8. Febr. 2018

Omkareshwar bzw. seine Pilgerstätten dürften ca. 1'000 Jahre oder älter sein; der älteste Tempel des Ortes (Siddhanatha Tempel) stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde wenige Jahrzehnte nach seiner Fertigstellung von den muslimischen Invasoren zerstört. Der Ort gehörte im 15. Jahrhundert zum Sultanat Malwa mit der Hauptstadt Mandu. Das Sultanat fand sein Ende im Jahr 1531, als es vom Sultanat Gujarat erobert wurde. Im Jahr 1561 wurde die Gegend vom Grossmogul Akbar in das Mogulreich integriert und kam im Jahr 1818 unter die Herrschaft der Briten.

Sobald das Tageslicht ein Arbeiten erlaubt, beginnt Manni mit der Demontage der Einspritzanlage. Nach etwas mehr als einer Stunde ist das eine Druckrohr mit dem fraglichen Sensor ersetzt und der Motor läuft wieder. Schnell wird zusammengepackt, damit wir möglichst bald der Gruppe nachfahren können.

Auch hier finden sich wieder Neugierige, aber auch interessante Menschen ein um unser Treiben mit Staunen zu verfolgen.

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Gerade wollen wir losfahren, da finde ich einen O-Ring im Staub liegen. Manni ist ganz perplex als ich ihn ihm gebe. Er beschliesst aber vorerst mal so loszufahren.

Ich fahre also die steile Strasse hoch und hinter mir folgt das Teamfahrzeug. Schon habe ich das steilste  Stück hinter mit,  da sehe ich dass Manni nicht mehr nachkommt. Also fahre ich wieder ein Stück zurück und nach einer Kurve sehe ich ihn stehen.

8. Febr. 2018,  Omkareshwar - Mandu

Das auf einer Flussinsel gelegene Shiva-Heiligtum (Mamaleshwara-Tempel) birgt eine Steinplatte, die als Lingam verehrt wird. aber auch andere Götter des Hindu-Pantheons wie Shiva und Hanuman werden in eigenen Tempeln verehrt; darüber hinaus existieren auch mehrere kleine Jain-Tempel.

Gegenüber befindet sich ein Ashram, ein klosterähnliches Meditationszentrum. Es ist ein Anziehungspunkt für Rucksacktouristen aus aller Welt, welche hier ihre Erleuchtung suchen.

Schon frühmorgens und auch unter Tags wieder ist das monotone Herunterleiern von Mantras und Gebeten.

Er ist bereits ausgestiegen, hat die Motorhaube geöffnet und zieht den Stecker des Luftmengen-sensors. Damit sollte der Motor wieder starten und wirklich, es geht weiter. Ich fahre von jetzt an hinter im her.

Irgendwann merkt Manni, dass er die Drehzahl nicht über 2'000 U/min treiben darf, sonst stellt der Motor ab. Und so erreichen wir das heutige Ziel ohne weitere Überraschungen. Am Nachmittag wird dann noch der übrig gebliebene O-Ring eingebaut.

Wir stehen auf einer Höhe und blicken ins Tal und sitzen in unseren Klappstühlen. Ich lasse den Tag mit einem GinTonic ausklingen. Vor uns geht die Sonne unter und plötzlich ist es kühl. Ich ziehe mich ins WoMo zurück um noch den heutigen Bericht zu schreiben.

Weil seit ein paar Tagen das Wasser nur noch mit wenig Druck läuft, beschliesse ich, den Filter bei der Pumpe zu reinigen. dazu aber muss ich das Schubladenmöbel ausbauen.

Nach einer Stunde ist es erledigt und das Wasser läuft wieder mit Druck.

9. Febr. 2018,  Mandu - Neemuch

Der neue Tag empfängt mich mit einer wunder-baren Aussicht.

Die heutige Strecke führt zuerst durch eine abgelegene Gegend hinunter ins Tal.

Später dann fahren wir wieder durch viele kleine Orte, in denen das tägliche Leben noch von der Mühe um das "tägliche Brot" geprägt ist.

Immer wieder begegne ich Fahrzeuge, auf deren Ladebrücken ein Dutzend Frauen stehen um auf ein entferntes fFeld zu fahren, wo sie ernten.

Zum Nachtessen bin ich bei Susi eingeladen. Kaum haben wir begonnen, steht die Polizei schon wieder hier. Inzwischen ist 21 Uhr geworden und wir fragen uns, was das jetzt wieder soll.

