf - und kommen auch durch.

Jetzt stehen wir auf einem schönen Platz.

Am Abend stossen wir auf Christians Geburtstag an und später gehen wir ans Buffet - diesmal ein Nepalesisches! Mindestens hier, in Grenznähe unterscheiden sich die Küchen kaum.

6. März 2018,  Mahendranagar - Bardia Nationalpark

Schnell verlassen wir die umtriebige Gegend rund um den Grenzübergang und fahren durch die Savannen und Graslandschaften der fruchtbaren Terai-Tiefebene, vorbei an kleinen Dörfern der Tharu, die wohl seit dem 16. Jh. hier leben und eine anerkannte Minderheit (13.5%) in Nepal bilden.

Am Horizont sind erste Himalaya-Ausläufer zu sehen und davor liegen bis weit in den Hintergrund sichtbar Weizen- und Reisfelder.

Bemerkenswert sind die auffallend vielen grossen Flusssteine, welche überall aus den Flüssen gebaggert und aufgehäuft werden. Was machen sie wohl damit?

Alle paar Kilometer kommt wieder eine Brücke, das Land ist von unzähligen Flüssen durchzogen, welche von den Bergen kommend sich im Rapti Nadi sammeln.

Unsere Mittagsrast machen wir in einem schattigen Teakwald. Dann geht es weiter und bald fahren wir über die längste Brücke Nepals:  Die Karnali Bridge mit ihren 500 Meter Spannweite. Sie führt uns über den Karnali Nadi.

Dann verlassen wir den Mahendra Highway, fahren durch eine ausgetrocknete Furt und weiter auf einer unbefestigten Nebenstrasse bis zum heutigen Camp. Hier stehen wir am Rande des Bardia Nationalparks, von wo aus wir morgen eine Jungle-Safari unternehmen.

Bardia Nationalpark

Nepals grösster Nationalpark beeindruckt mit einer wachsenden Tiger- und Nashornpopulation, einer der grössten wilden Elefantenherde, Sumpf-krokodilen sowie zwei weiteren seltenen Wasserbewohnern: 

Der Gangesgavial, eine Krokodilart, die nur noch etwa 200 Exemplare zählt. Die einzigen bekannten Populationen gibt es in Nepal und Nordindien. Ende der 1940er gab es noch tausende Exemplare, doch wurden sie bis an den Rand des Aussterbens bejagt. Ihr Leder gilt als besonders kostbar, ausserdem fanden manche Körperteile in der traditionellen Medizin Verwendung. Die Eier der Krokodile gelten mancherorts bis heute als Delikatesse, sodass frische Gelege früher mitunter vollständig ausgehoben wurden.

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Gangesgaviale haben eine charakteristische sehr lange, schmale Schnauze; bei Männchen bildet sich mit fortschreitendem Alter auf der Spitze der Schnauze eine knollige Verdickung. Beim Schnaufen durch die Nasenlöcher wirkt diese "Knollennase" als Resonanzkörper - dieses Schnaufen oder Zischen ist an ruhigen Tagen etwa einen Kilometer weit zu hören!

Der andere seltene Wasserbewohner in den hiesigen Zuflüssen des Ganges ist der Ganges-delfin mit seinem auffällig steil abgerundeten Kopf. In Nepal gilt er als ausgestorben. Der Grossteil der schätzungsweise 600 - 800 Exemplare lebt in Indien, einige in Bangladesch und eben auch im Bardai Nationalpark.

7. März 2018,  Bardia Nationalpark, Tag 2

Um 8 Uhr gehts los, mit zwei grossen Safari-Jeeps fahren wir 6 km zum Eingang des Nationalparks. Hier werden wir von einem Guide erwartet. Nachdem er uns alle am Gate registriert hat - (sie wollen wissen, wovon sich die Tiger ernähren !!) - folgen wir ihm zu Fuss. Zuerst geht es durch den Dschungel, von Urwald kann man hier längst nicht mehr sprechen. Offensichtlich wurde hier seit langem abgeholzt und wieder aufgeforstet. Trotzdem ist es schön und beruhigend, durch den stillen Wald zu gehen - wenn nur nicht hinter jedem Busch ein Tiger lauern könnte!

Dann verlassen wir den Wald und treten auf eine Flusslandschaft hinaus. Das breite Bachbeet ist mit runden Steinen übersät und das Gehen bereites Mühe. Nur ein kleines Rinnsal fliesst noch und genau darüber müssen wir, um auf die andere Seite zu kommen. Bei den zwei tiefen Stellen (20 cm) liegen Baumstämme um einen trockenen Übergang zu ermöglichen. Aber gleich beim ersten gleitet Christian auf dem glitschigen Stamm aus und fällt ins Wasser. Ab jetzt ist bei ihm für Kühlung gesorgt, denn inzwischen brennt die Sonne schon heiss auf uns herab.

Gleich beim Wasser kommt jetzt auch die Frage nach den Krokodilen. Aber bei so wenig Wasser können wir uns das nicht vorstellen, hier auf eines zu treffen.

