Die Seele Afrikas  -  Swaziland

Sonntag, 22. Mai 2016   Swaziland, Mlilwane Game Sanctuary

Heute verlassen wir Südafrika um durch Swaziland zu fahren.

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Wir verlassen den Platz früh und sehen wieder wild lebende Tiere, welche um diese Zeit noch äsen, aber sich schon bald in die Wälder zurück ziehen.

Nach etwa 100 km kommen wir an die Grenze zu Swaziland. Auf der südafrikanischen Seite bekommen wir einen sogenannten "Gatepass", ein Zettel, auf dem die Stempel aller zu durchlaufenden Stellen vorhanden sein müssen, damit sich die Schranke zur Weiterfahrt öffnet. Anhand einer Checkliste, welche Christine vorbereitet hat, gehen wir vor und bereits nach 15 Minunten fahren wir zur Grenze von Swaziland weiter.

Kurz vor dem heutigen Ziel in Mlilwane halten wir im Swazi Candle Shop. Hier werden Kerzen in den verschiedensten Formen und Farben hergestellt und verkauft. Besonders interessant sind die Tiere. Sie werden aus verschiedenfarbigen Wachsstreifen geknetet und geformt. Die endgültige Form wird dann noch mit dem Messer herausgearbeitet.

Damit die Tiere die Form bewahren werden sie zum Abkühlen in kaltes Wasser gelegt.

Interessant ist, dass wir hier auf einen ganz anderen Baustil treffen. Nebst den üblichen Häuschen stehen auch Rundhäuser. Die Häuser sind eingezäunt und oft befinden sich ein paar Kühe und Ziegen darin.

Sobald wir anhalten um etwas zu fotografieren kommen Kinder und Erwachsene gerannt um uns anzusehen.

Oft stehen auch Kinder und Jugendliche an der Strasse und halten die Hand auf und rufen "hungry", sind aber mit ihren Schuluniformen gut gekleidet. Wahrscheinlich ist dies ein Auswuchs des Tourismus.

Hier dauert es etwas länger, weil die Beamten einen Blick ins WoMo werfen wollen. Prüfen Sie, ob wir unsere Schwiegermutter schwarz einführen wollen? Nein - es ist reine Neugier!

Swaziland ist ein kleiner Binnenstaat im südlichen Afrika. Er grenzt an Südafrika und Mosambik. Das Königreich Swaziland ist mit einer Fläche von 17'363 Quadratkilometern gerade halb so gross wie die Schweiz.

Gleich schon bei der Einreise fällt uns der Unterschied zu Lesotho auf: die Häuser sind grösser und die Menschen sind besser bekleidet. Überall wo wir durchfahren bleiben die Menschen stehen und winken uns zu.

Die letzten Kilometer führen weg von der asphaltierten Strasse. Die gravel road (deutsch: Schotterstrasse, im Volksmund aber: Greblerweg genannt) ist von einem wunderbar leuchtenden Rot.

Zuckerrohr ist auch hier ein wichtiger Erwerbszweig. Selbst am Sonntag sind viele beladene Lastwagen unterwegs, um die Ware in die Zuckerfabriken zu bringen.

Die Laster verlieren immer wieder einzelne Zuckerrohre, welche von den nachfolgenden Autos überfahren und von den Kühen gierig gefressen werden. Dazu bleiben sie auf der Strasse stehen und bilden eine nicht unerhebliche Gefahr für den Verkehr.

Dann kommt das Gate zum Nationalpark, wo man sich wieder registrieren muss. Das Büro ist in typischen Rundhäusern untergebracht.

Am Abend findet ein gemeinsames Essen im Restaurant des Parkes statt. Wir können uns an einem reichhaltigen Buffet bedienen. Als Überraschung des Tages tritt eine Folkloregruppe auf.

Vor dem Restaurant brennt ein grosses Feuer. Was beim ersten Hinsehen wie grosse Steine aussieht,  sind 4 Warzenschweine, welche an der Wärme liegen. Sie lassen sich  durch unsere Anwesenheit nicht stören und sollen angeblich jede Nacht hier verbringen.

