Die Seele Afrikas  -  Tansania    Teil 1

Sonntag, 19. Juni 2016  Tukuyu (Tansania)

Heute heisst es Abschied nehmen von Malawi und dem schönen Malawisee mit seinen wechselnden Stimmungen und den erstaunlich schmalen Einbäumen der Fischer. Von den vielen Menschen rund um den See und den wunderbaren Holz- und Schilfarbeiten die am Strassenrand angeboten werden.

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Aber bevor wir losfahren, möchten wir wie immer wenn es möglich ist, den Wassertank füllen - man weiss nie wie es am neuen Ort sein wird. Ganz in der Nähe befindet sich ein Wasserhahn. Als ich aber den Schlauch auspacke, sehe ich, wie zwei Mädchen am Wasser holen sind. Die grössere der Beiden wäscht zuerst den Eimer gründlich, während dem die Kleine ihren Eimer füllt.

Dann schliesse ich meinen Schlauch an und warte bei dem geringen Druck den die Leitung hat, eine halbe Stunde, bis der Tank voll ist. 

Dann geht es los. Wir fahren etwa 2 Stunden bis wir Karonga erreichen, die einzige Stadt mit Tankstellen. Da wechseln wir die restlichen Kwacha die wir noch haben in Diesel.

Anschliessend halten wir noch im Shoprite um unsere Lebensmittelvorräte aufzufüllen. Die nächsten Tage, genauer bis Arusha ist dies die letzte Möglichkeit. Dann bleiben nur noch die kleinen Läden. Die haben zwar ihren "Charme", aber wo kriege ich da mein Müesli her?

Der Strasse entlang sehen wir auch immer wieder die Erdhügel, in welchen Wasaba wächst, bzw. da wo die Stauden fehlen, nur noch die Wurzeln aufbewahrt werden. Überall wird wieder Reis am Strassenrand getrocknet, welcher dann in Säcke abgefüllt und auf Camions verladen wird.

Die Ausreise aus Malawi geht kurz und unkompliziert. Der Pass wird abgestempelt und das Carnet wird einer freundlichen Dame über-geben, welche damit in einem Büro verschwindet. Dann kommt sie zurück und gibt mir das Carnet und verlangt 1'000 Kwacha. Weil Christine uns sagte, dass man das hier wahrscheinlich bezahlen muss, gebe ich die 1'000 der Dame. Erst als sie sich mit salbungsvollem Gesicht bedankt, merke ich, dass ich hereingelegt worden bin. Das Geld steckt sie sich in die Tasche.  Es sind zwar nur 1 Franken, aber es stört mich trotzdem. Wenn die das mit jedem Tourist machen würde, käme da schnell ein mehrfaches Monatsgehalt zusammen.

Dann müssen der Pass, das Visum, die Quittung und der Führerschein als Kopien zusammen mit dem Carnet abgegeben werden. 

Da es im Passbüro aber keinen Kopierer gibt (der funktioniert!) müssen wir mit dem Ausweisen zu Fuss in eine Kopierbude ausserhalb des Grenz-bereichs gehen um die Kopien herstellen zu lassen.

Für 5 Kopien will man uns 20'000 TSh (Tansania Shilling) abnehmen. Von Christine wissen wir aber, dass es nicht mehr als 1'000 TSh kosten darf. Also geben wir 5'000 TSh, obwohl der Mann protestiert. 

Da wir noch keinen Bezug zu dem soeben ge-wechselten Geld haben, fällt uns nicht auf, dass das trotzdem Fr. 10 für 5 Kopien sind. Später meint Christine, dass sie 1'000 für alle 5 Kopien gemeint hat.

Von jetzt an wollen wir vorsichtiger sein!

Auf der tansanischen Seite wird es dann schon komplizierter. Um die Gebühren bezahlen zu können, müssen wir erst mal Geld wechseln. Dollar, Euro etc. werden  nicht an jedem Schalter angenommen.  Weil der Kurs 20% unter dem offizi-ellen Wechselkurs liegt, wechseln wir nur das Notwendigste.

Der Stempel im Pass  und das Visum sind schnell zu haben, es dauert lediglich eine Viertelstunde, nachdem am Visa-Desk das blaue Antragsformular ausgefüllt ist. Dazu werden pro Person 50 US$ fällig. 

Aber das ist noch nicht alles. Um die Wartezeit zu verkürzen geht Vreni ins benachbarte Büro um die Road-Tax zu bezahlen. Leider kommt sie aber ohne Carnet nicht weiter.

