Die Seele Afrikas  -  Western Cape

Dienstag, 10. Mai 2016   Melkbosstrand

Wir verlassen Kommetjie in Richtung Kapstadt, umfahren die Stadt aber um möglichst dem dichten Berufsverkehr auszuweichen.

Das Wetter ist trüb und vom Tafelberg ist nichts zu sehen. Welch Glück haben wir gestern gehabt!

Bereits am Mittag erreichen wir Melkbosstrand. Leider liegt schon wieder eine Strasse zwischen uns und dem Strand. Aber eigentlich ist es auch egal bei dieser schlechten Sicht. Der Ort besteht aus aneinandergereihten und gestapelten Ferienwohnungen, welche ausserhalb der Saison leer stehen.

Nebst dem gegrillten Fleisch und den von allen beigesteuerten Salaten geniessen wir auch den von Christine offerierten Wein. Mit fortschreitender Dunkelheit steigt die Stimmung. Es wird gelacht und gesungen - eine fröhliche Stimmung herrscht.

Erst als es kalt und feucht wird verabschieden sich die ersten ins Bett und eine halbe Stunde später ist es still auf dem Platz.

Am späteren Nachmittag richten wir eine Feuerstelle ein damit wir wieder ein schönes BBQ veranstalten können.

Gleichzeitig feiern wir auch Christines Geburtstag.

Mittwoch, 11. Mai 2016   Matjiesfontein

Heute liegt eine längere Strecke vor uns. Wir haben die Wahl auf direktem Weg über die N1 zu fahren, was etwa 260km entspricht, oder wir fahren einen Umweg übers Gebirge, was bestimmt interessanter ist, dafür aber etwa 50km weiter ist.

Natürlich entscheiden wir uns für die interessante Strecke.

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In Ceres machen wir Mittagshalt und lassen dabei noch das WoMo waschen. Während  ich warte beobachte ich, das ein schwarzer Junge ein Auto von Hand wäscht und eine ältere Frau mit dem Hochdruckreiniger über in hinweg spritzt so dass er nass wird. Zuerst dachte ich, das wäre eine Kundin die dem Boy hilft, merke aber später, dass dies die Chefin ist.

Ich spreche sie an und sie meint, dass ich noch etwas warten müsse weil sie vor 12 Uhr noch 2 andere Autos fertig machen müsse.

Wir beschliessen, in der Zwischenzeit Essen zu gehen.

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Als wir zurück kommen ist das WoMo gewaschen. Die Frau entschuldigt sich, dass sie das Dach nicht hätte reinigen können, was uns aber egal ist.

Die Wäsche kostet 80 Rand und ich runde auf 100 Rand auf. Dann fragt sie uns, ob sie einmal ins WoMo schauen dürfe, was wir ihr auch gewähren. Dann wollen die beiden Boys ebenfalls einen Blick hinein werfen. Alle sind erstaunt über die Einrichtung. Sie hätten sich nicht vorstellen können, wie es in einem WoMo aussieht.

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Zum Abschied küsst sie noch Vreni. Dann fahren wir weiter.

Aber nach ein paar Minuten muss ich anhalten, damit Vreni ihr Gesicht waschen kann, welches penetrant vom Parfum der Frau riecht.

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Leider habe ich das Fotografieren vergessen!

Um 3 kommen wir in Matjiesfontein an. Erstmals stehen wir nicht auf einem Camp Ground sondern auf einem Parkplatz vor einem Hotel, hinter uns der Bahnhof.

Kaum sind wir eingerichtet hält der blaue Zug an, welchen wir schon während der Fahrt zweimal eingeholt haben.

Ein Hornsignal lockt uns auf den Bahnsteig und wir sehen, dass dies der "Blue Train" ist, Afrikas renommierteste Eisenbahn. 

Die Passagiere, etwa 40, steigen aus und gehen zum gegenüberliegende Hotel.

