Die Seele Afrikas  -  Nochmals in Botswana

Freitag , 22. Juli 2016   Kasane - Botswana

Der Weg bis nach Kasane ist kurz, wir können es uns also leisten, noch einen kleinen Abstecher zum LookOut Café zu machen. Wir fahren die paar Kilometer bis zur Grenze zurück, um dann unmittelbar davor rechts in den Busch abzu-zweigen.

Nach 800 Meter erreichen wir das Café. Gerade fährt ein Kleinbus vor und wir beeilen uns, um einen Tisch an vorderster Front zu ergattern, bevor sich die Gruppe breitmacht.

Ingrid und Manfred sind uns schon vorgefahren und warten auf uns.

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Das Café liegt direkt an der Schlucht und von hier aus sehen wir die Brücke, welche Sambia und Simbabwe verbindet.

Unter uns kann man auch an einem Seil ange-bunden, die Schlucht überqueren. Ist man dann unten angelangt, wird man wieder hochgezogen - etwas weniger spektakulär als Bungee-Jumping, aber immerhin ist der Andrang gross.

Nebst einem kleinen Frühstück mit Cappuccino, es ist Rührei mit Lachs, auf einem Croissant ange-richtet, versuche ich endlich wieder einmal die HP hochzuladen - leider ohne Erfolg.

Das Handynetz ist hier überall sehr schwach. Oft haben wir gar keine Verbindung und wenn wir in einer Lodge sind wo es WiFi gibt, läuft dieses auch über das schwache Netz. Es reicht kaum um Email herunterzuladen und die Zeitung schon gar nicht.

Wir sind zuversichtlich, dass sich die Erde auch ohne uns weiter dreht.

Wir fahren etwa 80 Kilometer parallel zum Sambesi, überschreiten die Grenze zu Botswana und fahren weiter bis nach Kasane.

Hier stehen wir zwei Nächte auf einem schönen Platz, direkt am Chobe. In Kazungula, einem Vorort von Kasane, fliesst der Chobe in den Sambesi.

Von unserem Platz aus haben wir direkten Blick auf den Fluss und in der Nähe hören wir die Fluss-pferde grunzen. Leider zeigt sich keines.

Unser Fahrer macht uns laufend auf Tiere und deren Spuren aufmerksam. Seinem geübten Blick entgeht scheinbar nichts. So zeigt er uns zum Beispiel Löwenspuren im Sand - nur leider sehen wir den Löwen selbst nicht.

Wir alle haben sie sehnlichst erwartet und jetzt kommt sie - die Sonne! Und schon wird es wärmer. Ein paar Minuten später sind die klammen Finger, welche die Kamera halten, vergessen.

An anderen Stellen überquert ein Pfad zur nahegelegenen Wasserstelle die Strasse. Aus den vielen Spuren ist zu schliessen, dass wir gerade eine "Hauptstrasse" kreuzen.

Nebst den von Wind und Sonne gebleichten Skeletten sehen wir auch viele Vögel, wie dieser Riesentrappe. Durch ihre Grösse und die beson-dere Kopfform fällt sie sofort auf.

Es ist nicht etwa so, dass ich noch keine Elefanten gesehen habe, aber die Tiere faszinieren mich immer wieder und darum mache ich immer wieder ein Bild - und noch eins . . .

Dann sind da noch die Afrikanischen Büffel, welche meist in grossen Herden anzutreffen sind. 

Vereinzelt sehen wir auch alte, alleinstehende Tiere, welche die Herde verlassen  wenn es ans Sterben geht (so sagt man uns jedenfalls!).

Die Giraffen sind aktuell gerade in der Brunst, zu erkennen daran, dass die Männchen ihre auser-wählte Dame von hinten beschnuppern und auf die passende Gelegenheit warten.

Die vielen Helmperlhühner mit dem kleinen Kopf und dem weiss gepunkteten Federkleid gefallen uns, wie sie wieselflink in Scharen über die Strasse eilen.

Ellipsen-Wasserbock (weisse Zeichnung am Hintern) und Impala-Männchen.

Mit zunehmendem Alter wird die Fellfarbe der männlichen Giraffe dunkler.

