Die Seele Afrikas  -  Zurück in Südafrika

Donnerstag, 25. August 2016   Springbok

Kaum sind wir über der Grenze, eigentlich heisst es "über den Oranje", wird die Landschaft grün. 

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Wir fahren noch weitere 120 km bis Springbok.

Ihren Namen erhielt die Stadt nach den grossen Springbockherden, die im 19. Jahrhundert diese Gegend durchstreiften, bis diese dann von den Siedlern fast ausgerottet wurden. 

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Dort angekommen gehen wir wieder Einkaufen. 

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Dann fahren wir am Camp vorbei weil wir die blühende Steppe (Wildflowers) besichtigen wollen. Angeblich sollen diese jetzt gerade blühen und eine wahre Pracht sein. 

Aber leider ist es für eines der beiden Gebiete etwa eine Woche zu früh und beim anderen Gebiet ist das Blühen schon vorbei.

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Darum fahren wir etwas enttäuscht zum Camp.

Hier aber stehen wir ganz am Rand und vor einem Felsen, auf dem sich in der Dämmerung die Klippschliefer tummeln. Hier werden wir mit einem wunderbaren Ausblick auf viele verschiedene Blumen entschädigt. Morgen früh will ich sie bei bestem Licht fotografieren.

Freitag, 26. August 2016   2. Tag Springbok

Wir warten hier bis heute Nachmittag der Rest der Gruppe eintrifft. Sie werden bestimmt erzählen, was wir alles verpasst haben - aber sei's drum, wir haben uns entschieden!

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Heute ist Waschtag und ich spanne die Leine. Dann setze ich mich in den Stuhl, lese und warte bis der Wassereimer von der Waschmaschine gefüllt ist, um ihn zu leeren.

Hier eine Auswahl der vielen verschiedenen, bescheidenen Blumen:

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Zwischendurch gehe ich zwischen den Blumen durch und prüfe, ob sie sich schon geöffnet haben. Aber noch sind sie geschlossen. 

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Gegen 10 Uhr, die Sonne steht schon hoch am Himmel, ist es soweit. 

Kurz vor Kakamas verlassen wir die N14 und biegen in die R64. Jetzt sind es nur noch 24 km bis zum Nationalpark. War vorher das Land öd und leer, sehen wir jetzt grosse Felder mit Weinreben, welche zum grössten Teil zu Weinbeeren getrocknet werden. 

Samstag, 27. August 2016   Augrabies Nationalpark

Von Springbok aus geht es auf der N14 durch Wüsten-Einsamkeit nach Osten Richtung Upington zum Augrabies Nationalpark. Bis Pofadder ist die Landschaft noch steinig und hügelig, dann erstreckt sich vor uns weit und breit baumloses Schafweideland.

Aber leider ist die Saison vorbei und die Rebstöcke sind zurück geschnitten. Die grossen Trocken-felder liegen leer da und werden manchmal von Kindern und Jugendlichen zum Radfahren benutzt. Andernorts werden die Trauben in Gestellen getrocknet, aber auch diese sind leer. Entlang der Strasse befinden sich Siedlungen mit kleinen Häusern, welche von den Landarbeitern zur Erntezeit bewohnt werden - auch sie stehen jetzt leer.

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Dann erreichen wir den Nationalpark.

Kernstück des Augrabies-Nationalparks ist die von Oranje-Fluss gebildete Granitschlucht mit den Augrabies-Wasserfällen Der Oranje, oder in Afrikaas Gariep genannt, Grenzfluss zwischen Namibia und Südafrika zieht sich über eine Länge von 1'800 km durch Südafrika. Sein Bett ist sandig, das Wasser sauber, kalt und klar. Er ist die Ursache der Diamantenvorkommen an der namibischen Küste. 

Über Millionen von Jahren spülte er Diamanten, aber auch den roten Sand aus dem südafrika-nischen Kimberley in den Ozean. Von dort wurden sie mit der Meeresströmung nordwärts getragen, in die Dünenfelder der Namib hinein.

Zum Sonnenuntergang besteigen wir noch eine Felsplatte und beschliessen, uns morgen zum gemeinsamen Frühstück wieder hier zu treffen.

