Die Seele Afrikas  -  Botswana

Es sind zwar nur wenige Fahrräder anzutreffen, aber trotzdem sehen wir am Strassenrand eine Freiluft-Velowerkstatt. 

Nach der langweiligen Strecke sind die Dorfdurch-fahrten richtig interessant. Hier konzentriert sich das Leben auf 500 Meter Dorfstrasse. Woher die Menschen kommen und wohin sie nachher wieder gehen wird nicht klar. Es sind kaum "Wohnhäuser" zu sehen. Die kleinen Siedlungen mit vielleicht 10 Hütten sind über das Land verstreut. Sie nehmen offenbar stundenlange Fusswege in Kauf oder hocken gedrängt auf einem Pickup.

Samstag, 4. Juni 2016   Malelane

Wir verlassen Mosambique nach ein paar schönen Tagen an der Lagune von Bilene. Wir haben uns entschlossen, nicht weiter nach Norden zu fahren, sondern via SA und Botswana weiter nach Malawi zu reisen. Die detaillierte Strecke ist noch nicht definitiv und wird täglich neu bestimmt. Irgend wann möchten wir auf die ursprünglich geplante Route zurückkehren und den Zeitplan wieder einhalten um schlussendlich wieder rechtzeitig in Port Elizabeth zu sein.

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Also fahren wir via Maputo zurück an die Grenze, welche wir bereits kennen. Dann geht es weiter nach Malelane, auf das Golfclub Malelane Campsite.

Aber vorher will ich nochmals kurz bei Phil, dem Reifenflicker vorbei, um die vergessenen Bilder nachzuholen.

Bis kurz vor Maputo ist die Strecke ohne Abwechs-lung, eher ermüdend. 

Einzig, die paar Ziegelbrennereien entlang der Strasse sorgen für Abwechslung.

Immer wenn ich anhalte um zu fotografieren winken und rufen die Leute. Sie haben einfach Freude, wenn sie einmal etwas ungewöhnliches, unser WoMo, sehen und wenn sich jemand für sie interessiert.

Der Lehm für die Ziegel wird direkt hinter der Brennerei gewonnen und auch dort in die Ziegelform gebracht. Dann werden sie im Freien zum trocknen ausgelegt.

Aus den Öfen qualmt es weil sie mit Holz angefeuert werden, welches in der Umgebung eingesammelt wird. Merkwürdigerweise wird dort auch immer Holzkohle angeboten und ich frage mich, ob das vielleicht ein Nebenprodukt bei der Ziegelbrennerei ist. Vielleicht kann mir das dann  noch jemand erklären.

Wir wurden gewarnt, dass mit Sicherheit in den Dörfern, wo die Geschwindigkeit auf 60 kmh begrenzt ist, diese mit Radar überwacht wird. Darum haben wir bei der Vorbeifahrt den Polizisten jeweils gewinkt. Sie wussten, dass wir es wissen! Diesmal haben sie niemand von uns erwischt!

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Auf einer Kreuzung sind sie gleich zu dritt gestanden, wahrscheinlich war die Aufgabe für einen Einzelnen zu anspruchsvoll!!

Dann, an der Peripherie von Maputo, beginnt das hektische Leben. 

Über eine Strecke von geschätzten 10 Kilometern reiht sich Bude an Bude. Vielleicht weil es Samstag ist, sind so viele Menschen unterwegs. Es ist ein Gewusel und Gedränge. Manchmal stehen die Autos in 2 Kolonnen nebeneinander, obwohl die Strasse einspurig mit Gegenverkehr ist. Manchmal ist nicht mehr zu sehen, wo die Strasse durchführt.

Mit Geduld richten die Menschen ihre Verkaufs-stände ein, legen die Früchte sorgfältig aufeinander, damit es zum Kaufe verlockt. 

Dann setzen sie sich dazu und warten - warten bis sich jemand dafür interessiert. Nur selten wird etwas laut angeboten.

Viele Verkäufer laufen aber den langsam fahrenden Autos nach und halten die Ware in die Luft. Einmal sind es Früchte, dann wieder Pannendreiecke oder Feuerlöscher. Wenn ein Auto anhält um etwas zu kaufen, warten die anderen Autos geduldig - ohne Hupkonzert.

Dann kommen wir an einer stinkenden und rauchenden Müllhalde vorbei. Auf einer Fläche von vielleicht 4 Fussballfeldern wird der Müll der Stadt verbrannt. Auf den Halden steigen Menschen und Hunde umher um etwas Brauch- oder Essbares zu finden.