Bald geht die schöne Safari zu Ende und wir fahren entlang des Chobe zum Gate zurück. Am Ufer sehen wir die Flusspferde im Wasser liegen.

Sobald wir auf eine Elefantenfamilie mit Jungtieren treffen, werden diese von der Mutter beschützt und die Tanten eilen herbei um das Junge in die Mitte zu nehmen. Sie wenden sich meist gleich ab und nur wenn sie erbost sind, breiten sie ihre grossen Ohren aus um uns zu bedrohen.

Zurück auf dem Platz treffen wir uns im Restaurant. WalliPeter feiert heute seinen Geburtstag und lädt uns darum zu einem Champagner-Frühstück ein.

Vom grosszügigen Buffet geniessen wir alle Herrlichkeiten, mehr als dass man in einem abge-schiedenen Camp erwarten kann. 

Den Nachmittag verbringen wir mit einer Bootsfahrt auf dem Chobe. Mit kleinen Alu-Booten fahren wir den Chobe hoch. Dank des flachen Bootes können wir bis an die Grasnarbe heranfahren und die Tiere aus nächster Nähe beobachten. Natürlich sollen wir leise sein um die Tiere nicht zu verscheuchen.

Dem mehr als 2 Meter langen Krokodil sind wir aber egal, solange wir nicht aussteigen!

Danach benötigen einige, welche dem Cham-pagner zu sehr zugesprochen haben, eine kleine Ruhepause. Aber dafür ist auch Zeit bis am Nachmittag ein weiterer Höhepunkt des heutigen Tages folgt.

Ein Waran befindet sich in der Nähe einiger Trappen. Als der Waran eine davon angreifen will wehrt sich diese mit Geschrei und dem Spreizen der Flügel - der Waran zieht ab und sucht sich ein anderes Opfer.

Das sumpfige Gelände bietet vielen Vogelarten ein ideales Leben. Die Vierlfalt ist gross, nur um einige zu nennen: Löffler, Schlangenhals- und Weiss-brustkormorane. 

Leider können wir die meisten der Vögel anhand des Bestimmungsbuches nicht benennen.

Während der Regenzeit wird hier das Wasser wieder meterhoch stehen.

Ein Rallenreiher beschäftigt sich mit einem Fisch, er scheint ihm etwas zu gross zu sein. Dann flieht er mit dem Fisch im Schnabel, weil wir ihm inzwi-schen zu nahe gekommen sind.

Ein Graureiher flieht beim Näherkommen. Nach einem fulminanten Start schwächelt er und berührt nochmals das Wasser, dann kommt er hoch und entschwindet unserem Blick.

Vom Ufer aus werden wir von einem Flusspferd argwöhnisch beobachtet. Dann geht es zum Ufer und taucht ins Wasser, ohne den Blick von uns zu wenden.

Vereinzelt sehen wir auch schwimmende Ele-fanten. Aber auch hier, kaum kommen wir näher, verlassen sie das Wasser.

Flusspferde sind sehr cholerisch. Werden sie wütend, greifen sie an. Zu Land können sie bis zu 40 kmh schnell rennen. Da hat man keine Chance mehr zu entkommen. Im seichten Wasser, wie zum Beispiele hier, sind sie mit den Füssen auf dem Boden und nahezu gleich schnell. Wenn sie ein Boot angreifen, tauchen sie darunter und kippen es beim Aufstehen. Fällt man dann ins Wasser, braucht es sehr viel Glück, heil ans Ufer zu kommen. Aber da warten vielleicht bereits die nächsten Hypos.

Nimmersatt und Heiliger Ibis. 

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Der Afrikanische Wasserbüffel zählt nebst dem Flusspferd zu den angriffigsten Tieren.

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In unserem Umkreis befindet sich mindestens 10 Boote und ich kann mir gut vorstellen, dass die Tiere die Touristen manchmal satt haben.

Da kaum Verkehr herrscht und schon gar keine Laster unterwegs sind, kommt man ins Sinnieren und jedes hängt den eigenen Gedanken nach. Vreni fällt zwischendurch sogar in Schlaf - sie sitzt zum Glück nicht am Steuer.