Wir werden aufgefordert, unsere Pässe zu zeigen, obwohl die Reiseleitung bereits Kopien von allen Pässen und Visa eingereicht hat.

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Vorerst verhandeln unsere beiden indischen Guides noch mit den Behörden und wir können wenigstens noch fertig Essen. Dann aber holen wir unsere Pässe um sie vorzuweisen. Jeder wird angeschaut und auf einer Liste abgehakt. Das wars!

Am Morgen erfahren wir dann noch, dass unsere beiden Guides ebenfalls wach bleiben mussten - welch ein Schwachsinn!

Am frühen Nachmittag erreichen wir unseren Übernachtungsplatz, direkt neben der Haupt-strasse gelegen. Es dauert nicht lang und die Polizei steht auch schon hier. Ein Voraustrupp hat gestern den Platz mit den Behörden abge-sprochen, trotzdem wird mehr als eine Stunde lang darüber diskutiert. Dann aber zieht die Polizei ab.

Weil wir direkt an der Hauptstrasse liegen und zudem nachts hier noch Prostituiert verkehren, wäre es für uns zu gefährlich. Sie bieten uns darum einen Polizeischutz während der Nachts an.

Zwei uniformierte Typen stecken ein Feuer an und sitzen ab jetzt bis zum Morgen ums Feuer.

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Um halb zwei, ich schlafe tief, werde aber durch ein Auto mit Polizeisirene geweckt. Kommt doch jetzt ein Vorgesetzter der beiden Wächter und kontrolliert sie. Dem A... ist nicht bewusst, dass er uns alle damit aufweckt.

10. Febr. 2018,  Neemuch - Udaipur

Der Morgen danach. Noch immer brennen die Feuer, aber inzwischen sind die Wächter am zusammenpacken.

Zwei Stück alten Brotes werfe ich noch weg, in der Annahme, dass über kurz oder lang ein Tier diese holen wird. Und es dauert nur ein paar Minuten und ein Hund steht hier und versucht, beide Stücke gleichzeitig ins Maul zu nehmen. Dann zieht er damit fort, immer um sich schauend, ob nicht ein anderer Hund ihm die Beute streitig machen will.

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Zusammen mit Klaus ersetzt ich noch das defekte Fenster und dann mache ich mich auch an die Weiterreise.

Es ist Wochenende und die Menschen in den grösseren Orten haben Zeit herumzusitzen.

Hier ein paar Eindrücke von  unterwegs.

Aber in den Dörfern, bei den Bauern, gibt es kein Wochenende. Hier wird wie immer gearbeitet - hauptsächlich durch die Frauen.

Die Lastwagen und Traktoren mit den unglaub-lichen Lasten sollen Saatgut geladen haben. Aber warum man das so verpackt erfahre ich nicht. Jedenfalls ist es schon erstaunlich, was da alles so unterwegs ist.

Immer wieder treffe ich auf am Strassenrand "gestrandete" Laster. Diesem hier passierte es wahrscheinlich gestern, jedenfalls sieht das geladene Gemüse noch frisch aus.

Am frühen Nachmittag erreiche ich Udaipur. Wir stehen im Bonjour Paradise Resort, einem neu erstellten Hotel, in der Nähe des Fateh Sagar Sees.

Udaipur ist eine Grossstadt mit etwas 450'000 Einwohnern und ist umschlossen von drei künstlich angelegten Seen (Pichhola-See, Fateh-Sagar-See und Udai-Sagar-See), die allesamt über den meist trockenfallenden Ahar verbunden sind; in der Monsunzeit fliessen die Regenwasser-mengen letztlich in den Ganges.

Für Morgen ist eine Stadtbesichtigung angesagt.

11. Febr. 2018,  Udaipur, Tag 2

Um 9 Uhr starten wir zur Stadtexkursion, die bis nach 18 Uhr gehen soll.Unser erstes Ziel ist der wunderschön am Pichola-See gelegene Stadt-palast. Bereits am Eingang werden wir von malerisch uniformierten "Kriegern" empfangen. Sie sind es sich offensichtlich gewohnt, immer wieder fotografiert zu werden. Jedenfalls halten sie schön still. Etwas anderes haben sie ja kaum zu tun!

