Die Seele Afrikas  -  Wie weiter?

Donnerstag, 17. März 2016

Die Vorbereitungen am WoMo für die Schiffsreise von Bremerhaven nach Port Elizabeth sind abge-schlossen.

Wir beschliessen, dass ich allein in den Norden fahre, damit Vreni noch etwas Zeit fürs Einrichten der neuen Wohnung und für die Kinder und Enkel hat.

Heute fahre ich bis in die Gegend um Fulda, eigentlich etwas weiter, als ich geplant habe. Aber der Verkehr in diese Richtung war gering, im Unterschied zur Gegenspur, wo sich WoMos und Wohnwagen häufen, welche ihren Osterurlaub im Süden verbringen wollen.

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Freitag, 18. März 2016

Heute will ich den zweiten Teil der Strecke bewältigen. Nachdem es gestern noch warm und sonnig war, ziehen jetzt langsam Wolken auf. 

Kurz vor Bremen begebe ich mich in eine Wagenwaschanlage, um vor allem die Radhäuser und den Unterboden von Sand und Erde zu befreien. Beim Verschiffen auf einen anderen Kontinent wird streng darauf geachtet, dass möglichst keine Insekten und Pflanzen jeglicher Art eingeschleppt werden.

Aber wie es oft ist, kaum ist das WoMo gewaschen, beginnt es zu regnen!

In Bremerhaven angelangt, schaue ich mir zuerst den Platz an, auf welchem wir uns vor der Abgabe des WoMos treffen wollen. Da ich aber noch bis Sonntag Zeit habe, beschliesse ich auf einem Platz an der Bucht von Wilhelmshaven, in Eckwarden, zu übernachten.

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Der Platz liegt direkt an einem Deich. Der Weg dorthin führt über Land und mein sauberes WoMo wird wieder arg verschmutzt von dem Dreck auf der Landstrasse. 

Am Ende der Landzuge befindet sich ein Leuchtturm und das kleine Restaurent Käpt'n Hook II. Als ich um halb sechs ankomme, sehe ich, dass dieses gleich schliesst. Aber die freundliche Bedienung serviert mir gerne noch ein Abendessen aus "Limanden und Spalten". Bei uns heisst das "Schollenfilet mit rustikalen Pommes".

Weil das Lokal morgens erst um 11 Uhr öffnet,  frage ich noch nach einem Frühstück zum Mitnehmen. Die gute Frau packt mir darum 2 Brötchen und viel gekochten Schinken ein - alles für 1 Euro!

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Der Busbegleiter erzählt, dass dieser Umschlag-platz zu den am besten gesicherten Orten Europas zähle. Hier stehen tausende fabrikneuer Wagen, die meisten der Luxusklasse. Alle Wagen sind mit gutem Grund unverschlossen und betankt und die Schlüssel liegen im Fahrzeug. Ein Diebstahl wäre ausgeschlossen.

Der Verlad gehe so vor sich, dass etwa 20 Fahrer mit einem Bus zu den Fahrzeugen gefahren werden und diese die Autos gleich in den Frachter fahren. Dann gehts mit dem Bus wieder zurück und es folgt die nächste Fuhr in gleicher Weise.

Müsste nun jeder Fahrer zuerst in einem Büro die Schlüssel holen und dann das passende Fahr-zeug suchen, würde ein Verlad von ein paar tausend Autos Wochen statt wenige Tage dauern.

Hier irgendwo wird ab Dienstag dann auch unser WoMo stehen! 

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Samstag, Sonntag, 19. & 20. März 2016

Ich geniesse die Ruhe dieses abgeschiedenen Platzes und gehe auf den Deich, um den Schafen zuzuschauen.  

Den Sonntag verbringe ich am Südhafen von Bremerhaven. Hier sind einige der Packhallen, wo früher die frischen Fische verpackt und gefroren wurden in Restaurant und Läden umfunktioniert worden. Heute werden die gefangenen Fische bereits auf den Schiffen verarbeitet und tief-gefroren.

Auf der Rückfahrt kommen wir am Klimahaus Bremerhaven vorbei. 

Das Klimahaus Bremerhaven 8° Ost ist eine einzigartige Wissens- und Erlebniswelt zum Themenkomplex Klima, Klimawandel und Wetter. 

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Auf 11'500 Quadratmetern Ausstellungsfläche besuchen die Gäste unterschiedliche Klimazonen entlang des achten Längengrades Ost, erfahren die Zusammenhänge zwischen Wetter und Klima, erforschen Hintergründe der Klimaveränderung und lernen, was jeder einzelne zum Klimaschutz beitragen kann.

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Wenn wir dann im Herbst unser WoMo wieder abholen, wird dies ein wichtiger Besuchstermin sein, hoffentlich bei gutem Wetter!

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Nach einem guten Mittagessen im Fiedlers  in der Packhalle IV, buche ich eine Hafenrundfahrt. Während mehr als 2 Stunden besichtigen wir den unglaublich grossen Überseehafen. Mit jährlich 2.5 Mio Autos soll er in Europa der grösste Umschlag-hafen für Autos sein.

Zuerst  besuchen wir den an der Weser gelegenen Containerhafen, wo auf einer Fläche von etwa 4'000 x 600 Meter haushoch Container gestapelt sind. Gerade werden Container von den grossen Kranwagen angehoben und zu einem Frachter gefahren.

Dann fahren wir durch die Abstellplätze und Autosilos, wo tausende fabrikneuer Wagen stehen und auf den Verlad warten.

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Am späteren Nachmittag treffen dann nach und nach Gerhild mit Sepp und Ingrid mit Manfred, Rainer der Alleinfahrer und Adriane mit Wole ein.