Es dauert unglaubliche 20 Minuten bis der Beamte alle Kopien geprüft, die Daten von Hand in ein Heft geschrieben hat, immer wieder mal etwas am Computer eingegeben und auf die Antwort gewartet und immer wieder einmal mit seinen Kollegen etwas gescherzt hat. Es passiert auch, dass irgend ein Spezi von aussen kommt und den "Beamten" mit Handschlag begrüsst und schwatzt oder es ruft wieder jemand auf dem Handy an und hält ihn vom Arbeiten ab.

Das alles ist nur mit Gleichmut zu schaffen. 

Aber nach 1 Stunde 50 haben wir alle Stempel und Papiere und fahren zum Tor vor.

Zu allem Überfluss muss ich hier nochmals aussteigen und mich mit Name, Passnummer etc. in ein Heft eintragen.

Was hier auffällt, kein Beamter, keiner der an der Schranke steht, trägt eine Uniform und so weiss man nie, ob man es mit einem Offiziellen oder mit einem Schlepper zu tun hat, der einem noch etwas abzwacken will.

Wir steigen von 1'200 Meter immer höher und erreichen bald mal 2'200 Meter. Die braun-gelbe Landschaft wechselt in sattes Grün.  In den Dörfern, welche wir durchfahren, werden überall noch grüne Bananen, Kürbisse, Kohl und anderes Gemüse angeboten.

Der Grenze zu werden die Behausungen ärmer. An Stelle der Backsteinhäuschen treten jetzt Holz- und Blechhütten. Die Armut zeigt sich auch in der Strasse, sie ist löchrig und ausgefahren. Die Seitenränder sind ausgebrochen und ich muss mich hüten, da nicht runter zu fahren.

Schwere Lastenzüge kommen uns entgegen und das Kreuzen wird machmal kritisch. Die Fahrer nehmen keine Rücksicht, weichen nicht aus, sondern bolzen einfach durch.  Dabei muss einer der beiden Aussenspiegel rechts dran glauben. Er wird gestreift und das Gehäuse zerbricht. Glücklicherweise bleibt das Glas intakt und er ist immer noch zu gebrauchen

In Tukuyu angelangt, müssen wir zuerst mal durch die belebte Strasse zum Hotel Landmark hoch-fahren. Wir stehen für eine Nacht auf dem Hotel-parkplatz und müssen uns eng zusammen stellen, weil noch eine Hochzeitsgesellschaft erwartet wird.

Nachdem wir eingereichtet sind, gehen wir schnell ins Stadtzentrum um eine SIM-Karte zu kaufen, damit ich wieder meine Berichte hochladen kann.

Wir sind gerade zurück beim Hotel, da fährt die angekündigte Hochzeitsgesellschaft vor. 

Zuvorderst das geschmückte Auto mit dem Brautpaar, dann folgen ein paar weitere Autos und zum Schluss ein Lastwagen mit grosser Musik-anlage. Alles wird begleitet durch etwa 200 elegant gekleideten Gästen, welche den Tross tanzend und singend folgen.

Auf den 45 km von der Grenze durchqueren wir Nadelwälder und sehen die ersten grossen Teeplantagen. Das Land ist feucht und fruchtbar durch den Steigungsregen. Wir bewegen uns zwischen 2'000 und 2'500 Meter. Die Gegend ist durch Vulkanberge geprägt. 

Ich komme kaum nach mit Fotografieren so lebhaft ist das Ganze. Dann begibt sich die Gesellschaft auf eine kleine Wiese neben dem Hotel um die Brautpaar-Fotos zu machen. Natürlich stehe ich mit meiner Kamera auch in der vordersten Reihe und habe nicht das Gefühl, zu stören. Die Menschen sind sehr freundlich und begrüssen uns. Für einen Moment sind unsere WoMos sogar fast interessanter als die Braut! Jedenfalls stellen sie sich davor und lassen sich fotografieren.

Die Weiterfahrt nach der Schranke ist nicht weniger abenteuerlich: die Strasse ist eng und mit Lastenzügen verstellt. Dazu kommen zu beiden Seiten noch Fahrräder und Motorräder, teils abgestellt, teils fahrend, und behindern der Verkehr zusätzlich. Weil wir nicht länger warten wollen, fahren wir halt auf dem Seitenstreifen weiter.

Wenn wir vom ganzen Prozedere nicht inzwischen müde geworden wären, hätten wir die Szenerie mit der lauten Musik und dem geschäftigen Treiben genossen. Jetzt sind wir aber froh, wieder "On the Road" zu sein.