Auf den ersten Blick erscheint der Wasserfall nicht besonders gross. Bedenkt man aber, dass die Regenzeit erst bevorsteht, und sieht man, wie gross die ausgewaschene Schlucht ist, lässt sich ermessen wie es tosen wird, wenn die ungeheure Wassermasse sich durch die Schlucht zwängt.

Sonntag, 28. August 2016   Prieska

Während die Gymnastikgruppe ihre täglichen Übungen durchführt, bereiten die anderen das Frühstück auf der Felsplatte zu. 

Im warmen Morgenlicht geniessen wir dann in Ruhe den Tagesanfang. 

Der Oranje begleitet uns heute weiter bis nach Prieska. Auch hier fahren wir wieder beidseitig durch Weinanbaugebiete. An vielen Telefonmasten entlang der Strasse hängen grosse Nester der Webervögel. Die Kupferdrähte wurden längst durch Glasfaserkabel ersetzt, was aber nicht heisst, dass man die alten Drähte und Isolatoren entfernt hätte. Die Vögel stört das nicht.

Prieska ist ein Zentrum der Landwirtschaft; ebenfalls gibt es hier grosse Mengen an Schmucksteinen, bei denen das Tigerauge dominiert. Hierfür ist die Region um Prieska der weltweit grösste Lieferant.

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Früher war Prieska auch bekannt für seinen Berg-bau. Grössere Kupfer- und Zinkvorkommen wurden 1968 entdeckt und die „Prieska Kupfer-mine“ wurde gegründet. 

Sie war einer der Hauptgewinnungsorte für diese Erze im Nordkap. Kupfer war das wertvollere Produkt, aber Zink wurde mengenmässig mehr gefördert. Die Mine wurde 1996 geschlossen, da sie über die Jahre immer weniger rentabel wurde.

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Bis Ende der 1960er Jahre wurde in der Umgebung von Prieska auch Asbest in grossem Umfang abgebaut. Die daraus resultierenden Umwelt-schäden und ein erhöhtes Krankheitsrisiko sind bis heute feststellbar.

Bei der Einfahrt in die Stadt fallen die 18 grossen Getreidesilos auf. Offensichtlich ist dies ein regionaler Getreideumschlagplatz.

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Der heutige Schlafplatz liegt in einem Jeugkamp, einer gemeinnützigen Organisation. Diese lädt Kinder aus der Umgebung jeweils für ein Wochen-ende ein um mit ihnen zu spielen, sie aber auch in allgemeinen Belangen zu unterrichten, wie zum Beispiel wie man mit Besteck isst und dieses hält. Wir werden gebeten, falls wir alte Kleider oder Schuhe hätten, diese hier zu lassen.

Um 17 Uhr, nachdem alle Fahrzeuge eingetroffen sind, stellen wir sie auf der benachbarten Wiese für ein Gruppenbild auf. Nach verschiedenen Varianten und mehreren Versuchen mit dem Selbstauslöser gelingen dann auch ein paar Bilder.

Montag, 29. August 2016   Graaff Reinet

In Middelburg, etwa 100 km vor unserem Ziel machen wir Mittagsrast und besuchen das Picadilli's Café. Der Eingang führt uns zuerst in eine kleine Boutique und dann nach hinten in den Garten. Alles ist geschmackvoll eingerichtet und nur dank eines Tipps sind wir darauf aufmerksam geworden. Wir sind gerade am Essen, da kommen auch Christine und Ja.

Die Stadt erscheint uns wie aus einem Bilderbuch. Alle Strassen sind sauber, die Zäune  und Fas-saden frisch gestrichen und die Gärten gepflegt. Da kann man es fast nicht begreifen, dass das Camp in einem desolaten Zustand ist. Gut, dass wir nur eine Nacht bleiben.

Anschliessend gehen wir ins nahegelegene Restaurant Coldstream zum Abendessen. Wir geniessen im kleinen Rahmen das gute Essen und amüsieren uns köstlich.

Als kleiner Abstecher fahren wir noch nach Nieu Bethesda, einem sogenannten Künstlerort.  