Dort wartet ein alten London Bus, Baujahr 1954 und macht mit den Gästen eine "City Sight Tour". Weil der Ort aber klein ist und lediglich 300 Einwohner hat, dauert die Tour lediglich 6 Minuten!

Nach einer Stunde fährt der Zug weiter.

Ich schaue in Google nach und erfahren, dass der Zug innert 26 Stunden von Pretoria nach Kapstadt fährt. Die Passagiere haben komfortable 2er-Kabinen. Bei einem Blick durch die Fenster sehen wir, dass die Tische bereits gedeckt sind und bestimmt  ein Essen vom Feinsten bieten.

Die Fahrt kostet pro Person ca. 20'000 Rand, was etwa Fr. 1'500 entspricht.

Um 17 Uhr 30 starten auch wir zur Stadtrundfahrt. Dazu ruft uns John mit seinem kleinen Horn zum Einsteigen auf. Die Fahrt führt uns über zwei Strassenabschnitte auf den ehemaligen Kricket-platz, dann zurück auf den Parkplatz beim Bahnhof und vorbei an unseren WoMos direkt vors Hotel, jeweils begleitet mit seinen launischen Sprüchen und dem wiederholten Ausruf "It's ShowTime".

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Dort zeigt Johnny uns auf theatralische Art die alten Einrichtungen aus der Viktorianischen Zeit. Dann geleitet er uns hinüber zur Pianobar, wo er sich ans Piano setzt. Während mehr als einer Stunde unterhält er uns mit Klavierspiel und Gesang.

Um 19 Uhr gehen wir in den festlich gedeckten Speisesaal. Nebst uns sind nur noch wenig andere Gäste hier. Heute Abend geht es sehr gesittet zu. Wir lassen uns mit einem Springbock-Filet Wellington verwöhnen und trinken dazu eine Flasche Shiraz.

Um 22 Uhr ist Schluss, Morgen steht nochmals eine längere Strecke an.

Donnerstag, 12. Mai 2016   Karoo National Park Beaufort West

Nach etwa 230 km treffen wir am frühen Nachmittag in Beaufort West ein und fahren gleich in den Nationalpark. Dank unserer Wildcard ist der Eintritt kostenlos und weil unsere Reiseleitung uns angemeldet haben, und wir darum über eine Registriernummer verfügen, haben wir Zutritt. Die Anzahl der Besucher ist limitiert um die Natur zu schützen. Als nächstes müssen wir uns noch registrieren lassen. Dabei bekommen wir einen Plan des Parkes, werden aber auch über das Verhalten belehrt.

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Vor uns liegen 45 km Game Drive (Pirschfahrt). Das ist ein Rundkurs, welcher mit den Autos befahren werden kann und wo man dabei nicht aussteigen darf. Mit etwas Glück und Geduld begegnet man dann einigen Wildtieren.

Das ganze riesige Gelände (770 km2) ist elektrisch eingezäunt. Die Tore an den Gates öffnen automatisch, aber selbst der Durchgang ist mit Drähten am Boden gesichert.

Wir sind gespannt was wir alles sehen werden.

Gleich zu Beginn treffen wir auf eine Kudukuh. Über eine steinige Piste und zum Glück durch trockene Furten fahren wir langsam weiter. Eine Ewigkeit lang sehen wir nichts, höchsten mal 2 Strausse oder ein paar Affen. Davon haben wir bis jetzt schon genug gesehen.

Dann beobachten wir (oder er uns!) einen Schakal (Black-Backed Jackal). Dank des guten Teleobjektivs gelingt das Bild aus grosser Entfernung.

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Auf der Weiterfahrt stossen wir auf ein paar Gemsböcke (Gemsbok)  und auf ein Rudel afrikanischer Kuhantilopen (Red Hartebeest).

Die Kap-Bergzebras (Quagga) waren zum Ende des 20 Jhdts nahezu ausgestorben. Die Nachzucht zeigt langsam Erfolg.