Erstmals sehen wir auch grosse Bananen-Plantagen. In jedem Dorf werden sie auf Haufen gestappelt und warten auf den Weitertransport. Dazu sehen wir überall Camions, welche speziell für die Bananen hergerichtet sind.

Aber als wir auf dem Busbahnhof ankommen, dem einzigen grossen Platz in der Stadt, welche eigentlich ein grosses Dorf ist, sehen wir, dass bereits drei von uns am Schalter anstehen. Ich stelle mich dazu, während dem Vreni mit Gerhild die umliegenden Läden besucht. Nach einer halben Stunde, es stehen immer noch alle am Schalter an, kommt Vreni mit einem schönen Stoff zurück. Sie erzählt, dass sie von einer alten Frau angefeindet wurde, weil sie in Shorts unterwegs ist.

Tatsächlich sieht man in diesen Ländern Frauen nur Röcke tragen.

Dann habe ich genug vom Warten und wir gehen ins Hotel zurück.

Nach einer Stunde ist der "Spuck" vorbei und die Gesellschaft zieht weiter. Wir erfahren aber, dass sie zum Abendessen wieder kommen würden.

Im Anschluss ans Meeting, diesmal in der Hotel-Bar, überreicht Gerhild Gabi das Geburtstags-geschenk der Mitreisenden: ein Kochbuch über Eintöpfe aus verschiedenen Ländern, weil Dieter gerne Eintopf isst, und dazu ein paar Dinge die es zum Kochen braucht.

Weil es im Hotel keinen Champagner (!) gibt und die andere "Brause" nicht zu trinken ist, stossen wir mit Whisky auf Gabis Gesundheit an.

Anschliessend werden wir zum Nachtessen eingeladen. Hier sollen einfach ein paar Bilder einen Eindruck vermitteln. Wie Vreni diese Feier erlebt hat, will sie morgen aufschreiben. 

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Im Augenblick schauen die Interessierten noch den EM-Match Schweiz : Frankreich. Ich nutze die Zeit um Hausaufgaben zu machen.

Gegen Mitternacht kehrt Vreni beschwingt zurück, Resultat 0 : 0!

Montag, 20. Juni 2016  Tukuyu - Iringa

Früh um 8 gehe ich zum Vodacom-Shop in Tukuyo, welcher gestern Sonntag geschlossen war. Um 8.10 werde ich bereits hineingelassen, aber es dauert eine halbe Stunde, bis der "Betrieb" zu laufen beginnt. Kurz nach mir kommen zwei andere von uns, mit dem gleichen Begehren.

Weil es im Shop keine Nano-SIM-Karten gibt, wie es moderne Handies brauchen, beginnt ein Mit-arbeiter die normale Karte mit einem Japan-messer zurecht zu schnitzen. Ihnen fehlt sogar ein Stanzgerät.

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Ab jetzt beginnt das Chaos: während der Mitarbeiter auf eine Antwort auf seinem Computer wartet, beginnt er an den anderen beiden Handies herumzufingern. Zwischendurch fällt der Strom aus, dann kommt wieder ein Kunde und fragt nach etwas. Jedenfalls geht das Aufschalten nicht voran. 

Etwa um 9 kommt ein dritter Mitarbeiter, welcher offensichlich mehr kann und vor allem auch Englisch spricht. Bei den anderen Beiden waren wir uns nie sicher, ob sie uns auch verstanden haben.

Dann kommt noch Christine dazu und als sie des Chaos' gewahr wird, holt sie ihren Stanzer um wenigstens damit etwas voran zu treiben.

Um 10 Uhr bekomme ich mein Telefon zurück und prüfe, ob alles korrekt ist. Leider stelle ich fest, dass die Meldungen über Kontostand etc. in Suaheli statt in Englisch sind. Ich muss das Handy noch weitere zweimal zurückgeben bis alles wunschgemäss läuft.

Vreni beschreibt den gestrigen Tag:

Während Peter seit über zwei Stunden im Vodacom-Shop auf seine Tansanische SIM-Card wartet beschreibe ich das gestrige Geburtstags-Essen von Gabi.

Wir stehen auf einem Hotel-PP, scheinbar das beste Haus am Platz, sprich in der Stadt Tukuyu. Die Gastgeber haben bereits vor einer Woche bei uns allen das Menü bekanntgegeben und wir wählten zwischen Fisch und Fleisch. 

Entsprechend wurde die Bestellung frühzeitig im Hotel aufgegeben. 