Der Palastkomplex ist nicht nur der grösste Palast Rajasthans, sondern wohl auch einer der schönsten Paläste in ganz Indien. Udaipur hat seinen Ruf als romantische Stadt also sicher nicht zu unrecht. Wer das nötige Kleingeld hat, kann ein Hotelzimmer in einem Teil des Palastes beziehen. Der andere Teil des Palastes ist als Museum zugänglich.

Da wollen wir jetzt hinein.

Über unzählige verwinkelte und steile Treppchen, hinauf und wieder hinunter, um gleich wieder hochzusteigen, gehe ich durch alle Winkel und Räume des riesigen Palastes. Gut, dass es immer wieder Tafeln mir "NEXT" und zu Schluss mit "EXIT" hat. Ich hätte den Ausgang nicht mehr selbst gefunden.

Da sind Räume welche nur Silberwaren beher-bergen: Kutschen komplett aus Silber, Tafelbesteck, Schmuck, Nippes und anderen Kram.In anderen Räumen sind Textilien aus der Zeit der Maharanas zu sehen.

Der Palast dient Maharana Arvid Singh, dem amtierenden Oberhaupt des Hauses Mewar als Residenz. Mit dem Bau des Stadtpalasts, dessen eindrucksvolle Fassade das östliche Ufer des Sees beherrscht, hatte bereits der Stadtgründer Udai Singh begonnen; aber erst ab 1614 gewann die Anlage in mehreren Bauphasen allmählich an Grösse und Gestalt. Von der Altstadt her gelangt man durch das wehrhafte Hathi Pol (Elefantentor 1600) zunächst zum 1725 errichteten dreibogigen Tripoliator an der Nordseite des Innenhofs. Unter den zwischen beiden Toren liegenden acht Bögen liessen sich früher die Maharanas an ihrem Geburtstag in Gold und Silber aufwiegen, das dann an die Bevölkerung verteilt wurde.

Die rechter Hand sich auftürmende Fassade des Palastes, der Mardana, gehört grösstenteils zum späteren Bauabschnitt. Hinter den fensterlosen, nur durch Türme aufgelockerten burgartigen Wänden im nördlichen Teil verbirgt sich ein bis zum Obergeschoss reichender Felsen, der heute unsichtbar, in den Komplex einbezogen wurde. In den ehemaligen Stallungen an der Ostseite sind neuerdings Souvenirläden untergebracht. Dass der Maharana es versteht, seine Wohnstatt zu vermarkten, hat er bereits zuvor durch Umwand-lung eines Flügels in ein Luxushotel bewiesen.

Das Haus von Mewar führe seine Abstammung auf die Dynastie der Sisodia zurück, die ihren Ursprung wiederum in den Kshatriya sieht, der von Sonne und Mond abstammenden arischen Kriegerkaste. Ihren Führungsanspruch unter den 36 Rajputen-stämmen dokumentieren die Mewarherrscher auch in der Ehrenbezeichnung, indem sie sich statt wie üblich Maharaja (grosser Führer) Maharana (grosser Krieger) nennen und damit auch Bezug nehmen auf Udaipurs Rolle als unerschütterliche Bastion im Kampf gegen die Moguln.

Über eine Treppe gelange ich zum Chandra Mahal, in dem sich die Privatgemächer befanden.

Bemerkenswert ist die Verbindung traditioneller hinduistischer Architrav-Säulen-Konstruktion mit der islamischen Bogenbauweise, wobei die Zackenbögen nur als Konsolen ausgeführt sind und sich in der Mitte nicht berühren. Damit liessen sich breitere Säulenabstände realisieren, ohne die Höhe zu verändern. Sehr schön sind auch die mit farbigen Glasscherben gefüllten Marmorgitter im Erker. Durch einen Korridor erreiche ich den hübschen, sogar mit Bäumen bepflanzten Badi Mahal, einen intimen, von Arkaden umschlossenen Innenhof, der den Abschluss des oben erwähnten Felsens bildet und erst unter Maharana Amar Singh (1698-1710) angelegt wurde.