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Die Springbocks, das Wahrzeichen des Parks, haben wir nur aus der Ferne gesehen. Die Tiere leben meist in grossen Rudeln und erinnern an die riesigen, kilometerlangen Herden, die einst bei den jährlichen Wanderungen die Karoo durchquerten.

Fast am Ende des Drives, wir sind inzwischen bis auf 1'200 Meter hochgefahren, geht es in engen Serpentinen den Klipspringer Pass abwärts. Obwohl die Strasse für zwei Autos genügend breit ist, Halten die entgegenkommenden an, bzw. fahren sogar ein Stück rückwärts. Man sieht, dass man hier enge und kurvige Strassen nicht gewohnt ist.

Eigentlich warten wir die ganze Zeit auf den Löwen, besonders, nachdem wir gehört haben, dass am frühen Morgen 2 direkt beim Gate gesehen wurden. Aber selbst ohne Tiere ist die Gegend schön, wenn nur die Sonne scheinen würde. Es sieht immer nach regen aus und in der Ferne sind vereinzelt Blitze zu sehen.

Plötzlich sehen wir in der Ferne Zebras, kaum auszumachen in buschigen Gelände. Dann einen Kilometer weiter stehen zwei direkt am Weg und es bietet sich mir die Gelegenheit für gute Bilder.

Dann verlassen wir den abgezäunten Park und fahren zum Camp, ebenfalls noch innerhalb des Nationalparks. Gleich nach dem Meeting beginnt es zu regnen und es prasselt die ganze Nacht aufs Dach.

Die 380 km bis zum nächsten Platz bieten nicht viel Abwechslung. Die Strecke ist monoton, kaum mal ein Haus, höchstens Rinder und Schafe sind zu sehen - ein richtiger Fahrtag!

Um doch etwas Besonderes in den Tag zu bringen, kocht Vreni Gehacktes und Makkaroni zum Mittagessen. Auch löst sie mich beim Fahren ab, so dass ich mich zwischendurch erholen kann.

Freitag, 13. Mai 2016  Gariep Dam

Der freundliche Karoo Nationalpark entlässt uns wieder - es geht bergab - zurück zur N1. Wir kommen an Beaufort West vorbei, dem Gebursort des berühmten Herzchirurgen Christiaan Bernard. 1967 gelang ihm im Groote-Schuur-Hospital in Kapstadt die erste erfolgreiche Transplantation eines menschlichen Herzens.

Gegen 16 Uhr erreichen wir das Resort Gariep Dam.

Der Platz ist vorbildlich, alles sehr sauber und gut eingerichtet - einzig die Duschköpfe sind stark verkalkt! 

Wir liegen direkt am grössten Stausees Südafrikas, dem Gariep See, welcher den Fluss Oranjie staut.

Der Bau begann 1963 und das Aufstauen 1970. Sechs Monate nach dem Auffüllen, bei einem Wasserstand von 40 Meter, kam es zu einer Reihe von Erdbeben in der Region.

Wir sind auch immer wieder überrascht, wie viele Menschen hier zu Fuss unterwegs sind. Eine Viertelstunde hinter- und vor uns ist kein Haus zu sehen - wo kommen diese Menschen her und wohin gehen sie?

Samstag, 14. Mai 2016   Wepener

Heute wird Guido 40. Am Nachmittag veranstaltet er eine Geburtstagsparty. Weil es aber zu Hause seit 3 Tagen heftig regnet, ist mit einem Picknick im Freien nichts. 

Am Nachmittag gelingt es uns, ihm via Facetime zu gratulieren.

Für heute bieten sich uns zwei verschiedene Routen an: die eine Route ist etwas länger, führt dafür aber über normale Strassen, wogegen die kürzere zum Teil über Schotterpisten führt.

Eigentlich fahren wir gerne etwas abseits von Normalstrassen. Heute wollten wir aber schnell und bequem ans Ziel kommen.

