Die Seele Afrikas  -  Zimbabwe

Mittwoch, 8. Juni 2016  Victoria Falls (Zimbabwe)

Auf uns wartet ein strenger Tag. Um 12 Uhr sollen wir uns in Kazungula treffen. Bis dorthin sind es 380 km. Das bedeutet, dass wir spätestens um 7 Uhr losfahren müssen.

Der Grund dafür ist, dass wir dort den Versi-cherungsagenten treffen werden, welcher uns die COMESA-Versicherung für Zimbabwe und noch ein paar weitere Länder ausstellen wird.

​

​

Der Himmel ist frühmorgens noch fast wolkenlos und weil die Strasse vorerst noch gut ist, fahren wir mit fast 100 kmh. 

Vereinzelt treffen wir auf Paviane, welche auf der Strasse sitzen und sich an der Sonne aufwärmen. Bei unserem Näherkommen verschwinden sie in die Büsche und nur vereinzelte bleiben am Strassen-rand sitze. Sie verhalten sich anders als die übrigen Tiere, welche mitten in der Strasse stehen bleiben und nicht merken, dass sie das Hindernis sind.

Dann plötzlich bricht ein Tier direkt vor uns aus dem hohen Steppengras und überquert die Piste. Das geht so schnell, dass kaum Zeit zum Bremsen bleibt. Nur knappe 2 Meter vor der Motorhaube flieht das Tier in den Busch.

Wir sind fast mit einer Oryx-Antilope zusammen-gestossen! Das mehr als 200 kg schwere Tier hätte bei einer Kollision unsere Front stark beschädigt.

Immer wieder kommen uns schwer beladene Lastenzüge entgegen, welche Eisen- oder Kupferrohlinge geladen haben. Sie müssen sehr schwer sein, weil pro Laster, bzw. Anhänger oft nur zwei Stück über den Achsen geladen sind. Wir durchfahren eine Gegend, welche kaum bewohnt ist, wo aber viele Minen in Betrieb sind.

Später soll dann noch ein löchriger Abschnitt folgen, wo wir dann vielleicht bis auf 60 oder 70 kmh herunter müssen.

Seit diesem Erlebnis achten wir darauf, dass wenn der Strassenrand nicht gemäht ist, jederzeit ein Tier hervortreten kann. Also fahren wir da mit reduzierter Geschwindigkeit und höchster Aufmerksamkeit.

Dann erreichen wir Kazungula und es bleibt uns gerade noch Zeit um einen Einkauf zu machen. Das inzwischen leere Gefrierfach füllen wir wieder mit Fleisch und wir kaufen wieder Früchte und Gemüse um die nächsten paar Tage versorgt zu sein.

Punkt 12 Uhr verteilt Christine die Versicherungs-blätter und dann fahren wir zur Grenze zu Simbabwe. Wieder einmal fahren wir an Kilometer langen Kolonnen wartender Lastwagen vorbei. An der Grenze werden wir wieder bevorzugt durchgelassen. Bestimmt mag man es nicht, wenn 20 Personen schwatzend vor den Schaltern stehen und die ohnehin strapazierten Nerven der Beamten zusätzlich belasten.  

In Botswana werden die Pässe und das Carnet gestempelt. Das ist in ein paar Minuten erledigt.

Auf der anderen Seite wir es jetzt richtig kompliziert. Zuerst geben wir den Pass mit dem Immigration Formular ab und bezahlen 45 US$ für das Visum. Ab Schalter daneben wird dieses in den Pass geklebt und ausgefüllt, Dauer 20 Minuten.

Dann geht es mit Pass, Versicherungskarte und Carnet einen Schalter weiter, wo dieses gestempelt wird. Hier warte ich 30 Minuten. Stempeln allein geht schnell, aber alles was im Carnet steht von Hand in ein Journal einzutragen braucht seine Zeit. 

Nochmals 5 Minuten. 

Dann werden noch 15 US$ als Treibstoffsteuer fällig.  

​

Wenn ich jetzt geglaubt habe, dass damit alles erledigt ist, liege ich falsch. Zusätzlich wird noch eine Roadtax von 20 US$ fällig. Glücklicherweise besorgt Vreni während dem ich warte, so dass wir dann gleich weiterfahren können.

Nach einer Stunde erreichen wir Victoria Falls, eine touristische Kleinstadt direkt an den Fällen gelegen. Erst richten wir uns auf dem Platz ein und ich lade den Blog von gestern und der vorherigen Tagen hoch. Glücklicherweise geht das recht flott in der Rezeption, kostet aber dafür etwas.

​

Während Vreni einen Stadtbummel macht, weiche ich meine Füsse im Eimer ein, damit sie wieder einmal sauber werden. Sonst müsste ich immer mit den Socken ins Bett, damit dieses nicht auch noch verschmutzt.