Nach unserer Ankunft herrscht jedoch grosse Aufregung: 

Es sei NICHTS klar, nur alkoholfreier Sekt, kein Wein, keine Tische gedeckt. "Afrika"! 

Dieter geht mit Christine erst einmal Rotwein einkaufen, während Ja den Weisswein in den Kühler stellt. Gabi zieht sich völlig entnervt ins Womo zurück!

ff.

Wir sind gerade vom Marktplatz zurück, da wird es plötzlich laut und immer lauter auf unserem Platz, eigentlich wie bei der Street-Parade. Wir schauen nach und eine Hochzeitsgesellschaft nähert sich unserem Hotel. Diese Gesellschaft feiert heute Abend ebenfalls hier, da sind wir einmal gespannt wie das vor sich gehen wird. Vielleicht können wir danach ein paar Tipps an Lili und Dominik weitergeben . . .

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Um 18:30 Uhr, nach unserem Meeting, sind immer noch keine Tische parat und so nehmen wir den Apéro in der Bar zu uns. Dieter und Gabi offerieren uns dazu eine Flasche Whiskey - das Einzige was sie noch im WoMo hätten, meinen sie :-)

ff.

Als wir dann endlich zu den Tischen geführt werden wird uns bald eine sehr schmackhafte Pilz-Gemüsesuppe serviert. Die ist so viel-versprechend, dass wir gespannt auf den Haupt-gang sind. 

Dann jedoch wird zur allgemeinen Verwunderung ein Büffet aufgebaut. Der Koch weiss offen-sichtlich nicht mehr, was bestellt wurde ??? Nach-dem Gabi und Ja nachfragen ob nicht Fisch und Fleisch gereicht würden, wird das Büffet kurzer-hand wieder abgeräumt. Zudem werden auch die Teller wieder eingesammelt. 

Dieter schenkt in der Zwischenzeit Glas für Glas vom erstandenen Wein aus und entsprechend erheitert sich unsere Stimmung. 

ff.

Nun dauert es ziemlich lange bis schlussendlich doch noch Fisch und Fleisch serviert wird. Peter und ich haben Fisch auf unseren Tellern und der erinnert uns doch sehr an die Forelle vor einem Jahr in Bulgariens Rila-Kloster . . . 

Die Pommes hingegen sind fabelhaft, das Gemüse nicht schlecht und über die Banane rätseln wir Frauen lange wozu die wohl gedacht sei. Gekocht war diese nicht, geschält schon, sehr trocken und fast wie aus Plastik - zu Essen ist diese Frucht definitiv nicht. "Afrika"! 

Die Fleischesser bekunden lauthals: zäh und kalt. "Afrika"! 

Leider aber verpasst sie den Auftritt von Christine und Ja, bei welchem sie den Song "Afrika!" von Ingrid Peters vortragen.  

Anschliessend verteilen sie den Songtext und wir alle singen mit.

Damit wird der Ruf für fast alle Situationen, welche nicht  "normal" verlaufen verwendet.

In der Zwischenzeit geht Vreni einmal in die Hotelküche um zum "Rechten zu schauen".

Nach ein paar Minuten kehrt sie mit interessanten Bildern zurück.

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Ingrid und mir gelingen trotzdem ein kurzer Aufenthalt im Saal und wir sehen, dass die Gäste einen schwarzen Plastikbeutel, mit einem Imbiss darin und ein Getränk haben. Vom Brautpaar ist leider nichts zu sehen und Musik wird auch keine mehr gespielt.

Der Geburtstagskuchen ist wiederum ganz ordent-lich mit viel Buttercreme-Glasur in rosa. Die Stimmung ist mittlerweile ausgelassen, Ja lässt ihre ABBA-Musik erklingen und wir tanzen eifrig dazu.

Soviel an Rückblende zur gestrigen Hochzeit.

Wir fahren also erst gegen 11 Uhr ab und haben etwa 330 km vor uns. Beim gestrigen Meeting haben wir erfahren, dass die Strasse sehr schwierig sein wird. Und tatsächlich:  zwischen Uyole und Chimala ist die Strasse durch die Lastenzüge stark deformiert. Man fährt wie auf Schienen und berührt der Reifen den Wulst der Fahrbahn, läuft er gleich aus der Spur. Es ist wie ein Hexenritt. 