Gegründet wurde die Siedlung 1875. Benannt wurde sie unter Bezug auf die biblische Zisterne Bethesda durch den Prediger Andrew Murray, welcher mit den Treckburen durch die Karoo zog. Wirtschaftlich soll die Stadt hauptsächlich von der Viehzucht leben. Ab etwa 2000 haben sich vermehrt Künstler niedergelassen. 

Die Landschaft ist reizvoll, aber als wir ankommen sehen wir beim besten Willen nichts von Kunst. Das Dorf ist wie ausgestorben.

Nach 430 anstrengenden Kilometern durch Einöde, erreichen wir Graaff Reinet.

Die Stadt liegt in der Karoo an den Ausläufern der Sneeuberge und ist durch eine Flussschleife von drei Seiten vom Sundays River umgeben. 

Die Karoo ist eine Halbwüstenlandschaft in den Hochebenen des Landes, nördlich der Grossen Randstufe und im südlichen Namibia.

Gegen 19 Uhr fahren wir zurück in die Stadt, um zusammen mit Christine, Ja, Ingrid, Rolf und Walli-peter einem Orgelkonzert beizuwohnen. 

Christine hat bei ihrem letzten Besuch vor 4 Monaten den Organisten kennen gelernt und von ihm erfahren, dass er heute Abend für uns spielen würde. 

Dienstag, 30. August 2016   Addo Elephant Park

Der Nationalpark wurde 1931 zum Schutz der elf letzten überlebenden Elefanten der Region eingerichtet, die bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zum Opfer von Elfenbeinjägern oder Farmern geworden waren. Der Gründung vorausgegangen war eine von Seiten der Regierung initiierte Jagd auf die hier heimischen Kap-Elefanten, die auf der Suche nach Nahrung immer wieder die Felder und Gärten der hier ansässigen Farmer verwüsteten. Nachdem es zu öffentlichen Protesten gekommen war, als der „letzte grosse weisse Jäger“ Major P. J. Pretorius in einem Jahr 130 Elefanten erlegte, wurde im Addo-Busch das seitdem mehrfach erweiterte Wildreservat eingerichtet. 

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Im Jahr 1954, als es 22 Elefanten gab, liess der damalige Parkmanager Graham Armstrong eine Fläche von 2'270 Hektar mit Elefantenzäunen umgeben. Dieser Zaun wird noch heute vom Park genutzt und wird nach seinem Erfinder Armstrong-Zaun genannt.

Im Jahr 2004 lebten im Park etwa 350 Elefanten; 2006 wurden bereits knapp über 400 Elefanten gezählt. Damit erreichte der Nationalpark das ökologisch vertretbare Maximum an Elefanten.

Langfristig soll der Addo Elephant Park der drittgrösste Park Südafrikas werden. Der Park soll auf eine Grösse von 3'600 km² anwachsen.

Gleich nach unserer Ankunft am frühen Nachmittag fahren wir ein paar Game Drives ab. Bei einer grossen Wasserstelle machen wir es uns gemütlich und essen. Dabei können wir während einer guten Stunde den Elefanten zusehen wie sie kommen, Wasser trinken, im Wasser baden oder sich nur mit dem Rüssel voller Wasser abspritzen.

Schnell wird sichtbar, wie die Familien zusammen gehören. Nur manchmal verlässt ein halbwüchsiger Elefant die Gruppe und springt zu anderen jungen Elefanten. Dann kehrt er wieder zur Familie zurück und wartet bis die Leitkuh das Kommando zum Weiterziehen gibt.

Dann steigt er ins Wasser und setzt sich hin - eigenartig, das haben wir bis jetzt nirgendwo gesehen. Später dann versucht er das Wasser zu verlassen. Es gelingt im aber vorerst nicht und er  stützt Kopf, Stosszähne und Rüssel am Boden ab. Er ist erschöpft.

Ein besonders grosser Bulle fällt auf, wie er bedächtig umher geht und immer wieder stehen bleibt. Mir scheint, als wäre es ein sehr alter Elephant.