Geschichte

Anlass der Gründung war eine Tragödie, das Jauhar in der Festung von Chittaurgarh im Jahre 1567. Als die Übermacht der Truppen Kaiser Akbars erdrückend wurde, bestiegen bei diesem kollektiven Selbstmord die Rajputenfrauen mit Ihren Kindern die Scheiter-haufen, während die Männer die Tore öffneten und sich den Angreifern entgegenwarfen. Rana Udai Singh II. (1536 – 1572) hatte sich schon vor Beginn der Belagerung an den Picholasee zurückgezogen und entschloss sich nach der Niederlage, an den Ufern seine neue Residenz zu errichten. Der bereits 100 Jahre zuvor von einem Kaufmann angelegte künstliche See sicherte nicht nur die Wasserversorgung, sondern bildete auch eine fast unüberwindliche Bastion gegen feindliche Angriffe. Bereits im Jahre 1559, so will es die Legende, war Udai Singh dort einem Weisen begegnet, der ihm zur Errichtung einer neuen Metropole am Ufer des Sees geraten hatte.

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Der Aufbau ging nur langsam voran, da Udai Singhs Nachfolger Rana Pratap (1572-1597) seine Lebensaufgabe vor allem im Kampf gegen die Moguln sah, die ihr Einflussgebiet immer weiter ausdehnten. Nach der Schlacht von Haldighati, in der ihm sein schwer verwundetes Pferd Cheetak das Leben rettete, musste sich Pratap 1576 der Übermacht beugen und Udaipur den islamischen Truppen überlassen. Durch Guerillataktik versucht er nunmehr, aus dem Untergrund den Kampf fortzusetzen, stand aber gegen das erstarkende Mogulreich auf verlorenem Posten. Als Held, besungen in zahllosen Gedichten und Liedern, hat er zumindest in der Geschichte von Mewar jedoch Unsterblichkeit erlangt. Sein Sohn Amar Singh I. (1597 – 1620) setzte den Freiheitskampf fort, bis er nach der Niederlage von Kamnor (1614) als einer der letzten Rajputenfürsten sich der Vorherrschaft der Moguln beugen musste. Die Freiheit war verloren, aber es herrschte Frieden in dem sich nun Kunst und Kultur entfalten konnten.

Nach 3 Stunden gehen wir weiter. Es ist einer der schönsten und interessantesten Paläste die ich bisher auf dieser Reise gesehen habe.

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Das nächste Ziel ist der "Garten der Jungfrauen".

Saheliyon-ki-Bari ist ein grosser Garten und ein berühmter touristischer Ort. Er liegt im Norden der Stadt und verfügt über Brunnen und Kabinen, einem Lotusbecken und Marmorelefanten. Er wurde von Maharana Bhopal Singh gegründet. Saheliyon ki Bari bedeutet "Garten der Jungfrauen".

Aber der eigentliche Höhepunkt kommt jetzt, wie es sich später herausstellen wird: ein Bummel durch die Altstadt mit ihren vielen Gemüse- und Früchteständen.  Hier findet das Leben statt und ich könnte leicht mich für eine Stunde hinsetzen um die Menschen zu beobachten und um zu warten, bis mir etwas interessantes vor die Linse kommt.

Aber auch da muss ich irgend wann wieder weiter. Gegen sechs wollen wir noch eine Bootsafahrt unternehmen um den Sonnenuntergang auf dem Pichola-See zu erleben.

12. Febr. 2018,  Udaipur, Tag 3

Heute ist ein Ruhetag ohne besonderes Programm. Und trotzdem habe ich jede Menge zu tun.

Da wäre einmal schreiben, damit ihr zu Hause wieder lesen könnt, was bei mir so abgeht.

Weil das Wetter wunderbar ist und wir ausnahms-weise einmal an einem sauberen Ort stehen, stelle ich die Stühle vors WoMo und breite mein chinesisches Seidenduvet aus, damit es von der Sonne "gereinigt" wird. Ich freue mich schon jetzt auf den frischen Duft.

Natürlich wechseln wir die Bettwäsche auch regelmässig, aber das überlasse ich dann Vreni, wenn sie in 10 Tagen wieder zu mir kommt - ich freue mich!

Dann möchte ich den Spannungsregler fest montieren. Als Provisorium rutscht er immer im Laderaum herum und ich möchte nicht, dass er kaputt geht.

Als nächstes wasche ich meine Schuhe. Ob des vielen Staubes ist die ursprüngliche Farbe kaum mehr zu erkennen. Dann wird auch noch das Innere des WoMos staubgesaugt.

Am Nachmittag backe ich wieder ein Brot, beflügelt durch den Erfolg des letzten Males. Dieses Brot, das schönste in meiner Bäckerkarriere, schenke ich Frank zu seinem Geburtstag. Und mit einem Umtrunk feiern wir diesen auch.