Die Strecke ist auch wieder eintönig. Wenn wir uns dann am Abend die gefahrene Strecke auf der Karte anschauen, bekommen wir langsam ein Gefühl für die unglaubliche Grösse und Weite dieses Landes. Da können ja nicht alle paar Kilometer Siedlungen sein wie bei uns.

Entlang der Strasse sehen wir grosse Felder mit vielen Termitenhügeln.  Um diese Hügel etwas genauer anzuschauen steige ich aus. Es scheint als wären diese verlassen. Die meisten haben auch ein Loch, wie wenn da ein grösseres Tier sich eingegraben hat. Vielleicht erfahren wir später noch genaueres.

Dann wird es Zeit um die Tanks zu füllen. Ich fahre darum von der Hauptstrasse ab. In Smithfield gehen wir zuerst noch ein paar Sachen einkaufen. Im ganzen Ort treffen wir auf keine Weissen. Dafür sind die Schwarzen und Farbigen sehr freundlich und zuvorkommend. Die Männer, welche um 2 Lieferwagen stehen welche mit Kohl beladen sind, freuen sich darüber, dass ich ihre Ladung fotografiere.

Nach dem Tanken fahren wir auf die Hauptstrasse zurück.

Nach und nach wird der Himmel dunkler und erste Tropfen fallen. Schon glauben wir, dass der heutige Abend wieder verregnet wird. Aber dann klart es wieder auf.

Am Ziel angekommen, diesmal ist es eine Wiese hinter einem Hotel, sehen wir, dass die Einfahrt grob zerfurcht ist. Gespannt schauen die schon Anwesenden wie ich in den Schlamassel rein fahre. Aber ich lasse mich nicht erwischen - schalte den Allrad ein und überfahre problemlos die weiche Stelle. Nachdem wir ausgestiegen sind, haben wir erfahren, dass 3 von den anwesenden Fahrzeugen stecken geblieben sind und von Kai herausge-zogen werden musste. Deshalb sieht der Boden wie gepflügt aus.

Auf der Strasse begegnen wir zwei "Fleisch-händlern". Sie haben 3 Kuhbeine geladen und zeigen sie uns voller Stolz. Sie amüsieren sich auch darüber, dass wir uns dafür interessieren.

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Unser nächster Besuch gilt einem Friseursalon wo einer Frau die Haare gestreckt und geknüpft werden. Besonders unsere Frauen interessieren sich wie das geht. Wir Männer warten in der Zwischenzeit vor dem Geschäft. Nachher erfahren wir, dass es noch ein "Fotoshooting" gab.

Später machen wir noch zu sechst einen "Stadtbummel"  (für einen kleinen Rundgang in diesem Kaff gibt es kein passendes Wort!). Zuerst besuchen wir einen Lebensmittelladen. Wir sind überrascht, wie gut sortiert der Laden ist. Besonders staunen wir über die riesig grossen Säcke mit Popcorn und Chips.  

Zum Schluss haben wir noch die Bar des "Lord Fraser Guesthouses" besucht. Da Vreni, Gerhild und ich keine Lust auf ein Bier hatten, bestellten wir einen Amarula. 

Zu unserer grossen Überraschung bekamen wir den in Weingläsern serviert. Diese wurden bis etwa 2cm unter den Rand gefüllt, also mindestens das Fünffache des üblichen.

Übrigens: der Alkoholghalt ist 17%.

Nach dem Meeting, bei Dunkelheit,  habe ich noch Kai geholfen, die Sitzheizung des Fahrersitzes zu reparieren. Er meinte, dass die defekte Heizung eigentlich eine Bagatelle wäre, Iris dies aber als Ausrede nehmen würde, nicht fahren zu müssen.

In der Zwischenzeit ist es kalt und dunkel geworden und wir gehen früh zu Bett.

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Morgen wollen wir um 7 Uhr losfahren. Es geht nach Lesotho und der Grenzübertritt könnte zeitraubend sein.