Zwischendurch sehen wir auch Sägereien und Köhlereien. Die Strecke wird intensiv von Holztransportern befahren und entsprechen sieht auch die Strasse aus. In der Nähe befindet sich auch eine stillgelegte Goldmine. 

Montag, 23. Mai 2016   Swaziland

Wir verlassen das Wildreservat und fahren wieder nach Südafrika. Unser kurzer Aufenthalt in Swaziland ist damit beendet, es ist aber ja auch ein kleines Land. Aber noch stehen wir nicht an der Grenze.

Wir fahren mitten durch ein riesiges Gebiet Forstwirtschaft. Entweder hat es zu beiden Seiten der "Strasse" Eukalypthuswälder oder Nadelhölzer. Dann folgen wieder gerodete Flächen, auf denen die Reste grossflächig verbrannt wurden. Im Hintergrund steigt auch Rauch hoch, wo gerade die Brachen abgebrannt werden. Dann aber folgen die neu aufgeforsteten Flächen mit Bäumen von 50 cm an aufwärts.

Es ist leicht zu erkennen, dass die Forstwirtschaft der wichtigste Industriezweig der Region ist.

Das Ziel ist Sabie in Südafrika und dazu stehen uns zwei Routen zur Auswahl: die schnelle über gute Strassen und durch schöne Wälder, die andere über verschiedene Pässe, wovon ein Abschnitt nur mit Allrad zu befahren wäre. Jedenfalls kann uns Christine nichts genaueres dazu sagen, weil sie diese Strecke noch nie gefahren ist.

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Wir nehmen die Herausforderung an und wählen die anspruchsvolle Route.

Die ersten 25 km führen uns über die Autobahn und dann auf einer geteerten Nebenstrasse über zwei Pässe. Dann, nach 90 km erreichen wir Piggs Peak und hier ändert die Situation. Ausgangs Dorf ist es fertig mit der guten Strasse, ab jetzt haben wir Gravel Road vor uns.

Von ihm erfahren wir viele interessante Dinge über das Dorf, weitere Details dazu habe ich im Internet recherchiert:

Seit 1939 wurde eine Asbest Mine betrieben. 1991 ging sie bankrott und wurde 2001 geschlossen. Der grösste Teil der 10'000 Einwohner verliess das Tal um anderswo Arbeit zu suchen.

Nach etwa 17 km endet die Schotterstrecke und wir kommen in Bulembu an. Eingangs Dorf, bei einer kleinen Klinik, steht ein Strauch mit schönen roten Bluten. Ein Frau spricht uns beim fotografieren an, aber wir verstehen sie nicht.

Abschnittsweise ist die Strasse so steil, dass wir sie nur mit Allrad und Geländeuntersetzung befahren können. Von starkem Regen ist sie zudem noch erodiert, so dass das WoMo zeitweise nur mit 3 Rädern auf dem Boden steht. Ohne Differenzial-sperre wären diese Abschnitte kaum zu bewältigen.

Zu unserer Überraschung gibt es hier eine Bäckerei und Vreni geht Brot kaufen. Nach ein paar Minuten kommt sie ohne Brot zurück, bittet aber mich mitzukommen.

Sie steht mit dem Bäcker vor dem Eingang und erklärt ihm die Reise, die wir machen.

In den vielen farbigen Häuser auf dieser Seite des Dorfes leben die älteren Kinder. Hier besuchen sie auch die Schule und werden in einem Handwerk ausgebildet. Bemerkens-wert ist auch, dass alle Lehrer aus Simbabwe kommen.

Swaziland steht weltweit an der Spitze der AIDS infizierten. 2002 waren es fast 40% der Bevölkerung und die Folge davon ist eine hohe Zahl an Waisen.

Zur Zeit leben in Bulembu etwa 50 Erwachsene, welche sich  450 Waisen annehmen. Diese werden in Heimen betreut.