Doch da kommt plötzlich Leben in uns. Zwei Löwinnen überqueren 100 Meter vor uns die Strasse und beeilen sich wieder im Dickicht zu verschwinden.

Eine Löwin schaut noch kurz zurück und in ihren hungrigen Augen sehe ich den Jagdinstinkt.

Endlich sehen wir einmal Löwen in der freien Wild-bahn. Bisher trafen wir sie nur in den Reservaten.

Sonntag , 24. / Montag 25. Juli 2016   Gweta

Von Kasane nach Gweta sind es 405 Kilometer. Wir halten noch in Kasane und ich versuche zum wiederholten Mal via Handy ins Internet zu kommen. Entweder ist der Empfang schwach oder fehlt ganz, oder das Internet ist todlangweilig langsam oder falls es dann etwas besser ist und zum Herunterladen der Mails taugt, kann man nichts hochladen.

Auch dieser Versuch scheitert. Wir machen uns auf den Weg.

Von Kasane bis nach Nata, vom Norden in den Süden, ist die Strecke wie mit dem Lineal gezogen. Man stelle sich vor, es gäbe vom Bodensee bis nach Genf eine 300 km lange, gerade Strasse. Abwechslung gibt es kaum. Zu beiden Seiten ist die Steppe flach. Nur wenn zwischendurch mal eine kleine Überhöhung kommt, sieht man ins unendliche Nichts.

Kurz vor Nata erreichen wir eine Disease Control (Veterinär-Kontrollstelle). Die Kontrolle beschränkt sich auf den Kühlschrank. Was alles verboten ist, wird widersprüchlich benannt. Einmal ist es nur rotes Fleisch, dann heisst es auch, dass Früchte und Frischmilch dazu gehören.

Es hat wie so oft in Afrika damit zu tun, dass die Beamten nur über Halbwissen verfügen und dies ist nicht einmal bei jedem gleich. Wechselt die Schicht, wechseln auch die Vorschriften. Dazu kommt noch, dass an diesen einsamen Kontroll-posten die Versuchung gross ist, das zu konfiszieren, was im eigenen Haushalt gerade gebraucht wird. "Mama sagt zu Papa er soll sein Abendessen mitbringen"!

Die Lady steigt ins WoMo und kontrolliert den Kühlschrank - alles iO! Wen wunderts,  wir den Inhalt des Tiefkühlfachs und die Früchte in den Unterboden gebracht haben. Aber mit den Schuhen müssen wir ins Desinfektionsbad treten und desgleichen mit den übrigen Schuhen. 

Zum Schluss bittet sie uns um  "Pain Killer", also Schmerztabletten . Nein, haben wir nicht!

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Einen Kilometer nach der Kontrollstelle halten wir und legen alles Fleisch wieder ins Gefrierfach.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Gweta. Wir stehen für zwei Nächte auf dem Planet Baobab Camp. Wie der Name sagt, erwarten uns hier wieder wunderbare Bäume.

Das Camp liegt zwar mitten in der Steppe, weit weg vom Dorf und der Zivilisation. Jedenfalls haben wir keinen Handyempfang und einen Wasserhahn haben wir noch nicht gefunden. 

Dafür gibt es einen schönen Pool und wir wechseln schnell in die Badehose. Aber als ich den einen Zeh ins Wasser halte gefriert mir fast das Blut. 

Gerade mal 19 Grad ist das Wasser und die Aussentemperatur ist über 30 Grad. Aber Vreni überwindet sich und steigt hinein. Nach ein paar Minuten findet sie es sogar angenehm. Ich begnüge mich mit Zuschauen.

Um zu verdeutlichen, wie gross und umfangreich diese Bäume sind, habe ich mal Vreni daneben posieren lassen.

Nach dem Meeting holen wir eine Wurst auf dem Kühlschrank und legen sie auf den Grill. Mit Ingrid und Manfred, unseren heutigen Nachbarn, setzen wir uns zum Abendessen zusammen. 

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Dann geht die Sonne unter und wir bleiben, bis wir die Sterne am schwarzen Himmel deutlich sehen. Wir orten das Kreuz des Südens, den Mars und den Jupiter, sehen Sternschnuppen verglühen und einen schnellen Satelliten vorbei fliegen.