Aber hinter Makambako wird es noch toller. Hier wird die Strasse neu gebaut. Zu beiden Seiten hat es einen breiten Streifen, welche in Zukunft zur Verbreiterung der Strasse dienen soll. Diese 85 km wurden durch die EU finanziert, aber weil das Geld statt in der Fahrbahn in irgend welchen Taschen versickert ist, wurde die Baustelle vor einem Jahr stillgelegt. Inzwischen haben die Chinesen mit der Fertigstellung begonnen.

Zwischendurch wird der Verkehr auf diese Staubpiste umgeleitet, immer dann, wenn unter der Strasse ein Betonrohr eingebaut wird. Nicht genug dass es wie blöd staubt, als zusätzliche Schikane werden auch noch Bodenwellen eingebaut, wie wenn man hier schnell fahren könnte.

Ja und übrigens, die Geschwindigkeit ist auf der asphaltierten Strasse auf 30 kmh begrenzt um die Bauarbeiter zu schützen, welche seit einem Jahr nicht mehr auf der Baustelle sind.

Nach den Erfahrungen der letzten Tage ist nun jeder verunsichert und fragt sich, ob er vielleicht doch schneller fahren dürfe? Irgendwann habe ich genug vom Bummeln und hänge mich an den leeren Sattelschlepper "ÖZGÜL" ran, welcher überall mit 80 durchfährt, mit Ausnahme der Ortschaften, wo immer 50 kmh gilt.

Das Old Farm House in Kisolanza ist ein Gästehaus und Campingplatz. Das heutige Camp liegt inmitten von vielen kleinen Bäumen und Büschen. Alle WoMos sind weit auseinander liegend verteilt, so dass jeder genug Platz für sich hat.

Das Camp ist einer Farm mit Viehzucht ange-gliedert und ist seit mehreren Generationen in Familien-besitz, deren Ursprung in England liegt.

Das Klo ist eines vom Typ "Plumps" und für die Dusche wird frühmorgens und am späten Nachmittag der Ofen mit Holz Holz angefeuert. Alles ist sehr ordentlich und sauber.

Und dann passiert es: 6 Kilometer vor dem heutigen Ziel werde ich von der Polizei angehalten. Man wirft mir vor, innerorts 73 kmh gefahren zu sein. Da ich aber bei der Ortsausfahrt über mehrere Schwellen fahren musste, also langsam fuhr, bin ich der Meinung, dass ich nicht zu schnell war. Immerhin kann ich die "Busse" von 60 auf 30'000 (Fr. 15) herunterhandeln. 

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Eigentlich sind wir noch glimpflich davon gekommen, wenn ich höre, wie es einigen anderen ergangen ist.

Das heutige Nachtessen nehmen wir im Restau-rant des Camps ein. Es ist das bisher beste Seabridge-Essen. Nicci, die Chefin, eine echte Lady in Bezug auf ihre Sprache und Erscheinung stellt das Abendessen vor.

Der Höhepunkt ist das wunderbare Roastbeef und das frische Gemüse, welche aus dem eigenen Garten kommt.

Das Restaurant ist bekannt für seine authentische Atmosphäre in den Ruinen eines Lehmhause. Die Zutaten für die Speisen auf der Karte stammen alle von der Farm.

Zum Ball:

Christine erzählt, dass ihr ein junger Mann gezeigt habe, wie sie die Bälle machen. Sie würden von dem Kautschuk, den sie von den Bäumen gewinnen ein Teil so gross wie ein Omelette machen, dann diesen so formen, dass man ihn mit dem Mund aufblasen könne. Dann würden sie es mit den Zähnen zusammen beissen und so verschliessen. Schlussendlich würden sie die Gummifäden, die direkt von den Bäumen kommen, darum wickeln - fertig!

Weil der Ball aber perfekt rund ist und zudem noch so gut hochspringt, zweifle ich an dieser Erklärung. Und weil er zudem noch unangenehm riecht, hat Vreni ihn aus der Dusche spediert. Jetzt liegt er vor dem WoMo und ich werde ihn heute sezieren um hinter das "Geheimnis" zu kommen.

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Zuerst beginne ich damit, die Gummifäden abzuwickeln, merke aber schnell, das das nicht so einfach ist, weil sie zusammenkleben. Dann versuche ich mit dem Messer eine Schicht abzutragen um zu sehen, was darunter ist. Aber kaum setze ich das Messer an, entweicht die Luft und der Ball schrumpft.

Jetzt ist ja nichts mehr kaputt zu machen und darum beginne ich den Ball zu zerschneiden. 

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Aber auch das geht schlecht. Gummi kann mit einem Messer kaum geschnitten werden, es sei denn, man tauche beides unter Wasser. Aber das mache ich nicht. 