Jetzt wo wir vorbei sind, müssen wir während Minuten die Fenster offen halten um den Gestank loszuwerden.

Kurz vor der Auffahrt zur Autobahn steht wieder eine Radarkontrolle. Wie schon zuvor greife ich wieder zur Kamera - nur diesmal werden wir angehalten. Der Polizist fragt, warum ich die Polizei fotografiere (ich weiss, dass dies verboten ist!). Ich erkläre ihm, dass ich ganz Mozambique fotogra-fieren würde. Nach einer kurzen Diskussion mit seinen Kollegen, erklärt er, ich solle ein Foto von ihm mit seinem Motorrad machen. Gesagt - getan! Stolz steht er dabei. Nach einem allseitigen Händeschütteln und guten Wünschen fahren wir weiter.

Geduldig und mit viel Umsicht schaffen wir es nach mehr als einer Stunde dem Gedränge zu entkommen.

Rasch werden die Buden und Stände entlang der Strasse weniger und es geht wieder flott voran.

Die Zeit für ein paar Fotos der Werkstatt in Malelane reicht nicht mehr. Das holen wir morgen nach.

In Malelane übernachten wir auf dem Golfclub Campsite.

Nach etwa 60 Kilometern folgt eine Mautstelle und kurz danach die Grenze zu Südafrika. Kurz vorher hat es wieder viele Stände und Hütten. Es gibt wahrscheinlich kaum etwas, was nicht angeboten wird - neu oder gebraucht.

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Der Grenzübertritt geht schnell - wir wissen ja inzwischen, wie es geht.

Gebrauchte Reifen sind ein begehrtes Handelsgut. Wechselt ein etwas Bessergestellter die Reifen, so verkauft er die alten dem Händler. Dieser wiederum verkauft sie für wenig Geld an jemanden weiter. Der neue Besitzer fährt dann die "abgelaufenen" Reifen solange, bis sie zerfetzen. 

Darum sieht man immer wieder liegengebliebene Karren beim Rad-wechseln. Bezeichnend ist auch, dass diese Karren dann auch wirklich Klapperkisten sind.

Sonntag, 5. Juni 2016   Polokwane (Pietersburg)

Die Reise nach Polokwane führt uns durch die Ausläufer der Drakensberge. Heute und die folgenden Tage geht es darum, möglichst schnell den Umweg über Botswana nach Sambia zu schaffen - anstrengende Fahrtage. Von den heutigen  365 km fährt Vreni mehr als die Hälfte und entlastet mich dadurch. Wir übernachten im Polokwane Game Reserve und hätten noch die Gelegenheit für eine Pirschfahrt.

Aber nachdem Adi auf 16 Uhr für alle einen Rhabarber-Kuchen versprochen hat, ist uns das wichtiger.

Montag, 6. Juni 2016   Francistown (Botswana)

Heute sollen es 480 km sein. Dazu kommt noch ein zeitraubender Grenzübertritt. Die Ausreise aus SA ist unkompliziert und geht schnell. Für die Einreise nach Botswana brauchen wir aber fast eine Stunde. Die Durchfahrt durch das "Niemandsland" ist abenteuerlich. Eine enge Brücke zwischen den Ländern erlaubt jeweils nur einem Fahrzeug die Durchfahrt. Dadurch wird der ganze Transfer unmöglich langsam.

Dann ist endlich alles geschafft und die zwei Stempel sind im Pass und auf dem Gatepass. 

Vor der Ausfahrt kommt aber noch die veterinär-medizinische Kontrolle. 

Weil Botswana in der Vergangenheit immer wieder von Maul- und Klauenseuche heimgesucht wurde, dürfen kein Fleisch und keine Früchte eingeführt werden.

Bei der Kontrolle werden im WoMo der Kühlschrank und vielleicht auch andere Kästen kontrolliert.

Bei den 3 WoMos vor uns wurden Gurken und Bananen eingezogen. Dann ging die Kontroll-Lady ins Kabäuschen und wir konnten unkontrolliert durch.

Zuerst kommt die Passkontrolle  mit einem Stempel im Gatepass. Da steht man nur 10 Minuten an. Die Halle ist mit 9 leeren und einem besetzten Schalter bestückt!