Aus der Luft sehen wir viele ausgetrocknete Wasserstellen. Was übrig geblieben ist sind die Fussspuren der Elefanten, Zebras und von vielen anderen Tieren. Aber dank des Okavango sind immer noch grosse Teile der Ebene überflutet.

Dienstag , 26. Juli 2016   Maun

Von Gweta nach Maun, dem touristischen Zentrum des Okavangodeltas sind es 220 km. Die Strecke ist eintönig und langweilig. Das einzig Bemerkens-werte ist ein Zebra-Kadaver am Strassenrand und gegen 100 Geier, welche sich den Frass streitig machen. Als wir anhalten, fliegen etwa die Hälfte davon und setzen sich auf einen Baum in der Nähe.

Nach ein paar Minuten ist es aber soweit und wir besteigen die Maschinen. Es sind zwar nicht alles Cessnas, aber Hauptsache ist, dass jeder am Fenster sitzt. Die vier Maschinen starten kurz hintereinander und wir fliegen auf einer Höhe von etwa 150 Meter über Grund während etwa 30 Minuten in Richtung Nordwesten, um danach in einem grossen Bogen wieder zurück zu fliegen.

In Maun erwartet uns ein Rundflug über das Okavangodelta.

Geplant ist, dass wir mit 4 Kleinflugzeugen des Typ Cessna 206 fliegen sollen, so dass jeder einen Fensterplatz hat. Aber als wir um 16 Uhr in der Abflughalle warten, erfahren wir, dass es mit der Zuteilung der Flugzeuge eine Änderung geben würde. Ob nun vielleicht doch nicht jeder am Fenster sitzen wird?

Das Okavangodelta ist das im Nordwesten Bots-wanas gelegene Binnendelta des Okavangos. Es wird im Süden durch die Kunyere- und Thama-lakane-Spalten begrenzt, die als hydrologische Barrieren quer zum Okavango verlaufen und eine südliche Fortsetzung des Afrikanischen Graben-bruchs (Rift Valley) darstellen. Der Okavango fächert sich dabei auf und versickert im Kalahari-becken bzw. verdunstet zu grossen Teilen. Dabei bildet er inmitten der semi-ariden Kalahari mit über 20'000 Quadratkilometern eines der grössten und tierreichsten Feuchtgebiete Afrikas. 

Seit 2014 gehört das Okavangodelta zum UNESCO-Welterbe.

Das Delta (eigentlich ein Schwemmkegel) gliedert sich in vier Bereiche, die sich hinsichtlich ihrer Ökologie deutlich unterscheiden: den soge-nannten Pfannenstiel (Panhandle), den permanent wasserführenden Unterlauf des Okavangos, die dauerhaften Sumpfflächen am Ende des Pfannenstiels, die zeitweilig trocken fallenden Bereiche an der Peripherie des Deltas sowie die grösseren Inselbereiche im Inneren des Deltas (Chiefs Island, Chitabe Island) und die Sandveld-Zungen, die sich von Süden her in das Delta erstrecken.

Der Höhenunterschied zwischen dem Beginn des Pfannenstiels und dem Fuss des Deltas in Maun beträgt bei einer Entfernung von rund 250 Kilometer nur 60 Meter. Die Trockenbereiche und Inseln erheben sich nur maximal drei Meter über die Umgebung und haben eine Grösse von wenigen Quadratmetern bis zu vielen Quadrat-kilometern. Der Ursprung dieser Trockenbereiche ist unterschiedlich und geht auf die Kanal-systeme, die Aktivität von Termiten oder geologische Strukturen zurück. Für die grossen Inselbereiche nimmt man tektonische Ursachen an.

Nach 45 Minuten erreichen wir wieder Maun. Jetzt bekommen wir auch noch einen Eindruck von der Stadt - eigentlich ist es eine grosse, dorfähnliche Siedlung mit internationalem Flughafen.

Zum Schluss spediert die Reiseleitung der Gruppe einen Drink, bevor wir dann wieder auf den Platz zurückfahren.

Wasserbüffel und Elefanten