Der Bäcker weist auf ein Haus am gegen-überliegenden Hang, in welchem die jüngeren Kinder (2 Wochen - 4 Jahre) leben.

Interessant ist auch zu erfahren, dass das Dorf eine Fläche von 1'700 Hektaren an eine kanadische Holzfirma verpachtet hat. Die Einnahmen daraus dienen dem Betrieb der Waisenheime. Im übrigen gibt es noch weitere Kleinbetriebe, wie zum Beispiel eine Lodge, eine Molkerei, eine Honigfabrik, und die Bäckerei, welche ebenfalls der NGO des Dorfes gehören.

Damit will Bulembu jährlich $ 6 Mio Profit erwirtschaften und soll damit  unabhängig vom bankrotten Staat sein. 

Unmittelbar hinter dem Dorf liegt der Grenz-übergang zu Südafrika. Die Ausreise ist einfach: Stempel in die Pässe und weiter geht es.

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Die Wiedereinreise nach SA ist dann schon aufwändiger. Für die Grenzbeamten sind wir eine willkommene Abwechslung.

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Es gilt das Innere des WoMos zu "inspizieren". Zuerst wollte der Beamte hinein, wurde dann aber von seiner Kollegin zurückgehalten. Er habe das vorherige Fahrzeug überprüft, jetzt wäre sie daran, ihre Neugier zu stillen.

Vreni muss alle Kästen öffnen damit die Dame hineinschauen kann. Eigentlich ist dies ja auch harmlos. Wir gönnen ihnen die Abwechslung im langweiligen Alltag.

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Bemerkenswert ist auch noch, dass ich beiden Schalterräumen Kondome gratis angeboten werden - wenigstens etwas, aber natürlich längst nicht genug um AIDS zu bekämpfen.

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Ja und noch etwas: auf unsere Frage, ob es hier mit Gravel Road weiter geht, meint er voller Stolz, fast etwas beleidigt: "In Südafrika gibt es keine Gravel Road", was natürlich nicht stimmt!

In Nelspruit angekommen gehen wir in den EURO-SPAR um unsere Vorräte aufzufrischen. In den nächsten Tagen, im Krüger Park, wird es dann kaum noch Einkaufsmöglichkeiten geben.

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Das weiträumige und grosszügig gestaltete Einkaufszentrum ist äusserst modern. So stehen zum Beispiel die Kassen nicht dicht gedrängt nebeneinander wie bei uns. Es sind jeweils mehrere Inseln mit zwei Kassen. Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit.

Dienstag, 24. Mai 2016   Blyde River Canyon

Heute fahren wir auf einer Panorama Route durchs Hochland von Transvaal. Zahlreiche Wasserfälle und spektakuläre Aussichtspunkte säumen den Weg.

Wie in den Tagen zuvor begleiten uns wieder unendliche Wälder. Wie Soldaten stehen die Bäume in Reih' und Glied und warten darauf zu fallen. Jede Hektare die abgeholzt wird, wird auch wieder aufgeforstet.

Schwere Laster, bis zuoberst mit Holzstämmen beladen, fahren in die Sägereien und  Papier-fabriken.

Auf dem Rückweg nehmen wir uns dann Zeit, die angepriesenen Objekte anzusehen. Eine Dreiergruppe afrikanischer Frauen hat es mir angetan und ich kaufe sie. Vreni handelt den Preis von 120 auf 100 Rand hinunter.

Wenn wir an einem Aussichtspunkt ankommen, noch bevor wir aussteigen, werden wir von Händlern belagert, teils so penetrant, dass wir die Besichtigung sausen lassen und weiterfahren.

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Dann aber kommen wir an einen Ort, wo man uns nicht einmal anspricht. Unbehelligt gehen wir an den ausgelegten Waren vorbei um die Aussicht zu geniessen.

Unser letzter Halt ist bei den Drie Rondavels, eine Dreierformation runder Felsen. Dann fahren wir zum Camp. 