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Anschliessend muss die Strassengebühr und die Haftpflichtversicherung bezahlt werden: 250 Pula  (ca. Fr. 25.-). Das kann nur mit Landeswährung bezahlt werden. Geldwechsel ist aber erst nach der Einreise möglich. Aber zum Glück ist das Bezahlen auch mit VISA möglich. Ich habe die Zeit pro Fahrer gemessen: 4 Minuten. Vor mir standen 8 Personen - rechne!

An gewissen Kontrollpunkten darf kein Fleisch, an anderen keine Früchte wegen den Fruchtfliegen eingeführt werden.

Bereichert die bei der Kontrolle abgenommene Ware vielleicht den Mittagstisch der Beamten?

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Wir stehen in der Parkanlage des Marang Hotels. Um 17 Uhr ist Meeting und wir erfahren endlich, wo uns die neue Route durchführen wird, nachdem Mozambique gekürzt worden ist.

Dann, es ist inzwischen kühl und dunkel geworden, brate ich noch ein schönes Stück Straussenfilet auf dem Grill, zusammen mit kleinen Bratkartöf-felchen.

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Während des Grillens beginne ich ein paar dürre Äste von dem Baum abzubrechen, welcher direkt neben dem WoMo steht und die Ausfahrt morgen behindern würde. 

Da bricht gleich der ganze Ast ab weil der Baum komplett vertrocknet ist. Um diese Sache aber zu Ende zu bringen, ziehe ich auch gleich noch an einem weiteren Ast, welcher ebenfalls mit lautem Krachen zu Boden fällt. 

Die morgige Ausfahrt müsste somit problemlos möglich sein.

Der Polizist verlangt meinen Führerschein und meint, ich hätte beim ersten Stop warten müssen bis er mir ein Zeichen gibt zur Vorfahrt.

Ich musste das WoMo abstellen und zum Chef der Kontrollstelle gehen. Aber vorher gehe ich mit dem Polizisten zur Stopptafel und erkläre ihm, dass hier nicht stehe, dass man warten müsse. Er grinst mich nur blöd an.

Beim Chef dasselbe: zwei Ohrfeigengesichter machen sich lustig über mich. Ich erkläre ihnen, dass ich keine Zeit für Spässe habe und sie sollen wir sagen, was sie von mir wollen. Da keine Antwort kommt, halte ich die Hand hin und zeige auf meinen Ausweis, den ich dann auch bekomme. 

Verärgert fahre ich weiter.

Unterwegs bis zum heutigen Ziel gibt es weitere 3 Kontrollstellen, wovon die ersten beiden nicht besetzt sind.

Bei der letzten wird grosser Aufwand getrieben - nicht seuchenpolizeilich, sondern schikanös.

20 Meter vor der Kontrollstelle gibt es einen STOP mit Tafel und Strich am Boden und bei der Schranke desgleichen. Ich halte also beim ersten Stopp und mache ein Foto. Dann fahre ich weiter bis zur Schranke.

Dienstag, 7. Juni 2016   Nata Lodge (Botswana)

Heute sind es nur 190 km bis zur Nata Lodge. Dafür ist die Strecke eintönig und die Strasse immer wieder löchrig. 

Aber gegen Mittag erreichen wir die Lodge und haben am Nachmittag Zeit um auszuspannen und zu lesen.

Die Nata Lodge hat etwa 20 gut ausgestattete Hütten und einen sandigen Campground. Da vor uns bereits die Schnellfahrer angekommen sind, haben die die besten Plätze auf festem Boden und mit Stromanschluss besetzt. Wir sind dann in den hinteren Teil gefahren, welcher nur für 4x4 Fahrzeuge freigegeben ist. Das ist alles kein Problem für uns. Wir meistern den Sand und den Strom machen wir selbst!

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Um 16 Uhr findet das Meeting statt und wir werden auf den Grenzübertritt nach Zimbabwe vorbe-reitet. 

Um einmal nicht kochen zu müssen, beschliessen wir ins Restaurant zu gehen.

Die einzige Abwechslung sind dann und wann eine störrische Kuh oder ein Esel welche auf der Fahrbahn stehen bleiben und mitunter ein schöner Baum, jedoch ohne Laub - es ist Winter!

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Gestern hat ein Tankwart geklagt, dass es zu dieser Jahreszeit bereits sehr kalt wäre, bei 23°, und in der Nacht noch viel kälter. Er fühle sich erst ab 32° so richtig wohl!

Entsprechen ist er auch mit dicker Jacke und Mütze bekleidet.