Als Vreni zurück kommt, meint sie, wir sollten uns sofort für einen Helikopterflug von morgen anmelden. Also trockne ich schnell meine inzwischen sauberen Füsse und wir gehen zur Rezeption. Vrenis Flug ist schnell gebucht und bezahlt, sie wird um 8 Uhr 15 abgeholt. Aber als ich meinen Flug mit einem Ultra-Light Flugzeug buchen will ist es nach 17 Uhr und das Flugunternehmen hat das Office geschlossen. Jetzt muss ich morgen um 8 nochmals nach vorne gehen. Hoffentlich hat es noch Platz.

​

​

​

Morgen wollen wir nach dem Flug zu Fuss zu den Victoria Falls gehen. Um nicht durch und durch nass zu werden, empfiehlt man uns, Pelerinen mitzunehmen. Es bleibt noch die Frage, wie ich mit der Kamera umgehen werde. Wahrscheinlich nehme ich nur das iPhone mit um die grosse Kamera nicht zu gefährden.

Einer Empfehlung von Christine folgend, gehen wir zusammen fürs Abendessen mit Rolf ins Palm Restaurant.

Weil der Service erst um 19 Uhr beginnt, setzen wir uns an die Bar und geniessen einen GinT, so heisst hier der Gintonic.

​

Das Ambiente in diesem Lokal ist ausgesprochen gepflegt. Der Kellner begrüsst uns mit "My name is Marvin and I'm your waiter for tonight". 

Die übrigen Gäste wohnen im Hotel und sind mit Bus und Flugzeug angereist und auch entsprechend gekleidet.

Aus der reichhaltigen Speisekarte wählt Vreni Krokodilfrikadellen zur Vorspeise und als Hauptgericht Filet Wellington mit Kudu-fleisch. 

Ich beginne mit einer Süsskartoffelsuppe mit Ginger und danach geniesse ich ein Krokodilrisotto.

Krokodilfleisch ist zu unserer Überra-schung weiss wie Pouletfleisch, aber etwas kräftiger im Biss.

Dazu haben wir einen Shiraz von La Motte getrunken.

Donnerstag, 9. Juni 2016  Victoria Falls

Um 8 stehe ich mit Rolf in der Rezeption um die gestern verpasste Buchung für den Ultra-Light Flug nachzuholen.

Zu unserer Überraschung werden wir gleich von einem Taxi zum Buchungsagenten im Zentrum gefahren und anschliessend an die Grenze zu Sambia. Was wir nicht gewusst haben: der Flugplatz befindet sich auf der anderen Seite des Zambesi in Sambia.Donnerstag, 9. Juni 2016  Victoria Falls

Um 8 stehe ich mit Rolf in der Rezeption um die gestern verpasste Buchung für den Ultra-Light Flug nachzuholen.

Zu unserer Überraschung werden wir gleich von einem Taxi zum Buchungsagenten im Zentrum gefahren und anschliessend an die Grenze zu Sambia. Was wir nicht gewusst haben: der Flugplatz befindet sich auf der anderen Seite des Zambesi in Sambia.

​

Dann überschreiten wir die Grenze, nachdem wir ein "One day Visit"-Visum gekauft haben.

Auf der anderen Seite wartet bereits ein anderer Taxifahrer, welcher uns die paar Kilometer zum Flugplatz fährt.

Bei unserer Ankunft werden sogleich zwei Maschinen bereitgestellt und ein paar Minuten später geht es los - zuerst Rolf, dann ich hinterher.

Auf dem Weg bis zum Wasserfall sehe ich unter mir in der Steppe eine Herde Elefanten.  Sonst sind hier nur wenige Tiere unterwegs. 

Beim  Überfliegen des Sambesi sind mehrere grosse, runde  "Steine" im Fluss zu sehen: Fluss-pferde! Bestimmt hat es jede Menge an Krokodilen, aber sie sind aus dieser Höhe kaum auszumachen.

Eine Viertelstunde später landen wir wieder. Der Flug hat einen grossen Eindruck über die Victoria Falls hinterlassen.

Die Rückkehr auf den Platz gestaltet sich ebenfalls wieder gut organisiert.

In der Zwischenzeit ist Vreni von ihrem Heliflug zurück. Sie erzählt:

In der Zwischenzeit ist Vreni von ihrem Heliflug zurück. Sie erzählt:

Vreni: Wie bereits durch Peter beschrieben habe ich gestern einen Heliflug über die Victoria Falls gebucht und bin heute, zusammen mit Friedrich sowie Gerhild und Sepp, um 8:15 Uhr direkt am Camp mit einem Taxi abgeholt worden. Die Fahrt dauert nur kurz, schon stehen wir vor dem Helikopter. Vor uns warten noch zwei Gruppen, also müssen wir noch etwa 30 Minuten auf unser spezielles Erlebnis warten. Mit uns sollen noch zwei Jungs aus Norwegen und Spanien in den Heli und wir besprechen kurz die "Sitzordnung". Ich äussere meinen Wunsch direkt neben dem Piloten im Cockpit Platz zu nehmen und das wird von allen mitgetragen - Dankeschön an meine Begleiter!