Bevor ich zum Abendessen gehe, backe ich noch ein weiteres Brot, diesmal eins für mich. Zusammen mit dem Stellplatz bekommen wir auch ein Essen, welches im Preis inbegriffen ist.

Spannungsregler ? - wozu das? werdet ihr euch fragen?

Nun, wenn wir einmal Landstrom haben und nicht auf die Batterien und Solarpanel angewiesen sind, fällt die Spannung schnell mal unter 200 Volt. Damit aber lässt sich ein WoMo nur noch schlecht betrieben und man läuft Gefahr, dass etwas kaputt geht.

Der Spannungsregler regelt die Eingangs-spannung automatisch, damit am Ausgang etwa 230V anstehen. Zudem schützt er die elektrische Anlage auch vor Überspannung.

13. Febr. 2018,  Udaipur - vor Ranakpur

Die 80 km scheinen ein Klacks zu sein, aber nach der Hälfte der Strecke wird die Strasse immer enger und kurviger. 

Das langsame Fahren hat aber auch seinen Reiz: So sehe ich bedeutend mehr vom Land als wenn ich mich beeilen müsste, weil eine lange Strecke vor mir liegt.

Mit Sorgfalt und Geduld schaffe ich es aber und komme rechtzeitig auf dem Platz an - weit ab vom grossen Verkehrsstrom.

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Nach einem kleinen Mittagessen, einem gekochten Ei, einem Stück Brot und Gurkensalat aus einer kleinen Gurke. beginne ich mit dem Ordnen der Bilder.

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Um 14 Uhr 30 werden wir abgeholt und fahren in indischen Jeeps zur Tempelanlage Ranakpur. Bekanntgeworden  ist der Ort aufgrund ihrer im 12. - 15. Jh. errichteten üppigen Jaintempel. Seit dem 12. Jh.  war der Jainismus im nördlichen Indien so stark verbreitet, dass die Tempelarchitektur durch zahlreiche Neubauten eine Blütezeit erlebte.

Die muslimischen Eroberungen, bei denen viele buddhistische, Jain- und Hindutempel zerstört wurden, unterbrach diese Entwicklung. Ein reicher Kaufmann, der dem Jainismus anhing, veranlasste in der zweiten Hälfte des 15. Jh., nachdem er eine religiöse Vision erlebt hatte, die Errichtung des marmornen Tempelkomplexes in Ranakpur.

Es heisst, keine der 1'000 Marmorsäulen ähnele der anderen.

In den Tempelanlagen ist man übrigens sehr streng, was das Verbot der Tiertötung anbelangt: Man darf auch als Tourist keine Lederkleidung oder Lederschuhe bei der Tempelbesichtigung tragen.

Nach einer Stunde Fahrt in einem alten, klapprigen und ungefederten Jeep, nicht der im Bild,  erreichen wir Ranakpur. Zuerst besorgt die Reise-leitung die Eintrittskarten, die Fotographier-bewilligungen und die Audio-Führer.

Mit den aufgesetzten Kopfhörern betreten wir den Tempel und folgen wir den Erläuterungen.

Aber vorher werden wir noch gründlich kontrolliert: Die Hose muss die Knie bedecken, die Schuhe müssen draussen bleiben und selbst Ledergurte müssen ausgezogen werden. Gut, dass meine neue, halblange Hose mit dem Textilgurt in allen Punkten der Vorschrift entspricht.

Und schon wieder gibt es ein Abend-Buffet welches im Stellplatzpreis eingeschlossen ist. Wie auch die vergangenen Male, gibt es immer das gleiche Menu: Suppe, Reis, Linsen, Gemüse (heute die kleinen Auberginen), Kartoffel mit Kreuzkümmel und Huhn an einer sehr pikanten Sauce. Die Unter-schiede bestehen nur darin, wie schmackhaft es zubereitet wird. Heute schmeckt es ausge-zeichnet!

Dann wird noch ein Feuer angemacht, aber nur wenige setzten sich darum. Von Feuern haben wir eigentlich tagsüber schon genug und zudem ist es auf 500 Meter abends bereits kalt.

14. Febr. 2018,  Ranakpur - Jodhpur

Kurz vor 8 Uhr verlasse ich den Platz und fahre die gleiche Strecke wie gestern mit dem Jeep. Um diese Zeit hat es fast keinen Verkehr und es rumpelt auch nicht so stark wie mit dem Klapperjeep von gestern.