Nun liegt das Innere des Balls frei und ich sehe, dass es erstaunlicherweise keinen fertigen Ball darin hat. Vielmehr sieht das Innere aus wie ein umgestülpter Magen oder ein Hirn! Somit ist klar, der "Ball" nicht mehr mit.

Später zeigt mir Christine noch einen Film, welcher zeigt, wie die Bälle hergestellt werden.

Dienstag, 21. Juni 2016  Iringa Kisolanza-Farm

Um 7.45 treffen wir uns am Gate zu einem Rund-gang über die Farm. Hier werden wir von einem Massai erwartet. Von Nicci haben wir erfahren, dass die Massais zwar weiter nördlich beheimatet sind, weil die Familien aber seit eh' befreundet sind, weilen zeitweise Söhne auf der Farm, um zu den Tieren zu schauen.

Seine Kleidung ist traditionell, mit Umhang und Stock.

Der Rundgang führt uns zunächst zu den Kühen, welche gerade aus einem "Lausbad" kommen. Hier werden wir von Nicci empfangen. Sie erklärt uns, wie die Tierhaltung in Tansania funktioniert. Die Tiere gehen wöchentlich, und in der Regenzeit zweimal pro Woche durch das Desinfektionsbad um gegen Zecken und Maul- und Klauenseuche gewappnet zu sein.

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Nachdem in den letzten 100 Jahren zweimal das Land durch neue Strassen zerschnitten wurde, können die Weideflächen nur noch bedingt eingezäunt werden. Dadurch lässt sich auch der Kontakt mit Wildtieren nicht kontrollieren.

Später kommen wir an einem Feld mit Arthemis-stauden vorbei. Sie sind abgeschnitten und liegen zum Trocknen am Boden.

Auf Extrakten aus dem einjährigen Arthemis beruht die aktuell von der WHO empfohlene Therapie gegen Malaria. Das Kraut wird zerkleinert und in Kapseln gepresst. Es ist auch die Therapie, welche uns in Port Elizabeth empfohlen worden ist und darum schlucken wir, solange wir im Malariagebiet sind, täglich 2 Kapseln.

Auf dem Rückweg kommen wir an einer Pump-station vorbei. Dank einer Tiefenbohrung steht hier absolut reines Trinkwasser zur Verfügung. Alle übrigen Wasserstationen spenden Wasser, welches zuerst abgekocht werden muss. 

Nicci erzählt, dass die getrockneten Pflanzen nach Neuseeland gehen würden, wo vor allem Oel daraus gepresst würde, welches als Heilmittel gegen Arthritis gelte. Es wäre geplant, eine eigene Oelmühle in Betrieb zu nehmen.

In unserem WoMo haben wir ja zwei getrennte Wasserkreisläufe. Den einen, den wir fürs Duschen und fürs Abwaschen brauchen. Diesen füllen wir hier. Er fasst 200 lt und der andere für 20 lt Trinkwasser, in den wir nur gekauftes Wasser füllen.

Der Rundgang endet nach 2 Stunden. Für diesen Nachmittag habe ich geplant, die  neuen Berichte zu schreiben. Aber kaum beginne ich, kommt Alexander weil er ein Problem mit der Elektrik hat. Irgendwo ist eine Sicherung durchgebrannt. Aber weil es kein Elektroschema gibt ist es nicht klar, wo ich suchen muss. Nach langem hin und her finde ich dann die Sicherung, habe aber keinen passenden Ersatz. 

Glücklicherweise hat Manfred eine passende und so läuft auch Alexanders Kühlschrank wieder. Gleich danach steht Friedrich auf der Matte und kommt mit dem GPS nicht zu Recht. Auch da kann ich helfen. 

Nach einer guten Stunde darf ich weiterschreien, ich meine "weiterschreiben".

Alexander bringt mir dann später zum Dank noch eine Flasche Cabernet, die wir  zusammen mit Manfred und Ingrid beim Abendessen trinken. 

Zudem habe ich vor einer guten Stunde einen Gitzi-Schlegel auf den Grill gelegt und diesen zwischendurch immer wieder ausgeschaltet, dass das Fleisch nicht austrocknet, aber trotzdem bis zum Knochen durchzieht. Er wird jetzt zusammen mit den Bratkartoffeln und dem frischen Gemüse gegessen und schmeckt wunderbar.