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Das Essen im Fiedlers ist wieder ausgezeichnet. Die Diskussionen drehen sich immer wieder um die verwirrenden Informationen bezüglich des Ver-schiffens der Fahrzeuge.

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Die Wogen sind in den vergangenen Tagen hoch gegangen, weil an uns so unverständliche Anweisungen ergangen sind, wie zum Beispiel: 

Keine Küchenpapierrollen und kein Abwaschmittel im WoMo!

Montag, 21. März 2016

Die Sonne scheint und ich verlasse den Platz an der Bucht, um auf den verabredeten Stellplatz im Südhafen zu fahren. Bei schönem Wetter wirkt die Stadt farbig und nicht mehr grau. Der Platz ist einfach eingerichtet, Elektrisch, Dusche und Entsorgung sind vorhanden, aber sonst nichts weiteres.

Ich gehe am Fischerkai entlang bis ich wieder beim grossen Platz mit dem Leuchtturm bin. Zum Mittag besuche ich ein anderes Restaurant, ebenfalls an der Packhalle IV gelegen. Hier esse ich einen Krabbenteller mit Spiegeleiern und Bratkartoffeln, ein Essen, auf welches ich mich schon lange gefreut habe.

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Am Abend trifft Fritz ein, der jetzt gerne Friedrich genannt werden möchte und wir beschliessen, zusammen das "Fiedlers Kutterfischer" zu besuchen und für morgen Plätze für die Gruppe zu reservieren.

Ich lasse mich nicht verrückt machen und werde dann morgen sehen, ob die Sache wirklich so heiss gegessen wie sie gekocht wurde!

Dienstag, 22. März 2016    Tag der Verschiffung

Ich stehe früh auf und esse ein Brötchen von gestern, zusammen mit einem kalten Tütenkaffee. Kochen kann ich ja seit der Abfahrt zu Hause nicht mehr, weil ich einerseits die Gasflasche ausgebaut habe, um nicht die teure Zertifizierung bezahlen zu müssen, und andererseits habe ich ja auch die Kaffeemaschine schon in den Untergrund versenkt.

Nachdem ich noch die letzten Vorbereitungen zur Verschiffung getroffen habe, fahre ich um 9 Uhr los. Auf dem Weg zum Überseehafen will ich noch anhalten, um Nordseekrabben zu kaufen. Diese will ich nach Hause mitbringen, damit Vreni auch noch ein bischen Nordsee-Feeling hat! 

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Dann beginnt die "nervenaufreibende Sicherheits-prüfung" bei Wallenius, der Reederei. Aber entgegen allen vorausgesagten Befürchtungen, verlief die Prüfung in Minne. Der Prüfer entfernte lediglich das Handwaschmittel und bat mich, den Feuerlöscher im Innenraum zu befestigen. Nach 10 Minuten war die Prüfung abgeschlossen. Alle waren äusserst freundlich und hilfsbereit.

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Dann fahre ich zum Gate, wo ich mit dem Frachtbrief und dem Nachweis der Sicherheitsprüfung zur Verladung durch muss. Hier werde ich aber angewiesen, zuerst den Zoll zu machen. Also fahre ich wieder ein Stück zurück und suche den Zoll. 

Am Zoll weist man uns an, wir sind inzwischen 3 WoMos, ins gegenüber liegende Gebäude  zu gehen, um die "Papiere" abstempeln zu lassen. Eine Dame will uns das Carnet-de-Passage abnehmen um es nach Südafrika weiterzuleiten, was wir aber nicht zulassen wollen. 

Nachdem Adriane mit Seabridge gesprochen hat ist klar, dass wir weder einen Stempel im Carnet noch eine Verzollung benötigen. Also geht es wieder zurück zum Gate, wo man das inzwischen auch erkannt hat und uns diesmal durchlässt.

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Hinter dem Gate werden wir von einem Lotsen abgeholt, welcher uns auf einen Abstellplatz am äussersten Ende führt. 

Hier lassen wir das WoMo stehen. Ich kontrolliere nochmals ob alle Türen, Fenster und Klappen abgeschlossen sind und wechsle noch schnell die Fahrzeugschilder gegen selbst gemachte aus. 

Dann lasse ich das WoMo unverschlossen und mit steckendem Zündschlüssel zurück und hoffe, dass es die Seereise gut übersteht.

Der Lotse fährt uns zum Gate zurück, wo ich mir gleich ein Taxi zum Bahnhof bestelle.

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5 Minuten vor Abfahrt des Zuges nach Bremen - Hannover - Zürich stehe ich am Bahnsteig.

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Um 22 Uhr komme ich in Zürich an und bin eine halbe Stunde später zu Hause.

Samstag 26.März 2016

Bis heute haben wir jeden Tag im Internet nachgesehen, wo unser Schiff, die Undine, liegt. Bis vorgestern war sie unterwegs von London in Richtung Osten. Gestern lag sie dann einen Tag in Zeebrugge, um dann heute morgen wieder weiterzufahren. Am späten Nachmittag erreicht sie endlich Bremerhaven und wir sehen anhand den stündlich eintreffenden Koordinaten, wie sie im Überseehafen anlegt.

Sonntag, 27.März 2016

Heute morgen steht das WoMo immer noch am gleichen Platz. Ich kann das mit dem eingebauten GPS-Ortungsgerät feststellen. Um den Moment des Verladens nicht zu verpassen, programmiere ich einen SMS-Alarm sobald das Fahrzeug das bestimmte Planquadrat verlässt.

Es ist zwar nicht wichtig, aber trotzdem interes-sant.

Dienstag 29.März 2016

Kurz vor 18 Uhr verlässt die Undine den Hafen von Bremerhaven mit Ziel Zeebrygge. Dort wird sie wieder für fast 2 Tage anlegen.