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Dafür fallen mir jetzt die Pizzeria-Reklamen auf. Aber Pizza zum Frühstück? - Nein!

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Auch jetzt finde ich immer wieder interessante Gesichter. Schon immer bin ich an ihnen mehr interessiert als all den Tempel und übrigen Bauten. Hier ein paar mehr:

Dann treffe ich oft auch auf extreme Gegensätze, wie dieser flach geschliffene Fels und die Kühe, die im Unrat liegen und den Abfall fressen. Selbst vor Zeitungspapier machen sie nicht Halt.

In Rani stehe ich wieder einmal vor einem Bahnübergang. Die Schranke wurde eben erst gesenkt, darum stehe ich an vorderster Front und kann das Geschehen filmen. Der Film dauert mehr als 8 Minuten, aber hier einfügen ist zwecklos, weil er ja doch nicht läuft. Ich habe immer noch nicht herausgefunden woran es liegt. Kommt Zeit - kommt Rat.

Aber ich habe ihn auf Youtube veröffentlicht. 

Hier der Link:     https://youtu.be/44Rxpoc3RC8.

Kurz nach Mittag erreiche ich Jodhpur. Wir stehen auf einem neuen und gut organisierten Resort am Stadtrand. Für 14.30 ist wieder eine Exkursion angesagt. Diesmal geht es mit den Jeeps zu den Bishnoi.

Diese Glaubensgemeinschaft bezeichnet sich selbst als die Bishnoi, das übersetzt neunund-zwanzig heisst. Sie halten sich nämlich an 29 Gebote spiritueller Art, die das harmonische Zusammenleben innerhalb der Gemeinschaft und zwischen Mensch und Natur regelt. Die Bishnoi behandeln sich untereinander mit grösstem Respekt und bringen diese Achtung auch Tieren und Bäumen entgegen. Sie essen weder Fleisch, noch töten sie Tiere, sie vermeiden sogar jede Handlung, bei der hypothetisch Kleinsttiere sterben könnten - beispielsweise entzünden sie bei Dunkelheit keine Lampen, da Motten sonst verbrennen könnten. Auch fällen sie nie Bäume - Brennholz wird vom Boden aufgelesen und nicht vom Baum geschlagen.

Zum Brauch der Gemeinschaft gehört auch, dass Opium konsumiert wird. Davon will man uns eine Kostprobe einer Opium-Zeremonie geben. Das geht so:

Ein erbsengrosses Stück des Opiumkuchens (braune harte Masse, ohne besonderen Geruch) wird abgeschnitten und mit Wasser in einem Mörser zerstossen. Dann kommt mehr Wasser dazu und dieses wird vielleicht 5 oder 6 mal durch ein Sieb filtriert.

Jetzt wird von dem Wasser etwa ein Kaffeelöffel auf unsere Hände gegeben und wir werden gebeten, dieses abzulecken. Auch jetzt schmeckt es wie Wasser und eine Wirkung bleibt aus. Ich denke, dass das ein Humbug für uns Touristen ist.

Was aber interessant ist, ist wie ein Turban gewickelt wird.

Dazu wird ein durchscheinend dünnes Seidentuch von 9 x 1 Meter drehend auf den Kopf gewickelt. Anschliessend hält der Turban zusammen und kann abgezogen und weitergereicht werden.

Hier dazu mehr: https://youtu.be/W9uHYHXV6pU

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Anschliessend wird noch die Opiumpfeife geraucht, aber ohne uns. Auch hier: Ich bin überzeugt, dass es nur Show ist.

Auf dem weiteren Weg besuchen wir noch eine Töpferei, wo die grossen Wasserkrüge gemacht werden. Das habe ich aber schon oft gesehen. Ebenso wie die abschliessend besuchte Weberei. Hier ist ein fertiger Maschinenteppich am Boden aufgespannt und an dem wird auf dilettantische Weise uns gezeigt, wie hier gewoben wird. An den anschliessend ausgelegten Teppichen ist niemand interessiert und entsprechend ent-täuscht war auch der "Weber".

Am Abend werde ich von Rosmarie zum Abend-essen ins Hotel eingeladen: Indian-Buffet, das Beste bisher!

Sie will sich damit für meine Hilfen bezüglich der Elektrik im WoMo bedanken.