Während der Weiterfahrt halten wir immer wieder an weil Tiere uns die Durchfahrt versperren. Einmal sind es Elephanten, dann wieder Schildkröten, welche die Strasse gemächlich kreuzen.

Als wir später nochmals zurückkehren steht der Alte als Einziger noch herum. Alle anderen Elephanten sind weitergezogen.

Dann gehen wir auf den Platz. Es soll die letzte Übernachtung im WoMo für lange Zeit sein.

Wir beginnen mit dem Putzen und Packen.

Mittwoch, 31. August 2016   Port Elizabeth

Noch einmal treffen wir uns zum  gemeinsamen Frühstück; es nehmen längst nicht mehr alle an solchen Ereignissen teil. Danach nehmen wir die letzten 80 Kilometer unserer Afrika-Reise gemütlich in Angriff. Gegen Mittag kommen wir zur Wagenwaschanlage am Rande der Stadt, die auch für unser  hohes Vehicle geeignet ist.

Aber noch sind ein paar andere Fahrzeuge vor uns in der Warteschlange und es dauert länger als eine Stunde bis wir endlich dran sind. Nach einer weiteren Stunde ist dann das WoMo aussen und das Führerhaus innen gründlich gereinigt.

Inzwischen bringt uns der Hunger fast um und wir machen, dass wir so schnell wie möglich ins Beach-Hotel kommen, wo wir das WoMo abstellen und schnell Mittagessen gehen.

Donnerstag, 1. September 2016   Port Elizabeth

Heute geht es darum, zu entscheiden, welche Sachen während der vierwöchigen Überfahrt im WoMo bleiben können und was wir mit dem Flieger mitnehmen wollen.

Während Vreni im Inneren die Sachen in die Reisetaschen packt, verstaue ich alles in den äusseren Behältnissen so, dass es auch einem schweren Seegang standhält.

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Am Abend treffen wir uns mit dem Rest der Gruppe in der Pine Lodge. Das ist die Lodge, in welcher wir unsere Reise angetreten haben. 

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Nicht alle Mitreisenden sind wie wir sofort ins Hotel gezogen, sondern stehen noch ein paar Tage auf dem Camp.

Den Abend verbringen wir sehr gesellig und bei gutem Essen. 

Nach einer kurzen Dankesrede und der Übergabe von Geschenken und Trinkgeldern an unsere Reiseleitung kommt das allseitige sich-verab-schieden.

Dann lassen wir uns wieder mit einem Taxi ins Hotel zurück fahren.

Freitag, 2. September 2016   Port Elizabeth

Um 14 Uhr 35 geht Vrenis Flieger via Johannesburg nach Zürich. Ich bringe sie um 12 Uhr zum Flughafen. Morgen wird sie dann von Lili abgeholt.

Anschliessend besuche ich noch Ingrid, Manfred, Gerhild und Sepp in der Pine Lodge und wir trinken zusammen Kaffee und essen Kuchen.

Am Abend gehen wir dann ins dortige Restaurant und verbringen einen schönen Abend unter Gleichgesinnten.

Samstag, 3. September 2016   Port Elizabeth

Ich werde kurz nach 6 von einem SMS von Vreni geweckt, worin sie sagt, dass sie in Zürich gut gelandet ist.

Ein Blick aus dem Fenster zeigt mir, dass es in Strömen regnet!

Nach dem Frühstück rufe ich mit Facetime bei Lili an und ich sehe wie sich die Kinder über Vrenis Heimkehr freuen.

Gegen Mittag, der Regen hat inzwischen nach-gelassen, fahre ich noch in ein Outdoor-Center und sehe mich nach einem leichteren Gasgrill um, finde aber nichts passendes.

Bis zu meinem Abflug am kommenden Montag, geniesse ich noch die Zeit hier am Indischen Ozean und besuche unsere Freunde in der Pine Lodge.

Wir sind am Ende einer langen Reise angekommen, während der wir uns die Seele Afrikas erarbeitet haben. 

Über manches haben wir den Kopf geschüttelt und vieles haben wir nicht verstanden.

Aber Afrika will nicht verstanden sein. Afrika will gelebt und erlebt werden und dazu hatten wir ausreichend Gelegenheit.