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Wir gehen weiter, jetzt durch eine Graslandschaft und gleich erinnern wir uns daran, dass sich Tiger im hohen Gras an ihre Beute heranschleichen. "Where is the tiger. . . ?"

Der Guide beruhigt uns, er würde keinen Tiger sehen - und so wird es vielleicht bis zum Ende der Exkursion auch bleiben. Jedenfalls ist das unsere Safari-Erfahrung. Nur selten sahen wir das was wir erwartet haben.

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Inmitten von all den blattlosen Bäumen, es ist erst Anfangs Frühling, fallen die Kapok-Bäume mit ihren roten Blüten auf. Sie gehören zu den mächtigsten Bäumen im tropischen Regenwald, die Wuchs-höhen bis zu 75 Meter erreichen.

Der Stamm ist grün und wird im Alter von Brettwurzeln gestützt. In seiner Jugendzeit ist er dicht bedeckt mit spitzen, pyramidalen bis kegelförmigen Stacheln. Die Laubblätter sind handförmig gefingert. Sie werden beim Beginn der Trockenzeit im Februar bis März abgeworfen. Zu dieser Zeit treiben die büschelweise an Zweigenden stehenden rosa oder weissen Blütenknospen aus.

Kapok

Kapok, auch Pflanzendaunen genannt, ist die Hohlfaser des Kapokbaumes (Ceiba pentandra). Sie stammt aus den langen Fasern der Früchte des in den Tropen wachsenden Baumes. Die Faser selbst ist glatt, transparent mit grossem Lumen und dünner Zellwand. Die durchschnittliche Länge der Faser beträgt 19 mm, die durchschnittliche Faserbreite ist 19 μm.

Wegen des Lufteinschlusses von 80% gilt die Kapokfaser nach Pappelflaum als leichteste natürliche hohle Textilfaser der Welt. Sie wird zu etwa 15% zur handgepflückten Baumwolle (85%) beigemischt, um einen seidigen Griff und dadurch vermitteltes Wohlbefinden hervorzurufen, das durch die natürliche Wärme- und Feuchtigkeits-regulierung gesteigert wird.

Die Fasern besitzen einen feinen Wachsüberzug, der zum einen bewirkt, dass sie nicht leicht verspinnbar sind, zum anderen jedoch den Vorteil hat, dass die Haare nicht benetzbar sind. Allerdings ist Kapok dadurch leicht entflammbar. So ist das Feuer auf dem Passagierschiff Normandie durch entzündete Schwimmwesten mit Kapok-Füllung entstanden.

Kapok wurde früher auch zum Stopfen von Polstermöbel, Matratzen und Schlafsäcken verwen-det.

Dann wird der Fluss breiter. Vor uns steigt ein Adler auf und lässt einen gefangenen Fisch im Wasser zurück - wir haben ihn gestört. Er zieht einen grossen Kreis und setzt sich in 200 Meter Entfernung ans Flussufer.

Nach einiger Zeit steigt er wieder auf und fliegt davon.

Übrigens entdecken wir hier mit dem Fernglas in grosser Entfernung ein Krokodil - für ein Bild ist es aber zu weit weg.

Dann gehen wir wieder in den Dschungel. Im Schatten ist es angenehmer als in der prallen Sonne. Da treffen wir auf zwei Elefanten, deren Reiter eine Pause einlegen wollen.

Nach einer kurzen Pause führt uns der Guide weiter, immer noch in der Hoffnung einen Tiger zu entdecken. Als er auf einen Baum klettert, fragen wir uns ob er jetzt Ausschau hält oder vor einem Tiger Reissaus nimmt.

Plötzlich sehen wir auf dem Weg eine Tigerspur - ist er vielleicht noch in der Nähe? Der Guide beruhigt uns, er hat sie schon gestern gesehen!

Auf dem weiteren Weg begegneb wir einer Patrouille Parkwächter, alle mit automatischen Gewehren bewaffnet.

Zurück im WoMo bleibt uns gerade mal eine Stunde um zu Essen und uns zu Erholen. Dann geht es zur Jeep-Safari. Diese ist zum Glück eher bequem da wir kaum mal aussteigen.

Hier eine Sammlung der Bilder:

Es ist inzwischen fast Mittag und wir haben 10.6 km hinter uns. Alle sind müde und froh, dass der Trip zu Ende ist. Aber vorher sehen wir uns noch die komischen Krokodile an: Die Gangesgaviale mit der langen schmalen Schnauze. und dem Knollen auf der Nase bei den älteren.

Gegen 5 verlassen wir den Park und der Guide fährt uns zum Stellplatz zurück. Unterwegs sehen wir noch einen Platz, an welchem ein Arbeits-Elefant angekettet ist - kein besonders schönes Leben für ein so edles Tier!

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Ja - einen Tiger haben wir nicht gesehen, dafür bin ich beim Rückweg auch ausgerutscht und ins Wasser gefallen.