Mittwoch, 22. Juni 2016  Mikumi

Wir fahren eine landschaftlich reizvolle Etappe entlang des Ruaha. und des Lukosi-Flusses. Die Strecke ist bergig und kurvig. Bergauf schleichen die Lastenzüge und wenn es dann abwärts geht überholen sie uns wie verrückt. Von Abwärts-fahren im gleichen Gang wie aufwärts wissen die nichts. Entsprechend oft sehen wir auch Wracks am Strassenrand stehen. 

Dieser hier, zum Beispiel, konnte scheinbar nicht mehr bremsen und fuhr darum gegen den Berg. Jetzt sind Leute dabei, die Ladung auszuräumen. Ich möchte fast wetten, dass dieser Lastenzug auch noch in einem Vierteljahr hier stehen wird.

Bei der Fahrt durch das Kitonga-Valley sehen wir wieder Baobab-Bäume. Wenn wir noch vor zwei Wochen jedem einzelnen Baobab nachgefahren sind um ihn zu bewundern, fahren wir heute durch Wälder mit Tausenden davon.

Auch in dieser Menge verliert dieser Baum die Faszination nicht. Er kommt uns vor wie die ersten Bäume, welche Kinder zeichnen.

Ich weiss nicht ob ich es schon erwähnt habe: es gibt die Legende, wonach Gott über etwas erzürnt war und er darum einen Baum verkehrt herum in die Erde gesteckt habe. 

Heute übernachten wir in der Swiss-Tan-Lodge in Mikumi. Schon bei der Einfahrt werden wir am Einfahrtsschild von einem "Grüezi" begrüsst. Die Lodge wurde von einem Schweizer aufgebaut. 

Er ist vor etwa 16 Jahren nach Tansania ausge-wandert. Es wundert uns nicht, dass alle Instal-lationen tip-top in Ordnung und gepflegt sind - Schweizer Gründlichkeit!

Wie nicht anders zu erwarten, gibt es in der Speisekarte auch 3 schweizerische Gerichte:

Ghackets mit Hörnli, Älpler-Maggrone und Züri-Gschnätzlets mit Röschti.

Ich entschliesse mich für Ghackets mit Hörnli, die anderen bestellen Züri-Gschnätzlets.

Leider ist der Beizer im Moment in den Ferien, wir hätten ihn gerne begrüsst.

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Das Ghackets mit Hörnli schmeckt gut, sieht aber nicht sehr schön aus. Das Fleisch ist mit zu viel Mehl gebunden. Leider fehlt auch der Reibkäse und das Öpfelmus.

Die Portion war aber so gross, dass Vreni auch noch ihren Teil abbekommen hat.

Besonders interessant ist es, gegen Mittag durch die Dörfer zu fahren. Überall wird gekocht und gebraten. 

Hier essen vor allem die vielen Lastwagenfahrer. Oft ist es aber auch nur ein Feuer am Boden, an welchem Teile von Ziegen gebraten werden. Störend dabei ist aber der Rauch, welches ganze Dörfer "einnebelt".

Donnerstag, 23. Juni 2016  Kibaha bei Dar es Salaam

Auf der fahrt nach Dar es Salaam durchfahren wir zuerst den Mikumi Nationalpark. Die A7 führt direkt hindurch. Darum ist die Geschwindigkeit auch auf 50 kmh und stellenweise sogar auf 30 kmh beschränkt. Dafür sorgen die vielen Bodenwellen und Asphaltverwerfungen.

Nebst vielen Affen sind nur vereinzelt Impalas und Zebras zu sehen.

Nächster Wegpunkt ist Morogoro. Hier wollen wir eine Schule besuchen, welche von einem Deutschen, Bernhard Brendel, gegründet wurde. Der Kontakt kam zustande, weil Gerhild Bezie-hungen zur Stiftung hat. Als einzigen Hinweis haben wir eine Koordinate, bei welcher von der Hauptstrasse abzubiegen ist.

Aber kaum stehen wir auf der besagten Strasse, zweifeln wir an der Richtigkeit. Darum frage ich einen jungen Mann, aber er versteht nur "Bendel", zeigt aber weiter in dieser Richtung und dass wir irgendwann links abbiegen müssen.

Nach ein paar hundert Metern frage ich nochmals und bekomme die gleiche Antwort.

Dann aber werden wir von einem weissen Toyota überholt und er deutet uns an, dass wir ihm folgen sollen.

Jetzt geht es etwas zwei Kilometer über diese löchrige Strasse, dann über einen Bahnübergang und zuletzt durch einen Blättertunnel, bis wir wieder auf einer befestigten Strasse ankommen.

Hier biegen wir links ab und fahren weiter zwei Kilometer um dann nochmals links abzubiegen.