Nach einem kurzen Mittagessen fahren wir den Zambesi-Drive. Dies ist eine kurze Strecke, welche ans Ufer des Sambesi führt. Auf dem Weg kommen wir an einen der Baobag-Bäume, welche hier immer wieder mal zu sehen sind. Dieser hier aber ist eine Besonderheit: er ist 23 Meter hoch, hat einen Umfang von 18 Meter und soll 1'500 Jahre als sein - unvorstellbar!

Dann heisst es endlich einsteigen, anschnallen und schon geht es los. Der junge, schwarze Pilot bedient die Maschine routiniert, so dass ich nie ein ungutes Gefühl habe und mich auf die wunderbare Sicht über den Zambesi, die anfänglichen sich allmählich steigernden Strudel im Fluss und schliesslich dem Höhepunkt, den Victoria Falls widmen kann. Brav schiesse ich auch ein paar Bilder, konzentriere mich aber weiter auf die tolle Aussicht und geniesse dieses fulminante Schauspiel von oben. 

Der Flug dauert eine Viertelstunde und wir fliegen zwei Mal eine Acht über die Falls. Auf dem Rückflug sehen auch wir eine Elefantenherde und ich erinnere mich an die Flugsafari 2010 wo wir ebenfalls Wildtiere von oben sahen. 

​

Dieses Erlebnis werde ich wohl nie vergessen - es war fantastisch!

Hier, am Ufer haben wir einen schönen Ausblick auf den Fluss. Um diese Jahreszeit führen die meisten Flüsse viel Wasser - beim Sambesi ist der Wasserstand sehr hoch und reicht mancherorts bis zur Strasse.

Am Ende des Zambesi-Drive stellen wir das WoMo ab und gehen in den Victoria Falls Nationalpark. Der Eintritt kostet US$ 30 pro Person, also erheblich mehr als die Eintritte bisher gekostet haben. Aber glücklicherweise ist nicht Hauptsaison, der Park ist also kaum bevölkert.

Um der misslichen Wirtschaft Herr zu werden, hat die Regierung beschlossen, den US-Dollar als offizielles Zahlungsmittel anzuerkennen, bei einer Parität von 1:1 zum Zambesi-Dollar. Wen wundert es, dass alles teurer geworden ist?

Der Weg führt uns etwa 3 Kilometer durch den Regenwald. Zwischendurch gibt es immer wieder Abstecher zum Steilhang, von wo man einen immer wieder anderen Ausblick auf die Fälle hat. Dann und wann begenen uns andere Besucher. Manche tragen wie wir, Regenponchos um von der Gischt nicht durchnässt zu werden.  Andere verzichten darauf, sind dann aber dafür durch und durch nass.

Wir sind beim Spot 10 und die Gischt ist so stark, dass es heftiger "regnet" als bei einem starken Gewitter. Inzwischen vermag auch der Poncho uns nicht mehr zu schützen. Zur Gischt kommt jetzt noch der Wind, welcher unters Plastik greift und darum dieses an unseren Beinen klebt.

​

Beim Spot 11 endet der Pfad und gibt den Blick auf die Eisenbrücke frei, welche Zimbabwe mit Sambia verbindet. Dort rüber werden wir Morgen früh ausreisen.

Noch etwas zu den Victoria Fällen:

Sie bestehen aus 4 einzelnen Fällen, dem Devil's Cataract, dem Main Fallss, dem Rainbow Falls und dem Eastern Cataract, wobei der Main Falls mit 800 Meter der Breiteste, und der Rainbow Falls mit 108 Meter der Tiefste ist.

Die geologischen Voraussetzungen für die Victoria Fälle wurden vor etwa 150 Mio Jahren geschaffen, als vulkanische Basaltlava die Oberfläche bedeckte. Mit dem Auskühlen und Erhärten  der bis zu 300 Meter dicken Lava entstanden tiefe Risse, welche sich im Laufe der Zeit weiter vertieften und verbreiterten. 

Die heute existierenden Victoria Fälle gelten als der achte Wasserfall. Jede der steilen Zickzack-Schluchten stellte einmal die Fallkante eines Wasserfalls dar. Und da die Erosion fortschreitet, werden auch die jetztigen Victoria Fälle eines Tages verschwinden und an einer neuen Kante wird ein Wasserfall herunterstürzen. 

Irgend wann wird es als Folge der geologischen Bedingungen nur noch Stromschnellen geben, die Fälle werden also in ferner Zeit ganz verschwinden.