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Da wir ausnahmsweise einmal früh auf dem Platz sind, packe ich den Grill aus und lege 2 TBone-Steaks darauf, 3cm dick und zusammen 683 Gramm schwer. Weil das für uns zwei zu viel ist, laden wir Rolf ein. Er bringt dafür eine Flasche Wein mit. 

Dann lassen wir uns Zeit bis zum Meeting, während dem im Hintergrund die Waschmaschine läuft.

Es wird schnell dunkel und kalt. Um 18 Uhr brauchen wir schon Licht um das Meeting durchführen zu können. Entsprechen früh gehen wir danach auch zu Bett.

Mittwoch, 25. Mai 2016   Punda Maria

Der Morgen beginnt mit der Gymnastikstunde, welche 15 Minuten dauert. 

Gegen 9 fahren wir los. Die ersten 60 km geht es bergauf- und ab. Dann erreichen wir die Ebene um Mica. Während den folgenden 150 km durchfahren wir ein Gebiet, welches von Zitrusfrüchte-Plantagen gezeichnet ist. Was gestern die Bäume waren, sind heute die Orangenbäume, welche in Reih' und Glied stehen.

Viele davon sind schon abgeerntet. Aber heute sind die Grapefruits dran. Dauernd kommen uns Traktoren mit 2 Anhängern vorbei, welche ihre Ladung bei Dole, einer Konservenfabrik abliefern

Dann kommen wir an einer Sammelstelle vorbei. Ich halte an und steige aus, um das Treiben besser beobachten zu können.

Hier werden die Anhänger entleert, und die Früchte auf eine höher gelagerte Plattform befördert. Von dort fallen Sie nach unten in grosse Anhänger, welche mindestens das zehnfache der Traktoranhänger fassen.

Ist der grosse Anhänger voll, geht ein Arbeiter mit Schuhen über die Früchte und kickt jene, welche am Rand liegen hinein. Dass diese Früchte nicht als Erstklassobst verkauft werden, sondern in der Saftpresse laden liegt auf der Hand

Hinter Giyani, wo wir noch Diesel gefüllt und Brot und Milch gekauft haben, wird die Gegend ärmer. Auf die Würste und die Hühnerbeine verzichten wir.

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Wir fahren durch Dörfer, welche keine Wasserversorgung haben. Vielleicht täglich kommt ein Laster mit Wassertanks vorbei, welcher die am Strassenrand stehenden Plastikbidons füllt. Dann holen die Frauen diese ab und tragen sie heim, meist auf dem Kopf oder dazu noch einen Bidon in der Hand.

Immer wieder, aber besonders an Sonntagen, treffen wir auf Gruppen von Frauen, welche einheitlich gekleidet sind. Wir erfahren, dass diese in eine der zahlreichen Kirchen gehen und mit ihrer "Uniform" kund tun, dass sie einer Gemeinschaft angehören.

Dann erreichen wir Punda Maria, den Eingang zum Kruegerpark. Bereits während den letzten 5 km bis wir das Camp erreichen, sehen wir Elefanten und Gazellen.

Während den nächsten paar Tagen werden wir den Park vom Norden in den Süden durchfahren.

Die Wahl der Strecke und den Loops, welche von der Strasse wegführen, ist uns überlassen. Einzig wichtig ist, dass wir vor 17.30 im nächsten Camp eintreffen. Andernfalls bekommen wir nur noch Zugang nach dem Bezahlen einer Busse von 500 Rand.

Um 18 Uhr, es ist bereits seit einer halben Stunde Nacht aber nicht kalt, treffen wir uns zum Meeting. Wir besprechen die nächsten zwei Tage und erkennen anhand der Fahrstrecken, dass bei der niedrigen erlaubten Geschwindigkeit bereits 5 Stunden für die direkte Strecke, wohlgemerkt ohne Halts, draufgehen. Will man aber noch den einen oder anderen Loop fahren und an einem Wasserloch stehen und auf Tiere warten, werden es schnell 8 - 10 Stunden. 

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Ergo: früh aus den Federn und um 6 Uhr losfahren. 

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Gute Nacht!