Der letzte Kilometer ist dann noch die Krönung der schlechten Strasse.

Dann stehen wir vor der Schule. 

Erstaunlicherweise habe alle WoMos, auch die mit Vorderantrieb, die Strecke gemeistert.

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Sister Mary empfängt uns mit offenen Armen. 

Als alle eingetroffen sind, führt sie uns durch die Schule. Am Vormittag waren gerade Prüfungen im Gang und wir erfahren, dass die Prüfungsauf-gaben nicht auf Papier verteilt würden, sondern an die Wandtafel geschrieben wird. Darum müssen die Schüler und Schülerinnen für jedes Fach in ein anderes Zimmer wechseln.

In der zweiten Klasse ist der Unterricht immer noch im Gang. Wie schon früher werden wir mit "Good morning - How are you?" begrüsst.

Die Jüngsten sind am Zahlen schreiben und sind über unseren Besuch erstaunt. Sister Mary führt uns überall durch und erklärt voller Stolz, dass dies die beste Schule im weiten Umkreis wäre. Den Eindruck haben wir auch. Allein das grosse Schulhaus spricht für sich, wenn wir das mit dem letzten Schulbesuch vergleichen.

Kaum sind wir im Schlafsaal, stürmen die Mädchen singend und tanzend herein.

Auf dem grossen Schulhof werden wir von den grösseren Schülerinnen und Schüler mit rhyth-mischem Gesang empfangen, unterstützt durch Jembe- und Trommelklängen.

Selbst die Köchinnen nehmen daran Teil. Sister Mary steht immer wieder im Mittelpunkt und bekommt nicht genug davon, uns alles zu zeigen und zu erklären.

Anschliessend werden wir mit Singen und Trommeln in den Schlafsaal der Mädchen geführt. Sie schlafen in Zweistockbetten und einige haben ein Moskitonetz aufgespannt.

Vieles erinnert uns an Wurmsbach: die aufge-stellten Mädchen, die Ordnung und Disziplin und besonders die Lebensfreude.

Vor dem nächsten Raum werden wir aufgefordert, die Hände zu waschen. Sister Mary gibt uns Papiertücher, um die Hände zu trocknen. Jetzt ist klar - hier gibt es Mittagessen.

Auf zwei Tischen stehen mehrere Töpfe und Schüsseln mit Reis, Spaghetti (kurz geschnitten!) Kartoffelschnitze, Spinat (ganz bitter!), 

In Hackfleischknödel mit Ei, Hühnerbeine und noch vieles mehr. 

Immer wieder kommen andere Schwestern mit den Platten zu uns um uns zu bitten, doch nochmals zu nehmen. Erst als wir genug haben, beginnen sie selbst zu essen.

Auf dem anderen Tisch sind Platten mit Melone, Ananas, kleinen Bananen und Papaya.

Auf dem Tisch stehen zudem Mineral-, Softdrink- und Bierflaschen. 

Wir sind über die Grosszügigkeit erfreut und erstaunt.

Nach zwei Stunden werden wir verabschiedet. Auf den restlichen 120 km kommen wir durch die "Gemüsekammer von Dares Salaam". Sisal, Zuckerrohr, Reis, Mais, Hirse, Kartoffeln und Gemüse wird in mehreren Ernten pro Jahr ange-pflanzt.

Die nächste Station ist die Küche, in welcher für Alle gekocht wird. Da sind wir etwas erstaunt, dass immer noch auf Holzfeuer und in grossen Töpfen gekocht wird. 

Eigentlich hätten wir eine modernere Küche mit Gas oder Elektrisch und Küchenmaschinen erwartet.

Aber Gas  und Strom sind nicht immer lieferbar, Holz aber schon, selbst wenn inzwischen das Land unter dem Kahlschlag leidet.

Die Kiteshe-Lodge, wo wir stehen, ist spartanisch eingerichtet. Es gibt kaum Elektrisch und Wasser, keine Dusche und zwei Stehklos.

Die Wahl fiel auf diesen Ort, weil es die einzige Möglichkeit ist, ausserhalb von Dar es Salaam zu stehen. Müssten wir ins Stadtinnere fahren, müssten wir mit 2 - 3 Stunden im Stau stehen rechnen.

Die WoMos werden 5 Nächte hier stehen, während dem wir auf Zanzibar sind. Darum ist es weiter nicht tragisch, dass der "Komfort" fehlt.

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Am Meeting erfahren wir alles Wesentliche über die Tage auf Zanzibar.